Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 15.1923
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Heft 2
DOI article:Schröder, Hans: Lüneburger Terrakotten der Renaissance
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Von dem bedeutfamen Schmuck diefes Kaufes (Äbb. 14) find nur Refte auf unfere
3eit gekommen, da das Baus 1802 umgebaut und verkleinert wurde, tlrfprünglid)
werden zwei Längsfriefe und mehrere Lifenen aus Terrakotten die Straßenfront ge-
gliedert haben, jetjt find nur nod) fenkredjte Streifen von aneinandergereihten Platten
erhalten, die aber nicht die urfprüngliche Anordnung wiedergeben. Die Streifen
von Ornamentplatten find von Porträtplatten unterbrochen. Nur der obere Teil des
Portals kann uns noch einen Begriff von der urfprünglidjen „Feinheit und dem Reich-
tum der Ornamentik“ vermitteln. 3u beiden Seiten der Tür ftanden Pilafter mit
ornamentierten Schäften, deren korinthifierende Kapitäle in Reften noch erhalten find.
Im 3wickel des Türftid)bogens finden fid) phantaftifche Oerleiber. Das Gefims darüber
befteht aus länglichen Platten, auf denen je zwei fdhildtragende Grotesken dargeftellt
find. Über dem Gefims wölbt fleh eia Bogenfeld in beinahe Fjalbkreisform, von reich
ornamentierter Sima eingerahmt. In der Mitte des Bogenfeldes ein glafiertes Bruftbild
von einem Kranz in hoher ölölbung umrahmt. Dies glafierte Medaillon weift auf die
Lüneburger ÜJerkftätte hin. Es ftellt Karl V. dar und ift fdjeinbar nach der bekannten
Medaille Peter Flötners geformt. Die übrige Fläche des Tympanons füllt fein gezeichnetes
Blattwerk aus. Auch an der Nordfeite des Gebäudes finden fich nod) Refte eines Terra-
kottengefimfes, da das Baus urfprünglich wohl frei ftand. Außer dem Gefims find hier
nod) neun Quadratplatten eingelaffen. Es findet fid) zunächft ein männliches Bildnis,
von einem Früd)tekranz umrahmt, vermutlich Kurfürft Friedrich den ÜUeifen darftellend,
ferner ein weibliches Bildnis, ebenfalls eingerahmt (Abb. 15). Außerdem kommen zwei Platten
mit einem Greifen und zwei mit einem Doppeladler vor. Scheinbar find es die (Happen
Lübecks und Roftocks, fo daß, da wir auch Löwenplatten in Lüneburg haben, wohl
fämtliche Öllappen der Banfaftädte des wendifchen Kreifes ausgeformt wurden. Eine
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