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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 15.1923

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Heft 2
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Kühnel, Ernst: Persische Fayencen: (Sammlung R. Draeger im Kaiser-Friedrich-Museum zu Berlin)
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https://doi.org/10.11588/diglit.39945#0135

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Bagdader Miniaturftil vom Anfänge des 13. Jahrhunderts in Äuffaßung und Farben-
gebung unverkennbar, wenn auch der dekorative 3weck und die Rückpdß auf das
Rund des Scßalenfpiegels eine befondere Formulierung erfordern.
Bei den gleichzeitigen Lüfterfayencen ift von einer folgen Abhängigkeit kaum etwas
zu fpüren; ihr eigener Kolorismus — es wird neben dem Goldglanz nur ein reines
Kobaltblau und fpäter noch etwas Cürkisgrün verwendet — führt pe auch im 3ei<h-
nerifchen felbftändige Klege, und nur die Kalligraphen werden bei der Fjerftellung prunk-
voller Schriftpiefen noch gelegentlich zu Rate gezogen. Der Gruppierung ftehender und
pbender Figuren in Kummen oder auf Kacheln (Äbb.4) liegt jeder Bildgedanke fern, und
befonders deutlich zeigt pd) die Eigenwilligkeit der Lüftermalerei in Beifpielen wie der
682 d. Fj. (1283 n. Chr.) datierten Sternpiefe mit der Darftellung eines Burg- oder Palast-
tores (Nr. 15), deren ausgefprodjen keramifche Behandlung jeden Gedanken an ein
graphifches Vorbild ausfchließt.
Die Mongoliperung der Cypen, die — nicht nur aus politifchen, fondern auch aus
äfthetifchen Gründen — im 13. Jahrhundert in Perpen allgemein Mode geworden war,
führte in den Fayencen von Sultanabad bisweilen bis zum eleganten Idealporträt.
Beweis dafür der große Celler der Sammlung Draeger, fcßwarz und blau mit einer
männlichen und einer weiblichen Figur, beide äußerft dekorativ zufammengefchloffen
zu feiten einer tulpenartigen Blumenftaude.
In fdjönen Beifpielen ift die reizvolle fcßwarz-grüne, bisweilen noch durch Blau be-
reicherte Luxusware des 14. Jahrhunderts vertreten, mit dichtem vegetabilen Ornament,
in das gelegentlich kleine Vögel eingeftreut werden (Abb. 5). Die fdjwarze Segnung
liegt regelmäßig unter der durchpctpigen Cürkisglafur direkt auf dem Scherben, häußg
fogar etwas vertieß; die zarte Strichführung erweckt nur oß den Änfcßein, als ob pe
über der Glafur ausgeführt fei. Selbft bei den Stücken, in denen das Schwarz weit
überwiegt und nur wenige Verfe oder fpärliches Rankenwerk darin ausgefpart erfcheinen,
verhält es pch nicht anders. Die Gattung ift bisher noch nicht überzeugend lokalipert
worden; die früheren Stücke laßen fid) unfdjwer in die Sultanabadridßung einfügen,
während fpätere eher mit der dann in der Cimuridenzeit (15. Jahrhundert) verbreiteten,
fog. Dagheftanware zufammengehen. Eine prächtige Flafche mit einem Segenswunfdj
in breitem Reliefband rings um den Leib, in eleganteftem Kup von kalligraphifd) un-
tadeligem Schnitt (Nr. 84), gehört pctjerlich noch ins 13. Jahrhundert.
Eine technifd) intereßante kleine Gruppe bilden einfarbige Schalen mit durchßochener,
nur ßücßtig von der Glafur überzogener Mufterung in der Klandung oder im Boden,
in Anlehnung wohl an die chinepfchen „Reiskorn“-Porzellane, und eine Überrafdjung
für den Fachmann bedeutet eine Schale mit einfachem Blattmufter und perpfchen Verfen
in Blau und Schwarz auf elfenbeinweißem Grund (N. 70) infofern, als pe das Datum
607 d. Fj. (1210 n. Cßr.) aufweift, während wir nach unferen bisherigen Kenntnißen pe
unbedenklich um hundert Jahre jünger hätten anfefeen müßen.
Die Sammlung enthält vieles, was in der Iflamifchen Abteilung der Berliner Mufeen
bereits in dharakteriftifchen Beifpielen vertreten ift, anderes aber auch, das befonders
geeignet gewefen wäre, unferen öffentlichen Bepö vorteilhaft zu ergänzen. Das wird
nun freilich, abgefehen von drei Stücken, die als Gefd)enk des Fjerrn Dr. Draeger in die
Iflamifche Abteilung gelangen, kaum möglich fein, da die Kollektion kürzlich von ihrem
Begründer verkauß wurde, übrigens erfreulicherweife nicht ins Ausland, fondern an
einen Berliner Kunftfreund, fo daß pe uns wenigftens nicht ganz entzogen ift.

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