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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 15.1923

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Heft 5
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Die Zeit und der Markt
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https://doi.org/10.11588/diglit.39945#0267

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Der Kunftmarkt

abfefbarer 3eit helfen wird, d. h. ob die Preife
in den näcbßen Jahren wieder ßeigen werden,
um ein folcbes Manöver gefebäftlid) zu recht-
fertigen, ift denn doch mehr als zweifelhaft. Die
beßen Beurteiler hier glauben das Gegenteil
und fagen für den Fall einer Sanierung des
fcbwer leidenden Kunftbandels eine 3e*t kleinerer
Preife und dementfprecbend kleinerer Gewinne,
aber häufigerer ömfätje voraus, wozu jedoch
ein gehörig Stück Pionierarbeit gehört, um ein
weiteres Publikum zu Liebhabern und dann
Käufern, wenigftens in befcheidenem Stil, heran-
zuziehen.
An einem folchen, im vorkrieglichen Europa
ja keine feltene Erfebeinung, fehlt es eben hier
noch immer fehr. Dazu kommt, das alte und
moderne amerikanifche Kunft, Gemälde,Kunft-
möbel, Glas, Keramik ufw., jetjt fehr beliebt ge-
worden ift und die Aufmerkfamkeit zahlreicher
angehender Sammler in Anfprud) nimmt, ttlie
ift es da möglich, daß, von ganz Erftklafpgem
und dabei auch nicht zu Ceuerem abgefeben,
all die Maffen europäifcher Kunßwerke auch nur
zu annähernd brauchbaren Preifen hier Unter-
kunft finden können, die entweder tatfäcblid)
öfters in Begleitung ihrer Beßrer herüberkommen
oder doch wenigftens (und zu was für Preifen
meift!) angeboten werden. Nur zu oft müffen
auch die herübergefchickten refp. herüberge-
brachten Güter wieder den Kleg übers Kläffer
zurückmacben, zumal wenn fie aus Klerken be-
lteben, die ihrer Art nach dem hießgen Ge-
fcbmack nicht entfprechen. Etwas Orientierung
ift daher von allergrößtem Klert für alle, die
nach hier verkaufen möchten, Orientierung über
die bießgen Preife fowobl wie über den
ßgen Gefcbmack und die fonftige Lage des
Marktes.
Die fo vielfach erfebnte Befferung der Lage
auf dem Kunftmarkt hat ßd) noch immer nicht
gezeigt, und es ßebt faft fo aus, als ob auch
diefe Saifon zu den verlorenen wird gezählt
werden müffen. Es ift doch bezeichnend, daß
z. B. eine Auktion wirklich erften Ranges, die
für Ende diefes Monats (Januar) angezeigt wor-
den war, nun bis zum April verfcboben worden
ift, offenbar in der Fjoffnung, daß bis dahin die
erwartete Befferung wirklich eingetreten fein
werde. Es handelt fich um die Klilliam Salomon-
fammlung, die u. a. auch eine Reihe vortreff-
licher italienifcber Primitiven enthält. Diefe nun
haben jetß die Duveens en bloc erworben, viel-
leicht für einen einzigen Kunden. Sie ßnd ja
eigentlich faß die einzigen noch, die momentan
hier im Kauf wie Verkauf große Gefcbäfte zu
machen wißen. Nun hatte der verdorbene
Mr. Salomon meift von bekannten Fjändlern
hier gekauft, zu hohen Preifen, wie es heißt.
Schon aus diefem Grunde fühlen diefe Händler
ßd) nun gezwungen, die Auktion zu „halten“
und die von ihnen feiner 3eit erworbenen Klerke

zu guten, und das heißt heutzutage eben zu
hohen Preifen zurückzukaufen, da kaum eine
genügende 3ahl Privatkäufer auftreten dürften,
die bereit fein würden, derartige Preife anzu-
legen. So ftebt denn fozufagen ein „Gag der
Abrechnung“ bevor, und mancher mag beim
Stand feines übervollen Lagers und dem fowiefo
fd)on bis aufs äußerfte angefpannten Bankkredit
mit Bangem dem April entgegenfeben. Aber
fchon der Auffdjub bis dahin iß viel wert.
Das in Europa durch verfd)iedene I)ände ge-
gangene und, wie es heißt, ebenfo verfchieden
beurteilte fogenannte Porträt Jakob von Fjerten-
fteins, das Dr. Gans, wie hier gemeldet wird,
5olbein dem Jüngeren nun deßnitiv zuge-
fcbrieben haben foll, ift jetjt hier bei Kleinberger
gelandet und ift vielleicht für die Sammlung
M. Friedfams beftimmt, der feine (amtlichen An-
käufe durch Kleinberger beforgt.
Soeben iß auch die berühmte, auf ein und
eine halbe Million Dollars gefdjä^te Olvtj-
Roderer-Sammlung meiß franzößfcher illu-
ßrierter Klerke des 18. Jahrhunderts hier bei der
Rofenbad) Company eingetroffen. Die Samm-
lung foll nicht als Ganzes verkauft, fondern
einzeln abgefetjt werden.
Bei Fjarlow & Co. fab man kürzlich eine
große, von diefer Firma aus der Schweiz ber-
übergebrad)te Sammlung von Blättern erfter
Rembrandts, deßen Fjundertguldenblatt, freilich
in einem herrlichen Abdruck, nicht weniger als
$ 20000 — ein „Rekord“ für eine Rembrandt-
radierung — eintrug, dann Scbongauers und
Dürers u. a. Von Dürer namentlich waren ganz
feltene Drucke vorhanden. Ob ße hier die rich-
tigen Liebhaber finden werden, muß ßd) erß
fnden. F.
Äus der Sammlerwelt
und vom Kun ft Handel
Bankkrad} und Kunft [am mlungen
Unter diefem Citel wird der N. 3- 3tg. aus
Kopenhagen wie folgt gefchrieben:
Die 3eitungen enthalten in diefen Gagen ver-
fchiedene Meldungen über die Veräußerung von
Kunßfammlungen, die zu den vornebmften des
Landes gehören, im 3ufammenhang mit den
neulicben Vorgängen in der Finanzwelt. So hat
der Direktor der vom Staat geßü^ten Boden-
kreditanftalt(Landmannsbanken) FJeilbutb feine
Gemäldefammlung, die einß zu den febönften
von ganz Skandinavien gezählt wurde, teilweife
verkauft. Des verßorbenen Direktors R i n g b o r g
vom gleichen Kreditinßitut ebenfalls fehr wert-
volle Sammlung älterer dänifeber Kunßwerke
kommt diefer Gage unter den Fjammer, und das
nämliche Scfickfal harrt den Sammlungen von
Etatsrat Glückftadt, deßen Verhör durch den
Oberßaatsanwalt über feine Gefebäftsfübrung bei
der Bodenkreditanßalt eben die Spalten der
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