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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 15.1923

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Heft 7
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Justi, Ludwig: Neu erworbene Bilder von Schnorr in der National-Galerie
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https://doi.org/10.11588/diglit.39945#0345

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it>r auf Anordnung des Prinzen von Bayern ein feßr anfeßnlicßes Gefcßenk (id) glaube
in zwölf Louisdors befteßend) dafür, daß ße ißm faß, gemacht hat“. [Overbecks großes
Bild in der Neuen Pinakothek, ein kleines in der Sammlung Laßmann zu Dresden, ab-
gebildet im Februarheft 1922 diefer 3eitfcßrift.] Scßnorr fragt deshalb, ob es nicht
ratfam fei, „nach einer 3eicßnung, die id) im vorigen (Hinter nad) dem Mädchen
machte, ein Bildeten zu verfud)en ... da bei der unendlid) reinen Form des Geficßts
eine frappante Ähnlichkeit kaum möglich wird (Cßorwaldfen felbft fagte: (Denn man
noch fo ein treues Porträt von ihr zuftande brächte, fo würde kein Menfd) glauben,
daß das Bildnis ein Porträt fei). Im Sommer darauf, 1822, wohnt er dann in Äriccia,
und es gelingt il)m nun dod), „die kleine Vittoria habhaft zu werden. Neulid) faß id)
fie auf dem Blumenfeft, id) redete fie an (id) kenne fie nämlich von Redens her) und
unter dem Vorwand, den Efel ihrers Vaters gelegentlich zu mieten, bat id) ße, mir
ihre (Hoßnung anzuzeigen“. Hnd dann „hat ßch’s aber gemacht, daß das Mädchen,
weld)es id) nur in ihrem eigenen ßaufe unter den ungünftigften ümftänden und nur
kurze 3eit zu fehen hoffen konnte (die Italienerinnen, wenigftens die im Kirchenftaate,
feßen ihren Ruf aufs Spiel, wenn ße ßd) malen laßen, es ift ihnen alfo alles dran gelegen,
daß es niemand erfahre), mit ihrer Mutter hierher nad) Äriccia kommt, wo die Sache
allerdings vor den Älbanefern beßer als in Älbano verborgen werden kann. Id) habe
daher die Gunft des Glücks nod) weiter verfud)en wollen und mit großer Kühnheit ein
Porträt gleich im großen angefangen und die Untermalung der Figur wenigftens bereits
zuftande gebracht; und weil id) neulich eine Stellung faß, von der id) glaube, daß fie
vor der früher erwählten (obwohl jene eigentlich für ein Porträt mir die fcßicklicßere
feßeint) große Vorzüge hat, fo bin id) gefonnen, rafd) noch ein zweites Porträt zu
unternehmen. (Her weiß, wann mir wieder fo ein fcßönes Geßd)t vor die Äugen,
wenigftens halbe Hage lang vor die Äugen kommt; und dann bei einem Porträt arbeite
id) gewißermaßen fürs andere. Id) lerne das Geßcßt kennen, das Äuge bleibt frifeßer...
(Henn id) nad) Rom komme, werde id) von beiden Bildern kleine 3eicßntmgen machen
und fie an Quandt feßieken, damit er wählen kann, weld)es icß für ißn fertig machen
foll. (Has nun die Erwartung betrißt, mit welcher Du diefer meiner Arbeit entgegen
fehen darfft, fo bitte icß zu bedenken, daß icß ein nod) gänzlich ungeübter Porträt-
maler bin, daß es mir von Daus aus eben nicht verließen ift, Sd)önßeit zu faßen und
zu geben, daß Quandt mir woßl eben darum gerade diefen Auftrag gegeben hat, auf
daß icß wenigftens, foviel wie möglich, durch Studium der Schönheit den Sinn dafür
fcßärfe und die Fähigkeit, ße darzuftellen, entwickele.“ Aber nod) in einem Nachtrag
zum felben Brief berichtet er: „was das Porträt der Älbaneferin betrißt, fo wird es
doch bei einem bleiben. Icß habe von der anderen Stellung, die icß, wie oben gefagt,
für vorzüglicher als die früher erwählte hielt, geftern eine 3eicßnung gemacht und
gefeßen, daß die erfte doch für ein Porträt die paßendere und alfo unbedingt vor-
züglichere ift. Hm nun nicht oßne Not mit der 3<2it ins Gedränge zu kommen, will
id) es bei jener 3^id)nung bewenden laßen und lieber mit Ruße das erfte Bild voll-
enden. — Icß bin aber froß die Probe gemacht zu haben, ßätte icß ße nießt gemacht,
würde icß immer glauben, die Sache nießt recht gefaßt zu haben, und deswegen nießt
mit der Ruße und Liebe haben arbeiten können, wie mir es nun möglich ift“. Aus-
führlich feßreibt er an Quandt über die Schwierigkeit der Durchführung: „3uerft zeichnete
icß den Kopf mit Bleiftift, ßng dann gleich im großen das Bild für Sie an. Doch kam
icß hierbei in die größte Verlegenheit. Fortwährend wurde icß mit 3weifel über die
(Haßl der Änficßt des Kopfes geplagt, icß zeichnete andere Änßcßten, faßte Pläne zu
einem neuen Bild. [3wei 3dcßnungen des Kopfes in der Nationalgalerie, von 1821
und 22, in der Näße des Gemäldes ausgeftellt.] Die Notwendigkeit, Untermalung und
Übermalung trocken werden zu laßen, verhinderte mich den Kopf gleich möglicßft fertig zu
maeßen, icß vergeudete daßer manche feßöne Stunde, die Fjände etc. zu malen, welches
mir nun freilich zu verzeihen ift, da icß erftlicß vor allem darauf bedacht war, für Sie
 
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