Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 15.1923

DOI Heft:
Heft 8
DOI Artikel:
Die Zeit und der Markt
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.39945#0415

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Sammlungen

Unternehmen in Szene fefeen zu können, und
damit wird die bevorfteljende Eröffnung diefer
Säle fidjerlidj zu einem bedeutfamen Ereignis
werden.
ttlährend diefer böcbft mühfeligen Neuauf-
fteilungsarbeiten hat aber die Leitung der Galerie
auch nicht die Vermehrung jener Beftände ver-
geffen, die teils im Ludwigstrakt des unteren
Belvedere (Moderne) und im oberen Belvedere
(öfterr. 19. Jahrhundert) zur Äufftellung gelangen
werden. Von öfterreichifchen Meiftern des
19. Jahrhunderts wurden neu erworben: zwei
Stilleben von (Jlaldmüller, eine vorzügliche Sol-
datenfzene von Karl Schindler, ein Bildnis der
Malerin Cheer von Amerling, ein früher Makart
(Bildnis der Frau v. Bruckmann), ferner Bild-
niffe von Canon und Barbara Krafft und eine
Landfdjaft von J. E. Schindler „Aus Lundenburg“.
An deutfdjen Meiftern Bilder von Blechen,
J. Ch. Dahl, Eybl, C. D. Friedrich. Befonders
zu begrüßen ift die Erwerbung an älterer und
zeitgenöffifcher Moderne, und zwar „Der Ver-
wundete“ von Courbet (1845), eine Variante des
entfprechenden Bildes im Louvre, das „Stilleben
mit dem Fjammel“, eines der beften Frühwerke
von 0. Kokofchka, der damit nun endlich in
einer öfterreichifchen Staatsfammlung vertreten
ift, zwei Landfchaften des jungen Kärntner
Malers 5- Böckl und von Deutfdjen eine Land-
fdjaft aus letzter 3eit von L. Corinth, ein Nolde
(Jofeph erzählt feine Cräume), eine Landfdjaft
von E. Fjeckel, und fdjließlidj eine fdjöne Land-
fdjaft von Viamink.
Huch die Albertina hat inzwifdjen ihre Be-
ftände an moderner Graphik bereichert, fo durch
eine Reihe von 3eidjnungen von Liebermann,
J. F. Millet, Renoir und Segonzac.
Durch die Neuordnung der Sammlungen ergab
fidj auch für das kunfthiftorifdje Mufeum durdj
die Übernahme der altöfterreidjifdjen Meifter
aus der Staatsgalerie, durch Gefdjenke und An-
käufe die Forderung nach einer Neuaufteilung
der altdeutfdjen Malerei. 3unädjft hat in dem
Saal der gotifdjen Plaftik die Krummauer Ma-
donna endlich eine dem Publikum zugängliche,
freilich ihrer Bedeutung wenig Rechnung tra-
gende Äufftellung in einer Glasvitrine gefunden.
Ändere öfterreidjifdje Fjolzfkulpturen, dje ^jer
feinerzeit als Neuerwerbungen der Staatsgalerie
erwähnt wurden, haben in der Gemäldefamm-
lung neben den beiden Cafeln Michael Pachers
ihren Platj gefunden. Damit wurde zwar die
ftarre Scheidung, die zwifdjen der Gemälde-
galerie und den plaftifdjen Sammlungen des Mu-
feums befteljt, durchbrochen, doch ift auch hier
die Geltendmachung der einzelnen tüerke durch
Fjängung und Stellung nicht gerade in dem vor-
bildlichen Sinne gelöft, wie dies in der Staats-
und in der Äkademiegalerie der Fall ift. Jeden-
falls ift aber durch die Vereinigung der altöfter-
reidjifdjen Schulen hier ein bedeutfamer Anfang

gemacht, der nicht nur für Öfterreich, fondern
für die ganze deutfdje Kunftgefdjidjte und
Sammlertätigkeit wirkfam werden follte. ttlälj-
rend der alte Befih an falzburgifdjen und tiro-
lifdjen Bildern im großen Oberlidjtfaal vereinigt
blieb, find in dem erften der drei neueröffneten
Seitenkabinette neben den erwähnten Bildern
Pachers und den gotifdjen Fjolzfiguren eine
Maria der böhmifdjen Schule um 1400, in dem
zweiten Vertreter der niederöfterreidjifdjen und
fteirifdjen Malerei des 15. Jahrhunderts, im dritten
die Donaufdjule untergebradit. Mögen einige
der Bilder — der fjauptbeftand wurde bereits
feinerzeit als Neuerwerbungen der Staatsgalerie
vorgeführt — auch nicht das Befte an Qualität
bieten, fo iß es doch zu begrüßen, daß dadurch
den bisher fo vernadjläffigten Schulen befondere
Äufmerkfamkeit zuteil wird. Äudj auf dem Ge-
biete der Barockmalerei hat das Mufeum durdj
Vermächtnis des verftorbenen Kunftljiftorikers
Kutfdjera-GQoborfkiintereffante Neuerwerbungen
zu verzeichnen (Sebaftiano Ricci, Magnasco,
J. B. Gaulli gen. Baciccio, Giufeppe Bazzani),
ferner ein Bildnis von Goya und ein Frauen-
porträt von Reynolds.
Dagegen hat ttlien durdj Verfdjenkung und
Verkäufe in der Liedjtenfteingalerie eine fdjwere
Einbuße erlitten. So wurde das Bildnis von
Rembrandts Sdjwefter an den Bifdjof von Chur
gefdjenkt, das männliche Bildnis von 1636 (Offi-
zier) desfelben Meifters und das prächtige Jüng-
lingsporträt von Botticelli nach England ver-
kauft. Da Fürft Liedjtenftein Souverän ift, kann
der Äusfuhr der ttlerke aus Öfterreich nicht ent-
gegengetreten werden. fj. G.
Brüffel
Das Mufeum kam durch Schenkung in den
Befih des Gemäldes: „Die Fjodjzeit des Malers
Georg Fjoefnagel“ von Francois Pourbus d. Ä.
(geb. in Brügge 1545, geft. in Antwerpen 1581).
Fjoefnagels Crauung fand 1571 ftatt. Fj.
CfjemniA
Die Städtifdje Kunftfammlung erhielt als
Gefdjenk den „Kopf eines Denkers“ von Lehm-
bruck und damit ein zweites Cüerk diefes Künft-
lers. Die Neuerwerbungen des lebten Jaljres?
verbunden mit einer Anzahl Leihgaben, ermög-
lichten eine Reinigung der Sammlung und be-
dingten eine voliftändige ümljängung, die in den
lebten Cüodjen zum Abfchluffe gekommen ift.
Moskau
DasRuffifdje Fjiftorifdje Mufeum bereitet
für die Sommermonate eine Äusftellung von
Miniatur- und Äquarellbildniffen des vorigen
Jahrhunderts vor, zu der auch ein illuftrierter
Katalog in Husfidjt geftellt ift. Als Material
dient die eigentliche Mufeumskollektion fowie
eine Anzahl von Privatfammlungen, fo der Grafen
Gagorin, Golitjin und üwaroff, die jeijt dem
391
 
Annotationen