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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 15.1923

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Heft 9
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Die Zeit und der Markt
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https://doi.org/10.11588/diglit.39945#0463

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die bezeichnenden Stücke vor Äugen zu [teilen,
war das Beftreben des Verfaffers, und die vor-
züglichen Äbbildungen werden die[em 3weck
in vollkommener ttleife gerecht. Es find auch
kurze Erklärungen beigegeben. Für die wiffen-
fchaftliche Verarbeitung des ganzen reichen
Stoffes nach allen Seiten hin und die Behand-
lung der [ich daran knüpfenden Fragen nach
landes- und ortsge[d)id)tlid)en, künftlerifchen,
technifchen Rückfichten ift damit die Grundlage
und der Anhalt gegeben und derVerfaffer freut
[ich befcheiden darüber, einen Dienft folchen
weitergehenden Begebungen geleiftet zu haben,
denen er mit freundlicher Erwartung entgegen-
fieht. * * R. 5pt.
*
C. S. Adama van Scheltema, Kunstenaar
en Samenleving. Die Stellung des Künstlers
in seinem Volk und in seiner Zeit von 500 vor
Christus bis auf unsere Tage (556 Seiten).
Verlag W. L. und J. Brusse, Rotterdam.
Der Verfaffer diefer dickleibigen, in vier Är-
beitsjahren zufammengeftellten tlnterfuchung ift
ein inFjolland zur jüngeren Generation gehöriger
Lyriker. Äls Kunftfchriftfteller machte er [ich
durch das Reifebuch „Italie“, als Cheoretiker
durch den Craktat „Over Idealisme“ bekannt.
Diefer Craktat bildet ein Nachwort zu dem jetjt
ausverkauften Cüerke: „Die Grundlagen einer
neuen Dichtkunft, Verfuch einer gefellfchaftlichen
Kunftlehre“. Das Clerk richtete pd) wider den
Naturalismus und den in Anarchismus um-
fchlagenden Individualismus in der Kunft. Es
zeigt den Sdjriftfteller bereits auf der Bahn
jener tlnterfuchung, die er nun mit feinem
neueften Buche bewältigt hat, der ünterfudjung
nach dem Verhältnis der Menfchengattung
„Künftler“ innerhalb feiner Mitwelt. Das Buch
ift von kompilatorifcher Ärt und fußt hinfichtlid)
der Äntike ftark auf Eduard Meyers „Gefchichte
des Altertums“, hinfichtlid) des Mittelalters auf
Fjuizingas „Fjerbftzeit des Mittelalters“, hinficht-
lid) der Renaiffance auf den Clerken von Burck-
hardt, wenn fd>on Adama van Scheltema [ich
aud) jene Forfchungsergebniffe deutfd)er, fran-
zößipher, niederländifcher Gelehrter zu eigen ge-
macht hat, welche in die Äuffaffungsweife der
erwähnten IJiftoriker inzwifchen Veränderungen
gebracht haben. Die Fjaltung gegenüber der
gefd)id)tlichen Materie bleibt eine ftreng objek-
tive. Der ungeheure Stoff, der mindeftens inner-
halb der niederländifchen Forfchung, nod) nicht
unter einen gleichen Gefid)tswinkel betrachtet
und durcharbeitet worden ift, bleibt in hohem
Grade ftofförmig: die Catfachen felber nämlich
werden zum öüorte gelaffen und die Auslegung,
welche van Scheltema hinzufügt, befleißigt fid)
einer manchmal faft übergroßen 3urückhaltung
undVorpcht. Der ftark perfönliche 3ug, welcher
die Gedichte diefes Niederländers und die oben-
genannte Arbeit über die Grundlagen einer neuen

Dichtkunft kennzeichnet, ift hier vollkommen
ausgelöfcht; wahrfcheinlich darf das Buch im
Fjinblick auf feinen Verfaffer als der Verfuch
betrachtet werden, [ich feelifd) und denkerifd)
in einer anderen Arbeitsform als der des Dich-
ters zu erholen und abzulenken. Das Ergebnis
jedoch darf deswegen nicht als eine Neben-
angelegenheit, als die laienhafte Frud)t müßiger
Stunden angefprochen werden. Mit dem Klerke
liegt, mindeftens für die Niederlande ein neuer
und überaus zuverläfpger Führer in ein ganz
neues Gebiet vor, ins Gebiet des fozialen, wirt-
fchaftlichen, technifchen Verhältniffes der Geiftes-
arbeiter zu ihren 3eitgenoffen. Über den Inhalt
braucht hior nicht referiert zu werden: Noch in
den kunftfreundlichften 3eitaltern, muß Ä. van
Scheltema feftftellen, vermochte wohl ein ein-
zelner Künftler zu öffentlicher Ehrung und zu
privatem Klohlßande zu gelangen, aber der
Künftler als menfchliches Gattungswefen ver-
mochte dem allgemeinen Leben ßd) niemals als
ganz gleichwertig, gleichgeachtet und gleich-
gepchert einzufügen. Das Buch ift in jenem,
übrigens umfangreichßen Ceile am beften, wo
der Schriftpeller die heimifch-niederländifchen
Verhältniffe behandelt, Fjier wird auch der
deutfche Lefer eine Menge wichtiger und ihm
unbekannter Catfachen über das Verlags-, Äus-
ftellungs- und Vereinigungswefen im heutigen
Fjolland erfahren. Fj.
Otto Höver: Indische Baukunst. Jeder-
manns-Bücher ei Verlag F. Hirt, Breslau 1923.
Der architekturkundige Gelehrte wagt es, auf
wenigen Seiten den ttlerdegang indifcher Bau-
kunft zu umreißen. Denn fo muß man den Buch-
titel einfchränken, von Plaftik und Malerei wird
nichts Ausreichendes gefagt oder in Äbbildungen
gezeigt. Mit der Architektur ift Fjöver um fo
gründlicher, vergleicht immer wieder mit Europa
und arbeitet mit den gewohnten Begriffen Gotik
und Barock. Die Darftellung wird dadurch an-
fchaulich, zumal pe für die fchwer faßbare Materie
den fchmieglamen Ctlortfchatj tüölfflinßher Schu-
lung mit bringt — verfchönt durch den eigenen
burfchikofen Einfchlag. Sehr phnell fteuert die
prinzipielle Äuseinanderfefeung wie der Gefchichts-
abriß auf Spätzeiten, da fühlt pch Fjöver am
wohlften. Für die Anfänge pheint ihm das Ma-
terial zu fehlen (fo die cambodgianiphen Cernpel
des 7. Jahrhunderts). ünverftändlich bleibt es,
daß ein bedeutendes Stück Indien, Champa, ihm
ganz entging, obwohl das umfaffende Denkmal-
inventar Parmentiers vorliegt. Das hinterindifche
Fjinterland Laos fehlt, weil die Äufnahmearbeiten
von Lunet de Lajonquiere nur im Manufkript
beftehen. Die pamefifchen Cempelftätten (Sukho-
tai, Cbiengmai ufw.) datiert Fjöver zu fpät, „nicht
vor dem 14. Jahrhundert“, daher auch die ein-
feitige Berückfichtigung der fpäten Denkmäler,
„des Rokokopadiums“. Von Einzelirrtümern fei
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