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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 15.1923

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Heft 11
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Die Zeit und der Markt
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https://doi.org/10.11588/diglit.39945#0545

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Sammlungen

lebten Porzellankabinett eine erlefene Sammlung
deutfdjer und franzöpfcber Caffen anfd)ließt.
Befonders zu gedenken ift fchließlid) nod) der
Galerie mit den Pracbtftücken altd)inepfd)en
Porzellans. Ein Blick durch das Fenfter diefes
Raumes läßt freilich mit Entfetten die in erfter
Linie ihnen, aber aud) der ganzen fchönen
Schöpfung des Sdjloßmufeums und dem Schlöffe
felbft aus allernächfter Nähe drohende Ex-
piofions- und Brandgefahr erkennen. In hoch-
ßens 50 Meter Entfernung erblickt man nämlich
auf dem altehrwürdigen gof der ehemaligen
Akademie einen abfcheulichen Schuppen, in dem
ein Benzintank untergebradbt ift. Qnd weiter
erfuhr man jüngft gelegentlich der Mitglieder-
verfammlung des OlürttembergifchenOIerkbunds,
daß eine Fortfetjung und Vollendung von Bud)-
heitsOIerk auf unbeftimmte 3eit vertagt werden
muß. Die übrigen Räume des Schloffes nimmt
nämlid) — neben dem deutfchen Auslandsinftitut,
das die ihm zugewiefenen Räume im rechten
Flügel nur bis zu der bereits in die Olege ge-
leiteten Errichtung eines eigenen geims zu be -
nutzen gezwungen ift, — die Polizei ein. Qnd
pe denkt trotz eines längft vorliegenden Land-
tagsbefd)luffes, nach dem der von ihr in Ge-
brauch genommene Manfardenßodc des ganzen
Schloffes für die Kunftfammlungen des Staates
zur Verfügung geftellt werden foll, fo wenig an
ein Freimachen der Räume, daß pe fogar weitere
beanfprucht. Dabei pnd viele, die meißen ebenfo
wichtigen Abteilungen der Ältertümerfammlung
feit Jahren wegen der Unmöglichkeit, fie auch
nur notdürftig aufzuftellen, der Allgemeinheit
völlig entzogen; andere Beßände verkommen
und vermodern in allen möglichen ganz unge-
eigneten Magazinen, in feuchten Kellern fogar.
Olenn diefer 3uftand weiterdauert und im Schloß
die Brandkataftrophe eintritt, die ihr nicht nur
durch den Benzintank, fondern ebenfofehr durch
die Dauerheizung der von der Polizei benutzten
Räume im gaufe felbft droht, weil deffen Kamin-
anlagen darauf gar nicht eingerichtet pnd, fo
dürfte der ganze fchöne Beptj an Kultur- und
Kunftdenkmälern mitfamt dem liebevoll ausge-
arbeiteten Plan feiner würdigen Aufbewahrung
und Nutzbarmachung bald nur mehr Gegenftand
einer wenig ßolzen Erinnerung fein, goffentlid)
zeitigen die energifcben Schritte, die der Olerk-
bund in diefer Angelegenheit beim Landtag zu
unternehmen befcidoß, fchleunige Abhilfe und
freie Bahn für die rafche Oleiterführung und
Vollendung von Buchheits fo überaus vielver-
fprechend begonnenem Olerk. J.
* *
*
Frage des gerausgebers. Gibt es in
Olürttemberg noch ein für die Pßege der Kultur
verantwortliches Minifterium?! Oläre hier nicht
auch endlich mal eine lohnende Gelegenheit für
den Reichskunßwart, Energie und organifato-
rifches Gefchidt zur Befeitigung derartig fkanda-

Iöfer 3uftände zu beweifen. Qnd endlich: Gibt
es bei uns überhaupt noch eine öffentliche Mei-
nung, die Geltung hat?!
Ämfterdam
Im Gebäude der Amßerdamer Kunßakademie
ift ein Mathijs Maris-Gedenkzimmer einge-
richtet worden. Die Olitwe des Kunfthändlers
E. van Oliffelingl), eines guten Freundes des
Malers, hat aus dem Londoner Sterbehaus des
Künftlers deffen Atelier pd) nach Ämfterdam
bringen laffen. Diefes ift in dem Gedenkzimmer
der Akademie in der gleichen Oleife aufgeftellt
worden, wie es der Künftler felbft zu feinen
Lebzeiten pd) eingerichtet hatte. Befonders
kennzeichnend pnd für den Maler die Coten-
tanzholzfchnitte von Rethel, die er an den 3im-
merwänden aufgehängt hatte; die Vorliebe für
diefe romantifche Kunft zeigt an, wie ftarkMathijs
Maris, der Realiß, pd) gegen fein Lebensende
von poetifch-träumerifchen Gegenftänden ange-
zogen fühlte. g.
Dresden
Die Sammlung des Sächfifchen Altertums-
vereins im Palais im Großen Garten iß am
15. Mai wieder eröffnet worden. Die Leitung
des Mufeums ift dem fäd)pfd)en Denkmalpfleger
Dr. Bad)mann übertragen worden, dem als
wiffenfd)aftlid)er gilfsarbeiter für den Dienß im
Mufeum Dr. (Halter gentfchel beigegeben iß.
Fjaarlem
Das unter der Verwaltung einer privaten Ge-
fellfcbaft ftehende Kunftgewerbemufeum in
gaarlem, das unter feinem bisherigen Leiter,
Otto van Jaffenbroek, verfd)iedene fehr wert-
volle Aufteilungen internationaler Art einrid)tete,
erhielt in der Perfon des gerrn 01. Penaat
einen neuen Direktor. Otto van Jaffenbroek legte
das Amt nieder, da mit den ihm zur Verfügung
geftellten Geldmitteln er keine Ankäufe von we-
fentlichem Olerte vornehmen konnte. 01. Penaat
iß der Begründer der niederländifchen „Vereini-
gung für 3ier- und Gewerbekunß“, deren lang-
jähriger Vorpitjender er war. Mit Berlage half
er als deffen Schüler an der Reinigung und Ver-
einfachung des modernen Möbelßils in golland.
ßamburg
K u n ft h a 11 e. Die Abteilung moderner Malerei
erhielt kürzlich niit zwei Bildniffen von Eduard
Munch aus den Jahren 1919 und 1921 einen
bedeutenden 3uwad)S, der um fo höher anzu-
fchlagen iß, als damit zum erftenmal Olerke
diefes nordifchen Meißers in den feften Beßtj
der Kunßhalle übergehen. Die beiden fd)on
vorhandenen Munchs „Mädchen auf dem Bett“
und „Landfchaft“, beide aus einer früheren
Schaffensperiode hängen nur als Leihgabe in der
Sammlung und können ebenfobald jederzeit ab-
gerufen werden wie die „Mädchen am Qlaffer“

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