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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 15.1923

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Heft 21
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Der Graphiksammler
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Der G rapbikfammler

Neudruck von:
Cboulant: Die grapbifchen Incunabeln
der Medizin und Naturwiffenfchaften.
Leipzig 1857. Grdpr. M. 10.—.
Verlag der Münchner Drucke, München.
Ko ft bare Drucke
Wilhelm Busch. Max und Moritz. Fak-
simile-Ausgabe. Braun und Schneider, Ver-
lag, München 1923.
Hm 5. Februar 1865 [endet Bufd) aus dem
„eingefcbneiten“ Hliedenfabl an feinen Verleger
Braun das Manufkript des Max und Moritz.
In dem Begleitbrief beißt es u. a.: „leb [cbicke
Ibnen nun hier die Gefcbicbte von Max und
Morit}, die id) zu Nuß und eigenem Plaifir auch
gar febön in Farben gefegt babe, mit der Bitte,
das Ding recht freundlich in die F)ar>d zu neh-
men und bin und wieder ein wenig zu lächeln-
Ich habe mir gedacht, es ließe fiel) als eine Hrt
kleiner Kinder-Epopoe vielleicht für einige
Nummern der Fliegenden Blätter und mit ent-
fprechender Cextveränderung auch für die Bilder-
bogen verwenden.“ — Bmter diefen befebei-
denen Hnmerkungen ift kaum die Hoffnung auf
einen großen Erfolg verborgen. Der Verleger
wird rafcb erkannt haben, daß hier das Jugend-
buch vorlag. Bufd) hat im Manufkript auch den
Cext als Kunftmittel behandelt, ihn durchweg
in lateinifcher 3ierfchrift gefchrieben. Die 3eicb~
nungen find dazwifebengeftreut, ihm faßt unter-
geordnet. Die Kolorierung ift febr fparfam, in
wenigen bauchartigen Hquarelltönen ausgefübrt.
In der Buchausgabe mußte — aus 3weckmäßig-
keit und ted)ni[cben Gründen (1865) —manches
davon preisgegeben werden. Das Format des
Buches wurde kleinerund damit die Seiteneintei-
lungeine andere, der Cext wurde gefegt, die3eid)-
nungen in Fjolzfcbnitt, dem damals beliebteren
Reproduktionsverfahren, übertragen. Sie büß-
ten dabei freilich manche Feinheit ein; der
fjolzfcbneider ftrebte, immer im Fpablick auf
den 3weck und die Cecßnik, nach größtmög-
licher Draftik. Dem entfpriebt auch die reich-
lichere und härtere Kolorierung. So wurde die
Illuftration herrfebend über den Cext. Doch all
das zeigt erft der durch die Fakfimile-Husgabe
ermöglichte Vergleich- Diefer „neue“ Max und
Mori£ ift eben etwas anderes als das Volks-
buch, zu dem Bufd) fd)ließlid) doch auch feinen
Segen gab; ift für den differenzierteren Kunft-
gefcbmack ein Leckerbiffen, ift zugleich eine
ehrenvolle Angelegenheit für Autor und Ver-
leger. Und dürfte darum — wie der „kleine“
Max und Morife — feine Auflagen erleben. —
Die Hliedergabe gefcbal) in vorzüglich gelun-
genem Offfetdruck. HI.
„Das Neue Hamburg“. Herausgegeben von
Karl Lorenz. Hamburg 1923. Gemeinschafts-
verlag Hamburgischer Künstler. Auflage: 450

num. Exemplare, davon 50 auf Bütten, 100 auf
Hadernpapier. Titelholzschnitt von Kar 10 pfe r-
mann.
Der febön gedruckte Großquartband doku-
mentiert das Fortleben jener aktiven Fjamburger
Künftlergemeinfcbaft, die vor Jahr und Cag die
3eitfd)rift „Kündung“ bervorbrad)te. Hlilbelm
Niemeyer — fein heut fchon hiptorifd) gewor-
denes Buch über die Kölner Sonderbundaus-
ftellung fei ihm nicht vergeffen — febeint auch
diesmal wieder tatkräftig mit am HIerk. „Das
Neue Hamburg“ enthält Dichtungen von ihm,
ferner folcbe von Karl Lorenz, Bans HI.
Fifcber, Paulfried Martens und fchließlid)
einen Auffatj von Guftav Pauli über das
Cbema „Stil“. Die Ausführungen Paulis find
kurz, aber prägnant und von einer Befeeltheit,
die fie bedeutend macht. Sie füllten wieder ab-
gedruckt werden und an Stellen, die recht vielen
unter die Augen kommen, „fllfo: ein Stil er-
wächst aus einem Volke . . . Eine Bevölkerung
ift kein Volk, und eine Nation ift es auch nicht.“ —
Mit den literarifeben Beiträgen wecbfeln in dem
Buch ganzfeitige Original-Bolzfcßnitte von Paul
Schwemer, Adolf Bauer-Saar, Claus Hlra-
ge, OttoNiebuhr, B^inrich Stegemann, Karl
Opfermann, Gerhard von Rucktefcbell, Emil
Maet^el (Linolfchnitt), Robert Köpke und Kurt
Löwengar d. Man merkt diefen Künftlern
allen mehr oder minder die Cradition an, auf
der fie bauen: es ift vor allem die der „Brücke“,
erweitert bis Feininger und Kandinfky. Aber
über diefe hinaus bewegen fie pd) zum Ceil
fchon mit der perfönlicben Befreitbeit, die auch
ein Grund für Paulis Bekenntnis fein dürfte —
trofe aller Skepfis: „Es gibt Erfcbeinungen, die
in uns den Kinderglauben nähren, daß hinter
dem Borizont der 3u^unft pcb aud) für unfere
Kunft eine neue Morgenröte ankündigt — ein
neuer Stil.“ — Das vorliegende HIerk ift er-
freulicherweife nicht das einzige Lebenszeichen
des jungen Bamburg. Der Gemeinfcbaftsverlag
Bamburgifcher Künftler kündigt ferner an:
Die Bamburgdrucke. Vorgefehen 12 Bände
in vier Folgen. Berausgeber: Paulfried Mar-
tens, HIandsbek I, Kurvenßr. 37.
Die Rote Erde. Bmmusgeber: Karl Lorenz,
HIandsbek, Manteuffelftr. 42.
Beide Folgen enthalten außer literarifchen
Beiträgen viel Originalgraphik. Sonderpro-
fpekte liegen vor. HI.
Willy Seidel, Das älteste Ding der Welt.
Mit 26 Zeichnungen von Alfred Kubin. Im
Musarion- Verlag. München 1923.
Der literarifcbe Inhalt diefes Buches ift un-
gleichwertig. An Könnerfcpaft fehlt es dem
Autor nicht, aber zu völliger Einheit hat er den
Stoff nicht zu zwingen vermocht. Er zerfließt
ein wenig. Viele alte Motive — die immer wieder
ihre Hlirkung üben — find angefd)lagen, ohne

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