Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 15.1923

DOI Heft:
Heft 22
DOI Artikel:
Neue Literatur zur asiatischen Kunst
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.39945#1075

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Neue Literatur zur afiatifdjen Kunft

Das Licht des Ostens. Die Weltanschauungen
des mittleren und fernen Asiens — Indien, China,
Japan — und ihr Einfluß auf das religiöse und
sittliche Leben, auf Kunst und Wissenschaft
dieser Länder. Herausgegeben von Maximilian
Kern, Degerloch. Mit 408 Abbildungen. Union
Deutsche Verlagsanstalt.
Der vorliegende Sammelband greift das zur
3eit noch allgemeine Intereffe an den geiftigen
und künßlerißhen Äußerungen des fernen Äfiens
auf, um dem breiteren Publikum eine pcbere
Grundlage des filiffens zu bieten, ebenfo fern
von einfeitiger Verhimmelung wie von entwür-
digenden Vorurteilen. Da dabei die mannig-
fachen Gebiete des geiftigen und fozialen Lebens
in voller Breite zur Sprache gebracht werden
und aud) die Neuzeit mit in den Bereich der
Darftellung einbezogen ift, kann man die Ver-
öffentlichung wohl als grundlegend bezeichnen
und auch deshalb fehr begrüßen, als fie im guten
Sinne einfach und allgemein verftändlid) ge-
fchrieben ift, ohne die Schwierigkeiten der be-
gehenden Probleme zu umgehen oder populär
zu verwifchen. Inhalt des vorliegenden Bandes
ift die Gefamtheit des geiftig ethifchen Lebens
von Oft- und Südafien, d. h- alfo Religion,
Philofopbie und Kunft fowie die Verknüpftheit
der fozialen Einrichtungen mit der weltanphau-
lichen Grundhaltung. Das gilt wenigftens, fo-
weit es das Sachmaterial als foldjes betrifft,
das in einem gemeinfamen Rahmen vorgeführt
wird. Nicht jedoch begrifflich, denn die ein-
zelnen Gebiete werden nicht fyftematifd) als
Provinzen einer einheitlichen lüeltanpbauung
deduziert; auch wird nicht die befondere Hrt
diefer Verknüpftheit als Äquivalent des allge-
meinen Cüeltbegriffes klargelegt. Eine folche
(Interfuchung aber kann wohl nur von einem
einzelnen geleijtet werden, nicht aber von einer
Mehrzahl Mitarbeiter, mag der Herausgeber
auch noch fo vermittelnd und leitend agieren.
So begnügen wir uns mit der Catfache, daß
hier die einzelnen Stoffgebiete gefondert und
jeweils abgefchloffen behandelt ßnd, nicht aber
in fyßematiphe logifche Beziehung zueinander
gefegt pnd. Es kann nicht verwundern, daß
dabei Lücken und wohl auch tüiderfprücbe und
Cüiederholungen Vorkommen und daß die Ein-
heit des Ganzen etwas beeinträchtigt wird durch
die allerdings unausbleibliche Bevorzugung be-
fonderer Einzelthemen durch die einzelnen Mit-
arbeiter. So ßeht in den — als folche übrigens
äußerft wertvollen — Darlegungen Kerns das
alte Cbema der aßralen Güeltanphauung be-
berrfchend im Vordergrund, bei Hauer die Joga-
praxis, bei Fifcber die Malerei. Äuch wäre zu
fagen, daß wohl die 3eiten des Ältertums wie
der Neuzeit in gebührender Klarheit zur Gel-
tung kommen, die mittelalterlichen feiten ftellen-
weife jedoch etwas ausdruckslos und matt ge-
blieben pnd. So fehlt vor allem eine fd)ärfere

Erfaffung des Mabayana Buddhismus und der
indiphen Religioptät, foweit pe die Strömungen
zwifcben der eigentlich brabmanifcben und der
neueren binduiftifcben 3eit umfaßt. Äber es
wäre ungerecht, den ttlert des Buches dadurch
in Frage zu ftellen, deffen Reichtum durch die
Äufzäblung der wicbtigften Beiträge angedeutet
werden mag: Otto Fifcber behandelt die indifche,
cbinepfcbe und japanifcbe Kunß, ohne dabei aller-
dings Neues zu geben. Über die Änfcbauung des
Cüeltalls in Indien berichtet Kirfel, deffen große
Ärbeit über dieKosmographiederInder jabekannt
ip; die verfcbiedenen Pbafen der indifcben Re-
ligionen behandelt Hauer, die ergänzt werden durch
den Beitrag von Jakobi über die indifche Philofo-
phie; durch Jolly und tüoitfd) werden dann weiter-
hin Medizin, Naturwiffenphaften, die Äftronomie
und das ftaatlicbe und foziale Leben in Indien
dargelegt, tüas Oftafien betrifft, fo möchte ich
an erper Stelle die intereffanten Arbeiten des
Herausgebers über die Kleltanphauung und Re-
ligion im alten China, fowie über die beiden
Sypeme des Confuzianismus und Caoismus und
das ftaatlicbe und foziale Leben Chinas er-
wähnen. Forke bepbäftigt pcb dann mit der
mittleren und neueren 3^it der cbinefiphen Pl)i-
lofopbie, während Oetder die Volksreligion be-
handelt. Auch hier fd)ließen fid) dann Ausfüh-
rungen über Medizin und Naturwiffenphaften
(Olpp) und Äftronomie (Kloitpb) an. Über
Japan berichten fodann Gundert (Sbintoismus
und Buddhismus) und Kern (Staat und CHiffen-
phaft). Reiches Abbildungsmaterial illuftriert
die einzelnen Ausführungen, das gut heraus-
kommt, obwohl es fid) zumeift um Nachdrucke
handelt. Der Herausgeber hat fid) mit diefer
Arbeit einer mühevollen aber auch dankens-
werten Aufgabe unterzogen; und für das pheuß-
lid)e Citelbild, das als Reklame für einen Mode-
falon geeignet fein mag, wird er nicht verant-
wortlich fein. Karl CCIith-
Julius Kurth, Die Primitiven des Japan-
holzschnittes in ausgewählten Blättern;
mit 42 Tafeln und zwei Signaturen-Täbellen.
Verlag W. Jess. Dresden 1922.
Der primitive japanische Holzschnitt, mit
Einleitung von Carl Einstein. Orbis Pictus
Band 16. Verlag E. Wasmuth, Berlin.
Der primitive japanipbe Holzphnitt, feit langem
als die „Inkunabeln“ diefer Kunft von Kennern
gephäfst, fd)eint nun aud) weitere Anerkennung
pnden zu follen. 3wei Neuerpheinungen zu
gleicher 3eiL die dies Gebiet behandeln. Da in
beiden Büchern die Abbildungen mit wenigen
Ausnahmen verphieden pnd, und die Autoren
zudem nur in ihrer Liebe zum Stoff [ich gleichen,
im übrigen faft belußigend verphiedene Cem-
peramente pnd, fo ergänzen fid) beide Bücher
auf das glücklicbfte.
Kurth gibt in knappen 3ügen vorerft einen
1049
 
Annotationen