Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 15.1923
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https://doi.org/10.11588/diglit.39945#1119
DOI Heft:
Heft 23
DOI Artikel:Riesebieter, Otto: Berliner, Potsdamer und Rheinsberger Fayencen
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Grün, Gelb und Rot (oft blaß oder braun gebrannt) gemalten gerippten Vafen, die
Gerßard üJolbeer als erjter in Deutfcßland nacß delftifcßem Mufter anfertigte, und zwar
fo gut, daß fie früßer oft mit Delfter Fayencen verwecßfelt werden konnten. Das
Manganviolett feßlt alfo. Die Verzierung befcßränkte ficß dabei auf Vögel zwifcßen
Sträucßern mit Cßryfantßemen und Päonienblüten und auf Beßangmufter auf den
Rändern und Scßultern. Vgl. z. B. Cicerone 1912, S. 918, Abb. 7, Abb. 8 (Mitte),
S. 919, Abb. 9 (Mitte und links), S. 920, Abb. 11. Die Form der Vafen ift, wie in
Delft zur 3e‘t des Barocks, durcßweg eine runde.
Anders bei Funcke, tüenn aucß in der Form und der Malerei das Delfter Vorbild,
insbefondere in der Früßzeit, nicßt zu verkennen ift, fo ift ßier im großen und ganzen
docß Selbftändigeres gefcßaffen worden. Die Form der Vafen ift meiftens eine acßt-
kantige, Rippung kommt feiten vor, die Malerei, bei der nicßt fo feßr die blaue Farbe
überwiegt, ift eine feinere, faftigere, exaktere, die Cßinefenfzenen kommen feltener,
deutfcße Barockmotive dagegen oft vor; die Scßultern und die Füße der Vafen ziert
ßäußg ein cßarakteriftifcßes Beßangmufter. Ein fcßönes Beifpiel bietet die in Blau,
Grün, Gelb und Manganviolett auf orangegelbem Grunde gemalte Vafe der Abb. 2.
Eine befondere Spezialität bildet in der Funckefcßen Cüerkftatt die fogenannte Fonds-
malerei, insbefondere bei Vafen und Krügen, vielfacß gefcßmückt mit barocken Scßnitt-
blumen. Ein Beifpiel aus der Seit um 1725 bietet die Abb. 3, deren Vafen auf türkis-
blauem Grund in Manganviolett ausgefparte Malerei tragen. Vgl. z. B. ferner Cicerone
1912, S. 922, Abb. 16; S. 926/27, Abb. 22, 23; 1914, S. 581, Abb. 8; S. 584, Abb. 11
Nacß v. Falke aber ßat Funcke nicßt nur die Fondmalerei mit Scßarffeuerfarben als
eine neue Dekorationsart in die deutfcße Fayencekunft eingefüßrt, fondern aucß die
eigentümlicße Sprißtecßnik, mit der die ßäufigften Grundfarben, Manganviolett und
Blau, auf die ungebrannte, nocß faugende Giafur aufgetragen worden find. Sie wurde
insbefondere bei Krügen angewandt und dann von faft allen deutfcßen Fabriken über-
nommen.
Die fpäteren Fabriken, aucß die Potsdamer, ßaben dann zumeift Vorbilder der beiden
älteren Fabriken benutzt. Das ßaupterzeugnis der Menicusfcßen ÜJerkftatt waren meßr-
farbige Maßkrüge, darunter ein neuer Cypus, der fogenannte Pilafterkrug.
3um Scßluß möcßte icß nocß eins ßervorßeben. Icß ßabe bereits früßer1 darauf
ßingewiefen, daß fowoßl in Form wie Malerei ^2rb\tev Fayencen oft fcßwer von den
jeßt der (Oolbeerfcßen Fabrik zuzuweifenden Vafen zu unterfcßeiden find. Das klärte
ßcß nunmeßr dadurcß auf, daß, wie v. Falke fcßreibt, die Unterneßmer der 1721 ge-
gründeten 3efbfter Fabrik ficß Vafenßoßlformen aus Berlin beforgten und fo jaßrelang
getreue Nacßaßmungen der Berliner, insbefondere der Funckefcßen Fayencen angefertigt
ßaben. In mancßen Einzelßeiten ßaben fie dann ßäußg die Vorbilder nicßt verftanden.
ßierßin geßören waßrfcßeinlicß z. B. die beiden Vafen der Abb. 13, Cicerone 1912, S.921.
* *
*
Das vorzüglicße Bucß v. Falke’s, durcß das er unfere Fayencewiffenfcßaft außer-
ordentlich bereicßert ßat, ift vortreßlicß vom Verlag ausgeftattet. Nur wäre zu wünfcßen
gewefen, daß die zaßlreicßen Abbildungen auf den Licßtdrucktafeln mancßmal etwas
fcßärfer ßervortreten würden.
1 Deutfcße Fayencen, S. 182.
1093
Gerßard üJolbeer als erjter in Deutfcßland nacß delftifcßem Mufter anfertigte, und zwar
fo gut, daß fie früßer oft mit Delfter Fayencen verwecßfelt werden konnten. Das
Manganviolett feßlt alfo. Die Verzierung befcßränkte ficß dabei auf Vögel zwifcßen
Sträucßern mit Cßryfantßemen und Päonienblüten und auf Beßangmufter auf den
Rändern und Scßultern. Vgl. z. B. Cicerone 1912, S. 918, Abb. 7, Abb. 8 (Mitte),
S. 919, Abb. 9 (Mitte und links), S. 920, Abb. 11. Die Form der Vafen ift, wie in
Delft zur 3e‘t des Barocks, durcßweg eine runde.
Anders bei Funcke, tüenn aucß in der Form und der Malerei das Delfter Vorbild,
insbefondere in der Früßzeit, nicßt zu verkennen ift, fo ift ßier im großen und ganzen
docß Selbftändigeres gefcßaffen worden. Die Form der Vafen ift meiftens eine acßt-
kantige, Rippung kommt feiten vor, die Malerei, bei der nicßt fo feßr die blaue Farbe
überwiegt, ift eine feinere, faftigere, exaktere, die Cßinefenfzenen kommen feltener,
deutfcße Barockmotive dagegen oft vor; die Scßultern und die Füße der Vafen ziert
ßäußg ein cßarakteriftifcßes Beßangmufter. Ein fcßönes Beifpiel bietet die in Blau,
Grün, Gelb und Manganviolett auf orangegelbem Grunde gemalte Vafe der Abb. 2.
Eine befondere Spezialität bildet in der Funckefcßen Cüerkftatt die fogenannte Fonds-
malerei, insbefondere bei Vafen und Krügen, vielfacß gefcßmückt mit barocken Scßnitt-
blumen. Ein Beifpiel aus der Seit um 1725 bietet die Abb. 3, deren Vafen auf türkis-
blauem Grund in Manganviolett ausgefparte Malerei tragen. Vgl. z. B. ferner Cicerone
1912, S. 922, Abb. 16; S. 926/27, Abb. 22, 23; 1914, S. 581, Abb. 8; S. 584, Abb. 11
Nacß v. Falke aber ßat Funcke nicßt nur die Fondmalerei mit Scßarffeuerfarben als
eine neue Dekorationsart in die deutfcße Fayencekunft eingefüßrt, fondern aucß die
eigentümlicße Sprißtecßnik, mit der die ßäufigften Grundfarben, Manganviolett und
Blau, auf die ungebrannte, nocß faugende Giafur aufgetragen worden find. Sie wurde
insbefondere bei Krügen angewandt und dann von faft allen deutfcßen Fabriken über-
nommen.
Die fpäteren Fabriken, aucß die Potsdamer, ßaben dann zumeift Vorbilder der beiden
älteren Fabriken benutzt. Das ßaupterzeugnis der Menicusfcßen ÜJerkftatt waren meßr-
farbige Maßkrüge, darunter ein neuer Cypus, der fogenannte Pilafterkrug.
3um Scßluß möcßte icß nocß eins ßervorßeben. Icß ßabe bereits früßer1 darauf
ßingewiefen, daß fowoßl in Form wie Malerei ^2rb\tev Fayencen oft fcßwer von den
jeßt der (Oolbeerfcßen Fabrik zuzuweifenden Vafen zu unterfcßeiden find. Das klärte
ßcß nunmeßr dadurcß auf, daß, wie v. Falke fcßreibt, die Unterneßmer der 1721 ge-
gründeten 3efbfter Fabrik ficß Vafenßoßlformen aus Berlin beforgten und fo jaßrelang
getreue Nacßaßmungen der Berliner, insbefondere der Funckefcßen Fayencen angefertigt
ßaben. In mancßen Einzelßeiten ßaben fie dann ßäußg die Vorbilder nicßt verftanden.
ßierßin geßören waßrfcßeinlicß z. B. die beiden Vafen der Abb. 13, Cicerone 1912, S.921.
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Das vorzüglicße Bucß v. Falke’s, durcß das er unfere Fayencewiffenfcßaft außer-
ordentlich bereicßert ßat, ift vortreßlicß vom Verlag ausgeftattet. Nur wäre zu wünfcßen
gewefen, daß die zaßlreicßen Abbildungen auf den Licßtdrucktafeln mancßmal etwas
fcßärfer ßervortreten würden.
1 Deutfcße Fayencen, S. 182.
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