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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 15.1923

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Heft 24
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Steinbrucker, Charlotte: Henriette Félicité Tassaert
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https://doi.org/10.11588/diglit.39945#1164

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von Klöllner, deffen Bild Berger 1789 für die Berliner ÜIod)enfd)rift geftochen hat,
Herrn und Frau Empaytaz, Friedrich d. Gr. fowie feine Gemahlin, ein antikifierendes
Idealporträt von Philipp Sidney, ferner Marc Antoine Andre de la ßaye de Launay,
ein Porträt Anton Graffs, das fich auf der akademifchen Äusftellung vom Jahre 1788
befand und heute in der Äkademie der Künfte verwahrt wird, wo fid) früher auch
die von ih>r gemalten Bildniffe des Minifters von Heinitj, das Halle geftochen hat, und
des Direktors Bernhard Rode befanden. Die mit großer ülaßrfcßeinlidjkeit ihr zu-
zufcßreibenden Bildniffe der Königin Luife und des Königs Friedrid) Klilhelm III. im
Hohenzollern-Mufeum gehen auf Cifd)bein zurück. Im Jahre 1785 ßatte fie bereits
das Porträt der Frau Cßodowiecka nach Änton Graff kopiert.
Im Depot des Kupferfticßkabinetts hängt ein von ihr gemaltes Porträt, nämlid) das
Bildnis des Violoncelliften und Intendanten der Königlichen Oper in Berlin, J. C. Duport,
des Lehrers Friedrich Klilhelm II., (1749—1819). Diefes 58 cm breite und 71 cm hohe
Paftellbildnis (vergl. die Abbildung) wurde im Jahre 1878 dem Kupferftichkabinett von
der Stadt Löwenberg in Scßlefien aus dem Nachlaß von Fräulein Bertha Fjannemann
überwiefen1. Als Halbfigur gemalt, halb nach links gewandt, mit weißgrauer Perücke,
weißem Jabot, geftreifter graurötlid)er Jacke, ift diefem Bild trot} einer gewiffen Steif-
heit in der Ijaltung etwas überzeugend Natürliches nicht abzufprechen. Lebenswahr
hebt fich der Dargeftellte von dem einfachen Hintergrund ab.
Die Künftlerin zeichnete auch mit fchwarzer Kreide und fertigte felbft Kupferftiche.
Sie ftach 1788 das von ihr felbft gezeichnete Porträt ihres Vaters, ferner das Bildnis
Friedrich Külhelm II. nach Darbes und für Cunningham das Bildnis des Herrn von
Bifchoffswerder nach Schröder.
Nach eigener Kompofition malte fie auch kleine Genrefzenen, fo z. B. ein Junges
Mädchen bei der Näharbeit, eine butternde Bäuerin, einen Knaben mit einem Vogel-
bauer, eine Bäuerin mit einem Gefäß auf dem Kopfe, eine die Gitarre fpielende
Frau, Mann und Frau, ihr Kind badend. In der Dresdner Gemäldegalerie befindet fich
das Bild einer an einem Holztifct) ftehenden, mit weißer Schürze und Haube ge-
fchmückten, einen Apfel fchälenden alten Köchin, zu deren Füßen ein Blecheimer mit
Mohrrüben und ein Korb mit Kohl, Gurken und Geflügel ftehen. 3U diefer Gruppe
gehören wohl auch das im Befitj des Urenkels der Künftlerin, des Oberftleutnants
Robert in Berlin, befindliche Gruppenporträt ißrer drei Kinder Felicite, Auguft und Paul,
auf dem die erftere feitwärts nach links mit einer Puppe am Nähtifch fißt, Auguft fich
an diefen lehnt und Paul mit der einen Hand die Stuhllehne faßt und mit der anderen
ein Pferd mit Reiter hinter fch zieht, und das im Kupferftichkabinett befindliche, nach
einer 3eichnung von Daniel Chodowiecki gefertigte Paftellgemälde „Der Umzug eines
Malers“. Diefes (vergl. die Abbildung) 22 cm breite und 17 cm \)o\)e Bild befand
fich auf der Äusftellung der Akademie der Künfte im Jahre 1810. Aus dem Corweg
eines Haufes fährt ein von zwei Pferden gezogener Leiterwagen, h0(hbeladen mit
Betten, Gemälden, Gipsfiguren, dem Gliedermann ufw. 3ur Seite gehen Männer und
Frauen, die Bilder, Mappen und eine Staffelei tragen. Ganz vorne rechts wird ein
befonders großes männliches Porträt in Dreiviertelfigur getragen. Es ift zweifellos die
Ausführung diefer fubtilen Darftellung in Paftell eine anerkennenswerte Leiftung, anderer-
feits zeigt auch diefes Bild die Schwächen der Caffaertfchen Kunft. Die Farben wirken
hart nebeneinander, und einigen Geftalten, fo z. B. der an dem Klagen einherfchreitenden
Frau nebft Kind, fehlt es an Lebendigkeit. Steif wie Hobzfiguren fchreiten fie daher.
Eigentlich müßte das Kupferftichkabinett noch eine Reihe weiterer Bilder der Künft-
lerin befi^en. Nachdem ßie am 6. Auguft 1818 geftorben war, blieben ihre hteter-
laffenen Arbeiten einftweilen in der Familie, bis ihr Sohn, der Juftizkommiffarius Robert,
fie im Februar 1841 dem Könige für die Mufeen zum Gefchenk anbot. Friedrich
Klilhelm IV. beauftragte den damaligen Generaldirektor Dr. von Olfers, die aus 42 Nummern
1 Vergl. Kupferftichkabinett Inventarnummer 6340/1878.
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