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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 15.1923

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Heft 24
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Studien und Forschungen
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Bombe, Walter: Ein vergessener Maler der italienischen Renaissance (Pietro Paolo Abbate der Ältere)
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https://doi.org/10.11588/diglit.39945#1169

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Studien und Forfdjungen

Diefe Stelle muß von dem Kopiften Spaccini
willkürlid) geändert worden fein, denn Jie lau-
tet: „Niccolo degli Hbati“, der König Karl von
Frankreich dient, und Pietro Paolo, fein Bruder,
der „per designare una furia di cavalli non t)a
pari“1 II. So kann Lancilotto nicht gefcßrieben
haben, weil er 1555 ftarb und Karl IX. erft 1560
den Cljron beft1 i * * * * *eg2. Die Erwähnung König
Karls IX. ift demnadb wabrfcbeinlicb ein 3ufaß
des Kopisten. Ein fpäterer Cbronift, Vedriani,
wiederholt in feiner 1662 erfdjienenen „Raccolta
de’Pittori etc. Modenesi“ unter dem Eitel
„Pietro Paolo Äbbate fratello di Niccolö, Pittore
andj’esso celeberrimo“ neben einigen fd)wül-
ftigen Floskeln im Stile der 3eit ungefähr das-
felbe,was Lancilotto gefagt hatte: „a dipingere
una furia di cavalli non bebbe pari“8. Es wird
alfo wiederum feine Meifterfcbaft in der Dar-
ftellung kämpfender Pferde gerühmt. Sichere
merke des Meifters kannte man bisher nicht.
Venturi hat ihm fogar die Exiftenz als Maler
abfpredjen wollen, da eine urkundliche Nach-
richt, die einzige, die wir über Pier Paolo be-
p&en, von feiner Bewerbung um den Poften
eines 3°bbeamten bei der Mehl- und Korn-
fteuer zu Modena berichtet. Diefe Urkunde ift
ein Brief, den König Karl IX. von Frankreich
1567 an den Fjerzog von Ferrara fchrieb und

1 „Niccolö degli Hbati che serve Carlo Re di
Francia e Pietro Paolo suo fratello, ehe per
designare una furia di Cavalli non ha pari.“
2 Karl IX., zweiter Sohn König Fjeinrichs II. von
Frankreich und der Katharina von Medici, bei
feiner Geburt am 27. Juni 1550 zum Fjerzog
von Orleans ernannt, folgte feinem Bruder,
Franz II., am 5. Dezember 1560 auf den Cbron,
und zwar unter Vormundfcbaft feiner Mutter.
(Inter feiner Regierung ereignete ficb in der
Bartholomäusnacht, am 24. Huguft 1572, die
Parifer Bluthochzelt, jene furchtbare Metzelei,
zu welcher Karl durch feine Mutter Katharina und
deren Freunde ficb fortreißen ließ. Karl IX.
ftarb am 30. Mai 1574 zu Vincennes an der
Sdjwindfucht.
* „Piouano tal volta con gl’ influssi Celesti ne»
corpi bumani doni tanto grandi, e marauigliosi’
ehe coloro, i quali ne sono fatti degni, oper-
ando in qualcbe virtü, doue il genio loro in-
clina, lasciandosi a dietro tutti gli altri buomini
della medema professione, fanno manifesta-
mente conoscere esserli il suo sapere piütosto
dal Ciel donato, cb’ acquistato per industria
bumana: Questo lo videro i Cittadini nostri nel
suddetto Pittore, il quäle, oltre la gratia, cb’
bebbe nell’ esprimere gl' affetti della nature col
pennello arriüo a tal segno in particolare, cb’
a dipingere vna furia di Caualli non bebbe
pari, tanta, o cosi ingegniosa fü la sua virtü
in cosa stimata molto difficile, come il Lanci-
lotto accenna nel Como secondo delle sue
Croniche.“
Vedriani, Raccolta de’ Pittori etc. Modenesi,
Modena, 1662, p. 68.

der in deutfeber Überfettung folgendermaßen
lautet:
Mein lieber Oheim 1
Nicolas de labbe, mein Maler und Offizier,
hat mich wiffen laffen, daß er einen Bruder mit
Namen Pietro Paulo deli Hbbati hat, der in
Eurer Stadt Modena wohnt und ficb bemüht,
von den Konfervatoren der genannten Stadt
das Hmt der Korn- und Meblverkaufsfteuer zu
erhalten. Da er wünfebt, auf Lebzeiten und
nicht nur auf ein Jahr, wie es üblich ift, diefes
Hmt zu bekleiden, und da ich meinem Maler
für feine Dienfte eine Gunft erweifen möchte,
fo bitte ich Euch durch gegenwärtigen Brief
dringend, aus Liebe zu mir den genannten
Konfervatoren Eurer Stadt Modena zu befehlen
und aufzuerlegen, daß dem genannten Pietro
Paulo das erwähnte Hmt auf Lebenszeit oder
allerwenigftens auf einige Jahre länger als ge-
wöhnlich übertragen wird, damit er hierin die
(Clirkung diefer meiner Bitte und Empfehlung
zu feinen Gunften empfinde. (Ind ich werde
(diefen Dienft) von Euch mit ganz befonderem
Vergnügen empfangen, indem ich den Schöpfer
bitte, daß er Euch, lieber Oheim, unter feinen
allerbeiligften und würdigften Schul} nehmen
möge.
Gefcbrieben zu Fontainebleau am zweiten
Cage des März 1567.
Euer guter Neffe Charles.
Robertet.
(Hußen:)
„Hn meinen Oheim,
den Herzog von Ferrara1!“
Der Brief ift in mancher 5inßcht auffcblußreicb.
Pietro Paolo dell’ Hbbate bemüht fiel), von den

1 (Raccomandazione a pro di Pietro Paolo
fratello di Niccolö dell’ Hbbate.)
Niccolö dell' Hbbate viveva nella corte di
Carlo IX., e in compagnia del Primaticcio
dipingeva nel castello di Fontainebleau. Grato
il re al suo pittore, scrisse nel 1567 al duca
di Ferrara, pregandolo di far ottenere dai Con-
servatori di Modena a Pietro Paolo dell’ Hbbate,
fratello di Niccolö un ufficio a vita nelle gabelle.
H Pietro Paolo dell’ Hbbate furono attribuiti
modernamente alcuni monocromati, rappresen-
tanti scene di battaglia, poicbe fu scritto cb’
egli non ebbe pari in disegnare una fuga di
cavalli. Ma 1’ attribuzione non e fondata su
alcuna base solida, sopra aleun riscontro sicuro;
e anzi il documento qui riportato, ci fa dubitare
finanebe dje Pier Paolo, aspirante ad un posto
in gabella, fosse pittore.
Hdolfo Venturi im Hrcbivio Storico dell’ Hrte
II p. 106.
(Hrcbivio di Stato in Modena-Cancelleria
Ducale-Lettere di Principi Esteri.)
„Mon Oncle. Nicolas delabbe mon peintre et
officier ma faict entendre quil a vng frere
demourant en votre ville de modene Nomme
Piedro paulo deli abbatj Lequel poursuyt pour

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