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Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Juli bis Dezember)

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Nr. 150 - 176 (1. Juli 1903 - 31. Juli 1903)
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eiicyenoiaucn >rraueroriiar nacy ücm «rerocgcmacy zur
stellung des Todes des Papstes. Der Kardinal trat an die
oerschlststene Pforte des Sterbezimrners und rief nnter tiefein
Schsteigen der Anwesendcn laut den Namen des Papstes, öff-
nete sodann die Tür und trat, vom ganzen Gefolge begleitet,
an das Bett und klopfte mit einem silbernen Hämmerchen drei-
mal an die Stirn des Toten, indem er ihn laut beim Namen
rief, während alle Anwesenden niederknieten. Sodann ver-
kündete der Kardinal den Versammelten, datz der Papst
Leo XIII. gestorben sei und verließ, von den Geistlichen beglei-
tet, das Gemach.

Deutsches Reich.

Baden.

L6. KarIsruhe, 20. Juli. Zum Wechsel in der
konservativen Parteileitung schreiben die
„Münch. N. N.": Der Landesausschutz der konservativen
Partei hat den Landgerichtsdirektor Frhrn. Albrecht v.
Rüdt-Collenberg zum ersten Vovsttzenden getvählt. Damit
ist nicht nur die überagrarische Richtung zurückgedrängt,
fondern vor allem der konservative Eigenbrödler Frhr. v.
Stockhorner kalt gestellt, der stch mit seiner Klosterfreund-
schaft tvie mit Angeboten von Wahlhilfe dem Zentrums-
führer Wacker jetveils in einer bei den Konservativen Aer-
gernis erregenden Weise aufgedrängt hat. Frhr. v, Rüdt
ist Mitglied der ersten Kammer und hat dort stets gegen
die kirchenpolitischen, auf Aenderung des jetzigen Zustandes
übzielenden Gesetzanträge Wackers gestimmt. Seine Person
ist auch eine Bürgschaft für das alte gute Einvernehmen
mit den Liberalen. Er erfreut sich bei allen Parteien
hoher Achtung. Der ztveite Vorsitzende, Pfarrer Rein-
muth in Knielingen, hat zwar Bassermann im letzten
Wahlkampf tvegen seiner Jesuitenfreundschaft belobt,
allein der Schriftführer, Geistlicher Verwalter Fellmeth,
bas dritte Mitglied des Landesvorstandes, ist wieder ein
Gegner der Klöster und der Freundschaft mit dem Zen-
trum. Die gemätzigte Richtung ist also noch rechtzeitig
an die Leitung der konservativen Partei zurückgekehrt,
deren Sitz in Karlsruhe-Land bei den nächsten Wahlen
sonst verloren gewesen wäre.

V P s o r z h e i m, 20. Juli. Jn einer am Samstag
abgehaltenen Versammlung des hiesigen sozialdemokm-
tischen Bereins wurde Adolf Geck einstimmig wieder als
Landtagskandidat für das im Herbst zur Neuwahl stehende
zweite Pforzheimer Mandat aufgestellt.

Hessen.

— Die „Frankf. Ztg." schreibt: Jn mehreren Blättern
wird das Gerücht verbreitet, der Großherzog von
Hessen habe die Absicht, mit der Prinzesstn Milena
von Montenegro sich zu verlobe n. Wir können fest-
stellen, daß das Gerücht ein reines Phantasieprodukt kst.

Aus der Karlsruher ^eitung

— Seine Königlichc Hoheit der Grotzherzog haben
ben Hauptlehrern Georg Zipf in Gundelfingen, Jakob
B a u in in Bötzingen, Jakob Löffler in Ottenheim, Karl
Ackermann in Friesenheim, Stefan Lösch in Bötzingen,
Josef Meichelbeck in Eberbach, Johann R u tz in Linken-
heim, Johann Schlosser in Dogern und Peter Wtn-
ter in Rutzheim das Verdienstkreuz vom Zähringer Löwen
verliehen.

UMand.

Frankreich.

Paris, 20. Juli. Die E u d i st e n, dsren Ka-
pellen neulich geschlossen wurden, hielten gestern ihren
Gottesdienst im Garten des Klosters ab. An tausend
Menschen wohnten dem Gottesdienst bei. Der Prior,
Pater Les Dorres, richtete an die Versammlung eine
Ansprache, in der er unter anderem sagte, die Mönche
und Nonnen würden ins Gefängnis wandern; es würde
wahrscheinlich Blutvergossen werden, aber die Ver-
Polgung würde der Kirche nur zum Segen gereichen.

Spanien.

Madrid, 20. Juli. Das neue Ministerium ist
"solgendermaßen zusammengesetzt: Villaverde, Prä-
ssident; Graf San Bernardo, Äeußeres; Svnto Guzman,
Zustig; General Martitegui, Krieg; Cobian, Marine;
Gonzalez Besada, Finanzen; Garcia Alix, Fnneres; Bu-
gallal, llnterricht; Gasset, Arbeiten, Von dem früheren

lävmeitünlersMiöelMi
Wiederausbau der Flotte aiis finänziellen Mdestken zur
Zeit ablehnt und überhaupt strcnge Sparsärstkeit ein-
führen bezw. befolgen will.

Der Vesuch der Sulzburger Liedertafel in
Heidelberg.

Heidelberg, 21. Juli.

Zeigte der Himmel am Sonntag unseren lieben Salzbur-
gern seiir freundliches Geficht, so war gestern das Gegenteil
der Fall, denn vom frühesten Morgen ab regnete es in Strö-
men und so mutzte man den angesetzten Mörgenspaziergang
leider in eine Wagenfahrt über den Philosophcnweg, Hirsch-
gasse usw. umändern, welche übrigens unseren Gästen auch sehr
gut gefiel. Die Fahrt endigte bei der Universität, wo man
Aula und Karzer besichtigte und besonders letzterer interessierte
die Salzburger, da man in Oesterreich eine derartige Ein-
richtung nicht kennt. Nach 10 Uhr trafen die Sänger mit der
Bergbahn, da es immer noch regnete, am Schlosse ein. Nach
Besichtigung der Sehenswürdigkeiten und Altertümer begab
man sich zu einem vom Liederkranz gegebenen Frühschoppen
zum grotzen Fatz. Am Eingang der Kellerräume, welche fest-
lich beleuchtet und geschmückt waren, hielten zwei Herolde
stramme Wacht, dah tein Unbefugter die heiligen Hallen
betrete, und reizende Festdamen und Perkeo selbst empsingen
die Sängerschar. Bald entwickelte sich daselbst ein lebhaftes
Treiben; drei Büffets waren errichtet, wo Frauen der
Liederkränzler wunderbar ihres Amtes walteten, und die
schmucken Ehrenjungfraüen düs Amt der Hebe auch recht brav,
vielleicht zu brav, versahen. Perkeo selbst lietz es sich nicht
nehmen, die Gäste persönlich mit einer Ansprache zu begrühen.
Herr Pflanzl aus Salzburg, ein köstlicher Humorist, be-
grützte poetisch „Alt-Heidelberg" (siehe Feuilleton), Herr W.
Freisauff sprach den-Gxmnen für ihre so große Mühe-
waltung den herzlichsten Tfaw^der Salzburger aus und Herr
Jng. Schueller aus SsMurg dankte Herrn Geiger für
das von diesem gespendete so herliche Natz, welchem Dank sich
Herr Rübsamen in warmen Worten im Namen des
Liederkranzes anschloß und manch sröhlicher Gesang durch-
schwirrte diese so „gefährlichen" Räume, und bei den Klängen
der beim Frühschoppen aufspielenden Kapelle wurde sogar ein
Tänzchen gemacht. Eine reizende Aufmerksamkeit erwiesen
die Salzburger den Festdamen durch Ueberreichung echter
Alpenrosen. Punkt 1 Uhr wurde der Frühschoppen geschlossen
und rasch leerten sich die für manchen zu eng gewordenen
Kellerräume. Da man von einer korporativen Ovation am
Scheffeldenkmal des immer noch anhaltenden starken Regens
wegen absehen mutzte, begab sich eine Deputation der Salz-
burger Liedertafel dahin und legte daselbst im Namen ves
Vereins einen mächtigen, mit den altdeutschen Färben ge-
schmückten Kranz nieder.

Da der Himmel immer noch kein Einsehen mit den Fest-
teilnehmern hatie ünd immer noch niehr Natz auf sie herunter-
schüttete, aberluuckklnicht aussah, als wenn er sich des Nach-
mittags zu seinM Gunsten verändern wollte, beschlotz man,
den Ausflug nach Ziegelhausen aufzugeben, und sich nach-
mittags 6 Uhr in der Restauration der neuen Stadthalle za
treffen. Zahlreich waren um diese Stunde Sängerschwestern
und Brüder erschienen und auch hier entwickelte sich bald ein
recht fröhliches Leben, zu dessen Gelingen Herr O. Pfanzl
aus Salzburg das meiste beitrug. Genannter Herr, ein
Künstler in seiner Art, ein Humorist, wie man ihn seltcn fin-
det, trug mehrere oberösterreichische Dialektdichtungen vor
und erntete am Schlusse seiner Darbietungen rauschenden
Beifall. So verrann auch hier rasch die Zeit und bald sah
man das lustige Völklein nach dem Liederkranzheim wandern,
um hier eincn Abschiedstrunk einzunehmen. Das Lokal, zu
Ehren der Gäste mit altdeutschen Fahnen geschmückt, war bald
gefüllt, und Herr Rübsamen konnte den Abschiedsabend
um 9 Uhr mit einer herzlichen Ansprache eröfsnen. War das
Festbankett ani Tage vorhcr großartig in seiner Art gewesen,
so war hier die Herzlichkeit, die Brüderlichkeit zu Haus und
man sah, wie Salzburger und Heidelberger sich liebgewonnen
hatten. Nach den Eröffnungsworten des Vorsitzenden stieg ein
allgemeiner Chor, worauf Herr Musikdirektor Weidt durch
Vortrag von Liedern brillierte. Herr Weidt wurde am Kla-
vier vom Mozarteums-Direktor Herrn Hummel voxzüglich
begleitet und eroberte sich durch seinen herrlichen Gesang im
Sturme die Herzen der sangeskundigen Salzburger. Rau-
schender Beifall lohnte seine Mühe. Nun folgten abwechselnd
Reden und allgemeiner Chorgesang. Von den Reden seien
die Dankesworte des Ehrenprüsidenten Herrn Endres und
des 1. Vorstandes, Herrn Eigner aus Salzburg, erwähnt,
welche, ungekünstelt, aus wahrem Herzen kommend, bci den
Anwesenden jubelnden Anklang fanden. Herr Schramm,
Solo-Bassist der Salzburger, erfreute durch Vortrag eines
Batz-Solo die Anwesenden und imponierte durch seine kräftige
und wohlklingende Stimme. Nachdem noch, wie nicht anders
zu erwarten, Herr Pflanzl köstliche Gaben seines urwüch-
sigen Humors bot, und abermals Chorlieder gestiegen waren,
erbat sich Herr Rechtsanwalt Dr. Oedel aus Salzburg das
Wort. Herr Dr. Oedel ist den Heidelbergern kein Fremder.
Schon auf der für jeden Liederkränzler unvergeßlichen Sänger-
reise nach Oesterreich begeisterte Dr. Oedel in Salzburg durch
seine ideal schönen, nationalen Worte die Heidelberger. Es
ist gewitz jedem Reichsdeutschen interessant, einen deutschen


zu hören, umsomehr aus dem Munde eines solchen Vorkäm-
pfers für Deurschtum im Auslande, als Dr. Oedel cs ist-
Dlanchem schienen seine Worte, seine Art der Redeweise, seine
scharfe Ausdrucksweise etwas auffäillg, doch allen war eS
klar, datz man es da mit einem Manne zu tun hat, dcr für
sein heiligstes, für seine Muttersprache, für sein so heißgeUeb-
tes Deutschtum sein Bestes gibt und geben wird. Seine 'Rede .
vollständig wiederzugeben, wie sie es eigentlich verdiente,-sind
wir Raummangels wegen nicht in der Lage; herrlich schöne
Worte waren es jedoch, die Herr Dr. Oedel sprach, Lurchglüht
von nationalem, deutschem Gedanken! Begeistert lauschten
die Heidelberger diesem Manne, doch begeisterter noch seine
Landsleute selbst, die da wirklich wußten und fühlten, was
Herr Dr. Oedel meint, die da unter seiner tüchtigen Führer-
schast in ihrem so schönen Heimatlande mitkämpfen müssen
für die Erhaltung wahren Deutschtums. Ungeheurer Beisall
folgte den Worten Dr. Oedels. Run sangen die Salzburger
ein uns Reichsdeutschen leider noch gar nicht bekanntes Natio-
nallied, das sogenannte „Bismarcklied", ein schöner Lhor-
gesang mit vertonten Worten Felix Dahn's. Noch manch
anderes Lied stieg, doch war die Zeit gekommen, wo man auch
ans Abschiednehmen denken mutzte. Und nun solgte etwaS,
was wohl selten vorkommt! Man sah Männer, kräftige Ger-
manengestalten, tränenden Auges sich gegenüberstehen, und
was war daran Schuld? Prof. R o h r h u r st's Abschieds-
worte! Wir hatten schon oft Gelegenheit, Prof. Rohrhurst
national und schön reden zu hören. doch, was er gestern sprach,
und wie er es sprach, so hörten wir ihn noch nicht! Worte,
aus vollem Herzen, die ermutigend und anfeuernd wirkten auf
die lieben österreichischen Sangesbrüder in ihrem heiligen
nationalen Kampse. Es waren-Abschiedsworte, die auf alle
Anwesenden einen mächtigen, tiefön Eindruck machten. Als
er endcte, stürmten die Oesterreicher Äuf ihn zu, ihn umrin-
gend, ihm zujubelnd, und Dr. Oedel, der kampfesmutige Vor-
kämpfer stand gcrührt da und fchüttelte ihm krästig und viel-
sagend die Hand. — Und nmi ' Kngs ans Abschiednehmen!
Wohl selten war von SangesbruMrn der Abschied so herzlich
und warm, als von den SalMürgeM, und manch herzliches
Vergelts Goit, anf Wiedersehen! gäb den Gefühlen der Schei-
denden Ausdruck. Eine stattliche Aüzahl Salzburger und
Heidelberger machten jedoch erst tmrklrch Schluß im Cafs
Häberlein. . 7,

Und so wärc sie nun vorbei, dieM'so' schöne Zeit, dieses so
'sehnsüchiig erwarteie ZusammenseiN init den Salzburgern.
Unvergeßlich werden sie bleiben, diese -Tage, einem jeden ein-
zelnen der Teilnehmer. — Heil „Salzburger Liedertafel" I

Aus Stadt und Land.

Heidelberg, 21. Juli.

si- Ortskrimkenkasse. Gestern Abend hielt die hiesige Orts-
krankenkasse im Stadtratssaale dahier eine außerordent-
liche General-Versammlung ab, die von ca. 40 .
Delegierien besucht war. Der Vorsitzende, Herr M. Burck
hardt, Hoflieferant, leitete die Versammlung unter AstisteM^-x
der Herren M. Hohl und Karl Schneider. Punkt 1 der
gesordnung betraf die hälfiige Erneuerungswahl des Vorstan-
des; aus demsclben schieden seitens der Arbeitnehmer die
Herren Karl Schneider, Georg Taub, August Ohse und Adam
Schmitt und von den Arbeitgebern die Herrcn R. Dieffenbacher
und Heinr. Dörr aus. Der Wahlakt ergab eine Wiederwahl
dieser Herren. Der 2. Punkt der Beraiung bildete die Gcneh-
migung der von dem Vorstande seit der letzten General-Ver-
sammtung unter Vorbehalt vereinbarien Verträge; den letz-
teren stinimte die Versammlung zu und nur die Honorieruug
eines auswärtigen Arztes gab zn einer längeren Diskussion
Veranlassung. Mit dieser Angelegenheit soll sich der Vorstand
zunächst noch einmal beschüftigen. Der 3. und Haupt-Bc-
raiungsgegenstand beiraf dieErwerbungeinereige-
nen Liegenschast für die Kasse. Wie bekannt,
sind die dermaligen Kassenlokaliiäten durch die stete Ausdeh-
nung der Kasse und der dadurch bedingten Wahrnehmung bcr
Geschäfte völlig unzureichend und entsprechen keineswegs den
sanitären und hhgicnischen Anforderungen. Schon seit ca. 2
Jahren hat sich die Kassenverireiung mit dieser Sache bcschäs-
iigt, ohne aus Gründen verschiedener Art zu einem greisbarett
Resuliai gekommen zu sein, Vor einigen Tagen ist nun dein
Vorstandc zur Kenntnis gekommen, daß das Anwesen der
Sicgmund Netter Erben, Bienenstratze Nr. 8, verkäuflich scs
und nach einigen Verhandlungen wurde der Kaufprcis aus
100 000 Mk. normiert. Der Vorstand und die Baukommissiou
dcr Kasse weisen darauf hin, datz das Anwesen in guter Be-
schaffenheit ist, daß die nötigen Räume vorhanden sind, dcc
Kaufpreis cin normaler ist und das Grundstück sich in zen-
traler Lage befindet, sodatz sowohl der Ost- wie der Weststadk
durch Verlegung der Kasse in dieses Haus Rechnung getrage»
sei, Nach cingehendcr, lebhaster aber sachlicher Erörterung
wurde e i n st i m m i g der Kauf des Hanses beschlosscn. Wir
glauben, datz dicser Beschluß auch die ungeteilte Zustimmunü
aller beieiligten Kreise finden wird. — Ter letzte Punkt der
Beratung, „Verschiedencs", bezog sich auf die Besprechung der
Errichiung ciner Wasscr-Heilanstalt, des allgemer^
nen Krankenkasscntongresses in Berlin im März d. I., der
Jntrafitrctung des neuen Gesetzes zum 1. Januar 1904 una
der dadurch erforderlichen NeuabfassunP dcr Statuten. ZM"
Schlusse brachie Herr Fabrikant Marx dem Vorstande für seine
Tätigkcit und insbcsondere für die viöleN Bemühungen wegeu

M WSelderg.

Als Gymnasist mit 15 Jahr
Hab i schon hoamli kneipt,

Zwoa Stund' weit san ma meist'nS g'rennt,
Ob's grengt hat oder g'schneibt.
Student'nliada ham ma g'lernt
Frei d'Ang'n ham g'lencht dabei
Ja, wann all's so leicht in Schäd'l gang
War's Studier'n a Spielerei!

0 schönste Zeit, Student'nzeit
Mit Frend'n denkt ma z'rttck

So frei mn's Herz. a lustigs Gmüat,

1 kenn koa größers Glück!

Do wia's halt geht auf dera Welt,

Das Guate währt net lang,

Ma muaß hinans um's täpli Brod,
llms Herz is oam so bang!

Du denkst dann z'rnck an d'Jugendzeit,

Wia schön war do der Tram,

Der oane Wunsch erfülli dei Herz
Nur oanial, wann's nu kam!

Do mit da Zeit vagißt fast all's
Ma wird schön langsam alt,

Es steckt dös Feuer nimma drinn,

Ilm's Herz wird's kloaweis kalt!

A so hab i sinnirt a mal
Da ham's per Zuafall grad
A nengs Theaterstückl gspielt
Bci uns drinn in da Stadt!
„Alt-Heidelberg" hat's g'hoaß'n,

Da Prinz Heinrich war da Held!

Mir hat nu nia a Stuck so g'fall'n
So lang i auf da Wclt!

Frei kalt is üder'n Buckl.grennt
Wia's ön Vorhang aufzog'n hain,

Da Mond hot g'scheint mit'n Silbaliacht,
Mei Herz schnürts ma fast z'samm!

Jn Hintergrnnd „Alt-Heidelberg"

Und obebci s'alte Schloß,

Jn Vordergrund Prinz Heinrich
Mit sein Dirndl auf'n Schoß!

Da niüaßt ma ganz von Strau sei,

Sollt oam da net anders werd'n!
Stndent'n hört ma singa
Ganz hoamli in da Feru:

O alte Biirschenherrlichkeit,

Wie schnell bist dn entschwunden!

Nie kehrst du wieder gold'ne Zeit
So frei und ungebnnden.

Vergebens spähe ich nmher,

Jch finde deine Spur nicht mehr,

0 llsrum, jorum, jorum,

0 guao mutatio rsrum!

1 war dabei bald woanaÜ warn,
s'Hat wirkli net viel g'fehlt,

Mir is grad g'wen, wia wann i
Net da war. auf da Welt!

Dö ganze Nacht hat mir aft tramt,
d'Studente hab' i g'hört
Wlas en tenre alma mator
Alt-Heidelberg verehrt,

Aber in Tram hab i a Bild gsehg'n,

A alte Festung in der Näh'

Jn Hintergrund viel hohe Berg
Am Kopf ob'n Eis und Schnee.

Jn Tal drinn a greans Bandl,

Schöne Villen auf'n Strand,

Jö, jo, dös is jo Saliburg
Mei liabes Hoamatland!

Und !n an Nebelschleier
Siach i a groß Gebänd,

Und aiif'n Platz heraussen,

A mengö jungi Leut.

Auf'n Kopf ob'n a rots Kappsrl,

Und an Deg'n in da Hand,

„Vivat libera seLäsmia"

Hams geschrian all' mitanaud.

Voll Begeist'rimg bin i münta warn.
Den oanzige' Wunsch in mir
Alt-Heidelkerg, die mnatz i ielig'n,

I wallfahrt ljin zu Dirl'! >

Drum grüaß di Gott, metz,Keidelberg,
Du Stadt an Ehren reich '

Am Neckar nnd am Nheiiie,

Keine Andre kommt dir gleich!

Otto Pflanzl,

a l z b u r g-

Noch einmal Hans Sachs.

X Heidelberg, 21. Julu^
Zur Hans Sachs-Aufführung noch ein paar kurze — ut>
die einzigen — Worte in Erwiderung auf die Ausführung.st
den Blättern vom 18. Juli. Wir, die wir uns mitgLtrosO
fühlen, hatten geglaubt, ein kurzer Hinweis auf ein
Uebertreibung", wie sie die Jugend liebr, und wie wir sie
übten, als wir jung waren, würde uns freundlichst nachgesebO
wcrden. Dcm ist nun nicht so. Aber eine Erörterung, die ^
gentlich eine kleine Monographie über Hans Sachs, seinc -8^
und Nürnberg, und die Art, ihn darzustellen, sein tnull '
würde an die frische Unmittelbarkeit einer Liebhaber-Aussu ^
rung rühren; und es wäre schade darum, da man sich in
und Liebenswürdigkeit Mühe, Zeitaufwand und Kosten nuO',.
legt hatte, die wir rühmen und den wackeren Spielern zu cs
ken haben. L. Wollmar-
 
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