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Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Juli bis Dezember)

DOI Kapitel:
Nr. 150 - 176 (1. Juli 1903 - 31. Juli 1903)
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https://doi.org/10.11588/diglit.11499#0142

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len (— 177 Kllometer) in der Stunde erhalten soll.
Die Strecke Liverpool-Manchester (34s4 engl. Meilen
— 65 Kilometer) soll in Zukunft in 20 Minuten zurück-
gelegt werden gegen 40—46 Minuten nach dem jetzigen
schnellsten Zuge. Die Bahn wird nach dem Behrschen
Einschienen-System, das alle anderen Systeme hoher Ge-
schwindigkeit durch die Unmöglichkeit einer Entgleisung
überragt, gebaut werden. Es wird beabsichtigt, die Züge
in Zwischenräumen von je 10 Minuten in jeder Richtung
verkehren zu lassen. Bei einem täglichen Verkehr von nur
4000 Personen, d. h. nur 20 Personen auf den Zug,
und nicht höhern Fahrpreisen als den jetzt auf den Eisen-
bahnen geltenden, ist die geldliche Grnndlage des Unter-
nehmens. vollständig gesichert und eine sünsprozentige
Verzinsung des notwendigen Anlage-Kapitals von 2,1
Millionen Pfund Sterling (42 Millionen Mark) möglich,
nach allen üblichen Abschreibungen, Kosten für Ausbesser-
ung usw. Die Ausgabe der Aktien erfolgt im Laufs
dieses Monats. Die auf 10 Pfund Sterling lautenden
Aktien genießen während des Baues eine dreiprozentige
Zinsgewähr aus den Baukosten.

Serbien.

B e I g r a d, 18. Juli. Der österreichisch-ungarische
Gesandte Dr. Dumba überreichte in seierlicher Audienz
dem König sein Beglaubigungsschreiben.
Der Audienz wohnten der serbische Ministerpräsident und
die Herrcn der Gesandtschaft bei. Der Gesandte gab in
einer Ansprache den Gefühlen der Freundschaft und der
Sympathie Ausdruck, die Kaiser Franz Josef für König
Peter hege und schon für dessen Vater empfunden habe.
Die Eniwicklung der richtigen Handelsbeziehungen
zwischen beiden Nachbarländern sei nur möglich, falls
die Frenndschaft und die guten Beziehungen zwischen
ihnen gepflegt und gestärkt würden. Zu diesem Zwecke
erbitte er die wohlwollende Unterstützung des Königs.
Der König sprach in seiner Antwort die Dankbarkeit
für die Gcsühle des Kaisers Franz Joseph aus und
sicherte dem Gesandten die volle Unterstützung seines
Staates sowie die vertrouensvolle Mitwirkung der Re-
gierung zu.

Arrs St idt und Land.

zX Konzert im Siebenmühlental. Ein guter Gedanke war
es von dem Wirt des prächtig gelegenen Siebenmühlentales,
am Sonntag Abend ein Vokal- und Jnstrumentalkonzert zu
veranstalten und dabei den Männergesangverein „Freund-
schaft" zur Mitwirkung zu veranlassen. Der gute Ruf des
Vereins in gesanglicher Beziehung übte auch diesmal seine
Anziehungskraft auf die Handschuhsheimer aus, denn in so
grotzer Anzahl hatten sich sowohl diese, als auch viele Frcmde
zu dem Konzert eingefunden, datz fast kein Plätzchen mehr im
Garten zu haben war. Die unter der tüchtigen Leitung von
Musikdirektor Mann schneidig vorgetragenen Chöre, wie.
„Nachts am Rhein" von K. Weidt, „Nachtzauber" von Storch,
und Dregerts „Hollunderbaum" brachten den Sän-
gern ungeteilten Beifäll. Auch die Musikstücke des Musik-
vcreins wurden dankbar aufgenommen. Vielleicht hat man
diesen Sommer nochmals Gelegenheit, cinen so schöncn Abcnd
im Siebenmühlental zu verleben.

— Schöffengerichtssitzung vom 18. Juli. Die Verhandlung
gegen Heinrich Michclbach von Handschuhsheim wegen Ueber-
trctung des Paragraphcn 366, Abs. II. R.-St.-G.-B. wurde
vertagt; Friedricsi Johann und Karl Johann von Ziegelhausen
erhielten wegen Körperverletzung je 10 Mark Geldstrafe; W.
v. d. Beeck von Mannheim erhielt wegen Uebertretung der
Motorfahrzeug-Verordnung eine Geldstrafe bon 10 Mark;
Max Bach von hier wegen Uebertretung des Paragraphen 368,
Abs. V. R.-St.-G.-B. 20 Mark Geldstrafe; Georg Ziegler von
Neuhof, Gemeinde Dilsberg wegen groben Unfugs 5 Mark
Geldstrafe; Hermann Müller von hier wurde von der Anklage
wegen groben Unfugs freigesprochen; desgleichen wurden frei-
gesprochen Christine Harr von hier von der Anklage wegen
Beleidigung der Luise Schmitt Witwe und Georg Lulay von
hier bon der Anklage wegen Beleidigung des Karl Lorenz hier;
Hugo Wille, Eheleute von Wieblingen, sind wegen Beleidigung
der Math. Pföhler Wwe. u. Anna Pföhler in Wieblingen ange-
klazt, es erhielten Hugo Wille 20 Mark, dessen Ehefrau 10
Biark Gcldstrafe; Philipp Sauer I. von Eppelheim erhielt we-
gen Beleidigung des Jakob Treiber in Eppelheim 10 Mark
Geldstrafe oder 2 Tage Gefängnis.

Freiburg, 18. Juli. (Schlägerei.) Wie von der Po-
lizei mitgeteilt wird, kam es in der Nacht vom Donnerstag auf
Freitag an der Kreuzung der Berthold-- Kaiser- und Salz-
stratze zwischen einer größeren Anzahl Metzgcrgescllcn — es
sollen etwa 12 Mann gewesen sein — und drei Engländern zn
einer Schlägerei, in deren Verlauf die letzteren von den Metz-
gern schwer mißhandelt wurden. Die Engländer wurden mit
Faustschlägen traktiert, zu Boden geworfen, daß einer von
ihnen bewußtlos blutüberströmt licgen blicb. Als seitens des
Publikums in den Streit eingegriffen wurde, machten sich die

Schlosse lag und ein grotzes Viereck bildete. Drei Seiten wa-
ren von Ställen und Scheunen eingenommen, die vierte bildete
das sehr stattliche Haus, in dem Hartung das erste Stockwerk
inne hatte und in dem auch noch die übrigen Wirtschaftsbeam-
ten wohnten.

Um Hartungs Lippen zuckte ein ärgerliches, spöttisches Lä-
cheln, und sobald er sich genügend autzer Hörweite wutzte, mur-
melte er:

„Das gnädige Fräulein spielt sich ganz als Schlotzherrin
auf! Ladet dich und mich zur Tafel in dem Hause, in dem ich
regiere und in dem sie bis jetzt nur blutwenig zu sagen hat.
Nun, es soll meine Sorge sein, die Bäume zu beschneiden, datz
sie nicht in den Himmel wachsen. Etwas zu raten wird sie mir
freilich aufgeben; kein Zug vom Vater, ganz die Mutter, mit
der nicht gut Kirschen essen war; aber ich zwinge sie schon!"

„Wie hat sie dir übrigens gefallen?" wandte er sich an den
Sohn, dessen Anwesenheit er bei dem Selbstgespräch ganz ver-
gessen zu haben schien.

Edgar stietz einen Seufzer aus, der so drollig klcmg, datz er
dem Vater zu ciner andercn Zeit sicher ein Lächeln abgewoN-
nen hätte; heute war er durch den Zwang, den er sich antun
mutzte, gereizt und lietz seine verdrießliche Laune an dem
Sohn aus.

„Stöhne nicht so albern, sondern sprich!" herrschte er
ihn an.

„Ach, sie ist sehr schön!" war die von einem abermaligen
Stöhnen begleitete Antwort.

„Das habe ich selbst gesehen, Narr. Was weiter?"

„Jch kann nichts anderes sagen! Eine Würde, eine Höhe
entferntc die Vertraulichkeit! Jch kann dir nur wiederholen,
was ich dir schon gestern gesagt habe: Gieb jede Hoffnung
auf!"

„Daß ich ein Tor wäre!" lachte der Oberverwalter ingrim-
mig. „Jch sage dir, sie muß!"

Metzger, von denen nur einer festgenommen werden konnte,
aus dem Staube. Hoffentlich gelingt es auch, die anderen zu
ermitteln, um sie der wohlverdienten Strafe entgegenzufüh-
ren. Der bewutztlos auf dem Platze liegen gebliebene junge
Mann wurde in die Klinik gebracht. Wie dort festgestellt
wurde, seien die Verletzungen nicht gefährlich.

X Schwarzwald, 19. Juli. (Einen sehr lobens-
werten Entschlutz) haben die organisierten Uhrmacher
gcfatzt. Sie wollen gegen die Fabrikanten der sogen. „Nepper-
Uhrcn" vorgchen, da sie das reelle Uhrmachergewcrbe schä-
digen. Es bestehen, wie wohl kaum in weiteren Kreisen be-
kannt sein dürfte, Fabriken, die Uhren zu Schwindelzwecken
herstellcn, falsche Eingaben über das Werk eingravieren, um
eine Täuschung über den wahren Wert der Uhr zu erleichtern.
Natürlich ist dicses Treiben geschwidrig, gelangt aber, da es
meist nur von Fachleutcn crmittelt werden kann, selten zur
Anzeige. Die Uhrmacher werden nun aufgefordert, bei chnen
übergegebenen Reparaturen darauf zu achten, ob die Angaben
am Ührdcckcl der Wahrhcit entsprechen und gegen die Herstcllcr
von Schwindeluhren Anzeige zu erstatten.

O Meersbnrg, 19. Juli. (Ein eigenartiger Un-
f a ll) stieß Herrn OberdomäNendirektor Derdinger zu. Auf
der Fcchrt von hier nach Konstanz stürzte er aus dem Dampf-
boot „Greif" durch einen unvorsichtigerweise offen gelassenen
Deckel in das Schiffsmagazin. Herr Derdinger zog sich dadurch
Verletzungen an dcn Rippen und dem einen Futze zu.

Aus Baden. Jn Baden-Badcn hat sich der Major a. D.
Max Schäffer in seiner Wohnung erschossen. Major
Schäffer hat schon vor einer Reihe von Jahrcn dort seinen
Wohnsitz genommcn und war sehr leidend. Die langjährige
Krankhcit dürfte denn auch der Grund zu dcm Selbstmord ge-
wesen scin.

Heidelberyer Vereinsangelegenbeiten.

Harmonie-Gesellschaft. Vom Wetter begünstigt, fand
am Sonntag das alljährliche Gartenfest statt. Der Nach-
mittag gehörte der Jugend, die die Veranstaltung jeweils mit
Sehnsucht erwartet und daher auch diesmal in hellen Scharen
herbeiströmte. Die frcudcstrahlenden Kleinen wurden mit
Bändern und Fähnchen beschenkt, alsdann stellten sie sich zuni
Rundgang durch den Garten auf. Später wurden verschiedene
Spiele gemacht; auch Sackhüpfen, Topfschlagen, Wurstschnap-
pen und dergleichen wurde veranstaltet. Ein Glückshafen,
eine „automatische" Personenwage, eine Schaubude mit den
seltensten Sehenswürdigkeitcn, cine Schießbudc wurdcn eifrig
in Anspruch gcnommcn, auch beim Preiskegeln war der Zu-
drang groß. So verflohen die Stunden in allgcmeiner Fröh-
lichkeit. — Eine abends abgehaltene Tanz - Unterhal-
tung beschloß das schöne Fest.

Personalriachrichterr.

Aus dcm Bereiche des Großh. Ministeriums des Großh. Hauscs
und der auswärtigen Angclegenheiten.

— Staatseisenbahnberwaltung. —

Versetzt die E i s e n b a h n a s p i r a n t cn: Johann Gei-
ger in Radolfzell zur Zentralverwaltung, Alexander Krehmw
in Achern nach Radolfzell; die E i s e n b a h n a s s i st e n t e n:
Fricdrich Kuhn in Neckargemünd nach Waghäusel, Franz
Schmitt in Friesenheim nach Vruchsal, Karl Gutmann in Haa-
gen nach Pforzheim, Ernst Müssig in Eberbach nach Mann-
heim, Theodor Benz in Schliengen nach Karlsruhe; die
Eisenbahngehilfcn: Fricdrich Moser in Karlsruhe
nach Bruchsal, Karl Kersten in St. Jlgen nach Roth-Malsch,
Albert Kunzer in Zell i. W. nach Haagen, Ludwig Schmith in
Kehl nach Achern, Emil Henn in Efringen-Kirchen nach Baden,
Joseph Maher in Pfullendorf nach Konstanz, Joseph Karg in
Langenbrücken nach Friesenheim, Peter Old in Rheinau nach
Eberbach, Hcinrich Schäfcr in Steinsfurth nach Mingolsheim,
Heinrich Dieter in Konstanz nach Achern, Karl Ries in Achern
nach Friedrichsfeld, Friedrich Erbacher in Bretten nach Karls-
ruhe, Anton Uhrenbacher in Kirchzarten nach Krauchenwies,
Gustav Herzog von Krauchenwies nach Kirchzarten; die Bu-
reaugehilfen: Hcinrich Groß in Lauda nach Mann-
hcim, Anton Heim in Pforzheim nach Haltingcn; der Wa-
genwärter: 'Fintan Hirsmüller in Radolfzell nach Basel.
Aus dem Vereiche des Großh. Ministeriums der Justiz, des
Kultus und Nnterrichts.

Ernannt: Bureauasststent Karl Thum beim Notariat
Karlsruhe I zum Kanzlciassistcntcn bei obigcm Ministerium.

Gestorben: Aufseher 1. Klasse Josef Walter beim Landes-
gefängnis Mannheim.

Ans dem Bcreiche des Großh. Ministeriums dcs Jnnern.

Uebertragen: Dem Kanzleigehilfen Anton Matt beim Be-
zirksamt Frciburg cine Aktuarstelle.

Aus dcm Bercichc dcs Großh. Gendarmerie-Korps.

Zu provisorischen Gendarmen ernannt: Müller, Josef, Ser-
geant vom 1. Bad. Leib-Grenadier-Regiment Nr. 109, Walter,
Ferdinand, Sergeant vom 2. Bad. Grenadier-Regiment Kai-
ser Wilhelm I. Nr. 110, Rüger, Eugen, Sergeant und Batail-
lons-Tambour vom 2. Bad. Grenadier-Rcgimcnt Kaiser Wil-
helm I Nr. 110, Remme, Karl, Unteroffizier vom 2. Bad.
Grenadier-Regiment Kaiser Wilhelm I. Nr. 110, Leppert, A.,
Sergeant vom 5. Bad. Jnfanterie-Regiment Nr. 113, König,
Anton, Sergeant vom 6. Bad. Jnfanterie-Regiment Kaiser
Friedrich III. Nr. 114, Böhm, Georg, Sergeant vom 7. Bad.
Jnfanterie-Regiment Nr. 142, Rünzi, Albert, Sergeant vom
9. Bad. Jnfaiüerie-Regiment Nr. 170, Faßnacht, Johann, Un-

„Die sieht nicht aus, als ob sie sich zwingen lietze."

„Das wird sich finden!" erwiderte Hartung und rieb sich
die Hände. Fräulein Alice von Rohr soll mich morgen kennen
lernen. Gerade ihr Wesen reizt mich, das Tänzchen mit ihr
zu wagen."

„Nimm dich in acht!" warnte der Sohn mit bedenklichem
Kopfschütteln, „die sieht nicht aus, als ob sie mit sich umsprin-
gen lietze, scheint mir trotz ihrer Schönheit ein Bild ohne
Gnade. Da ist ihre Kousine, Fräulein Leonie Helbig, ein ganz
anderes Mädchen. Was hat die während der Fahrt zusam-
mengeschwatzt; für jeden Tag in der Woche haben wir bereits
Ausflüge verabredet. Sie ist lange nicht so schön, wie Fräulein
von Rohr und gefällt mir doch tausendmal besser. Ja, wenn
es die wäre! Hast du dir das kleine herzige Ding gar nicht an-
gesehcn?"

Sie hatten unter diesem Gespräch das Wohnhaus auf dem
Wirtschaftshofe erreicht, und Edgar wollte sich mit einem Grutz
entfernen, aber mit einem harten Griff erfatzte der Vater sei-
nen Arm und zog ihn mit in sein zu ebener Erde belegenes
Mohnzimmer.

„Unterstehe dich und bandle etwas mit der Kleinen an!"
herrschte er ihn an. „Das Mädchen ist sicher arm wie eine
Kirchenmaus."

„Wer sagt dir das?" fragte Edgar, der sich von seinem
Vater nicht so leicht ins Bockshorn jagen ließ.

„Seh' ich ihr an!" brummte der Oberverwalter, „übrtgens
weitz ich auch, daß die verstorbene Frau von Rohr eine Schwe-
ster hatte, der es recht trübselig ging. Nach deren Tode hatte
die Tante das verwaiste Mädchen zu sich genommen und sie
spielt nun die Gesellschafterin bei der gnädigen Kousine. Würde
sich hüten, das zu tun, wenn sie selbst etwas in die Milch zu
brocken hätte, und datz du selbst ein armer Schlucker bist, weitzt
du."

„Du sagst es mir zwar oft genug, aber ich glaubs nicht!"

teroffizier vom 2. Bad. Dragoner-Regiment Nr. 21, Eiseiw
mann, Josef, Unteroffizier vom 3. Bad. Dragoner-Regiment
Prinz Karl Nr. 22, Maier, Franz, Unteroffizier vom 2. Bad>
Feldartillerie-Regiment Nr. 30, Aßmann, Wilhelm, Unter-
offizier vom 5. Bad. Feldartillerie-Regiment Nr. 76, Fried-
rich, Karl, Unterofsizier vom 5. Bad. Feldartillerie-Regiment
Nr. 76, Senn, Robert, Sergeant vom Bad. Fußartillerie-Rr-
giment Nr. 14, Henin, Josef, Unteroffizier vom Bad. Train-
Bataillon Nr. 14, Bruchmüller, Gustav, Unteroffizier voi»
Vad. Train-Bataillon Nr. 14, Kittel, Wilhelm, Unteroffizwt
vom Bad. Train-Bataillon Nr. 14.

Jm Zivildienst verwcndct: Andris, Vitalis, Gendarm, a!s
Hilfsdiener bci der Staatsanwaltschaft Heidelberg.

Jm Zivildienst angestellt: Zimmer, Karl, Gendarm, alS
Landgerichtsdiener in Mosbach, Geiger, Josef, Gendarm, als
Steueraufseher in Mannheim.

Versetzt die Gendarmen: Boppel, Wilhelm, von Frei-
burg nach Wolfach, Heitzler, Franz, von Wolfach nach Roth-
wcil, Ziegler, Friedrich, von Mosbach nach Boxberg, Hartlieb'
Ferdinand, von Boxberg nach Mosbach, Schönle, Martin, von
Tauberbischofsheim nach Mannheim, Schuler, Karl, voN
Schwetzingen nach Mannheim.

Großh. Berwaltungshof.

Etatmäßig augestellt: Wärter Gustav Friederich an der
Heil- und Pflcgeanstalt Jllenau.

Aus dcm Bereichc der Obcrdircktion des Wasser- und
Straßenbaues.

Befördert zum K a n z l e i a s s i st e n t e n: der Gehilsb
Johann Müller bei der Oberdirektion des Wasser- und Stra-
tzenbaues.

Aus dem Berciche dcs Großh. Ministcrinms der Finanzen-
— Stcuerverwaltung. —

Ernannt: Finanzassistent Hermann Strack bei Großh. (H-
nanzamt Schwehingen zum 1. Gehilscn bei Grotzh. Finanz^
amt Buchen, Gendarm Josef Geiger in Jmmeneich zuiw
Steueraufseher in Mannhcim.

Versetzt: Finanzassistent Georg Mack, 2. Gehilfe bei Grotzh-
Finanzamt Offenburg, in gleicher Eigenschast zu Großh. Fi''
ncnzamt Hornberg.

Gestorben: Steuereinnehmer Joscf Schnellbach in DiE
lingen.

Aus dem Bereiche dcs 14. Armeekorps.

Beauftragt mir der Wahrnehmung ciner offenen Assistenz^
arztstelle Hoefer, Unterarzt beim 16. Bad. Jnf.-Regt. Kaiset
Fricdrich III. Nr. 114.

Pcnsionicrt: Koch, Zahlmeister beim 5. Bad. Feldart.-Regt-
Nr. 76 auf Antrag.

Theater- und Kunstnachrichten.

— Konstanz, 18. Juli. Die künftigen DirektoreU
des Konstanzer Stadttheaters, Dr. Karl Pa -
row und Alfred Schmieden, vcrfolgen, wie der „Konst-
Ztg." geschrieben wird, das Ziel, mit der Uebernahme dcs
Kcnstanzer Theaters auch in der Provinz eine Bühne zu grüu-
den, die dem Schauspieler seine soziale Lage er''
lcichtert und dadurch das künstlerische Schaffcn steigert. Vor
allem soll der Engagemcntsvertrag verschiedene Ver-
besserungen erfnhren. Da ist zunächst in den meisten der bis'
her üblichen Kontrakte der sogen. Kündigungspara^
g r a p h. Nach diescm steht die Direktion im ersten Monm
dcr Spielzeit ein einseitiges Kündigungsrccht zu. Dieser Pa''
ragraph hat in der Thcaterwclt unendlich viel Unheil gestistct-
Persönlicher Geschmack und persönliche Antipathien entscheideN
oft über das Schicksal strebsamer und begabter Leute. Jn deN
seltcnstcn Fällen bietet sich den Gckündigten in der begonne-
ncn Saison noch cin gleichwertiges Engagement. Jn der RcgH
sind sie durch die Kündigung künstlerisch und materiell gescha^
digt. Mit Recht äußert deshalb der Schauspielerstand schvjs
lange die Forderung, datz dcr Dircktor vor dem Vertragsab-
schlutz durch sorgfältige Erkundigungen oder durch unmittels
bares Sichoricnticren, eventuell durch Gastspiele die künstle-
rischcn Fähigkcitcn der in Aussicht genommenen Bühncnmi^
glieder feststelle und dadurch die Handhabung jenes Panw°
graphen unnötig mache, eventl. aber als der wirtschaftls^
Stärkere auch ein wider Erwartcn minderwertiges Mitglic»
im Engagenient zu behalten, da es in kleinercn Rollen imme^
noch gut verwcndct werden kann. Der erwähnte Paragrapb
wird in dcn Köntrakten der künftigen Direktion gestrichen wst"
den. Eine andere Unbilligkeit der üblichen Verträge ist dw'
dah dem Schauspieler allein die V e r m i t t e l u n g s g c s
üühr für dcn Thcatcragentcn auferlegt wird. Die nesti'
Konstanzer Direktion wird diese Provision zur Hälfte auf stsb
nehmen. Bisher war allgemcin üblich, daß der Schauspielee
sich zu den Vorproben bei Beginn der Saison 4—6, nnst
unter auch 8 odcr noch mchr Tage unentgeltlich zur Verstst
gung stellcn mutzte. Das Konstanzer Theater wird die crsts
Bühne sein, die die Unentgeltlichkeit dieser Leistung des SchaUst
spielers ganz abschafft und für jeden Vorprobetag eine hai^
Tagesgage gewährt. Dadurch wird verhütet, daß der SchaM
spicler die Saison gleich mit Schuldcn beginnt. Endlich strcb
dic neue Direktion cinc Reform des Bühncnwesens an dm'st!
Beteiligung der Mitglieder am Gewinn.
ist gewillt, die Hälfte des etwaigen Gewinns am Schlutz bc^
Spielzeit unter bedürftige und würdige Mitglieder zu ver
teilen, wobei namentlich die Damen mit ihren Toilettcnbss
dürfnissen bcrücksichtigt wcrden sollen. — Mit diesen Bcstss'
bungen der Direktion, den Schauspielerstand sozial zu hebc;'
gehen ernste künstlerische Bestrebungen Hand
Hand. Ucbcr diese wird später berichtet werden. Beide -ri
rektoren werden auch darstellerisch tätig sein. Dr. jur. Psst

lachte Edgar. „Wenn mcin Vater nun fast sechzehn
ein Gut wie Wiesenberg verwaltet hat, ohne einem MensA-
von seincm Tun und Treiben Rechenschaft ablegen zu müsst^
so wird er sür den einzigen Sohn schon etwas zurückgcWi-
haben."

„Du redest, wie du es vcrstehst!" fuhr ihn Hartung st i
„Was bringt denn die Landwirtschaft in heutiger Zeit?
hast du mich schon gekostet! Und übrigens bin ich kein u»g
treuer Haushalter.

Er warf sich in die Brust. ^

„Weitz ich, weiß ich!" begnügte ihn der Sohn, seine
ergreifend. „Wirst doch bei mir nicht die Worte auf die Goi
wage legen, lieber Alter."

Hartnng wies ihn zurück, sagte aber freundlich:

„Geh' jetzt. Jch will mir den Frack wenigstens noch ^
Stündchen vom Lcibe ziehcn und ein wenig ruhen. Mache ^
nur auch recht schön, wir sind ja zur Tafel bei der AllergMw
sten befohlen."

Er zerrte dabei an dem Aermel des Rockes, als ob cr
zerreitzen wollte. Als er sich allein sah, ging er in sein u^bc
an gelegenes Schlafzimmer, schlüpfte in seinen Schlasrock ^
fuhr zähneknirschend fort:

„Der Junge hat recht, es wird mit der etwas absetzen, -
schcint aus einem ganz anderen Teig gebacken, als ihr
und die Frau Doktor, die sie da bei sich hat, will mir auch
gcfallen, die hat ein Paar Augen, als könne sie jedem Menlw ,, .

auf den Grund der Seele blicken, die ist sein und gerN^x
Hilft ihnen aber alles nichts, mcine hochverehrten Danien, ,
Hartung ist allemal früher aufgestanden als Sie, und Sic
den sämtlich nach meiner Pfeife tanzen müssen."

Er setzte sich in seinem Wohnzimmer bequem in ci
Lehnstuhl und schloß die Augen.

(Fortsetzung folgt.)
 
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