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Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Juli bis Dezember)

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Nr. 150 - 176 (1. Juli 1903 - 31. Juli 1903)
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Die Emweihrmg des RodeufteitteröruuikLns

m Weinheim.

Heidelberg, 27. Juli.

Unsere betriebsame und von der Ratur reich begünstigte
Aachbarstadt Weinhein: bietet dem Altertumsfreunde, der den
Spuren der VergangLnheit nachgeht, auszer ihreln Wahrzeichen,
der Ritterburgruine auf dem Berge, wenig Bemerkenswertes.
Selbft der älteste Stadtteil, der in der Schlucht zwischen dem
Vorberge und dem eigentlichen Höhenzug des Odenwaldes ein-
gebettet ist, weist kaum etwas auf, das den Kunsthistoriker ses-
seln könnte. Aber trotzdem ist' Weinheim keine uninteressante
Stadt, denn neben der Vergangenheit beansprucht doch auch
die Gegenwart ihr Recht, wie die alte Zeit, so dars doch ge-
wiß auch die neue Zeit, die Zeit in der wir leben, Beachtung
verlangen, und gerade in dieser Beziehung bietet Weinheim
dem aufmerksamen Beobachter vicl Jnteressantes dar. Seit
die Stadt vor einigen Jahrzehnten aus einem langen, toten-
ähnlichen Dornröschenschlafe erwachte, hat sie in verhältnis-
mätzig kurzer Zeit eine starke Entwicklung durchgemacht, einest
autzerordntlichen Aufschwung genommen, und überall sehen
wir nun, wie das Gemeinwescn sich bemüht, den modernen
Anforderungen, die an dasselbe so plötzlich und in so grotzem
Ümfange herangetreten sind, zu entsprechen; wie Weinheim
sich reckt u. dehnt, u. wie es sich zu gestalten versucht, und zwar
wie es sich im modernen Sinne zu gestalten versucht. Da sind
sehr interessante Ansätze für die zukünftige Weiterentwicklung
vorhanden; man sieht schon ungefähr, wo hinaus es will,
wenn auch die Elemente vielfach noch unvermischt und unver-
mittelt der richtigen Zusammestfassung harren.

Bis jetzt hat Weinheim fast ausschliehlich für das Not-
Wendige und däs Nützliche sorgen müssen, aber das AngenehmL
und Las Schöne liegt ihm gleichfalls am Herzen. Wir erinnern
an die herrlichen Parkanlagen, die dort geschaffen sind, urch 'r
die eine außerordentliche Annehmlichkeit für Einheimische un8
Fremde bieten, und wir können nun auch auf ein Werk der
Äunst hinweisen, das gestern enthüllt worden ist und das,
den Weinheimern ein sehr günstiges Zeugnis über ihren Ge-
meinsinn und ihren guten Geschmack ausstellt: es ist dies der
Rodensteiner-Brunnen, der gestern in Anwesen-
heit der ganzen Bevölkerung des Ortes und mancher Fremden
von seincn Nmhüllungen befreit und der Benutzung übergeben
wurde.

Die Feier begann am frühen Nachmittage. Um halb 3
Uhr stellten sich die Vereine, nach ihrem Alter geordnet, auf
dem Markte auf und zogen mit ihren Fahnen, voran die Rad-
fahrer und dann die Feuerwehrmusik, nach dcm Festplatze.
der, an der Hauptstraße gelegen, da wo man nach dem Bahnhof
abbiegt, bis jetzt noch keinen eigenen Namen hatte, nun aber
wohl einen solchen nach dem Brunnen erhalten wird. Nachdem
die Vereine um das Denkmal herum Aufstellung genommen
hatten, sang die „Concordia" das Lied: „Du Schutzgeist alles
Schönen", dann betrat Bürgermeister E h r e t me Medner-
ckanzel, die an einem Geschäftshause gegenüber d§M Brunnen
errichtet war. Er begrüßte die anwesenden Festteilnehmer,
insbesondere auch diejenigen von auswärts, wa'ft dann die
Irage aus, ob der Gemeinnützige Verein berechtigt sei, Feste
zu feiern, und er beantwortete die Frage mit einem Ja, nach-
dem er darauf hingewiefen, daß die Schöpfungen des Gemein-
nützigen Bereins der Gesamtheit des Publikums zugute kom-
men sollen, wie dies auch bei dem neuen Brunnen der Fall sei,
welcher dem allgem. Gebrauch zu diencn habe, u. als ein Denk-
mal der Kunst in der schönen Natur gleichsam die Jdee der Ver-
Lindung von Kunst und Natur repräsentiere und jeden erfreuen
solle, der in seine Nähe gelange. Der Redner hob dann die
Schwierigkeiten hervor, die sich der Ausführung des Planes
rn den Weg stellten, und er wies insbesondere auf die großen
Verdienste hin, die sich der Vorsttzende des Gemeinnützigen
Vereins, Herr Platz, um die Errichtung des Kunstwerkes er-
worben habe; mit Bienenfleiß habe er gesammelt, er sei die
eigentlich treibende Kraft gewesen. Rühmend nannte der Red-
ner dann den Künstler, Herrn Architekten Walch aus Mann-
Heim, der den Entwurf gefertigt und die Mühe und Arbeit der
Aeberwachung der Ausführung auf sich genommen. Ferner
dankte er dem Herrn Hopp für die Lieferung des zu dem
Denkmal nötigen Odenwälder Sandfteins aus feinem eigenen
Bruch, dem Bildhauer Kasfar in Mannheim, den Kunstschlossern
'Reusser und Gordt ebenda, sowie dem Herrn Friedrich Will
in Weinheim für den Wasseranschluß und dem Herrn Schmich
tür den Anstrich und er schloß in seinen Dank alle Diejenigen
ein, die sonst noch mit Rat und Tat, mit Wort und Werk für
das Zustandekommen des Brunnens tätig gewesen sind.

Die eigentliche Festrede hielt Prof. Rohrschneider.
„Es regt sich 'was im Odenwald!" so begann er seine populäre,
vielfach mit volkstümlichem Humor gewürzte Ansprache, die
-er mit lauter Stimme vortrug, sodaß von den vielen Hunder-
ten, ja Tausenden, die am Festplatz versammelt waren, die
meisten die Rede verstanden haben werden. Die wilde Jagd.
die in diescm Lied erwähnt ist, gab Herrn Rohrschneider Ge-
llegenheit, unmittelbar auf die Sagen des Odenwaldes zurück-
.zugreifen. Er erwähnte, wie Karl der Große, dessen Relief
nebst dem seines Schreibers Einhart sich auf der Süule des
Brunnen? L-tmdet, die ' '' i Sagen fammeln ließ, wie er

aber durch die rücksichtslose Ausbreitung des CyrrpeniumL,
selbst den Sagen den Boden abgegraben hat. Sein Sohn,
'Ludwig der Fromme, hat dann noch ein Uebriges getan, und
die Aufzeichnungen zu vernichten gesucht, sodaß die Quellen
über unsere Sagen nur sehr spärlich fließen u. diese lange Zeit
nn'r auf die Ueberlieferung angewiesen waren. Redn. ging dann
kurz auf die fchönste und grotzartigste deutsche Sage, die Ni-
befungensage, ein, die ja mit dem Odenwald in enger Be-
ziühung steht, denn im Odenwald wurde Siegfried erschlagen,
upd damit die Katastrophe eingeleitet, die das gesaNlte Burgun-
'defreich zum Untergange brachte. Er rühmte den großen sitt-
lichen Wert der Nibelungensage, die selbst in Verfönlickckeiten,
wie öer siustere Hagen eme ist, einen unverwüstlichen morali-
schen Kern, hier die unentwegte, zu jedem Opfer bereite Vasal-
lentreue hineinzulegen vermochte, ein Werk, wie es die Alten
nicht geschaffen haben, er könne dem Publikum nicht dringend
genug anraten, 20 Pfennig für die Nibelungensage anzulegen
und sich mit der herrlichen Dichtung bekannt zu machen. Dir
zweite Sage war oie vom Redensteiner, di" bekanntlicb eine
lehr meriwüMge Tntwicklung durchgemacht hat, wie da?
kürzlich von Prof. Lorentzen in einem Werkchen ebenso wissen-
fchaftlich klar, wie populär verständlich geschildert worden ist.
Der Schnellertsherr, der in der Nacht von einem Berg zum an-
dern ziebt, ist ursprünglich niemand anders, als Wodan, der
obhrste der Götter selber. Spärer har die Sage einen Ritier
aus ihm gemacht, den Ritter von Rodenstein, u. diese Sage geht
nün in zwei Lesarten auseinander. Nach der einen muß der
Rodensteiner umzichen, weil er seine schöne Frau kurz vor
ihrer Entbindung brutal behandelt und so ihren Tod herbei-
geführt tzat; nach der andern hat Ritter Rodenstein stch große
Vürdienste um die Verjagung der Türken von Wien erworben
ustd ist dafür von dem Kaiser reich geehrt und beschenkt worden.
'Aüs Dankbarkeit dafür setzt er nach seinem Tode die patriotische
Arbeit für das Reich fort, indem er auszieht und ein Zeich'en
giht, wenn ihm kriegerische Gefahr droht. Scheffel yat be-
kanntlich aus dem Rodensteiner ein Saufgenie gemacht und
soi'der ganzen Sage eine Wendung gegeben, die man eigentlich
befflagen muß. Auf dem Brunnen nun ist der Nodensteiner
als Ritter nach der 2. Lesart der Sage dargestellt. — Als
Profefsor Röhrschncider seine Rede beendet hatte, und die Hülle
vom Denkmat fiel, entrang sich ein viel hundertfaches bewun-

R-, I -. - S i'-

Äe>jnM,'.'Ah.'.tzE.KWen der Festteilnehmer, als das sckiöne
MonuNtent nun mit einemmale sichtbar wurde. Der Brun-
nen besteht aus einem Unterbau von drei Stufen; auf diesen
befinden sich zehn gedrungene Säulen, welche die Brunnen-
schale tragen. Den Brunnenstock bildet eine in ihren Ausmes-
sungen sehr glückliche Säule, die shrerseits die Basis für die
Figur des Rodensteiners bildet. Allerlei Getiers — Cule,
Drache, Frosch, Rabe — dient als Wasserspeier. Die glatte
Säule ist geziert mit Flachreliefs, die außer Karl dem Grotzen
u. Einhart noch Wodan u. Siegfried darstellen. Um den oberen

' Teil der Säule und in einigem Abstand von derselben zieht sich,
von schrägen Stützen gehalten, ein mehrteiliges Bronzerelief,
worauf Szenen a. d. Nibelungen u. ähnliches dargestellt sind.
Die Figur des Rodensteiners steht oben auf dem Brunnen in
voller Rüstung. Bekanntlich existiert ein Grabstein des Ritters,
aber dieser zeigt ihn in so trauriger Gestalt, daß man eine
solche Figur unmöglich verwenden konnte. Man wollte sich
aber doch einigermaßen an das Historische halten und so kam
die Figur zustande, die man auf dem Brunnen sieht. Wenn
die Haltung freier u. flotter wäre, so wäre der ästhet. Eindruck
ein stärkerer, das Historische müßte dann aber ganz beiseite
gesetzt werden. Alles in allem muß man sagen, datz der Brun-
nen ein feinsinniges Werk ist, und daß der Gedanke, die Sagen
des Odenwaldes deni Gemüt der Weinheimer Bevölkerung in
dieser Weise näher zu bringen, ein außerordentlich glücklicher
genannt werden muß.

Nach der Rede des Herrn Prof. Rohrschneider übergab der
Vorsitzende des Gemeinnützigen Vercines, Herr Platz, das
Denkmal der Obhut der Stadt. Jn dem Namen der letzteren
übernahm Bürgermeister Ehret das Denkmal mit Worten
des Dankes und treuen Gelöbnisses. Er schloß scine Ansprache
mit einem Hoch auf den berdienstvollen Borsitzenden des Ver-
eins, Herrn Platz, dessen Werk im eigentlichen Sinne der

' Brunnen ist. Zum Schluß sang die „Concordia" noch ein Lied.
Dann begann ein großes Vorbeidefilieren an der eben ent-
hüllten Kunstschöpfung, die für die nächstm Stunden noch die
schöne Eigenschaft zeigte, daß sie neben dem Wasserleitungs-
wasser auch Wein hergab. Ursprünglich hatte man den Wein
aus den Wasserspeiern herauslaufen lassen wollen, aber das
Faß hatte den erforderlichen Druck nicht ertragen und war ge-
platzt, so half man sich damit, daß man große Schüsseln mit
Wein in den Brunnen stellte, aus denen die Festjungfrauen
und die Herren vom Komitee fleißig schöpften, um die Vorbei-
defilierenden zu erfrischen. Die Schulkinder erhielten zum
Andenken an diesen festlichen Tag die üblichen Bretzeln.

Von den Vereincn wurde die Feier in verschiedenen Lokalen
fortgesetzt; der Verwaltungsrat des Gemcinnützigen Vereins
und eine Anzahl anderer Herren versammelten sich in der
gastlichen Villa des Herrn Platz, deren breite Terrasse ihnen
ein idyllisches Unterkommen bot. Bürgermeister Ehret
hielt eine Ansprache an Herrn Platz, in der er dessen Ver-
dienste nochmals hervorhob, u. ihm zum Zeichen detz Dankes eine
Tafel mit den Photographien sümtlicher Mitglieder des Ver-
waltungsrats überreichte. Herr Platz dankte in schlichten,
herzlichen Worten für die Ehrung. Jm weiteren Verlauf der
gemütlichen Stunde brachte Prof. Lorentzen in trefflichen,
warmempfundenen Worten ein Hoch auf den anwesenden Herrn
Architekten Walch aus, dessen Werk er in rühmenden Worten
würdigte. Herr Walch erwiderte mit Worten des Dankes
und trank sein Glas leer auf die Fortdauer der Gesinnungem,
die zu dem Werke Anlaß gegeben. Einer der anwesenden
Gäste von auswärts brachte ein Hoch auf die Damen
aus, deren indirekte und stille, aber trotzdem sehr bedeutende
Verdienste um das Werk er bestens zu würdigen verstand.

Das Wetter war den ganzen Nachmittag über etwas be-
drohlich gewesen, aber die ganze Einweihungsfeier und auch
ein Teil der Nachfeier vollzog sich, bevor der Himmel seine
Träne — wir wollen annehmen, daß es diesmal Tränen der
Freude waren — zu weinen begann. Wer der Einweihung öes
Rodensteiner-Brunnens in Weinheim gestern beigewohnt hät,
wird gewiß eine freundliche und dauernde Erinnerung an
diesen Akt bewahrcn.

Aus Stadt und Land.

Heidelberg, 27. Juli.

-si Eisenbahnrat. Vorgestern Vormittag 10 Uhr begann
im hiestgen Bürgerausschuß-Saale die 46. Sitzung des' badi-
schen Eisenbahnrats. Nach einer Begrüßung dieses Kollegiums
durch Oberbürgermeister Dr. Wilckens wurde unter dem Vorsitz
d.es Gr. Staatsministers v. Brauer in die Verhandlungen einge-
treten, welche bis 2l4 Uhr nachmittags währte. Die Herren
begaben sich alsdann nach der Stadthalle, wo zu ihren Ehren
ein von Siädt und Handelskammer gegebenes FestesseU' statt-
fand. Dasselbe nahm einen sehr animierten Verlauf und
ließ erkennen, daß Küche und Keller des neuen Unternehmers
das Beste leisten. Die Reihe der Toaste eröffnete HandelskaM-
mer-Präsibent Schott mit einem solchen auf Seine Konigl. Hoh.
den Großherzog, worauf Oberbürgermeister Wilckens auf Herrn
Staatsminister von Brauer, der Herr Staatsminister auf die
Stadt Heidelberg und ihre Verwaltung, der Prorektor Geheim-
rai Prof. Czerny auf die Handelskammer und deren Prä-
sidenten, Mühlenbesitzer Werner (Neckargemu'nd) auf den Eisen-
Nabnrat, Büraermeiiter Prok. Dr. Walz auf die Generaldirek-
tion der Großh. Staatseisenbahnen, Oekonomierat Frank auf
die beiden festgebenden Korporationen- und Generaldirektor
Roth auf den Verkehr und dessen Wachsen und Gedeihen Trink-
sprüche ausbrachten. Nach Aufhebung der Tafel besichtigten
die Teilnehmer an der Eisenbahnrats-Sitzung unter Führung
des Architekten Ebert die Stadthalle, deren Einrichtungen un-
geteiltes Lob fanden, und fuhren alsdcmn per Wagen nach dem
Kohlhof, wo Erfrischungen gereicht wurden. Ein gemütliches
Zusammensein im Stadtgarten, zu dem das städtische Orchester
konzertierte, beendete die gut verlaufenen festlichen Beranstal-
tungen, über welche die auswärtigen Herren wiederholt ihre
lcbhafte BefrieLiguug äußertcn. ES war, wie wir hören,
vorgestern auch die Hiesige Bahnsteigsperre Gegenstand wieder-
holter Erörterungen, die voraussichtlich zu verschiedensn Ver-
besserungen dieser Einrichtung führen werden. Auch die Heide-l-
berger Bahnhofsverlegung wurde gestreift und dabei von Ver-
tretern der Eisenbahnverwaltung erklärt, es liege durchaus kein
Grund zur Zögevung vor, im Gegenteil, es solle die Ange-
'l-genbeir so icküeunigst wie nur möglich burchgeführt w.'rden.
Ein großer Tejl der Mirglieöer öes EisenoähurütZ cinschlicß-
lich des Staatsministers war schon am Freitag hier eingetroffen.
Die Herren verlebten den Abend in dem gastlichen Hause des
Herrn Stadtrats Fuchs.

— Der AnSfchnß der hiesigen Stubentenschaft, welcher am
Samstag Nachmittag eine Sitzung abhielt, hat sich getrennt,
indeni das sogenannte 14er Kartell, 8. C., v. G., schwarze
Verbindungen, V. C. und U. L. aus dem Ausschusse austrat.

— Der Berem Deutscher Nähmaschinenhändler E.-V. hält
augenblicklich seine Hauptversammlung hier ab. Nach einer
Begrühung der Mitglieder am Samstag Wend in der Har-
monie fand gestern früh ebenda die erste geschäftliche Sitzung
statt. An sie schloß fich ein gemeinsames Essen, an dem sich
über 100 Herren und Damen beteiligten. Nach einer durch
Hofphotograph. Langbein vorgenommenen photographischen
Aufnahme der Teilnehmer wurden Ausflüge in die Umgebung
der Stadt gemacht. Heute früh wurden die geschäftlichen Ver-
handlungen fortgesetzt. Mit der Tagung ist eine kleine Aus-
stellung einschlägiger Crzeugnisse verbunden, worunter beson-
ders die auf der Nähmaschine gefertigtcn kunstvollen Stickereien
Aussehen erregen.

-st Zur RiKtigstellung. Wir werden gebeten.-berichtigend
mitzuteilen, daß der Protest gegen die Zulassung d.er offent-
lichen Häuser von einem ei g e n s zu dstesem Zwecke ge-
bildeten F r a u e n k o rn i t e p unter Führung des hiesigen
„Frauenbunde s )z u x H ebung der Sittlichkeit"
in Umlauf gesetzt wurde. , Kie man uns ferner mitteilt, wird
beabsichtigt, im Wege des. Strafantrags aus § 180 des Straf-
gesetzbuches gegen den Wirt des öffentlichen Haüses vorzu-
gehen und die Sache eventuell bich in die höchsten Jnstanzen zu
verfolgen.

P Druckfehler Berichtigung. Fn dem kleinen Artikel über
Woerishofer befindet sich eiu siilustörender Druckfehler, den
wir zu berichtigen bitten. Jn dcr 10. Zeile des zweiten Ab-
satzes muß es heißen: „s o z fachtz,o1 i t i s ch e n", statt „so-
zialistischen" Anschauungen. -

-j- Unglücksfull. Heute VormittaA verunglückte auf einem
hiestgen Bauplatze der löjährige-Waferlehrling W. Jung aus
Heidelberg. Derselbe wurde sofort nach dem Akad. Kranken-
haus gebracht, wo ein schwerer, komplizierier Unterschentelbruch
konstatiert wurde. -

— Polizeibericht. V e r ha f tst. wurde ein Fabrikarbei-
ter, welcher zur Straferstehung ausgefchrieben ist und ein SLu-
dent wegen Widerstands. Jn polizej.lichsn. Gewahrfam genom-
men wurde ein Junge, welcher seinen-Eltern in' Mannheim
entlanfen ist, und ein geisteskrankcr „Schuhmacher. Beide
wurden nach dem Pfründnerhaus MKacht. Zur Anzeige
kamen zwei Personen wegen Badens im oüenen Neckar, ein
Reisender wegen Betrugs und 13 Herfonen wegen Ruhestö-
rung bezw. Unfugs.

— Weinheim, 26. Juli. (D e r b i l l i g e M a n n.) Un-
ter den Lieferanten, welche den Wein zur festlichen Ein-
weihung des Rodenstein-Brnnnens zu liefern sich erboten, be-
fand sich auch einer, welcher für das Liter Rotwein nur 30 Pfg.
verlangte. Man nahm eine Probe von dem Wein und ließ sie
in Mannheim chemtsch untersuchen. Die Asjkge davon war,
daß schon wenige Stunden später der KelUr des billigen Lie-
feranten aufAnordnung derStaatsanwaltschaft näher angesehen
und das Material, das sich dort befand — von Wein wird man
ja wenig reden können —, beschlagnahmt wurde.

V Durlach, 26. Juli. (B a d. G e w e r b e v e r e i n.) Fm
Rathaussaale hter fand heute die Landesversammlung der
badischen Gewerbevereine statt, nachdem gestern Abend eine
Sitzung des Landesausschusses vorhergegangen war. Es waren
laut Präsenzliste 134 Vereine aus allen Gauen des Groß-
herzogtums erschienen. Jahresbericht und Kassenbericht gaben
zu besonderen Äusstellungen keinen Anlaß. Begrüßt wurde es
von mehreren Seiten, dah die Berhandlungsleitung in der
Frage des Befähigungsnachweises ihre Stellung gegen früher
etwas geändert habe, wie aus einer Broschure hervorgehe. DeM
Landesverbande sind 12 neue Vereine beigetreten. Das Nor-
malstatut wurde durch Annahme zweier nener Paragraphen,
deren Jnhalt me'hr interner R-atuc ist, erweitert. Ein Vertrag
bezüglich des Verbandsorgans mib: dem Gewerbeverein und
Handwerkerverband Mannheim, der-Me Rechte und Pflichten
etwas präzisiert, wurde aNgenommen. Verbandsanwalt Dr.
Crüger-Charlottenburg sprach sodann über „Genossenschafts-
wesen". Er betonte, daß das Handwerk sich auf seine eigene
Kraft verlassen müsse und nicht alles Heil von oben erwarten
dürfe, um im weiteren die vier Hauptmomente der genossen-
schaftlichen Agitation: den Mangel in der Befriedigung des
Kreditbedürfnisses, den Wareneinkauf, den Warenverkauf und
dcn genossenschaftlichen Betrieb-durch Handwerk selbst näher zu
beleuchten. Der Vortrag. wurde beifäuig aufgenommen und
soll den Mrtgliedern gedruckt zngehen. Als Ort der nächsien
Landesversammlung wurde Baden-Baden gewählt. Falls d:e
dort für das nächste Jahr geplante.Bezirksausstellung nicht zn-
stande kommt, soll 'der Ausschuß eiNen anderen Ort wählen-
Bezüglich der letzten Lehrlings-, nnd Gesellen-Arbeitsausstellung
wurde gerügt, daß man bis jetzl noch nicht im BLsitze der amt-
lsthen Resultate sei; man möge die Prüfung den einzelnen Vcr-
einen überlassen. Mit dem letzteren Wnnsche konnte der Herr
Regierungsvertreter sich nicht eMverstanden erklären. Be-
merkenswert war die Mitteilung des Herrn LandtagsabgeorS-
neten Fischer-Freiburg über Böschlüsse der gestern in Heidelbcrg
abgebaltenen Sitzung des E 1s e n b a h n r a t s. Eine gauze
Reihe von Zügen wird darnach für die Zukunft ausfallen-
weil sie keine genügende Freqnenz aufweisen. Rachdem noch
Hcrr König-Mamiheim über seine im Mgnnheimer Bürger-,
ausschuß eingenommene Stellung Mgenüber dem Mittelpreis-
vcrfahren sich ausgesprochen, wurde die Versammlung gegeN
2 Uhr mittags geschlossen. Ein Festmcrhl schloß sich an.

U Durlach, 26. Juli. (Versammlung badischer
Gewerbelehrer.) Samstag Abend tagte hier gelegentlich
der hiesigen Geweobe- und Jndustrieausstellung der Vereiu
bädischer Gswerbelehrer. Dieselben beab'sichtigten, dem Ge-°
werbeschulrat eine Eingabe zu unterbreiten, in welcher der
B'eweis geführt wird, daß die jetzige Vorbildung der Gewerbs-
lehrer nicht auf der Höhe der Zeit stehe, Als Vorbildung
zur Aufnahme in die Baugetverbefchule verlangt der Verein dw
Absolvicrung von 7 Klassen einer Mittelschule evt. eines SerM-
nars; von dieser Vorbildung soll sich dann der Unterrichr
in der Fachschul.e direkt, ohne zurückzugreifen, anschließen und
darauf weiterbauen. Nach erfolgreichem, zweijährigen Besuw

technische'Hochschule Karlsruhe, um sich im Maschinenfach u«d
Bauwesen auszubilden, oder die Kunstgewerbeschnle.

Aus dem Amt Pforzheim, 24. Juli. (Kurze Freude.j
Mit großem Geschrei verkündcte vor nicht langer Zeit dcr
„Volksfreund" die Wahl des e r st e n sozialdemokra-
tischen Bürgermeisters in Jspringen. NuN
steht aber, wie der „Bad. Landsm." mitteilt, der Ort sch"b
wieder bor einer Bürgermeisterwahl, weil der jüngst Gewähltf
selbst fühlte, daß er für den Posten nicht gewachseu
war. Um bei der Gemeindeversammlung, in der der Bürger-
m-ister abdanktc, LluSschrcilungci: zu vcrhüien, wuroen 3"
derselben zwei Gendarmen zugezogen. Es sollen sich einig-
Bnrschen recht flegelhaft benommen haben. Ob wieder ein
Sozialdemokrat bei der nächsten Wäh.l siegt, ist fraglich.

O Wolfach, 26. Juli. (Vom Blih erschlagen.) o"
Mühlenbach wurde die schon ziemlich bejahrte Witwe Läufer
vom Blitz erschlagen.

Einqesandt.

H 'e.i d e l b e r g , 27. Z'-'—r-,
Jn dcr Hallc dcr Stadtgarten-Restauration befindet >u
ein Orchestcrpodium, wclches errichtet wurde, damit das.Pnm
kum nicht gezwungen ist, bci ungünstiger Witterung sich
Konzert im Freien anensiö-r'e«. -Von dem Gebraucki des -

rnzuhöre«. -Vou dem Gebrauch des

diums wird jedoch in den meisten Fällen Abstand genomm.c

stSdt-

'Musikkommission wird um Belieruug dicses Mißstandes S'-'
beten.

wie das diese Woche schon zweimal der Fall war. Die

Heidelberqer Vereinsangelegenfteitett^

8 Die „Eoncordia" hieli pm Samstag Abend im hlutm^
Saal des „Reichsapfel" ihre gut besuchte halbjährliche H a u
versammlung ab. Der Schriftführer verlas z"M
die Vcreinschronik, die bcifällig aufganommen wurde^

iLemerkungen keinen Anlaß bot, worauf der Gegenrechner 1
Kassenbericht erstattete, der erhöhte Einnahmen, "der "
größere Ausgaben aufwies und mit einem erfreulichen - .Z-.
'schuß abschloß. Nachdem sodann noch einige weitere Verci
 
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