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Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Juli bis Dezember)

DOI Kapitel:
Nr. 203 - 228 (1. September 1903 - 30. September 1903)
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https://doi.org/10.11588/diglit.11499#0441

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Mt«ß, L. LqtmderM. Zweite» Blatt. 1S. 3chWU. — M.

Grschei«t täjlich, Gonntas» «»»rmommen. prei« «it AeaMimblStt«« monatlich VV Pf>. ü,'» H««» ^drxht. b»i wr SMedtti», m»b I«« Awri-ftatt»«» «b,»h»kr tS Kf^ D«ch htzr Wck

d-^>,r» »i-«,ljadrlich 1M Mk. «u»ichÜeWch A-iirtzridShr.

S,,«ige»prei»: 20 Pf». fkr di« 1tzxüti,e Petit^il« »der w«« R«««. Kchlamqeilr 4S Pf,. Mr hichi,« »chchäst»« nnd Privatan-ei^n »rmLNzt. — Wchr die Lufnohme »»« «WÄW«
«« destimmten Tagen wird lrine BerantwortltPett übernommm,. — Lnschl«- der Jnserate anf de« Watsttafeln der HeidelLerger Zeitung m»d den ftädttschen »nfchlagsteS««. Fernsprecher «.

Deutsches Reich.

— Ter Unfall der „Amazone" im Hafen von
Brest war nochmals Gegenstand einer Gerichtsverhand-
lung. Zlm 29. ds. wurde der in der ersten Jnstanz freige-
fprochene Führer der Amazone, 'Fregattenkapitän Gerdes,
-auf Berufung des Gerichtsherrn vm Oberkriegsgericht des
ersten Geschwaders wegen Ungehorsams gegen einen
Dienftbefehl zu 3 Tagen Kammerarrest verurteilt.

Berlin, 30. August. Wir lesen in der „Nordd.
Allg. Ztg.": Einem Betrug ist die Postverwal-
tung auf die Spur gekommen. D r u cksach e n werden
bekanntlich nur dann befördert, wenn sie vollständig frei
gemacht sind, andernfalls gelangen sie an den Msender
zurück, soweit sich dieses durch Aufdruck usw. durchsühren
läszt, ohne daß der Absender Strafgeld zu zahlen hätte.
Es gibt Leute, die selbst auf das Ersparen einer Zwei-
Pfennigmarke Gewicht legen, da die Ersparnis bei einer
großeren Anzahl solcher Sendungen sich bis zu einem
sehr bemerkenswerten Betrag vervielfältigen kann. Und
es ist gar nicht so schwer, nach dieser Richtung hin das
Postgesetz zu umgehen. Man schreibt nämlich ganz ein-
fach seinen eigenen Namen als den des 'EmPfängers auf
die Drucksache und den Namen dessen, für den die Sen-
dung besümmt ist, als den des Absenders auf die Rück-
seite. Ta nun nicht freigemachte Drucksachen nicht be-
fördert werden dürfen, so gehen die Sendnngen „Post-
wendend" an den Absender zurück, d. h. sie gelangen frei
in die Hände dessen, für den sie bestimmt sind. Dieser
schlaue Kniff läszt sich zwar nur im Ortsverkehr anbrin-
gen, aber trotzdem wird er von vielen angewandt. Daß
dies ein Betrug ist, darüber setzt man sich hinweg. Die
Postverwaltung ist nun aber doch hinter das Verfahren
gekommen und sucht einen Uebeltäter zu fasfen, um ein
lvarnendes Beispiel aufstellen zu lassen.

Baycrn.

— Kaum glaubliche Mißstände herrschen bei
der baYerischen P o st bezüglich der Expeditorinnen,
dex sogenannten P o st f r ä u l e i n. Es sind das Damen,
die sich für einen monatlichen Gehalt von 70 bis 75, 80,
dis 90, in selteneu Fällen 100 Mark von früh bis fpät
abplagen müssen, auch Sonn- und Feiertags nicht einen
^seien Tag haben. Fst aber so ein Postfräulein aus fami-
^iären odsr gesundheitlichen Gründen gezwungen, einmal
Mf kürzere oder längere Zeit auszuspannen, so musz es
^ür eine Selbstoertretung sorgen und diese aus dem eige-
knappen Einkommen bezahlen und außerdem für das
^un der Aushilfe die volle Verantwortung tragen. Die
io schlecht bezahlten Postfräulein haben aus ihrem Gehalte
^icht uur für dsn eigenen Unterhalt zu sorgen, sie müssen
Mch die Miete für das Amtslokal berappen, dieses möb-
iieren, reinigen und von Zeit zu Zeit tünchen lassen. Sie
^Üssen Feuerung und Licht für den Amtsraum beschaffen
außerdem wieder aus eigenen Mitteln die nur für
^ienstzwecke verwendbaren Papiere (Berichtsbogen, Amts-
^schläge usw.), dann Tinte, Feder, Siegellack, Bleistifte
vellen. llnter den mit Postfräulein besetzten Anstalten be-

finden sich etliche mit einem Geldverkehr von mehreren I
Hunderttausend Mark im Fahre. Jn der vorigen Land- s
tagssession kam nun auch eine von 67 Expeditorinnen
unterzeichnete Petition um Verbesserung ihrer Dienstver-
hältnisse zur Vorlage, welche der Regierung zur Würdi-
gung übergeben wurde. Anscheinend läuft der Regierungs-
schimmel in Bayern aber ebenfalls im Schneckentempo,
denn bisher hat man von einer Aenderung der Dinge
noch nichts vernommen.

Aus Stadt und Land.

Zum Flaschenlnerhandel. Nach dem Ergebnis der von der s
Regierung veranstalteten Erhebungen sind insbesondere in den
grötzeren Städten Mitzstände hervorgetreten, welche nach An- j
sicht des Ministeriums dcs Jnncrn eine verschärfteBe- l
aufsichtigung des Flaschenbierhandels ange- i
zcigt crscheincn lasscn und welche durch die bisherigen Einzel- s
matznahmen der Bezirksämter nicht hinreichend wirksam be- !
kämpft werden konnten. Das Ministerium des Jnnern hat i
deshalb eine Verordnung herausgegeben, nach welcher für den !
Betrieb des Flaschenbierhcmdels und der Mineralwasserfabri- s
kation zur Sicherung der üfsentlichen Gesustdheit, insbesondere >
zur Verhütung von Unreinlichkeiten orts- oder bezirkspolizei- i
liche Vorschriften crlassen werden können. Wenn das Mini- >
sterium vom Erlaß von Einzelvorschristen über den Vollzug
abgcsehen hat, so wollte es den Bezirksverwaltungsbehörden '
für die Berücksichtigung der besonderen örtlichen Verhältnisse j
und Bedürfnisse durch ortspolizeiliche Vorschriften cntsprechen- s
den Raum lassen. Um aber eine möglichst einheitliche und !
wirksame Durchführung der Aufsicht über den Flaschenbierhan- !
del zu erreichen, ist ein Entwurf solcher Vorschriften auf Grund
der Beratungen des Landesgesundheitsrats aufgestellt und den
Bezirksämtern zur Darnachachtung mitgeteilt worden. Ent-
sprechende gesundsheitspolizeiliche Vorschriften sind auch für
die Mineralwasserfabrikation für geboten erachtet worden.

st- Eppelheim, 31. Aug. (G a u t u r n f e st.) Gestern ^
wurde hier beim herrlichsten Wetter das Jahngauturnfest ab- I
gehalten, zu dem stch 30 auswärtige Vereine angemeldet hat- j
ten. Am Vorabend wurden 38 Preisrichter für die einzelnen i
Geräte ernannt. Schon hier-zeigte der Kreisturnwart, Herr j
Bitter, daß er der richtige Mann sei, den die Turner an ihre ^
Spitze gestellt haben. Noch mehr aber bewies Lr dies am an- j
dern Morgen beim Preisturnen, wo seinc Organisation eine j
so vorzügliche war, dah bis mittags halb 1 Uhr das Kampf- j
gericht seine Arbeit bei 188 Preisturnern srledigt hatte, Es j
wurde recht wacker geturnt und die Arbeit konnte im allgemei- z
nen hoch gewertet wcrden. Jnfolgedesscn gab es auch viele i
Preise. Die Oberstufe erhielt sür ihre Leistungen an Reck, z
Barren, Pferd, Hochsprung und Stemmen 22 Preise, und in z
der Unterstufe erhieltcn 138 Turncr Preise. Kränze wurden I
berteilt: in der Oberstufe 18, in der Unterstufe öO und im !
Vereinswetturnen 29. Nachmittags um 2 U'hr bewegte sich ein ?
großer Festzug von 30 auswärtigen und 7 hiesigen Vereinen !
mit 27 Fahnen und einigen Musikkapellen durch die festlich ge- z
schmückten Stratzen nach dem Festplatz. Die Begrützung von ;
der Buhne aus geschah durch den 2. Vorstand Herrn Müller, i
worauf der Sängerbund Germania ein gut eingeübtes Festlied i
vortrug, Die Stabübungen unter Leitung des Herrn Bitter l
waren recht zufriedenstellend. Die 500 Turner in ihrer glcichcn z
kleidsamen. Tracht machten auf die grotze Menge der Zuschauer l
von hier und auswärts einen recht imposanten Eindruck. Frl. i
Lina Sauer übergab unter einer passenden Ansprache, worin j
sie die Verdienste Jahns um die Turnerei schilderte und die j
Turner an ihre grotzen Pflichten mahnte, im Namen der Fest- i
sungfraucn cine Büste Jahns an den Turnvcrcin, wclche der I
2. Vorstand mit der Gelobung, den grohen Pflichten des Tur- i
nens stets nachkommen zu wollen, dankend entgegennahm. Die
Verteilung der Kränze geschah abends nach 6 Uhr. Oft konnte >

Zm Labyvinth dev SünÄe.

Krimtnalroman von A. K. Green.

Aus dem Amerikanischen von M. Walter.

'(Rachdruck verboten.)

3. K ü p i t e l.

c > Für die Dauer einer Sekunde stand ich ratlos da. Was
r Be ich tun? Das Haus wciter bewachen oder Alice Dudley
s, '3en? Jch entschied mich für das letztere und im nächsten Mo-
jFsck stand ich auf der Stratze. Dieselbe rasch entlang schrei-
spähte ich nach allcn Seiten aus. Anfangs verzebens.
- z ich jcdoch uni die nächste Stratzenecke bog, bemerkte ich eine
ie Gestalt, die einen Wagen bestieg. Obgleich die Ent-
Mg ziemlich groß war, glaubte ich doch, die junge Gesell-
PMcrin erkannt zu haben. Ohne Zögern lief ich hinter dcr
der rasch fahrenden Droschke 'her; zum Glück führte mir
mF Zufall schon nach wenigen Minuten cin leeres Cab in den
l> das ich hastig bestieg, und nun konnte ich meinen Flücht-
in aller Nuhe folgen.

Fahrt dauerte nicht lange. Als wir die 48. Straße
ei„^cht hatten, verließ Alice Dudley die Droschke, klingelte an
^ Haus und wurde sofort eingelassen. Jm nächsten Mo-
sta> iEand auch ich an der Tür, doch wer beschreibt mcin Er-
bet„ " öei der Entdeckung, daß es das Haus des allgemein
v„.B^ten Geistlichcn Doktor Raudall war, in welchem Alice
I^scht gesucht hattc.

iew„?^end ich noch ganz verblüfft dreinschaute, klopfte mir
' "'and dE Schulter. ^ ^

Harrison, was machen Sie denn da?" hörte ich Kol-
^ sBngsfields Stimme neben mir.

> --Was?" ries ich überrascht. „Sie auch hier?"

Lt„'"^?wohl!" nickte cr schmunzelnd. „Bewahre meinen
nyF?'" Ter „Mann" war Arthur Sutton. Die Geschichte
rmmer rätselhafter.

'ach kurzer Beratung mit Kingsfield, der auf seinem

Wachtposten verblieb, begab ich mich ins Haus, da ich den Geist-
lichen ziemlich gut kannte.

Auf mein Klingcln öffnete mir ein sauber gekleidetes
Dienstmädchen. „Herr Randall ist augenblicklich beschäftigt",
sagte sie, „wenn Sie aber einen Augenblick warten wollen —"

Jch willigte ein und so führte sie mich in das Studierznn-
mer des Geistlichen, das durch eine Tür mit schweren Portieren
vom Nebenramn getrennt war. Deutlich vernahm ich von
dorther Stimmen: die tiefe des Herrn Randall und die hellere
Arthur Sottons. Plötzlich schwiegen beide; es folgte cin lei-
ses Rascheln, ein Hin- und Hergehen und dann erklang wieder
die Stimme >des Pfarrers; diesmal aber nicht im leichten Ge-
sprächston, sondern im ernsten, feierlichen des Kanzelredners.
Meine Neugier war aufs höchste erregt. Alle Vorsicht verges-
send, drückte ich mein Ohr an die Türspalte, doch da mir dies
nicht genügte und ich auch sehen wollte, was im Zimmer vor-
ging, so wandte ich meine ganze Geschicklichkeit an, die Tür ge-
räuschlos ein wenig zu öffnen, Der Anblick, der sich mir dar-
bot, war ebenso überraschend wie feierlich. Arthur Sutton
und Alice Dudleh knieten vor dem Geistlichen, der soeben die
Trauung an ihnen vollzog. Außer dem Brautpaar und ihm
waren noch seine Frau und zwei ältere Herren anwesend. Die-
sen jedoch schenkte ich kcine Aufmerksamkeit. Mein ganzes Jn-
teressc konzcntrierte sich auf den Mann und das Mädchen, die
ich mit so schweren Verdachtsgründen belastet hatte und die
hier den ernstesten Schritt ihres Lsbens taten.

Das Ucberraschende der Sityation und die feierliche Hand-
lung ließen mich für den Augenblick die Diamanten sowohl
wie >den Zweck meines Besuches vergessen. Jch beobachtete nur
das junge Ehepaar, das sich nach beendigter Zeremonie erhoben
hatte und die Glückwünsche der Anwesenden entgegennähm.

Dabei fiel mir auf, daß die Braut durchaus nicht glücklich
aussah; im Gegenteil, sie machte den Eindruck eines Wesens,
das alles aufs Spiel gesetzt hat, um ein großes Unheil abzu-
wehren, oder ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Der Blick, den
sie auf ihren Gatten richtete, bekundete Angst und Furcht, die

man am Abend von Auswärtigen und Einheimischen den Aus-
ruf hören: das war ein herrliches Fest. Die einzelnen Tur-
ner dürfen die feste Versicherung hinnehmen, daß der Rech-
nungsausschuß seine Einträge genau nach der Vorlage der
Liste der Prcisrichter gcmacht hat.

Ludwigshafen, 31. Aug. (Ertränkt.) Von einem
Ueberfahrtsboot aus sprang eine in den zwanziger Jahren
stehende Frauensperson in den Rhein und ertrank. Auf der
Landungsbrücke wurde ein Brief gefunden, worin geschrieben
stand: „Jch bin die unglückliche Katharina Schleifer aus Neu-
stadt a. H. und habe mich im Rhein ertränkt."

— Pforzheim, 28. Aug. (Wegen gemeinsam
verübter Wechselfälschungen) von über 15 000
Mark wurden der Agent Riehl, früher Sodawasserfabrikant in
Heidelberg, und dessen Schwager Henne aus Nürnberg ver-
haftet.

I, Markdorf, 1. Sept. (V e r u n g l ü ck t.) Der in Hei-
ligenberg angestellte Postbeamte Ziehr besuchte gestcrn in Aller-
heiligen bei Markdorf den Waldhüter Stehle. Beide Männer
gingen dann auf die Feldhühnerjagd. Plötzlich entlud sich das
Gewehr des Stehle und der Schuß ging seinem Begleiter in
den Unterleib. TötliH verletzt sank er zu Boden und ist heute
Morgen bereits seinen Verletzungen erlegen. Stehle wurde
verhastet.

Theatev- und Kunstnachvichten.

— Bcrliner Theater. Letzten Samstag hat die Theater-
aufführung kräftig eingesetzt: nicht weniger als fünf Erstauf-
führungen sind zu verzeichnen. Jm Neuen königlichen Opern-
theater ist die Operette „Der liebe Schatz", im Lessing-Theater
das Volksstück „Geschwister Lemke" von R. Skowronnek und
L. W. Stein, im Thalia-Theater der Schwank „Der Hochtou-
rist" gegeben worden, in dem gleichzeitig Max Hofpauer ein
Gastspiel an dieser Bühne eröffnet; das Schiller-Theater be-
ginnt seinen Winterfeldzug mit Shakespeares „Was Jhr
wollt!", und ein neues Kunstinstitut, das „Deutschamerika-
nische Theater", will seine Gäste „Ueber'n großen Teich"
führen.

Verantwortlich für den reüaktionellen Teil F. Montua, für
den Jnseratenteil Th. Berkenbusch, beide in Heidelberg.

kirner, Mllmarm L kie.,

kür llütsl- v.

18k Ll»npi«tt., ir «nrsrsn n«n »nrxsb»ntsn RLuwsn I8L,
»mpksdls» nV «rI»d»n§sn,8ook«vitSL n.ä-I.»I» pLssonäs 6s««ksnü «
7v»vs1»i«rvl0« ron ckvn »ink»ed»t«n dis »u äsn ksinslsn.
UiLLksvMvrvlod (ron 8 nnä 12 Issssn) in rsiedsr Lnsvid».

Llvr-, , ^V»»o!r-8rrr>vios,

üor sr»t«« k»brid»t. ^ Liliixsts ? r s i » «.
L.sit«»t«i lisredstt äieser Lrsuede »m I'ialrs.

Llsuptstr. 146 Isloxdon 838 llanptstr. 14Z

Lv8tss rwä Zrö88tss LxsÄsä-Osseliükt.

^orifsktionsfiLus illp vsmon unä ktälloliSU.

Urässte Ln»v»dl in äsqnsttv», v»ps», v»mon-, Llnäsr- »»4
-rs«sllmtintsl», vsstnlns«, Llorxvnräeksn, 6ostnlliv»rS«d»n,
_vntsrrSsdsn nnä Llonsvn.

siytg Msten-Iteltällrsni

' 77. MWeBEM. ^ienen8ksss§e.

aber wunderbar mit Liebe und Hoffnungsfreudigkeit gepaart
war. Der junge Ehemann hingegen zeigte nur triumphierende
Befriedigung.

Das intriguierte mich selbstverständlich autzerordentlich
und ich erwartcte mit Ungcduld den Wcggang des Brautpaa-
res, um >bei Herrn Randall, der mit meinem verstorbenen Va-
ter sehr befreundet war, Erkundigungen über dasselbe einzu-
ziehcn.

Es dauerte auch nicht lange, so kam der Geistliche, begrützte
mich mit grotzer Wärme und nahm mir gegcnübcr Platz. Ohne
Umschweife ging ich auf mein Ziel los.

„Sie müssen entschuldigen, Herr Randall", bcgann ich,
„>datz ich Sie störe, allein mein Besuch hat eine sehr wichtige
Ursache, Die jungen Leute, die Sie soeben getraut haben,
stehen unter dem Verdacht eines Verbrechens, das vielleicht
ernste Folgen nach sich ziehen kann. Welcher Art dies Ver-
brechen ist, möchte ich lieber noch nicht verraten, da sie sich ja
möglicherweise von dem Verdacht reinigen können. Jn ihrem
Jnteresse jedoch bitte ich Sie, mir alles zu sagen, was Sie
über die beiden wissen und aus wclchcm Grunde dieselben eine
so heimliche, überstürzte Ehe geschlossen haben."

„J'hre Worte setzen mich in das grötzte Erstaunen", ent-
gegnete Randall. „Jch Legreife wirklich nicht, was die ar-
men jungen Leute begangen haben sollen, außer daß sie sich lie-
ben und sich unzeachtet der ehrgeizigen Pläne Frau Jrvings
heirateten. Aber Neugier ist eines Geistlichen unwürdig und
so kann ich Jhnen nur sagen, datz, wenn sie wirklich ein Un-
recht begingen, ich nichts davon wutzte und daß ihre Verbin-
dung eine längst beabsichtigte gewesen ist."

„Wie?" rief ich überrascht. „Die beiden waren schon
lange verlobt und Sie wutzten darum? Jch glaube, seine ei-
gene Mutter hatte keine Ahnung."

(Fortsetzung folgt.)
 
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