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Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Juli bis Dezember)

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Nr. 203 - 228 (1. September 1903 - 30. September 1903)
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soll. Eine zmeite Resolution richtet sich gegen den AuZ-
schluß der Franen von der Teilnahme an dem Parteitage,
Len die Polizei bei Beginn der Verhandlungen verfugt
hatte.

Auöland.

Spanicn.

Madrid, 6. Secht. Der deutsche Kaiser tele-
graphierte dem König, daß er das Rcgiment besichtixt
habe, dessen Ehrenoberst der König ist. Der König sandte
hierauf ein Danktelegramm. (König Alfons XIII. ist
Chef des 3. Magdeburgischen Jnfanterieregiments Nr.
66. Die Red.)

Amerika.

V Syracnsc, 7. Sept. Jn seiner A n s P r a ch e, die
er in der Ausstellung hielt, wendete sich Präsident
RooseveIt insbesondere an die a r b ei t g eb e n d en
Klassen und erinnerte sie daran, daß, wenn die Ge-
schäfte stocken und das Kapital keinen Gewinn aus seiner
Anlage zieht, das Volk am schwersten leide. Der Lohn der
Arbeiter sei nur reichlich, wenn die übrigen Teile der Ge-
samtheit ein reichliches Einkommsn haben. Die Arbeiter
Eönnten, am besten zur allgemeinen Wohlfahrt beitragen,
wenn sie gesunden Verstand und Bereitwilligkeit zeigen,
anderen Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Weiterhin
kam Roo'sevelt auf die W ä h r u n g s ge se tz g eb u n g
Zu sprechen und bemerkte, unter den gegenwärtigen Ver-
hältnissen seien keine radikalen Schritte zu empfehlen.
Was aber auch geschehe, so dürfe man keineswegs daran
zweifeln, daß alles umlaufends Papiergeld vollständig mit
Münzen eingelöst werde.

Aus Stadt nnd Land.

Heidelbsrg. 8. September.

* Zum Geburtslag des Großherzogs. Morgen vollendet
nnser Großherzog seinen 77. Geburtstag. Mit Freude und
nrit Dankbarkeit gegen das Schicksal sieht die Bevölkerung Ba-
dens diesem Tage entgegen, der ein wahrer Festtag für un-
ser engeres Heimatland ist. Hier in Heidelberz klingt noch
die Erinnerung an die schönen Tage der Universitätsfeier nach,
die den Landesfürsten persönlich in unsere Stadt führte' ünd
der Bevölkerung Gelegenheit bot, dem erlauchten Herrscher
seine Liebe und seine Anhänglichkeit-von Angcsicht zu Angesicht
zu bekunden. So begehen wir diesmal däS Gebürtstagsfest
des Landesherrn in besonders herzlichem Gedenkcn an Alles,
was unter der Regierung Grotzherzog Friedrichs für das ge-
samte Badener Land und speziell für Heidelberg geschehen ist.
Möge dem ehrwürdigen Manne, der so mild und so besonnen
die Zügel der Regierung in Baden führt, noch manches Le-
densjahr zum Wohl und zum Glück des Landes vom Schicksal
zugclcgt werden!

Monatskarten für Strecken der Main-Neckarbahn und
Teilstrecken der Badischen Staatsbahnen. Seit dem 1. Sept.
l. I. werden im Verkehr der Station Mannheim mit
sämtlichen Stationen dcr Main-Neckarbahn Monatskartcn zu
den für die preutzisch-hessische Staatsbahn bestehenden Fahr-
preisen ausgegeben. Die bisher vorgeschriebene Einrechnung
des Preises für badische Zeitkarten für die Teilstrecke Mann-
Heim—Friedrichsfeld MNB. kommt in Wegfall. Dadurch er-
mätzigen sich die Fahrpreise für Monatskarten im Verkehr mit
Mannheim. Die Monatskarten belten nur für den Kalender-
monat und berechtigen zur Benützung aller fahrplanmäßigen
Personcn- und Schncllzüge; bei Benützung von v- und v-
Zügen^ist der tarifmätzige Zuschlag zu entrichten. Vom glei-
chen Tage ab tverdcn für die Verbindungcn Mannheim
mit Friedrichsfeld B.B., Wieblingen, Heidelberg (über Neckar-
au), ferner Friedrichsfeld B.B. mit Wieblingen
und Heidelberg, sowie umgekehrt Monatskarten — für
Len K a l e n d e r monat giltig — ausgegeben, deren Preis
mit jenem für Karten über die Main-Neckarbahnstrecke gleich-
Mstellt ist.

X Ter dicsjährige Berbandsfoblenmarkt dcs Vcrbandcs
der unterbadischen Pferdezuchtgenoffenschaften wird bekannt-
lich am Donncrstag, den 24. September ds. Js„ morgens 8
Ahr beginnend, in Sinsheim a. E. abgehalten werden.
Wie der im vorigen Jahre abgehaltene 1. Verbandsföhlen-
markt hat sich auch dieses zweite Unternehmcn des Verbandes
seitens dcs Großb. Ministeriums und der Großh. General-
direktion dcr Dadischen Staatseisenbahnen sowic seiiens ver-
fchiedener landwirtschaftlicher Bezirksvereine und nicht zuletzt
seitens der Stadt Sinsheim der besten Unterstützung und För-
derung zu erfreuen und es kann mit Sicherheit erwartet wer-
den, datz der Markt sowohl von Verkäufern als auch von Käu-
fern gut besucht werden wird. Dadurch, datz nur Pferde und
Fohlen im Besitz von Mitgliedern des Berbandes zu Markt
gebracht werden dürfcn und diese Tiere auch der Zuchtrichtung
des Verbandes entsprechen müssen, ist den Käufern von kalt-
blütigen Pferden (Belgiern) die beste Gelegenheit gegeben,
auf dem Markt in Sinsheim solche Zuchtprodukte zu erwer-
ben. Unverkauft gebliebene Fohlen und Pferde werden, wie
im vorigew Jahre, frachtfrei zurückbefördert. Auch sind für
solche Tiere, soweit die Mittel ausreichen, Weggelder in Aus-
ficht genommcn. Von der Veranstaltung cincr Lottcrie mutzte
aus besonderen Gründen lcidcr für dieses Jahr noch Abstand
genonnnen wcrden.

X Kniser-Panoramn. Die Wiedereröffnung des beliebten
Kunstinstituts findet morgen, Mittwoch, durch eine besonders
fchöne Serie von Genf und dem Genfer See statt, die hier bis-
her noch nicht ausgestellt wurde.

Aus dem Manövergebiet, 7. Sept. Mit Befremden hört
man, datz Burschen in Stein und Nutzbaum gegen die

sich entschlosssn haben, Zweiglinien nach den erwähnten
Erzgebieten zu bauen, und mehrere Gesellschaften mit
amerikanischem Kapital wenden sich dsr Ausbeutung die-
fer Funde zu.

— Korbcttenkapitän Lans wird in wenigen Wochen
rn der St. Aegidienkirche zu -Hannover mit Anna von
Töln, der Tochter eines in Hannover wohlbekannten
'Eisenwarengroßhändlers und Kommerzienrats, getraut
tverden. Lans wurde, wie erinnerlich, bei der Erstürmung
der Takuforts in der Nacht vom 16. zum 17. Juni 1900
auf dem Kanonenboote „Jltis" schwer vsrwundet und ist
heute vollkommen wiedsr hergestellt. Dem finerschrockenen
Helden wurde s. Z. auch der hohe Orden Ponr le merite
verliehen.

I einquartierten Offiziere 'und Mänttschaften vorgegangen sind.
Andererseits muß das Wusterhafte Verhalteu und die gute
Disziplin des Militärs gelobt werden, das es unter seiner
Würde fand, sich mit solchen Raufbolden einzulaffen. Wenn
eine ganze Kompanie durch das chikanöse Verhalten der Bur-
schen gezwungcn war, sich in einen Hof zurückzuziehcn, so ist
das ein Zeichen, datz diese streitlustigen Burschen schon mit
ziemlicher Frechheit vorgehen müssen. — Aehnliches berichtet
die „Bad. Presse" von Pforzheim: Dort wurde ein Un-
teroffizier, der die Runde in den Wirtschaften zu machen hatte,
von einigen Burschen belästigt, gehänselt und ihm schlietzlich
der Helm vom Kopfe geschlagen. Einer der Burfchen nahm
den Helm an sich und vcrschwand; bis jetzt wurde der Helm
nicht wicder beigebracht.

f Rascher Tod. Von eineni Schlaganfall betroffen wurde
heute Nacht auf der Bergheimcrstratze Herr Hainthalcr
sen., früherer Wirt des Restaurant „Luxhof". Jn einem
nahe gelegenen Restaurant, wohin man H. brachte, hauchte er
seinen Geist aus.

— Polizeibericht. Verhaftet wurde ein Eisenhobler
wegen Vergehens gegcn Paragraph 476 R.-St.-G.-B„ cin
Taglöhner wegen Widerstands, ein Schreiner wegen Betrugs,
ein Gärtner und ein Graveur wegen Bettelns und ein Schrei-
ner, welcher wegen Unterschlagung verfolgt ist. Zur A n -
zeige kamen drei Personcn wegen Ruhestörung.

EPPingen, 7. Sept. (S ch a d e n f e u e r.) Gestern
Nacht kurz nach 2 Uhr wurden die hiesigen Einwohner durch
Feuerlärm aufgeschrecki. Es branntc das der badischen Eisen-
bahnverwaltung gehörige Maschinenhaus auf dem hiesigen
Bahnhof fast vollständig^nicder. Die hiesige freiwillige Feuer-
wehr war alsbald zur Stelle und hatte mit großer Mühe das
am rechten Flügel im 2. Stocke gelegene Wasserreservoir zu
retten. Zu verwundern ist nur, datz die hiefigen Bahnhofs-
arbeiter, welche sich stets rühmten, als Feuerwehr ausgebildet
zu sein, erst, nachdem der Brand bereits bewältigt war, gegen
4 Uhr mit ihrer Spritze, welche in unmittelbarer Nähe der
Brandstelle aufbewahrt war, auf dem Brandplatze erschienen.
Die freiwillige Feuerwehr konnte gegen 8 Uhr morgens den
Platz berlassen. Entstehungsursache ist unbekcmnt.

O Untergrombach, 7. Sept. (D i e B a h n st e i g s p e r r e.)
Wie sich die Badische Bahn Lei Einführung der Bahnsteig-
sperre in Prenßen das Muster abgeguckt hat, so hat gestern
das Publikum in Untergrombach das Heidelberger Beispiel
im Wegräumen der Bahnsteigsperre nachgeahmt. Anläßlich
des hiesigen Sängerfestes entstand auf dem Bahnhof ein le-
bcnsgefährliches Gedränge, weil die Abfertigung infolge der
Bahnsteigsperre zu langsam von statten ging. Die Barrieren
hielten dem Andrang nicht stcmd und der Menschenstrom er-
goß stch siiber die Trümmer hinweg auf den Bahnsteig, den die
Bahnbeamten vergeblich frei zu machen suchten.

Tauberbischofsheim, 6. Sept. (Präparanden-
s ch u l e.) Gestern Nachmittag wurde das Resultat der dies-
jährigen Aspirantenprüfung für die hiesige Präparan-
de n s ch u l e bekannt. Die Frequenz war dieses Mal stürker
als im Vorjahre. Es hatten sich 60 junge Leute gemeldet,
wovon 87 erschienen. Der dreitägigen Prüfung wohnte vom
zweiten Tage ab für die mündliche Prüfung Geh. Hofrat Dr.
Wehgoldt als Vesttretcr der Oberschulbehörde an. 40 Aspiran-
ten wurden als bestanden in die 1. Klasse, einer in die 2.
Klasse aufgenommen; 16 wurden als nicht bestanden abgewie-
sen. Man hört, datz die Anforderungen ziemlich bedeutend
waren. Es wird wohl die 1. Klasse eme Parallelabteilung er-
halten.

14 Karlsruhe, 7. Sept. (Feuer.) Gestern Mittag kurz
nach 12 Uhr brach in emer Mälzerei der Rheinstraße auf bis-
her unaufgeklärte Weise Feuer aus. Verbrannt sind über 10
Zentner Hopfen im Wert von etwa 1400 Mark. Der Geschä-
digte ist nicht versichert. Der Gebaudeschaden Leläuft sich auf
7—800 Mark.

U Aehl, 7. Sept. (DieDorf - Othellos.) Heute
Nacht kam es auf der Ortsstraße zu Odelshofen zu einer schwe-
ren Schlägerei zwischen jungen Burschen aus Kort und Odels-
hofen. Hierbei wurde derartig gehaust mit Eisengewinden,
Gabeln usw„ datz an dcm Aufkommen von vier Korker Bur-
schen gezweifelt wird. Der Grund ist wieder einmal Eifer-
sucht.

Waldkirch, 6. Sept. (Mitgliederversammlung
desBadischen Sängerbundes.) Der Badische
Sängerbund hielt heute hier seine Mitgliederversammlung ab.
Die Versammlung im Rathaus wurde eröffnet mit den üb-
lichen Begrützungsrcden, nach denen in dic Tagcsordnung ein-
getreten wurde. Es war, das sei gleich vorweg gesagt, eine
schöne Sitznng voll Einmütigkcit und Sangcsbrüderlichkeit,
wenn auch hier und da die Elemcnte aufeincmder platzten.
Herr Sauerbeck-Mannheim hat es verstanden, seinem bekann-
ten Ruf als Leiter der Sitzungen neue Ehre anzutun. Bon
den Verhandlungen verdient als Hauptsache hervorgehoben zu
werden, daß der Pforzheimer Antrag angenom-
men wurde. Dieser Antrag bezieht sich auf die Äbhaltung
des nächsten Sängerfestes; er lautet: die Mitgliederversamm-
lung wollc den Hauptansschuß bcauftragen, alsbald wegcn
Abhaltung des achten badischen Sängerbundesfestes mit den in
Betracht kommenden Städten in VerLindung zu treten und die
Vorbereitnngcn dcrartig zu beschlcunigen, datz das Fest be-
stimmt im Jahre 1007 abgehaltcn werden und die Beschluß-
fassuna hierüber endgiltig dnrch die Mitglicdcrversammlung
des Jahres 1904 erfolgen kann. Der Antrag wurde, wie ge-
sagt, angenommen, doch hat man sich noch nicht entscheiden
tönnen, wo das Fest abgehalten werden söll. Man sprach von
Freiburg, doch an der Ausführung dieses Planes wird wegen
Fehlens eines geeigneten Lotals vorerst nicht zu denten sein.
Diese Frage werden wir noch später crörtern. Von dem wei-
teren Verlauf der flott verlaufenen Versammlung wird vor-
erst noch am meisten interessiercn, wie das Mannheimer
Sängerfest finanziell abgeschlossen hat. Nach der Mit-
teilung des Herrn Arschlinger in Mannheim beträgt der Ue-
berschutz 1386 Mark. Gewitz ein glänzender Abschluß!
Was mit dem Gelde geschehen wird, das werden die Mannhei-
mer am besten wisscn. Schlietzlich sei noch erwähnt, daß die
nächste Mitgliederversammlung in Straßburg aLgehaltcn
wird.

dl Waldshut, 7. Sept. (U e b e r f a h r e n.) Heute Mor-
, gen wurde auf dem Bahnkörper zwischcn Hiesenbach und Alb-
bruck die grätzlich verstümmelte Leiche eines unbekannten jun-
gen Mannes aus dem Arbeiterstande gefunden. Ob ein Un-
glücksfall oder Selbstmord vorlicgt, konnte noch nicht ermittelt
werden, Vermutlich ist der Tote ein Jtaliener.

8 Vom Schwarzwald, 7. Sept. (Ein erstaunliches
V o r k o m m n i s.) War da auf den 1. September ds. Js.
in einem Schwarzwalddörflein Schulprüfung angesagt. Als
der Herr Kreisschulrat vor dem Schulhause vorfuhr, waren
bereits der Herr Lehrer mit seinen Schülern und die Herren
Gemeinderäte im Schullokal versammelt. Mit gespannter
Aufmerksamkeit lauschten die Schulkinder den Fragen, mit
Besorgnis überschaute der Herr Lehrer seine Kleinen, und mit
Stolz sahcn die Herren Gemcinderäte die Leistungen ihrer
Jugend. Da auf einmal entstand ein entsetzliches Gepolter,
als ob das ganze Haus von oben herab in sich zusammenstür-
zen wollte. Es war so plötzlich und so stark, dütz der Kreis-
schulrat, die Herren Räte, der Lehrer und die Kinder Reißaus
nahmen und Kopf über Hals in's Freie eilten, um nicht unter
den Trümmern begraben zu werden. Allein das Haus stand
noch, aber im zweiten Stock, gerade übcr dem Schullokal, pol-
terte es ganz unheimlich. Was war geschehen? Da kein
Wirtshaus in der Nähe deS Schulhauses war, hatte der Kut-

scher des Herrn Kreisschulrats das Pferde über die Einfahrt
aus die Tcnne bezw. HeuLühne des an den Berg gcbauten
Schulhauses hereingeführt, dorr angebunden und gefütlert.
Der Gaul kam nach eimger Zeit los und spazierte auf der
leeren Heubühne herum,' vffenbar Futter suchend. Plötzlich
brach der Boden unter seinen Fützen u. mit dröhnendem Ge-
polter stürzte er in den zweiten Stock hinunter in das Schlaf-
zimmer des Herrn Lehrers, das über dem Schulzimmer lag.
Witzbolde verbreiteten später-das Gerücht, der Gaul sei dem
Lehrer in's Bett gefallen. Das Pferd nahm gar keinen Scha-
den, aber durch sein Strampeln hatte es einen Koffer zer-
trümmert. Fetzt war cs also im zweiten Stock, aber wie wie-
der herauskommen? Das Treppensteigen nach unten in den
erstcn Stock, sowie nach oben auf die Bühne, schien allen zu
gewagt und für den Gaul zü üngöwohnt. Darum eilten schon
von allen Seiten die Baüern mit Wagenseilen und Winden
herbei, den Verunglückten wieder auf dem gleichen Wege, aus
dem er in's Zimmer geraten war, herauszubefördern. Allein
cs wurde schlicßlich, da diese Manöver doch zu gcfährlich er-
schienen, eine Wand herausgebrochen, und so konnte es, da
das Haus an den Berg angelehnt isk) ebenen Weges in's Freie
gelangen. Die Prüfung nahm hierauf ihren Fortgang, aber
die Stimmung aller Betetligtdn'wäb Äne ganz anderc, als vor
dem ungewohnten Besuch. So geschehen laut „F. v. B." am
1. September 1903 in einem einsamen Dörflein auf dem ho-
hen Schwarzwald. .

Aus Baden. Jn Weinhöim jst Oberförster Roth
im Alter von nur 45 Jahren nach 'laü'tzerem Leiden gestorben.

Heidelberger VereinsangelegenhciLcn.

8cd. Der Gesangverein Concordia unternahm am Sonn-
tag bei zahlreicher Beteiligung seinen alljäbrlichen H e r r e n-
ausflug, diesmal in das an NaturschöNheiten so reiche
Neckartal. Mit der Bahn fuhr man zunächst nach Neckar-
steinach, von wo aus der Aufstieg nach dem rdhllisch gelegenen
Luftkurort Darsberg begann, wo im „Waldhorn" das Früh-
stück eingenommen wurde. Nachdem man sich gehörig gestürtt
hatte, ging es auf Waldwegen, welche aber die noch recht fühl-
bare Septembersonne nicht abzuhalten vermochten, dem End-
ziel Hirschhorn zu, das die sangesfrohe Schar gegen 1 Uhr er-
reichte. Hwrselbst sand im „Naturaliften" das Mittagsmahl
statt, das in jeder Weise aufs Beste verlief, da Küche und Kel-
ler des Wirts in keiner Weise etwas zu wünschen übrig lie-
tzen und ihren Lewährten Ruf aufs Neue bestätigten. Nach
dcm Esscn wurde noch dem Schlotz und dcr Umgebung von
Hirschhorn ein Besuch abgestattet, worauf man sich wieder im
„Naturalistcn" zu einem gcmütlichen Beisammcnsein, das
durch Gesang, crnste und heitere Neden, komische Vorträgc
usw. gewürzt wurde, vereint. Die Rückfahrt erfolgte um 9
Uhr. Die Teilnehmer waren sich darüber einig, im Kreise der
Concordia einen schönen, genußreichen-Tag verlebt zu haben.

si- Deutschnationaler Handlungsgehilfen-Verband. Zum
10jährigen Bestchcn dcr Berufsgenossenschaft Dcutschnationa-
ler HandlungsgehilfenMerband Hamöurg beging die Orts -
gruppe Heid-qlbexg ani 3. September 1903 ihre Vor-
feier im Saale dcs Prinzen Max durch cincn Herrcnabend,
der einen Besuch von ca. 120 Berufsoeuosscn zu verzeichnen
hatte. Am Samstag, den- 8. Septemlei-, versammelten sich
abermals die deutschnationalen Handluugsgehilfen, vercint mit
Angchörigen dcr Bürgcrschaft Hcidclbergs in dcn Sälen des
Bürger-Kasino, um das 10. Verbandsgründungsfest zu feiern.
Nachdem Herr I. Völker die Festteilnchmer, insbesondere
die Vertreter des Altdeutschen Verbandes, der Deutschbund-
Gemeinde und den Vertreter des Vereins deutscher Studenten
begrützt hatte, schilderte der Vertrauensmann, Herr Carl
Lenz, in klaren und begeisterten Worten die Bedeutung u.
den Zweck der deutschnäiiönäleir Handlungsgehilfcn-Bewegung.
Herr Bezirksvorsteher C. Schäfer brachte hierauf, auf das
Geburtsfest' Sr. Königl. Hoheit des Großherzogs von Baden
hinweisend, unsernm geliebten Landesfürsten, sowie Sr. Maje-
stät dem deutschen Kaiser Wilhelm II. mit dem nationalge-
sinnten Teilnehmern ein dreifach donnerndes Heil aus und
zum Anschluh daran ertönte das Lied: „Deutschland, Deutsch-
land über Alles." Die Feier schlotz ein Festball, der erst mit
TagesanLruch endigte.

Theater- und Kunstnachrichten.

— Aus Baden-Baden, vom 6. ds„ schreibt man der
„Frankf, Ztg.": Frl. L. Petri vom Raimund-Theater und
Frl. Heinrich vom Hoftheater in Wien gastierten hier er-
solgreich in „Cyprienne", „Seine Kammerjungfer" und in
Sudcrmaims „Ehre".

— Görlih, 8. Sept. Der hier lebende 78jährige Lust-
spieldichter Gustav v. Moser ist schwer erkrankt.

Handel und Verkehr.

Mnniheini, 6. Septimber. Oberrheinische Bank —.— B.,

95.50 G. Rhein. Creditbank —.— B, 139.50 G. Rhein. Hyp.-
Bank 190.50 B., —.— G„ Branerei Kleinlein, Heiüelberg, G.,

180.50 B- Schrocdl'sche Branerei Heidelberg B, 100.— G,
Portland Zementwcrk Heivelberg —.— B.. 112.— G.

e ck a r.

Heidelberg 8.. 1.14, gest. 0.05m
Heilbronn 7, 0.53, qest. 0.10 m
Mannycim 7. ,3.87, qef. 0.08 m I

R n e > n,

Lauterburg 7.426 , qef. 0.06m
Maxau 7.. 4.18, gef 0.02rr

Mano.heiin, 7., 3 91. qef 0-06IV




Der Kaiser im Mnnövergelände.

Merscburg, 7. Sept. Der Kaissr begab sich hente
früh 6 tlhr ini Viergespann in das Manöoerge-
tände, die Kaiserin fuhr mn 9 Uhr nach Magdeburg.
Die übrigen Aürstlichkeiten bsgabsn sich von Halle mittels
Sonderzuges in das Manöverterrain. Die Kriegs-
lage ist folgende: Eine rote Armee, welche über Eisenach,
Weimar und Nanmburg vormarschtert, ist am 6. Sept.
östtich von Leipzig von einer übsr Dresden vorgegange-
nsn blauen Armee geschtagen und: zum Rückzug auf Halle
und Merseburg gezwungen worden.

Den heutigen Manövern wohnten außer dem §taiser
der König von Sachsen„ sowie die übrigen Fürstlichkeiten
bei. Von der „roten" Armee stand das 4. Korps und
die Kavalleriedivision X nordwestlich von Weißenfels;
das 11. Korps stand nordwestlich von Merseburg. Von
der „blauen" Armee gingen das 19. imd 12. (königlich
sächsische) Korps, sowie die Kavalleriedivision U aus einek
Linie von Groß-Dölzig und Groitsch nach Westen vor,
überschritten teilweise die Saale und bedrohten den rech-
ten Flügel der Armee mit llmfassnng. Ter Kaiser ber-
blieb im Manövergelände in Goseck, wsstlich von Weißen-
fels.

Magdcburg, 7. Sept. Die Kaiserin traf vormittags
10^ Uhr hier ein und wurde auf dem Bahnhof vott
dsm Regierungspräsiddsiten Dr. p. Bötti-cher, dessen Ge-
mahlin, dem Regierungspräsidenten v. Brandenstein, so-
wis dem Oberbürgermeister Schneider empfangen. VoiN
 
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