Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Juli bis Dezember)

DOI Kapitel:
Nr. 203 - 228 (1. September 1903 - 30. September 1903)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.11499#0486

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
in Wahrung berechtigter Jnteressen gehandelt, es stehe ihm der
K 193 R.-Str.-G.i-Ä. iZur Seite. Der Geistliche ge-
höre a u f d i e K a n z e l n n d nicht in die politische
A g i t a t i o n.

' — Akn 10. und 11. Oktober wird in Berlin die Ge-
neralversammlung des Wahlvereins der
liberalen Partei zusammentreten, um die orga-
nisatorischen Konsequenzen, die sich aus dem Anschluß der
National-Sozialen- an die freisinnige Vereinigung er-
geben, zu zishen. Außerdem wird auf diesem Parteitag
zur Erörterung komnien, welche grundsätzliche Haltung
zu der Fra-ge des Zusammenwirkens mit der Sozialdemo-
kratie bei den preußischen Landtagswahlen eingenommen
werden.soll.

Badcn.

— Staatsminister Dr. von Brauer ist aus Urlaub
Zurückgekehrt und hat die Dienstgeschäfte wieder über-
nommen.

— Zur Verhütung aller Weiterungen, welche sich dar-
aus ergeben könnten, daß verschiedene der zu landesherr-
herrlichen W a h l k o m m i s s ä r e n für die Erneuer-
ungswahlen zur Zweiten Kammer der Ständeverlamm-
lung ernannten Beamten zurzeit beurlaubt sind und die
Entschließungen bezüglich der Einteilung der grö-
tzeren Gemeinden in mehrere Wahldistrikte, sowie
der Vereinigung der keinen eigenen Wahl-
distriktbildenden Gemeinden, Kolonien, Hof-
güter mit benachbarten Gemeinden zu einem Wahl-
distrikt deshalb zum Teil von dem regelmäßigen Stellver-
treter des zum landesherrlichen Wahlkommissär ernann-
ten Beamten getroffen werden mußten, sollen, infolge
ministerieller Bestimmung, die betreffenden landesherr-
lichen Wahlkommissäre nach ihrer Rückkehr aus dem Ur-
laub nachträglich nochmals seküst über die bezüglichen An-
träge der Bezirksämter und Gemeindsbehörden formelle
Entschließung treffen.

Kar I s ruhe , 8. Sspt. Der bereits sehr empfindlich
gewordene Mangel an Lehrkräften für die
VoIksschule in Baden dürfte nun insoweit etwas ge-
mildert werden, als in diesem Spätjahr entlassen wurden:
aus dem Lehrerseminar Ettlingen 46 und Karlsruhe I
34 Volksschulkandidaten. Außerdem erhielten lt. „Br.
Ztg." die LehrbefäNgung an Polksschulen und für die
Fächer der Volksschule an höheren Mädchenschulen 34
Damen; zusammen können also 144 Lehrpersonen im
öffentlichen Volksschuldienst Verwendet werden.

Prcußcn.

Frankfurt, 8. Sept. Wie die sozialdemokratische
„Volksstimme" aus zuverlässiger Quelle erfahren haben
will, ist vom preußischen Justizminister an sämtliche
Staatsanwaltschaften eine Verfügung ergangen, in der
dazu aufgefordert wird, die s o z i a Id e m o k r a t i s ch e
Parteipresse genauer als bisher zu st u -
dieren und mit rücksichtslojer Schärse jeden
Fall zu verfolgen, der nur einigermaßen Aussicht bietet,
gegen das betreffende Blatt einen erfolgreichen Prozeß
anzustrengen. Alle in den Zeitungen und Zeitschriften
enthaltenen Artikel, die sich mit dem Kaiser oder den
einzelnen Landesherren besassen, sollen einer ein-
gehenden Prüfung unterzogen werden, wenn eine Belei-
digungsabsicht in der Form des Jnhalts odsr den beglei-
tenden Umsländen nach zn erkennen ist. Bejahenden Falls
soll dann selbst, au-ch w-enn es sich um ein-en Persteckten
Angriff handelt, Anklage wegen Majestätsbeleidigung er-
hoben werden, jedenfalls soll auch, wenn Fluchtver-dacht
begründet ist, die Untersuchungshaft bei Gericht bean-
rragt werden.

AuS der Kartsruder Ztertung

— Seine Königliche Hoheit der Großherzog habcn
ben Refercndär Paul Schwörer aus Kenzingen zum Se-
kretär bei dem Ministcrium des Großherzoglichcn Hauscs und
der auswärtigcn Angelegenheiten crnannt und demselben dcn
Titel eines Legationssekretärs verliehen, dem Königlich Schwe-
dischen Obersten Shlvander, Kommandanten der Festung
Waxholm, das Kommandcurkreuz 2. Klassc, dcm Tarifinspek-
tor Looft in Matmö das Nitterkreuz 1. Klasse des Ordens
vom Zähringer Löwen, sowie dem Lakaicn Rhdsn im Tienst
des Kronprinzen von Schweden und Norwegen die silberne
Berdienstmedaille, dem Silberverwalter David Schneider
rn Karlsruhe das Ritterkreuz 2. Klasse des Ordens vom Zäh-
ringer Löwen verliehcn.

— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben
den nachgenannten Offizieren aus der militärischen Umgebung
den Orden vom Zähringcr Löwen vcrliehen, und zwar: a, das
Ritterkreuz 1. Klasse: dem Major von Woyna im großen
Gcneralstab, kommandiert zur Dienstleistung als General-
stabsoffizier bei der 6. Armee-Jnspektion, und dem Major
und Flügeladjutanten Freiherrn Seutter v. Lötzen;
l>. das Ritterkreuz 2. Klasse mit Eichenlaub: dem Leutnant
nnd Ordonnanzoffizier Grafen Hennin (Konstantin)
vom 1. Badischen Leib-Grenadier-Rcgiment Nr. 109.

— Seine Königliche Hoheit der Grotzherzog haben
den nachgenannten Königlich Preußischen Offizieren das Rit-
terkreuz 2. Klasse mit Eichenlaub des Ordens vom Zähringer
Löwen verliehen, und zwar den Hauptleuten und Kompanie-
chefs: Hans Heusingervon Waldegg und Otto E n -
gelhardt im Jnfanterie-Regiment von Lützow (1. Rheini-
schen) Nr. 25, Felix von Merkatz im 2. Badischen Grena-
dier-Regiment Kaiser Wilhelm I. Nr. 110, Edwin Röver
und Oskar Hasse im 4. Bad. Jnfanterie-Regiment Prinz
Wilhelm Nr. 112, Günther Freiherrn von Dobeneck
im 5. Badischen Jnfanterie-Regiment Nr. 118 und Erwin
Arech im 8. Badischen Jnfantcrie-Regiment Nr. 169.

— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben
Lem ersten Direktor und kaufmännischen Leitcr der Zuckerfa-
brik Waghäusel, Karl Schöttle, das Ritterkreuz 1. Klassc
des Ordens vom Zähringer Löwen verliehen.

KarIsr u h e, 8. Sept. Der Großherzog und
die G r o ß h e r z o ffi n empsingen Dienstag Mittag den
Statthalterei-Rat von Bregenz, Grafen Schaffgotsch mit
seiner Gemahlin in belonderer Andienz. Dieselben nahmen
dann an der Großherzoglichen Frühstückstafel teil und
kehrten später nach Bregenz zurück. Nachmittags 4 Uhr
begaben sich die Großhsrzoglichen und Erbgroßherzoglichen
Herrs-chaften mit dem Kursschifs nach Unteruhldingen, von

wo dieselben mit fürstlichen Wagen nach Salem fuhren.
Die Prinzessin Wilhelm und die Prinzesssn Marie Luise
mit ihrem.lieben Kinde empfinben Ftzre Königiicben
Ho-Heiten im Garten. Die Höchsten Herrschasken VSrweil-
ten daselbst bis nach 7 Uhr und trasen gegen 9 Uhr wieder
in Schloß Mainau ein.

Auslanr».

Oestcrreich-Ungarn.

8 Wic-n, 8. Sept. 51-aiser W i l h e l in wird bei sei-
nem Eintreffen von Mohacs am 18. September vormit-
tags am Südbahnhof vom Kaiser und den Erzherzögen
sowie den Spitzen der Behörden, in der Hofburg vo-n den
Erzherzoginnen un-d den Ministern empfangen und be-
sucht dann die Mitglieder des kaiserll Hauses. Abends
6 Uhr findet Galadiner statt, hierauf sindet der Besuch der
Hofoper statt. Am 19. September ist Pirsche und nach-
mittags Diner in -der deutschen Botschaft. Am 20. Sep-
tem'ber findet Gottesdienst in der englischen Kirche, da-
rauf Familienfrühstück bei Erzherzog -Otto statt. Abends
ist Hoftafel und Theatervorstellung in Schönbrunn.
Aben-ds 10 Uhr erfolgt die Abreise des Kaisers. Anläß-
lich der Anwesenheit des Kaisers treffen in Wien ein
SzögyMy und der deuts-che Generalkonsul in Budapest.

England.

London, 8. Septbr. Ein Armeebefehl von
Lord Roberts macht den Kommandeuren zur Pflicht,
dafür zu sorgen, daß eine billigere Lebensfüh-
rung der Offiziere ermöglicht wird. Die Kom-
mandeure haben insbesondetze vvr übermäßigem Aufwand
zu warnen und ihm vorzubeugen, ihre Kasinos zu kon-
trollieren und dabei zu prüfen, ob minderbemittelte Offi-
ziere d-arin leben können. Lord Roberts droht mit schärf-
ster Ahndung jeder Vertetzung dieses Geistes seiner Ver-
fügung seitens der Kommandeure unter Umständen mit
der Entlassnng. Dieser Befehl ist -veranlaßt durch die Er-
Lenntnis, 'daß viele Kommcmdeure, welche selbst beich
sind, eine ausschweifende Lebensführung der Subaltern-
offiziere sördern.

Amerika.

Washin g t o n , 8. Ssptbr. Admiral Cotton, der
Befehlshaber des nach Beirut entsandten amerikanischen
Geschwaders, kabelke öem Staatsdepartement, die Lage
sei 'y i ch t b e d r o h l i -ch. Er b e st ä t i g t in seiner Mel-
dnng, daß der Angriff auf den Vizekonsul Magelsen
aüf einem w oH4 ü b er l e g t e n PIane berüht habe,
der die Ermordün-g 'des Konsuls bezweckte. Vier Per-
sonen, die der Beteiligung an- dem Attentat verdächtig
sind, wurden verhaftet.

Dre Vekämpfunq des Alkaliolismus.

Mainz, 8. Sept. Gemätz den Beschlüssen des Preußi-
schen Landtages vom Juni 1902 zu den auf die Bekäm -
psung des Alkoholismus gerichteten Anrägen des Ab-
geordneten Grafen Douglas wurden zwischen der Kommisston
und den preußischcn Ministerien und Vcrtretern des Reichs-
justizamtes und des Reichsamts des Jnnern Vorschläge auf
Abänderüng der Gewerbeordnung vereinbart,
die nunmehr seitens der königlich prcußischen Regierung in
Form einer No v e l l e zur Gewerbeordnung der
Reichsleitung vorgelegt wurden. Die in Mainz erscheinene
„Deutsche Weinzeitung" ist in der Lage, den seither von der
Regierung noch nicht veröffentlichten Entwurf der Bestimmun-
gen nebst Begründung zu publizieren, der eine Reihe wichtiger
und interessanter Bestimmungen, z. B. die obligatori -
sche Bedürfnisfrage für Wirtschaften, fakultative
Vorschriften zur Förderung alkoholfreier Getränke,
Ausschluß weiblicher Bedienung, Verbot des
Borgs, schärfere Strafbestimmungen, eventuell
Verlust der Konzession -enthält. Jm Einzelnen wird u. a. be-
stimmt: „Die Landesregierungen sind befugt zu bestimmen,
daß den Schankwirten durch die Konzessionsbehörden auferlegt
werden kcmn, bestimmte kalte Speisen und bestimmte nicht gei-
stige Getränke zur Verabfolgung an die Gäste bereit zu halten.
Ferner sind die Landesregierungen befugt zu bestimmen, datz
die Erlaubnis zum Betrieb dcr Schankwirtschaften unter Be-
dingungcn erteilt werden kann, welche die Annahme weiblichen
Arbeits- und Hilfspersonals beschränkt oder ausschließt.
Schankwirte dürfen den Gästen Getränke, von Notfällcn abge-
sehcn, zum Genuß auf der Stelle nicht auf Borg verabreichen.
Fordernngen für Getränke, wclche den vorstehcnden Vorschrif-
ten zuwider verabfolgt werden, könncn wcdcr eingeklagt noch
in sonstiger Weise geltend gemacht werden. Wer vorsätzlich
ohne die vorschriftsmätzige Genehmigung zum Betriebe der
Gastwirtschaft, der Schankwirtschaft oder des Kleinhandels mit
Branntwein oder Spirituoscn diese unternommen oder fort-
gesetzt hat, wird mit Strafe von 50—1000 Mark oder mit
Haft oder Gefängnis bis zu drei Monatcn bestraft. Der Vcr-
lust der Konzession zum Betrieb dcr Gastwirtschaft usw. kann
auch dann eintreten, wenn der Vertreter ohne Vorwissen von
Ler Uebertragung des Stellvertreters bei der unter den Ver-
hältnissen möglichen cigcncn Beaufsichtigung dcs Betricbes
oder bei Auswahl oder der Beaufsichtigung der Vertretung es
an der erforderlichen Sorgfalt hat fehlen lassen." Aus der Be-
gründung ist zu entnehmen: Der Schwerpunkt der im Kampfe
gegen den Alkoholismus zu ergreifenden Maßnahmen liegt
unseres Erachtens auf dem Gebiete der Gewerbeordnung, ins-
besondere wird durch eine strcngere Handhabung des Konzes-
sionswesens und cine Verschärfung der Vorschriften über den
Bcdürfnisnachweis für eine Erschwerung dcr Gelegenheit zum
Alkoholgenuß Sorge getragen werden müssen. Auch wird in
Frage kommen, ob nicht eine Verschärsung dcr Vorschriften
über die Bestrafung von hierher gehörigen Uebertretungen im
Wiederholungsfalle für angezeigt zu erachten sein wird.

Aus Stadt uud Land.

Heidelberg. 9. September.

Vo. Groscherzogsgeburtstagsfeier. Gestern Abend kün-
deten Böllcrschüsse und Glockengeläute das Nahcn des Festtages
an. Gegen 8 Uhr stellte sich die Feuerwehr am Karlsplatz
zu einem Fackelzug auf und marschierte unter Vorantritt der
Feuerwehrkapelle durch die Straßen der Stadt. Jn der Re-
stauration zum „Faulen Pelz" fanden sich die hiesigen Mili-
tär- und Waffenvereine zusammen, um den Geburtstag des
geliebten Landesfürsten zu feiern. Zahlreich waren die Kame-
raden erschienen und bald entfaltete sich ein durch Reden und
Gesänge belebtes kameradschaftliches Treiben. Der Gauvor-
sitzende, Dr. Bauer, begrüßte die Kameraden und gab seiner
Freude darüber Ausdruck, daß die Mitglieder sämtlicher Waf-
fenvereine der Einladung gefolgt seien; dies sei ein Zeugnis
dafür, daß ein freundschaftliches Band die Kameraden um-

schlingk. Sodann übermittelte er die Grüße Sr. Exzellcnz
, dkK sHerrn Generalleutnant von Winning, welcher der Feier ; '
leider nicht beiwohnen konnte, und brachte ein dreifaches Hoch
auf den obersten Kriegsherrn aus, welches begeisterten Wider-
hall sand. Nach einem Musikstück ergriff Dr. Bauer nber-
mals das Wort und führte aus, daß man stch zu einer schlich-
ten Feier zusammengefunden habe, um den Geburtstag un-
scres Landesherrn zu feiern; cinfach und schlicht, wic es deut-
schen Männern gezieme. Wir hätten Anlaß zu dieser Feier,
seien wir doch- zu beneiden, da wir einen Fürsten hätten, der
ein halbes Jahrhundert zur Wohlfahrt seines Volkes beigetra-
gen habe. Jeder einzelne unter den Kameradcn jollte dazu
beitragen, daß sich das Dichterwort bewahrheite:

Willst du glücklich sein im Leben
Trage bci zu anderm Glück,

Denn die Freude, dic wir geben,

Kehrt ins eigne Herz zurück.

Mit dem Wunsche, daß ein gütiges Schicksal uns unseren lie-
bcn Landesvater noch lange erhalten möge, toastetc Dr. Baucr
auf das Geburtstagskind. Nachdem das Hoch verklungen war,
sang man das Lied: „Deutschland, Deutschland über alles",
worauf Obersteuermann Schmitt aus Mannheim einen in-
teressanten und lehrreichen Vortrag über das Signalwescn zur
See hielt. Reicher Beifall wurde dem Vortragenden für scine
Ausführungen zu teil. Dr. Baucr dankte hierauf im Na-
men der Zuhörer für den Vortrag, und begrüßtc gleichzeitig
den Vorstand des Marinevereirrs--Mannheim. Sodann verkün-
digte er die Aufnahmc des-hiesigen Marinevereins in den ba-
dischen Militärvereins- und P'fälzgauverband und überreichte
dem Verein untcr einer Ansprache die Aufnahmeurkunde. Sein
Hoch galt dcm Wachsen, Mühen und Gedcihen des Vcreins.

Der Varstand des Marinevcrcins, Herr K u n st, dankte für
die freundlichcn Worte des Vorsitzenden und forderte die Mit-
glicder scines Vereins auf, ,das Vereinszeichen anzustecken und
ein kräftiges „Hipp hipp hurra" auf den bad. Militärvercins-
und Pfalzgau-Verband sowic aus den Militärverein Hcidcl-
berg auszubringcn. Nach eincm Musikstück fand sodann die
Ucberreichung von Ehrcnurkunden an Mitglieder des Militär-
vereins Heidelberg, für 25sährige Mitgliedschaft, durch den
Vorstand Dr. B a u e r statt. Die Geehrten sind: Johann
Adam, Valcntin Gamber, Stadtrat Krall, Schmiede-
meister Römer und Privatmann Julius S ch m i d t. Hter-
mit hatte die offizielle Feier ihr Ende erreicht. Gesang und
Musik hieltcn viele der Kameradcn aber noch lange beisam-
men. Heute am Festtagsmorgen ertönte Glockengeläute von
allcn Kirchtürmen der Stadt, trvn der Providenzkirche herab
ließ ein Musik-Quartett cinen Choral ertöncn. Die Stadt
selbst prangt im Luntcn Fahnenschmuck, ein Zeichen, wic sehr
die Einwohnerschaft Anteil an dem Geburtstag dcs Landes-
herrn nimmt. Jn allen Kirchen war Festgottesdienst, an wel-
chem viele Vcreine teilnahmen. Um 1L11 Uhr fand, wie all-
jährlich im Rathaussaal die Dekorierung der Feuerwehrleute
und trcuer Arbeiter statt. Gch. Regierungsrat Dr. Bccker
hielt zunächst eine Ansprache an die Feuerwchr uüd 'übprtzäb
die Staatsmedaille sür 26jührige Mitgliedschaft. Obcrbürger- -
meister Dr. Wilckens übergab die von der Stzrdt HLiöelberg ge-
stifteten Mcdaillen. Hierauf übergab Geh. RegjedMsrat Dr.

Bccker dem Packmcister Adolf Jünger und dem Tiener Käspar
Sommer die Medaillc für 30jährigc treuc Arbeit. Zum
Schlusse brachte Obcrbürgermeister Dr. Wilckcns ein Hoch auf
unsern Landessürsten aus, in das die Anwefenden begeistert
cinstimmten.

Es erhielten die städtische Gedüchtnismedaille für 20jähr.
Mitgliedschaft: Eberhard Gerlach, Landwirt, Franz Thurecht,
Schmiedcmeistcr, Jakob Schilbert, Gastwirt, Johann Mutsch-
ler, Gastwirt, Balentin Thurecht, Landwirt, Adam Schnei-
der, Landwirt, Wilhelm Scholl, Landwirt, Jakob Elfner, Land-
wirt, Hcinrich Wcrnz, Landwirt, Jakob Bauer, Landwirt, Gg,
Grieser, Bäckermeister, Valentin Klemm, Küfermeister, Ludw.
Genthner, Landwirt, Heinrich Genthner, Landwirt, Georg
Wernz, Landwirt, Hcrmann Schmitt, Landwirt, Friedrich
Körbel, Landwirt, Jakob Schlicksupp, Landwirt, Nikolaus Lu-
lah, Gastwirt, Wilhelm Priester, Landwirt, alle Mitglieder
der freiwilligen Feuerwchr Handschuhsheim. Peter Edler,
Schumacher, Gcorg Adclhelm, Maurer, Martin Wirth, Schu-
macher, Alwin Müller, Dachdeckermcister, Martin Possert,
Schlosser, Paul Gaida, Schlosser, Jakob Hilbel, Maurer, Jo-
seph Perino, Schrciner, und Anton Rohrmann, Maurer. Die
Staatsmedaille für 25jährige Mitzliedschaft erhielten Karl
Willy und Johann Popp. i

Ehrenzeichen für treue Arbeit. Auf den 9. d. M. ist u. a.
dcn nachbenannten Arbeitern im Betrieb der badischen tstaats-
eisenbähnen und jenem der Königlich Preußischen und Grotz-
herzoglich Hessischen Eiscnbahndircktion in Mainz bezw. im
Dicnste des Großherzoglichcn Hof- und Nationaltheatcrs in
Mannheim das von Seiner Königlichen Hoheit
dem Großherzog unter dem 11. Novembcr 1895 für Ar-
beiter und männliche Dicnstüoten gestiftete „Ehrenzeichen
für treue A r b e i t" im Nanien des Großherzogs durch
den Minister dcs Großhcrzoglichcn Hauscs und dcr auswär-
tigen Angelegenhciten verlichen worden, nämlich: den -B a h n-
hofarbciter Johann Götz in Schwetzingcn, Mathias
Gollinger in Hcidelbcrg, Wilhclm H a r t s ch u lj in Hm-
delberg, August Konrad in Neckarclz, Wilhelm Lott in
Waibstadt, Michael Schwebler in Heidelberg und Georg
Ziegler in Gundelshcim; den B a h n a r b e i t e r n Karl
Frey in Meckcsheim, Andreas Gutruff in Gauangclloch,

Jakob Hambrecht in Kirchheim b. H-, Hippolyt Heid
in Rauenthal, Joscph Herrmann in Malschenberg und Pe-
ter S e i l e r in St. Jlgen; dcm Werkstättearbeiter
Jakob Köhler in Heidelberg; ferner von der Kgl. Preußi-
schen und Großh. Hesstschen Eisenbahndirektion in Mainz dem
Bahnarbeiter Jakob Fritz in Hohensachsen und dem Hilfs-
bremser Simon Freitag in Heidelberg.

X Solistcnvvrtrnge des stüdt. Orchesters. Jm vorgestrigen
Nachmittagskonzert erzieltc Herr Sander als Solist mit seiner
schönen Wiedcrgabe der Cavatine von Raff starken Beifall. Das
gestrige Abcndkonzert im Stadtgarten verzeichnete auf seinem
Programm Nr. 4 die Szene und Arie aus der Oper „Das
Nachtlager in Granada". Dns'Violinsolo im Vercin mit dem
Posaunensolo wurde von den Herrcn Sandcr und Handke in
trefflichster Weise zur Geltung gebracht. Beide Solistcn wur-
den ihrcr schweren Aufgabe vollauf gerecht und großer
Applaus ward ihnen zuteil. 6.

Entwichen. Der Einbrecher Johann Georg Linsen -
maier von Uhingen stWürttembcrg), welcher bci dcm Ein-
bruch in Konstanz kürzlich -ekeiligt war, entfloh aus der Au-
genklinik hier, wohin cr aus dem Zuchthause Bruchsal zur Un-
tersuchung seiner AugeN geschafft war, unter Mitnahme frem-
der Kleidungsstücke. Limcnmaiers Signalemcnt lautet: 25
Jahre alt, groß, linkes Auge fchlt, rcchtes beschädigt, dunkle
Haare, auffallende Drüsennarben am Hals, trug in dcr Klinik
blaue Vrille, Hose und Weste dunkclgrün, weiß und schwarzer
Strohhut.

Brand. Jm Gasthaus zum großen Faß entstand gestern
Abend im Dachstock ein Brand, Ivelcher aber von den Ein-
wohncrn, bevor die Feuerwehr kam, gelöscht wurde. Der
Schaden ist unbedeutcnd. Wie das Feuer errtstauden ist,
konnte bis jetzt nicht erniittelt werden.

Mannheim, 8. Sept. (Z u r La n- dtagswah I.) Wie
man hört, ist in der Wählerliste die Stadt in 93 Wahldistritte
eingeteilt. Die Gesamteinwohnerzahl wird nach dem Ergebnis
der Personenstandsaufnahme von 1900 anf 141131 ange-
nommen. Jnsgesamt gelangen 705 Wahlmänner znr
! Aufstellung.
 
Annotationen