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Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Juli bis Dezember)

DOI Kapitel:
Nr. 256 - 280 (2. November 1903 - 30. November 1903)
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45. Zahrgang. — 2^6

^ Mmch, 25. NVmber 18l13.

Wz ftes


Grschrt»t tLgltch, Koxntag» «u»genomme». Pret« mit Familtenblättern monatlich 5V Pfg. in'» Hau» gebracht, bei ber Expeditio» u»d den Zweigstationen abgrholt »0 Pfg. Durch dir Wsst

bezogcn vierteljährlich 1,35 Mk. auSfchlietzltch Zustellgebühr.

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a» bestimmten Tagen wird keine Berantwortlichkett übernommcn — Anfchlag der Jnserat aus den Plakattafeln der Heidrlberger Zeitung und den städtischen Anfchlagftellen. Fernsprrcher W.

Deutsches Reich» ?

Badeu.

^ Karlsruhe, 21. Nov. Die von der Badischen
^ a b r i k i n s -p e k t i o n veranstaltete Gesellschaf ts-
^ eise von 80 Arbeitern znr Besichtigung >der Stättdigen
^usstellung für A r b e i t e rw o h l f a h r t zu
^harlottenburg hst einen fehr harmonischen Verlauf ge-
^>mmen. Sämtliche Teilnehmer der Reise haben dem
chorstand der Fabrikinspektion längere oder kürzere Be-
Ochte über die gewonnenen Eindvücke zngesagt. Auch
^urden von mehreren Teilnehmern Veröffentlichnngen
^Urch die Presse in Aussicht gestellt. Der Leiter der
^usstellung und seine wissenschaftlichen Mitarbeiter haben
-oin Hehl daraus gemacht, daß der gemeinschaftliche Besuch
"or Ausstellung durch badische Arbeiter ihnan besonders
^illkommen war und haben die Hoffnung ausgesprochen,
7«ß dies Reiseunternchmen vorbildlich uud anregend auf
weitesten Kreise Deutschlands wirken möge. Dieser
^indruck war ein um so angenehmerer, als die Teilnehmer
^Urchweg mit sichtlichem Jnteresse und mit großem Ernst
Und Fleiß sich in das Gebotene versenkten und dabei volles
^erständnis und gesundes llrteil zeigten. Einen unver-
sfnnbar tiefen Eindruck machte das Tuberkulose -
useum. Diese lehrreiche Sammlung und deren Er-
"iirer zu rühmen, wurden die Arbeiter nicht müde. Wenn
^ was nicht zu bezweifeln ist — der von allen Teil-
Uehmern geärißerte gute Vorsatz, den in der Ausstellung
fiewonnenen Anschauungen, jöder in seinem Kreise, mög-
"chste Verbreitung zu verschaffen, zur Ausführung ge-
^Ugt, so wird der Besuch der Ausstellung von weithin-
?ehender fruchtbringender Wirkuug und nachhaltigem Er-
luige sein.

Das Programm für die Eröffnung des
Landtags.

Die auf den 1. Dezember d. I. einberufene Stände-
.^rsammlung wird an demselben Tage im Allerhöchsten
^uftrag durch den Präsidenten des Staatsministeriums
dGffnet werden.

Morgens 9 Uhr wird in der katholischen Stadtpfarr-
Uche Gottesdienst stattfinden, desglei-chen um 10 Uhr
U der Schloßkirche. (Versammlung in dem unteren
^aum.)

Um 11 Uhr versammeln sich die Mitglieder der ersten
zweiten Kammer in ihreu Sitzungssälen.

Die Mitglieder der zweiten Kammer nehmen in den
^-anken der Abgeordneten dieser Kammer ihre Sitze eiu.

Die Mitglieder der ersten Kammer, ihren Präsidenten
wr der Spitze, begeben sich um 11'^ Uhr in den Saal der
^veiten Kammer zu den für sie bereiteten Sesseln vor
on Sitzen der Abgeordneteu dieser Kamnier.

,,Um llsch Uhr begeben sich der Großherzogliche Kom-
wlssarius und die übrigen Mitglieder des Staatsmini-
^niuins aus ihrem Versammlungssaal in den Sitzungs-

Aus der Frauenwelt.

r Bei dcr städtischen Polizei in Stuttgart rst seit dem 20. Fe-
hchar ds. Js. eine Polizeiassistentin angestellt, die dem Hilfs-
^gerinnenverband angehört hat. Jhre Aufgabe ist, Frauen
chso Mädchen, die wegen der verschiedenen Delikte eingeliefert
dFoen u. die ost schon so tief gesunken stnd, die Hand zu bieten,
^^"t ihnen die Rückkehr zu einem geordneten Leben erleichtert
Sie hat auch dasür zu sorgen, daß im dienstlichen Ver-
^ Mit den weiblichen Gesangenen Sitte und Anstand ge-
iPirt blechen; sie wohnt den polizeiärztlichen Untersuchungen
Und hat auch das Recht, an zuständiger Stelle sich gegen eine
^fche Untersuchung auszusprechen oder fte herbeizuführen.
jeht war sie in 407 Fällen tätig; davon hat sie in Stcl-
gcbracht 13 weibliche Personen, von denen 4 sich bewährt
in die Heimat wurdcn 7 gebracht, von denen 6 daselbst
.^leben sind und in Hcilanstalten 3, so daß der Ersolg etwa
Ijx- uzent aller Fällc ausmacht. Auch bei männlichen Einge-
die ihre Hilfe verlangten, hat die Assistentin schon
einer Rcihe von Fällcn mit Erfolg gewirkt.

Australien. Nächsten Monat werden die australischen Bun-
^»Ivahlen sowohl für das Repräsentantenhaus wie für -den
sy u«t vorgenommcn. Allc männlichen und weiblichen Per-
j^wn im Alter von 21 Jahren sind stimmberechtigt. Ausge-
v",l>ssen sind nur Zuchthäusler, Geifteskranke und Prostituierte.
i>er Sunzen gibt es 1,7 Millionen Stim-mberechtigte. Die Zahl
Frauen überwiegt die der Männer um 50 000. Weiblichc
dj^Udidaten gibt es vorläusig sehr wenige. Viel genannt wird
-Senatskan-didatur von- Fräulein Vi-da Goldstein, die sich
stroße Beredsamkeit und politisches Wissen auszeichnet.
jüp'u die Fragc, ob Fraucn gewählt werden dürfen, ist noch
tzUge nicht entschieden. Die darauf bezügliche Stelle in Ler
d^ Kassung wird sehr verschieden ausgelcgt und mutz deshalb
^ U obcrsten Bundesgerichte, dem Wächter und Erklärer der
^ufassung, zur Erledigung vorgelegt werden.
z>r ""Pan. Die erfte Umversität für Frauen in Tokio kann
ü ur g„s cin zwcijähriges Bestchen zurückblicken, aber
unoch beläuft sich die Zahl dcr Studierenden auf über 800.

saal der zweiten Kammer, wo sie die für sie bereiteten vom Minister mit pathetischer Erregung ausgesprochene
Sitze einnehmen. ! Anspielung auf Els-aß-Lothringen wird von Dreivierteln

Der Großherzogliche Kommissarius hält eine Ansprache
an die Stände-Versammlung, ruft die neu eingetretenen
Mitglieder zur Eidesleiftung auf und erklärt, nachdem
diese erfolgt ist, die Ständeversammtung für eröffnet.

Hierauf verlassen die Mitglieder des Staatsministe-
riums und der ersten Kamm-er in der nämlichen Ordnung,
in welcher sie eingetreten sind, den Sitzungssaal.

Ans der Karlsruher Zeitung.

— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben
dem überzähligen Major Ernst Schönfeld, aggregiert
dem Deutsch-Ordens-Jnfanterie-Regiment Nr. 152, das Rit-
tertreuz erster Klasse des Ordens vom Zähringer Löwen ver-
liehen.

— Postassistent Robert Kunisch in Konstanz wurde mit
Wirkung vom 1. Oktober ds. Js. ab als Postsekretär in einer
Sekretärstelle des Postamts in Emmendingen- angestellt.

K a r I s r ii h e, 24. Nov. Gegenüber der in einigen
Blättern aufgestellten Mutmahung, daß die Regierung
eine Beschtußfassung über die von ihr in Ausstcht genoni-
mens Steuererhöhung schon im Monat De-
zember herbeiführen wolle, sind wir zu der Mitteilung
ermä-chtigt, daß eine solche Absicht nicht besteht. Die
Volksvertr-etung wird im Dezember, wie früher auch,
nur über das sogenannte provisorische Steuergesetz zu
beschtießen haben, welches zur Forterhebung der Steuern
nach den seitherig-en Sätzen für eine Anzahl Monate Er-
mächtignng erteilt. Die vorzüschlagende Steuererhöhung
wird, entsprechend dem Vorgang in früheren Jahren,
insbesondere demjenigen auf dem Landtag 1893—94,
Gegenstand einer besonderen Gesetzesvarlage bilden, und
diese Vorlage wird ihre Verabschiedung mit dem- Büdget
und dem Finanzgesetze zu erhalten haben. Zu einer ein-
gehenden und gewissenhaften Prüfung der Vortage wird
also der Volksvertretung ausreichend Gelegenheit ge--
geben sein.

Ausland.

Frankrcich.

Paris, 23. Novbr. Jn der Deputierten-
kammer führte heute die alljährlich anläßlich der Bs-
ratnng des Budgets des Auswärtigen wiederkommende
Abrüstungsfrage (siehe auch 2. Blatt) zu großer
Aufregung. Eine von den Soziälisten und einem Terl
-der Radikalm unterstützte Tagesordnung forderte die Re-
gierung auf, mit denMächten behufs gemeinsamer g I e i ch-
zeitiger Verminderung der Militär -
lasten in Verbindung zu treten. Delcasss erwi-
derte, während in den letzten Jahren alle übrigen Militär-
mächts ihre Rüstungen ganz erheblich gesteigert hätten,
sei in Frankreich das Kriegsbudget stehen geblieben, ja
zurückgegangen, es sei also nicht mit Worten, sondern
mit Taten vorausgegcmgen und könne sich nicht zu wei-
teren unnützen herabwürdigenden Schritten herbeilassen.
Warum Frankreich nicht die Jnitiattve zur Abrüstung er-
greifen könne, daran brauche er nicht zu erinnern. Diese

des Hauses mit frenetifchem Beifall, von der
Linken mit eisigem Schw-eigen aufgenommen. Nachdem
DelcaM gesprochen hatte, bemerkt Leygues (Rad. Rep.):
i Man hat die Frage der A b r ü st u n g aus dem Kongreß
s in Rouen auf Wunsch der deutschen Detegierten
: -aüsgeschieden. (Lärm auf der äußersten Lini'en.) Der
! Kongreß in Rouen beschloß einen Protest der Entrüstung
i gegen die Verletzung d-er Vötkerrechte. (Beifall auf der
s äußersten Linken.) Leygues sortfahrend: Wir leiden
j ebenso sehr wie Sie unter den Lasten, die der bewafsnete
Frieden mit sich bringt, aber wir werden Jhrem Antrage
nicht zustimmen, weil dies unseren Versall proklamieren
hieße (Beifall) und weil wir unsere militärische Pflicht
nicht vergessen wollen. Sie sprachen von wirtschaftlichen
Jnteressen. Nun wohl, vergessen Sie nicht, daß am Tage
nach unserem Unglück Deutschland s-einen wirtschaftlichen
Aufsch-wung nahm (Zwischenruse: ja Herr Jaurss! Wie-
derholter Beifall auf der Rechten, beim Zentrum und einem
Teil der Linken). Wir wollen friedttebend sein, aber die
Hand am Degen halten. Vergessen wir nicht, 'daß die-
Macht die Schutzwehr der Ehre und der Freiheit ist. (Leb-
hafter Beisall.) Paul Konstanz erklärte namens der So-
zialisten, ste könnten die Worte des Ministers nicht billi-
gen, der sage, Frankveich werde niemals einwilligen kön-
nen, die Frage der Einschränkung der Rüstungen zu Prü-
sen. Er, Konstanz, sei natürlich gegen die im Jahre 1870
erfolgts Verstümmelung Frankreichs äber er habe das
Recht, von einer internattonalen Verstäüdigung die Rück-
gabe Elfaß-Lothringens an Frankreich zu erwarten. Die
von Gerville-Reache eingebrachte Tagesordnung wurde
mit 490 gegen 68 Stimmen angenommen.

Aus Stadt und LauL.

Heidelbsrg. 25. November.

/X Von bcr Universität. Die öffentliche Probe-Vorlesung
des Herrn Landgerichtsrat Dr. Heinsheimer zur Erlangung
der Ven-ia legendi bei -der juristtschen Fakultät hiesiger Rup-
recht-Carls-Umversität fiudet am Samstag, den 28. Novem-
ber, mittags 12 Uhr im Auditorium Rr. 13 statt. Das Thema
desselben lautet: „Die Hastung Un-zurechnungsfähiger nach
dcm Bürgcrlichen Gesetzbuche". — Nach dem soeben erschiene-
nen Adreßbuch (Verlag von Karl Groos) sind von den 1859
immatrikulierten Studenten 1183 Reichsangehörige (514 ans
Baden), und 176 Ausländer, von denen Nußland (81) den
Hauptteil geschickt hat. — Dem engeren Senat gehör-en autzer
dem Prorektor und -dem Exprorektor die Professoren L e n> m e,.
Jellinek, Knauff, Thode, Koenigsberger,
Braune und Troeltsch an. Jn der medizinischen Fa-
kultät ist das Ordinariat für Pshchiatrie an Stelle des von
hier nach München berufenen Professor Kraepelin noch
nicht besetzt. — Dem Ausschusse der Studeutenschaft gehören
-die -Herren Vogel (Cherusciae), Brombacher (Leonensiae),.
Goecke (Sueviae), Martins (Franeoniae), Ullrich (Palatiae)
und die Nichtinkorporierten Roßbach und Brian an. — Geh..
Hofrat Profcssor Dr. Otto Bütschli , Ordinarius für Zoolo-
gie und Direktor ües Zoologischen Jnstttuts und Museums,.
hat für laufendes Wintersemester, aus Gesundheitsrücksichten,
t seine Lehrtätigkeit einstellen müssen und wird in den von ihm
an-gekündigten Vorlesungen und Uebungen durch den außer-

Viele Frauen und Müdchen kommen aus den entferntrsten Ge-
genden des Jnselreiches; ihr Alter schwankt zwischen 12 und 35
Jahren. Wie die „Jndian Rcview" mitteilt, sind zahlreiche
Studentinnen bereits Lehrerinnen, andere geben sich dem Stu-
dium hin, um es später zu werden, uud nicht wenige machen
einen mehrjährigen Abstecher nach -Europa, besonders Eng-
land, uni- ihre Kenntnisse zu erweitern.

Rußland. Jm Oktober stnd an der Charkower Universität
Landwirtschaftskurse für Frauen eröffnet worden. Es wer§en
Vorlesungen über Ackerbau, Chemie, Botanik, Physiolozie, Me-
teorologie, Viehzucht und Hhgiene gehalten.

—Vor kurzen» wurden die Staatsexamina vor der medizi-
nischen Pr-üfungskoinmission der MoskaMr Universität LsrLN-
det. Denselben unterzogen sich auch 17 Personsr,. weiblichen
Geschlechts, die den medizinischen Kursus <rus ausländischen
Universitäten absolviert hatten und die Prüfungen durchweg
bcstauden.

— Ju der Moskauer Kreislandschasisversammlung hat man
sich, entsprechend den Be-strebungen nach' Ausdehnung- des
Wahlrechts, mit der Frage beschäftigt, ob es zulässig und an-
gebracht sei, den Frauen das aktive und passive Wahlrecht zu
srteilen. Es wurde ein Beschluß gefaßt, wonach Frauen küns-
tig das Recht erhalten, nicht nur ihre Stimme bei Len Wahlen
abzugeben, sondern auch zu Deputicrteu gewählt zu wer-den.
Die Versammlung gin-g von der Ansicht aus, daß, wenn man
den Fraucn das Recht der Beteiligung an den öfsentlichen An-
gelegenheiten gebe, ihnen logischerweise die Teilnahme an den
Landschastsangelegenheiten nicht verwehrt werden könne. Die
Frage, ob Frauen in den Wahlversammlungen mitarbeiten
und ihre Stimme abgcben können, wurde einstimmig bejaht.
Dagegen erhob sich Widerspruch bei der zweiten Frage, ob
Frauen auch als Deputierte in den Landschaftsversammlungen
sitzen können. Die Gegner des Vorschlags wiesen namentlich
darcius hin, daß die Frau nicht genügeu-d vorbereitet in die
La.ndschaft komme und im allgemeinen auch kein Jnteresse den
dort verhandelten Angelegenheiten eutgegenbringe. Dagegen
wur-de angefiihrt, datz ein großer Teil der ländlichen Wirt-

schaften tatsächlich von Frauen geleitet wird, und daß diese in
zahlreichen Gemeinden nicht nur bei der Wahl von Vertrauens-
stellen stimnien, sondern auch selbst in diese Posten berufen
werden. Jnfolgedessen beschloß die Landschast mit großer
Mehrheit, bei der Regierung die Zulassung der Frauen an den
Landschastsarbeiten im weitesten Sinne zu beantragen. Da-
niit dürste die Angelegenheit indes noch nich-t entschieden sein.
denn die Regierung h-at das letzte Wort zu sprechen.

Literarisches.

—* Hermamr von Gilm's Gedichte. A. Edlinger's Verlag
in Jnnsbruck. Hermann von Gilm, den sein Biograph Tirols
großen Dichter ncnnt, ist nrmmehr 40 Jahre tot; die Nachwelt
versucht ihm zu gebeu, was ihm sein-e Zeitgenossen versagt
haben: Anerkennung und Würdigung eiucni Dicht-er, dem ein«
weitaus schöngeistig-ere Zeit als die unsrige, die ein Lombroso das
„Zeitalter der Banken" nennt, die einen Dehmel in die Klage-
ausbrechen läßt: „tlnser größter Schmerz ist d-er, daß man vom
Dichten nicht leben kann, wodurch ich mich -veränlatzt sehe, Lohn-
sklavendienste zu leisten", die Anerkennung versagte und dem
seine matcrialistischen Epigonen ein „Denkmal im Herzen deK
Vo-lkes" errichten wollen, muß doch eigentlich etwas ganz
Apartes, etivas ganz Eigenartiges geleistet haben, dachte ich.
als ich das schön ausgestattete Buch durchzulesen begann. Datz
Gilm einer 'der Begründer der Tiroler Dichterschule war, das
allein genügte mir nnht, um nur dio teure Neuauflage seincr
keineswegs formvollendeten Lieder zu erklaren, da stieh ich aus
die „Zeitsonnetten aus dem Pusterthal" und die „Jesuiten-
lieder". Und mir ward Licht! Der alte Gilm ist ein Prophet
der „Los-von-Rom-Bewegung", und seine kampfesfrohen
Bardensänge scheinen das Schicksal der „Wacht am Rhein" zu
teilen, die hervorgesucht wurde aus altcm Moder, als es erust
wurde; und in der Tat, wer sich sür öiese sensationellc Bewe-
gung begeistert, wird stch auch für des alten -Barden Kampf-
lieder begeistern können. U.

Die heutisr Nummer umfaht drei Mätter, zusammen 14 Seiten.
 
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