Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Juli bis Dezember)

DOI chapter:
Nr. 281 - 305 (1. Dezember 1903 - 31. Dezember 1903)
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.11499#1181

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Erscheint tüglich, Sonntags ausgenommen. PreiS mit Familtenblättern monatlich 50 Pfg. in's Hans gebracht, bei der Expedition und ben Zweigstationen abgeholt 40 Pfg. Durch die Post

bezogen vierteljährlich 1,35 Mk. ansschließlich Zustellgebühr.

Anzeigenpreis: 20 Pfg. für die Ispaltige Petitzeile oder deren Raum. Reklamezeile 40 Pfg. Für hiesige Geschästs- und Privatanzeigen ermäßigt. — Für dic Aufnahme von Anzeigen
an bestimmten Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnserate auf dsu Pla kattafeln der Heidelberger Zeitung und den städtischen Anschlagstellen. Fernsprecher 82.

Geschäftsordnmig für den Reichstag.

Die Frage, ob bie am 12. Juni 186? angenommene
^eschästsordnung des Reichstags ein für allemal Gültig-
keit hat, oder noch vor der Konstituierung des jeweiligen
--Neuen" Reichstages dnrch eine andere Geschästsordnung
^rsetzt werden kann, ist in letzter Zeit wiederholt aufge-
laucht. Tie am genannten Datnm vom Reichstag gut-
sieheißene Geschäftsordnung ist bis jetzt 35 Jahre hindurch
^n Geltung gewefen, wenn sie fich auch im Laufe dieser
3eit einigen — und zwar nicht unwesentlichen — Aen-
derungen unterziehen mußte; diese griffen in den Anfangs-
lahren des deutschen Parlamentarismus am Häufigsten
Natz: in den Jahren 1869, 1870, 1872, 1874 und 1876.
Dann hatte die Ges-chäftsordnung 19 Jahre lang Ruhe;
^lenderungen erfolgten erst wieder 1896, dann 1897 und
^uletzt in ziemlich einschneidender Weise im Dezember
vorigen Jahres. Wer noch niemals ist es vorgekommen,
?oß zu Beginn einer Legisl-aturpcrio-de der Vorschlag des
Älterspräsidenten, die Verhandlungen und die Wahl des
Präsidenten und der Mzepräsidenten auf Grund der vor-
liegenden Geschäftsordnung vorzunehmen, nicht akzeptiert
Ivare. Noch vor der Konstituierung des Reichstags eine
Ueue Geschäftsordnung zu diskutieren, würde u. E. auch
I>eshalb unzweckmäßig gcwesen sein, weil diesc Debatten sich doch
Ivieder auf die alte Geschäftsordnung stützen müßten. Bis-
Uer wurde letztere bei Beginn einer neuen Legislaturperiode
itillschweigend als eisernes Jnventar aus der vorher-
gegangenen Legislatur mit in die neue hinüber ge-
Uommen. So ist es aiich diesmal geschehen.

Aus StadL UWd Land.

_ Mannheim, 5. Dez. (Ausstcllung bei Benz u.
Z-o.) Jn den oberen Räumen ihres Fabrik--Etcrblissements
Mtte heute Vormittag die Weltfirma Benz u. Co. die für den
llariser Salon, eine der bedeutendsten französischen Automo-
bilenschau jeden Jahres, bestimmten Automobile zur
^ufstellung gebracht und zu deren Besichtigung die gesamte
^utomobilistische Welt Südwestdeutschlands eingeladen. Die
verren Direktoren machten die Honneurs und gaben im Ver-
^iu mit den Herren Fr. Held und Fr. Erle die nötigcn Erklä-
^Ungen. Von 8—30 H?. mit 2—6 Sitzen präsentierten stch
ssue die „Neue Bad. Ldsztg." berichtet, die hocheleganten Ge-
luhrte und jedem der Besucher, sei er nun Automobilbesttzer
^der nicht, mag der Wunsch uach dem Besitz eines solchen hoch-
vwderuen Wagens auszestiegen sein. Me hochseine Aus-
sUachang und die gsdiegene Eleganz, die Maschine und Karos-
Isrie aufweisen, haben etwas geradezu Bestechendes. Auf all'
technischen Einzelheiten einzngehen, fehlt hier der Raum,
wir erwähncn nur eine ganz neue Type, den Wa-geu mit Lem
u«henden Einzylindermotor, dem- eine große Zukunft bevor-
ueht. Es darf dieser Wagen wohl als der Gebrauchswagen
?rr nächsten Jahre bezeichnet wer-den. Neben den Ausstel-
s^ngswagen hatte die Firma den neuesten Rennwagen mit 70
?. ausgestellt, mit dem M. Barbaroux in den letzten Mouaten
r.rdeutende Siege errang. Neben diesem Elitewagen befand
zum Vergleich der erste von Benz hergestellte dreirädrige
^iotorwagen. Die Fortschritte, die die Autornobiltechnik in
^u wenigen Jahren gemacht, sind geradezu überwältigend.
^ine grohe Anzahl der von Benzwagen errungenen Preise
?ub Zcagnis von dem Uebergewicht, das die Benz'sche Kon-
puuktion über andere Fabrikate aufweist. Besonders interes-
llsrte der wunderbare Prets von Spaa, der zweimal gewon-

nen werden mutz, ehe er in den definitiven Besitz des Siegers ^
übergeht. Die Firma Benz u. Co. hat mit ihrer heutigen Aus- I
stellung ihrem alten Ruhmeskranz ein neues Blatt eingefügt,
mögen ihr im Pariser Salon die geschästlichen Erfolge nicht
fehlen.

Die Schreckenstage der Antarctie-Expedition.

Jetzt erst werden genauere 'Einzelheiten über den Schiff-
bruch der von Norbenskiöld geführten Südpol-Ex-
s pedition bekannt. Es ist in der Tat als etn wunder-
z sames Glück zu bezeichnen, datz die schiffbrüchigen Polar-
s sahrer gewissermatzen im letzten gefahrvollsten Au-
i genblick aufgefunden wurden. Sv manche grotze Polarexpe-
dition — um die meistgencmnte' anzuführen: die Franklin-
Expedition — ist unter ähnlichen Verhältnisfen tragisch zu
Grunde gegangen, weil die Hilfe nicht rechtzeitig eingriff. ^—
Ueb-er diese schreckliche Lage der „Antarctic" hat nun ein Teil-
nehmer der Expedition einem Vertreter des Bnreaus Reuter
noch folgende nähere Mitteilungen gemacht:

Die „Antarctic" versuchte am- 14. Dezember 1902, sich nach
Snow-Hill zn begeben, indem sie crm Nordufer der Jnsel Join-
ville vordrang. Sie wurde gleich im Anfang im Eise festge-
halten. Die nnrgebenden Eisberge -waren znm Teil kompakte
Massen, während andere die Form von Türmen, Spitzen und
blaugefärbten Grotten anf schneeweitzem Hintergrund annahm-en.
Däs Eis fing am- 1. Jcmucir an, sich zu bewegen, und es schritt
südwärts mit einer Schnelligkeit von drei Meilen in der Stunde
vor. D« Mitglieder der Expedition schliefen jede Nacht in
ihren Kleidern, immer in dem Glanben, datz es die letzte scin
würde. Am 4. Fanuar fcmben sie eine ofsene Durchsahrt nach
Erebus und Terrdr-Bai zu. Das Eis erschien jedoch wieder
in einer dichten Masse von mehreren Kilometern Oberfläcbe,
und das Schiff war wieder gefangen. Die „Antarctic" blieb
mitten im Golf rettnngslos eingeschlossen. Man sah mrgends
Wasser. Die Tage vergingen, ohne daß irgcnd eine Besserung
eintrat; dre Lage wurde kritisch. Der Südwind begann am
9. Januar zu wehen und wurde balb zu einem Schneesturm,
Der Drück der Eisberge verstärkte sich. Der Bug der „An-
tarctic" hoü sich um vier Futz. Man hatte das Gefühl, datz eine
Katastrophe unmittelbar bevorstehe. Das Schiff neigte sich zum
Steuerbord; an der Seite hatte es eine grotze Oeffnnng, durch
die das Wasstr in Strömen hereinstürzte. Menr machte sich
an die Bergungsarbeiten, ohne datz jedoch die mindeste Panik
dabci herrschte. Die Pumpen funktionierten; sie wurden -dnrch
die Maschine in Bewegung gesetzt. >So konnte man das Schiff
noch über Waffer halten; aber'der Drnck der Eisberge war fnrcht-
bar; gleichwohl verlor niemand die Hoffnung. Die Sitnation
blieb kritisch bis zum 16. Fcmnar. Ausbefferungsarbeiten wnrdcn
vorgenommen, aber ohne grotzen Erfolg. Gegen Ende Fanuar
bewegte sich das Eis. Der 9. Febrnar war einer der schlimmsten
Tage. Die „Antarctic" neigte sich züm Backbord. Man gab
Befehl, die Boote und die Vorräte hinabzulassen. Es hatte in
der Tat den Anschein, als ob bei dem leisesten Druck des Eises
das Schiff versinken würde. Ein schrecklicher Schnecsturm
wntete; dann aber hörte der Drnck auf. Die folgenden Tage
wurden dam-it zugebracht, die Eismaffen, die das Schiff umga-
ben, wegzuschaffen. Das Fahrzeug nahm seine normale Srel-
lnng wieder ein; aber da der Zntritt des Wassers nicht ver-
stopst werden konnte, so waren die Pumpen nie autzer Tätig-
keit. Als die Eisschollen sich gelöst hatten, war die „Antarctic"
endlich flott und wnrde am 12. Febrnar an eine offene Stelle
geschleppt. Es wurde ein Versuch gcmacht, die Segel beizu-
setzen und nach Pcmlet Fsland zu steuern. Die Rerse wcn:
kaum begonnen, als ein starkcr Wind das Schiff zwischen dis
Eisberge zurücktrieb. Die Gesellschast war nun am Rande ber
Verztvelflung; man fürchtete, -datz die „Antarctic" von neuem
gefangen werden würde. Trotz der ununterbrochenen Tätigkeit
der Pnmpen stieg das Wasser im Schiff andanernd. Man er-
kannte, datz alle Anstrengungen nnnütz waren. Alle hielten
sich äutzerst tapfer. Die „Antarctic" wurde an einem Riesen-

eisoioa seggemacht, aus öen man D« Kleider, Kistcn und Fäffen
löschte. Um 8 llhr morgens versammelten sich alle im Salon
des Schiffes. Man hitzte die schwedische Fahne am Mast, dann
landete man und schnitt die Verbindungstaue durch. Die
Strömnng entfernte das Schiff von dem Eisblo-ck, auf den wir
nns geflüchtet hatteg. Düs Wasfer überschwemmte allmählich
die „Anarctic"; zuerst verschwand dcr Bng, zulctzt die schwedische
Fahne in den Wellen. Es war am 12. Fcbruar um 111 Uhr
mittags. Die „Antarclic" war für immer verschwunden.

Personalnachrichten.

Aus dem Bereiche des Großh. Ministeriums der Justiz, deK

Kultus und Nnterrichts.

Zugewiesen: Aktuar Michael Jäger beim Landgericht Hei-
delberg dem Notariat Rothweil, Aktnar Heinrich Ritter oeim.
Grundbuchamit Märkt dem Hilfsnotariat Hilzingen, Gerichts-
oollzieher Heinrich Eschenauer,in Bühl als etatmäßiger Aktuar
Lem Amtsgericht Rastatt, Notariatsgehilfe Andreas Bischuf beim
Notariat Rothweil dem Notariat Karlsruhe II.

Versetzt: Aktuar Karl Edinger beim Landgericht Freiburg
zum Amtsgericht Karlsruhe.

Bestätigt: Adolf Leupold, Kanzleigehilfe beim Notariat
Freiburg V.

Etatmäßig angestellt: Notariatskanzleigehilfe Karl Petro--
nella als Bureauaffistent beim Notariat Heidelberg V.

Aus dem Bereiche des Großh. Ministeriums des Jnnern.

Ernannt: Polizeisergeant August Unmüßig in Heidelberz
zum Amtsdiener in Waldkirch.

Betraut: Ausseher Jakob Duggert bei der Filiale der
Landesgewerbehalle in Furtwangen mit V-ersehung des Amts-
dicnerdienstes in Weinheim.

Versctzt: Polizeisergeant Joses Klimmer in Karlsruhe zum
Bezirksamt Mannheim.

Zurückgenommen wurde: die Versetzung des Polizeiwacht-
meisters Konrad Heitz in Heidelberg nach Mannheim.

Entlassen: Schntzmann Franz Kuntz in Mannheim — aüf
Ansuchen.

Großh. Bcrwaltungshof.

Die Beamteneigenschaft verliehen: Der Wärterin Karoline
Daub an der Heil- und Pflegeanstalt bei Emmendingen.

Bestätigt: Wärter Johann Geovz Wensch an der Heil- unb
Pflegeanstalt zu PforAeim.

Aus dem Bereiche der Oberdirektion des Wasser- und
Stratzenbaues.

Entlaffen: der Landstratzenwärter Ang. Wagner in Thren--
gen (wegen Kränklichkeit).

Aus dem Bereiche des Großh. Ministeriums der Finanzen.

— Steucrdirektion. —

Ernannt: Bureaugehilfe Jakob Krimmel beim Fin-anzamt
Oberkirch zum Kcmzleiassisteriten der Bezirksfinanzverwaltnng.

Uebertragen: dem pensionierten Schutznmnn Adam Er--
-bacher, zur Zeit städtischem Polizeiwachtmeister in Bruchsal,
die Steuereinnehmerei Walldürn, dem Steuereinnehmer Georg
Keiler in Neckargemünd die Steuereinnehmerei Grünwinkel.

Seines Dienstes enthoben: Untererheber Josef Hodapp in
Walldürn auf Ansnchen unter Anerkennung seiner lan-g-
jähri-gen, treuen Dienste.

— Zolldirektion. —

Ernannt: Grenzausseher Dominik Welte zum Zollein»
nehmer in Günzgen.

Bersetzt die Grenzaufseher: Roman Schatz in Pe-
tershausen nach Hagnau, Jakob Rieser in WiechZ nach Ofterin-
gen, Michael Ott in Stühlingen nach Leopoldshöhe, Bernhard-
Hefner in Basel nach Gottmadingen, August Schönle in Gott-
madingen nach Basel und Griedrich Wilhelm Elser in LeopoldS-
höhe nach Uttenhofen.

Aus dem Bereiche des Bolksschulwesens.

Bersetzt: Brendle, Anna, als Unterlehrertn nach Walldorß
Amts Wiesloch; Dietrich, Josef, als Schnlverwalter nach Stau-
fen, Amts Wormdvrf; Grimm, Friedrich, Unterlehrer, von

Kleine Zeitung.

-— Mctz, 6. Dez. Leutnant Bilse vom For-
^ächer Trainbataillon sieht noch intmer im Garnison-
^azarett als Gefangener seiner Genesung entgegen. Er
^ird sodann einen zweiwöchigen Urlaub zur Ordnung
seiner PrivataMelegenheiten antreten, bevor er seine
^trafe —auf welch-e der jetzige Lazaretturlaub auch schon
lu Anrechuung kommt — im Straßburger Festungsge-
^vgnis völlig absolviert. — Forbach, 7. Dez. Der
^tßutant des Trainbataillons Nr. 16, Leutn. S chmid t,
Wt den schlichten Abschied erhalten. Er kommt
^ dem Mlse'schen Buch sehr schleckff davon.

— Von dem bcrühmtcu Christus-Darstcücr Mayr aus
^erammergau, der vor einigen Tagen infolge einer
^beration in München gestorben ist, wird uoch allerlei
bayrischen Blättern berichtet. Als Sohn eines armen
^olzschnitzers zu Oberammergau im Jahre 1843 geboren,
oerlox Joseph Mayr früh seinen Vater und besuchte nur
einfache Volksschule. Er entwickelte sich geistig wie
orperijch in hervorragender Weise, und bal-d zeigte sich
teine schauspielerische Begabung. Jm Jahre 1863 trat er
Uebungstheater seiner Heimatsgemeinde als Tell auf.
?;0i den Wahleu zu«r Passionsspiel des Jahres 1870
Urtze er zum Christus bestimmt, und m unvergleichlicher
Whrte er diese Rolle durch. Seine voruehme, fast
^sijestätische Erscheiuung, die Elastizität seines Körpers,
prächtiges Organ und sein würdevolles Spiel ließeu
^ als den richtigeu Fnterpreten dieser Rolle erscheinen.

Jm Jahre 1866 hatte Mayr als Artillerie-Unterosfizier
den Feldzug mitgemacht und das Jahr 1870 rief ihn vom
Kreuz des Friedens wiederum hinaus in den Krieg. König
Lüdwig II. licß ihn aber z-urückkehren und ihm in einem
Militärbureau zu München Beschäftigung zuweisen, auch
durste er sein langwallendes Haar unter dem Helm weiter
tragen. Als „Christus--Mayr", wie er in seiner Heimat
genannt wurde, war er wohl in allen Ländern bekannt.
Trotz aller Ehrungen, die Mayr zuteil wurden, blieb er
doch der einfa-che Sohn seiner Heimat, der alle Anerbietun-
gcn, sich zur Bühue auszubilden oder an anderen Orten
zu spielen, zurückwies, ja gar nicht in Erwägung zog.
Nur Oberammergau wollte er dienen. Wenn nach Schluß
einer Vorstellung Hunderte von begeisterten Leuten ihn
erwarteten, um ihn zu begrüßen oder nur zu sehen, fo
suchte er auf Nebenwegen sein Haus zu erreichen, um nur
im Kreise seiner Familie still und schlicht zu weilen, und
alle Erzählungen von den verschenktm oder mit Gold
aufgewogenen Locken sind Legen'den.

— Zu der Ermordnng einer Berlinerin in Köln wird
folgendes mitgeteilt: Es handelt sich um die 23 Jahre
alte nnverehelichte Frieda Böhlke, die in der Friedberg-
straße 26 in Charlottenburg seit dem 1. April d. I. in
der ersten Etage des Gartenhanses eine Wohnung von
vier Stuben und Küche allein bewohnte und sich als Schau-
spielerin aus-gab. Jhre Mutter, eine Witwe, wohnt in
Berlin mit einer Schwester der Ermordeten zusammen.
Vor drei Jahren lernte Fried-a B. einen jungen Franzosen
kennen, deffen Eltern in Paris als Millionäre eine Rolle

spielen sollen. Der Name der Eltern des Mörders ist der
Mutter nicht bekannt. Der Mann hatte Frieda B. lieb
gewonnen und hatte die Absicht, sie zu heiraten, fand aber
bei feinen Eltern Widerstan-d. Später reiste der junge
Mann zu seinen Eltern nach Paris zurück und blieb in stän-
digem Briefwechsel mit der jetzt Ermordeten; ob er ihr
jedoch Zuwendungen gemacht hat, konnte nicht sestgestellt
werden. Frieda B. nahm llnterricht in der Schauspiel.
kunst und will schon auf kleinen Bühnen aufgetreten sein.
Mehrfach äußerte sie, daß es zu einer Verbindung mit dem
jungen Manne nicht kommen würde, -da sie ihn nicht liebe.
Die B. sü-hrte ein sehr zurückgezogenes Leben und war
sehr ordnungsliebend. Am Freitag voriger Woche suhr
sie nach Köln. Von dort schrickb sie an ihre Mutter nach
Berlin, datz diese ihre Möbel verkausen, ihr jedoch ihre
Kleider nach Köln schicken sollte. Daraus mutzte ihre
Mutter annehmen, daß das Mädchen mcht in ihre Heimat
zuriickkehren wollte. Am Mittwoch wurde Frieda B. er-
mordet aufgefunden. Jhre Schwester ist zur Beerdigung
nach Köln gereist.

— Ein Lhnchgcricht Lber drei Neger hielten dieser
Tage, wie aus Neu-Orleans berichtet wird, in dem- Orte
Belcher (Louisiana) etwa 1200 Personen, sowohl Weiße
als auch Farbige, ab. Die drei schwarzen Verbrecher
wurden zum Tode verurteilt und an ein und demselben
Ast eines großen Baumes aufgehängt. Sie hatten mut-
willig einen Kaufmann Mr. Adger durch Schüsse tötlich
verletzt. Nach Fällung des llrteils waren sie vor den
Sterbenden geführt worden, wo ste gestanden, daß sis
 
Annotationen