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Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Juli bis Dezember)

DOI Kapitel:
Nr. 281 - 305 (1. Dezember 1903 - 31. Dezember 1903)
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https://doi.org/10.11588/diglit.11499#1313

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«» bestimmte» Tagen »ird ketne Berantwortlichkeit übernommen. — Anfchlag der Jnserab auf den Pl« kattafeln drr Heidelberger Zeitung und den stSdtischen Anschlagstellen. Fernsprechrr W.

Des Weihnachtsfestes wegcn erschcint die nächste Nnm°
mcr Montag dcn 28. Dezcmber.

Fürstin LeopolÄine zn Hohenlohe-
Lanftenburfl

Die Fürstin Leopoldine von Hohenlohe-
Langenburg, geb. Prinzessin von Baden,
deren Tod gestern ein Telegramm meldete, ist nach
schwerem Leiden sanft entschlafen, umgeben von ihren
Familien-Angehörigen, die schon vor einigen Tagen
telegraphisch an das Krankenlager berufen wurden
und nun tiefgebeugt den Keimgang der heißgeliebten
Gattin, Ntutter, Großmutter und Schwiegermlltter be-
weinen. Geboren am 22. Februar 1837, verlebte
Prinzessin Leopoldine von Baden ihre Jugend unter
der treusorgenden Obhut ihrer Eltern, des Mark-
grafen Wilhelm und der Markgräfin Elisabeth von Ba-
den, nieistens in Baden. Am 22. September 1862 reichte
sie dem Fürsten Hermann zu Hohenlohe-Langenburg die
Hand zum Bund fürs Leben. Ter glücklichen Ehe sind
drei Kinder entsprossen: Erbprinz Ernst, vermählt mit
der Prinzessin Alexandra von Sachsen-Kobnrg und Gotha,
Prinzessin Elise, vermählt mit dem Erbprinzen von Renß
j. L. und Prinzefsin Feodora, vermählt mit dem Erbprin-
zen von Leiningen.

Die nun heimgegangene Fürstin stand ihrem Gemahl,
seit er im Herbst 1894 als Kaiserlicher -Statthalter in das
Reichsland kam, bei der Erfüllung seiner Aufgabe in einer
bewunderungs-würdigen Weise mitwirkend zur Seite. Für-
sün Leopoldine unterzog stch nicht nur den Pflichten einer
glanzvollen Repräsentation und den Mühen einer vor-
nehm großartigen Gastlichkeit mit der ,Würde und dem
Reiz jener gewinnenden Liebenswürdigkeit, welche Ge-
burt und Geistesadsl verleihen, sie wandte daneben als
Sproß des Zähringer Hauses ihre Tätigkeit vornehmtich
noch einem anderen Gebiete zu, auf dem Frauensinn und
echte Weiblichkeit so Großes zu schaffen vermag, der werk-
tätigen Nächstenliebe und Wohltätigkeit in deren mannig-
sachen Gestaltungen. Hier hat Fürstin Leopoldine zu
Hohenlohe-Langenburg in nie ermüdender Wirksamkeit
unendlich viel Gutes veranlaßt und geschaffen, sowohl mit
ihrer eigenen Person eingreifend wie anregend und durch
ihr Beispiel andere ermunternd und fortreißend. Wann
und wo immer es den Armen und den Bedrückten, den
Kranken und -den Schwachen galt, da ftand Mrsttn Leo-
poldine in erster Reihe. Wie zahlreiche Versammlungen
für Zwecke Äer Nächstenliebe hat sie geleitet, über wie viele
Wohltätigkeiisrereine hat sie ihr förderndes nnd schir-
mendes Prowktorat ausgebreitet, wie manche Anstalten
der Fürsorge und Pslege hat sie ins Leben gerufen! Jhr
segensreiches Wirken hat ungezählte sLränen getrocknet,
die Not und den Kummer vieler Hilfsbedürfttger gelin-
dert und Tausende durch Krankheit und Trübsal Getrof-
sene getröstet. Und dabei war jedermann, der der Fürsttn
nahen durste, sofort gefangen genommen durch den Zau-
ber des milden und wohlwollenden WesenZ dieser Frau,
dereu Güte und Herzenswärme sie auch den niedrigst

, Stehenden bereitwillig und teilnehmend anhören ließ. j
Eine edle Frau ist dahingeschieden. Ueberall, wo man
, sie kannte, insbesondere in Elsaß-Lothringen, wird das !
i Andenken an 'Fürstin Leopoldine von Hohenlohe-Langen- '
i burg unvergeßlich fortleben.

-

DeLtsches AeLch.

— Der Chefredakteur Markwald von der „Volks-
stimme" in Magdeburg wurde wegen Majestäts-
beleidigung und Aufreizung zum Klassenhaß zu 5
Monaten Gefängnis verurteilt.

Badc».

Karlsruhe, 23. Dez. Das „Gesetz- und Ver-
ordnungsblatt für das GroU)erzogtum Baden" enthält
eine Landesherrliche Verordnung, wonach die Gemeinden
Bnch am Ahorn und Schwarzenbrunn unter Lostrennung
vom Amts- und Amtsgerichtsbezirk Tauberbischossheim
dem Amts- u. Amtsgerichtsbezirk Boxberg zugeteilt wer-
den. Diese Verordnung tritt mit dem 1. Jauuar 1904
in Kraft. Das Ministerium der Justiz, des Kustus und
Unterrichts und das Ministerium Les Jnnern sind mit
Lem Vollzug dieser Verordnung beauftragt.

Karlsruhe, 23. Dez. Das „Bad. Mil.-Vereins-
blatt" schreibt: Es sind in neuerer Zeit mehrfach Anfragen
an das Präsidium von Seiten einzelner Militärver-
eine gelangt, wie sie sich demgegennber zu verhasten
haben, daß die von ihnen bcnützten Vereinslokale
zu sozialdemokratischen Versammlungen
zu Benützung verlangt und durch den Wirt auch gegeben
worden sind. Mehrere Vereine haben in richtiger Be-
urteilung des Falles sofort das Vereinslokal verlegt und
dabei zum Teil auch größere Opfer nicht gescheut. Das
Präsidium kann dieses Verfahren nur voll und ganz bil-
ligen und gibt diese seine Ansicht den Kameraden und Ver-
einsvorständen zur Nachahmung bekannt.

i

Aus der Karlsruher Zeitung.

— Hof Ansage. Wegen des heute erfolgten ALlebens Jhver
Grotzherzoglichen Hoheit -der Fürstin Leopoldine zu Hohenlohe-
Langenburg, Prinzessin und Markgräsin von Badcn, legt der
Grotzherzogliche Hof von heute an die Traner auf 6 Wochen
bis zum 2. Februar einschlietzlich an, urrd zwar vom 23. De-
zember bis 12. Januar nach der 3., vom 13. Januar bis
2. Februar nach der 4. Stufe der Trauerordnung. Karls-
ruhe, den 23. Dezember 1903. Grotzherzogliches Oberstkam-
merherrn-Amt.

Karlsruhe, 23. Dez. Der Großherzog und die
Großherzogin erhiesten heute Vormittag dis NachrichL
von dem nm 10 Uhr erfolgten Heimgang der Fürsttn
Leopoldine zu Hohenlohe-Langenburg, geborenen Prin-
zessin von Baden. Jhre Königlichen Hoheiten reisten 1
Uhr 26 Minuten nach Straßburg, um dem Fürsten zu
Hohenlohe-Langenburg und seiner Familie, sowie der
Fürstin Sophie zur Lippe, Schwester der Berstorbenen,
ihre Teilnahme auszusprechen. Die Mckkchr der Höchsten
Herrschaften hierher erfolgt heute Abcnd. Vor der Ab-
reise von hier nahm der Grotzherzog die Meldung des
Generalmajors.Jaegerschmid, Kommandeurs der 13.

Feldartillerie Brigade, und des Oberleutnants Emmerich
vom 6. Badischen Jnfanterie-Regiment Kaiser Fried>
rich III. Nr. 114, kommandiert zur Kriegsschule in Kassel,
entgegen und erteilte dem Prosessor Dr. Uhlig aus Heidel-
berg, Vorstand der meteorologischen Hauptstation in Dar-
es-Salaam, eine Audienz.

AuslrmN.

Frankrcich.

Paris, 23. Dez. Der Kommandant der hiesigen
Kriegsschule, General Brun, erklärte in einem Fnter-
view, daß in der französischen Schule jedes Kind wisse,
daß NapoleonbeiWaterloo ohne Blüchers recht-
zeitiges Eintreffen Wellington eine empsindli-che Nieder-
lage beizubringen vermochte. Zu einer vollständigen Ver-
nichtung der englischen Armee sei allerdings Napoleon
bei seiner Schwäche an Jnsanterie kaum imstande gewesen.
Die übrigen befragten militärischen Autoritäten, Die Aka-
dewiker, die über Waterloo geschrieben, äußerten sich in
demselben Sinne. — Diese Aeußerungen beziehen sich auf
eine Bemerkung K ai s e r W i l h e l ni s über die Schlacht
bei Waterloo und auf die daran geknüpften Kommentare
der englischen Presse.

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Aus Stüdt und LanL.

Heide!b-'rg. 24. Dezcmdrr.

^ Zum Weihnachtsfeft. Heutt, ali r ist dec grotze Tag cr-
schiencu, dem Millioncn von Linderherzen mit Sehnsucht und
Neugier «ntgegengeschlagen haöeu; heule Aocnd wird der
Weihnachtsbaum angezündet, der Freude und Lichtirglanz in
die 'dcutschen Familien bringt. Der winterlichc Charakter der
Natur, mit Schnee, Frost und Eis, dec den schönsten Hinter-
grund 1>es Festes bildet, fehlt diesnial, wenigstens bis jetzt.
Dafür bictet die trockene, mätzig kalte Witterung den Vortetl,
datz die Wege in der Ebene wie in der Höhe gangbar Ivie an>
den Sommertagen sind. Wer die drei Feiertage bcnützt, um
sich fleißig in der Natur zu ergehen, der wird sie wohl ange-
wendet haben.

FesttagSdiät. „Nichts ist schwcrer zu ertragen, als eine
Reihe von guren Tagen", denkt der Arzt, wenn sich nach Ablaus
der Fcsttage sein Sprcchzimmer füllt mit Patienten aller Altexs-
klassen, die in den Festtagen gesundheitlichen Schaden gelitten
haben. Es gibt eben leider viele Menschen, die den Zweck
der Fcicrtage völlig verkennen. Er sollte doch vor allern darin,
bestchcn, dem erschöpften Körper und Geist einige Erhoiui'g zu
gönnen. Die geschäftlichen Strapazen. die gerade der. Wcih-
nachtsfeiertagen vorhergegangen sind, erheischen dies in beson-
dcvem Matze. Für die erschöpften Ncrvcn gibt cs aber kein
besseres Mittel als den Schlaf. Er ist cin vorzügliches Mit-
tel, uns gesund und krästig zu erhalten und zu vcrbütcn. datz
wir uns vor der Zeit aufveiben. Da viele Men'ckieu durch-
schnittlich viel zu wenig schlafen, soZolltcn vor allcw dic Feier-

Friede auf Erden.

Leiss sank im Silberschleier
Eine Sternennacht hernieder,

Deckend mit der Liebe Maittel
klnsrer Erde müde Glieder,

Schenkend ihr Äes Traumes Süße
Und Vergessen der Beschwerden,

Denn aus Bethlem klingt die Weise:
„Friede, Friede sei auf Erden!"

Und des Waldes Bäume rauschen —
Jn den Zweigen welch Geflüster!

Und sie reichen sich die Hände
Zärtlich in dem nächt'gen Düster:

Neid und Mißgunst, Groll und Hader
Alles soll vergessen werden,

Denn cms Bethlem klingt die Weise:
„Friede, FrieLe sei auf Erdeu!"

Und die Sterne ziehen droben
Still und schweigend ih« Bahnen,
Doch es grüßen sich die Seelen
Dort mit einem frommen Mahnen:
Gottes Gnadm laßt uns preisen,

Die den Himmelstrost bescherten,
Denn aus Bethlem klingt die Weise:
„Friede, Friede sei auf Erden!"

Und die Glocken tragen jubelnd
Durch das Land in dieser Stunde
Was an ihre Herzen rührte,

-Jene göttlich schöne,Kunde:

Auf die 'Herzen züm Lobsingen,

Die im Zwiespalt sich verzehrten,

Denn aus Bethlem klingt die Weise:

„Friede, Friede sei auf Erden!"

Menschen, Menschen, hört die Stimmen,

Die in Enre Herzen tönen,

Reicht Euch bvüderlich die Hände,

Laßt Euch wieder neu versöhnen,

Schaut das 'Kindlein in 'der Krippe!

Haß muß heut' begraben wevden —

Denn aus Bethlein kliug" die Weise:

„Friede, Friede sei auf Erden!"

Ella Lindner.

Kollektiv-Ausstellunfl Karlsruster Künstler.

Karlsruhe, 23. Dez.

Vom 6. Dczomber bis 2. Jcmuar hält der Karlsruher
Kunstverein eine Kollekttvausstellung Karlsruher Künstler ab,
tne ein Bild des in biesem Fahre künstlerisch Geleisteten
geben soll. Abcr, abgesehen davon, datz gerNde die bedeutend-
sten unter den Karlsruher Malern mangelhast oder gar nicht
vertreten sind, ist der Eindruck kein sehr ersrenlicher. Tine
lange Reihe mittelmäßiger und konventtoneller Lan-dschaften
bietet sich dar, nur selten ein Mld, das ein eigenarttges, starkes
Tcmperament durchblickcn lätzt. Da ist vor allem Hans
Thoma mit einem wunderbaren, alle Reize Thoma'scher

Landschaftskunst wiederspiogelnden „Frühling" neben zlvei
älteren Btldern, einem „Bauernmädchen mit Blunienstrautz"
und etnem „Kinderporträt", Werke, deren Wert über jedes Lob
erhaben ist. An Thoma reiht sich als unverkennbar beeinflutz-
tcr und doch auch wieder sclüständiger Schüler H. Eichrodt
mit 3 Landschaften. W. Nagel erfreut wiedcr durch scin
herbes, ungekünsteltes Natnrempsinden und nrsprüngliche Be-
obachtungskraft. Eine st-arke, tcmperamentvolle Künstlernatur
spricht uns aus dem „Spätsommermorgen" von Anna Ueh -
lein, während die andcren Bildcr der Künstlcrin nur schwä-
chere Nachklänge desselben Motivs sind. Jn seiner schlichten
Jnnigkeit berührt uns aufs angcnehmste Dl. Fre y's „Aus
einer alten Stadt", dagegen sind eine ganze Rcihe be>deutender
Kün'tler, so v. Volkmann, Kampmann, Leiber,
Ror: an, e. Ravenstein, Hellwag schon mit besseren
Werten nuf den Plan getretcn. Hervorzuheüen sind noch einige
Bilder oon Hasemann, Luntz, Hildenbrand,
während S ch ö n l e b >. r und Trübner keines Lobes mehr
bedürsen; F. Keller Bilder wirken, so sehr man das deko-
vattv-koloristische Talcnt, das sich darin ausspricht, anerkennen
mutz, in ihrer Theatralik und sützlichen Art immer noch i»
gleicher Weise: Man hat nach ihrer Betrachtung das Empsin-
den, als habe man sich in Merinkcntorte nttt Schlagsahne üher--
nommen. Auch E. Rittcrs hübsch aufgeschminkte Bonbon-
gesichter tauchen wieder anf und O. Propheter mit einem
wie eine angetuschte Photographie ausschauenden Porttät;
dagegen ist I. Thomanns Porträt zn loben. Conz unü
F e h r zeigen wieder ihre alte Krast und H. Iunker be-
währt sich aufs neue als frischer Beobachter; nach Originalität
sioebt nicht besonders glücklich H. Osthoffin seinem „Wald-
see". Recht Lefriedigcnd dagegen sind die stimmungsvollen und
anspruchslosen Bilder von G. Pctzet, W. Strich - Cha -
pelI, L. Düssault.

Moest hat außer cinigen hübschen Bildern etliche poly-
chrome Kleinplaftik ausgestellt, mit dencn er seinen alten Zan-
ber ausübt. Ueber die sonsttge Plasttk ist wenig zu sazen;

Die deurrqe Nmnmex umfaßt drei Vlätter, zusammen 12 Seiten.
 
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