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Hyrtl, Joseph
Die Corrosions-Anatomie und ihre Ergebnisse: mit 18 chromolithographirten Tafeln — Wien, 1873

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https://doi.org/10.11588/diglit.8656#0015

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§. 1. Kuysch's Vorgänger.

3

zur Füllung der Arterien anwendete, musste ihm der Gebrauch erstarrender
Massen unbekannt gewesen sein. Seine selbstgezeichneten Tafeln der Lymph-
gefässe erregten die Bewunderung seiner Zeitgenossen.1) Auch heut zu Tage
lebt sein Name fort im Diverticulum und in der Glandula Nuckii.

Ebenso unfruchtbar für meinen Zweck war die Durchsicht der Werke
des Ludovicus de Bils, eines anatomischen Dilettanten, (miro modo anatomes
amore incitatus), sonst Bürgermeisters von Ardenburg, dessen technisch-ana-
tomische Geschicklichkeit damals sehr viel von sich reden machte.2) Durch
die anatomischen Präparate, welche er der Leydner Universität schenkte, legte
er den Grund zu dem nachmals so berühmten Museum daselbst. Er hatte
zwar Venen injizirt, aber nur in der Absicht, der bei den Zergliederungen so
lästigen Blutung aus denselben vorzubeugen. Welchen Stoffes er sich hiezu
bediente, wird nicht gesagt. Harte Massen waren es gewiss nicht, denn was
er erreichen wollte, war nur: compidso in venas liquore coagulante, das
flüssige Blut zur Gerinnung zu bringen. J. H. Heucher vermuthet, dass es
Glaubersalz gewesen sei,3) — Gabriel Clauder (churfürstlieh Sächsischer
Leibarzt, und Chemiker) spricht von Spiritus ammoniacus tartarisatus.*)

Dem Erfinder der anatomischen Injectionsspritze, Eegnerus de Graef
(vulgo Graafius, Delphensis, non vulgaris incisor, quem dolor ex acerbis
cum Swammerdamio litibus conceptus, ante diem enecuit5), hat die Corrosions-
Anatomie gleichfalls nichts zu danken.

') Boerhave, praelectiones in institutiones rei medicae. Eclitio Halleri. Praelectio 1. pag. 165.

2) Er war zugleich mehr berüchtigt als berühmt durch den grossartigen Schwindel, welchen
er mit seiner angeblichen Entdeckung trieb, die Leichen ohne Balsamirung {solo salino liquore)
gegen Verwesung zu schützen. Er verkaufte solche Leichen, welche, weil sie die Weichheit ihrer
Organe, und die Biegsamkeit der Gelenke beibehielten, den Anatomen sehr willkommen sein
mussten, um schweres Geld, Hess sich selbst für das Beschauen derselben 25 Holl. Gulden bezahlen,
und verlangte für seine ganze Sammlung 120000 fl. Die Universität zu Löwen kaufte einen
Theil derselben für 22000 fl. Ibidem (schreibt Olaus Borrichius an Thons. Bartholin) brevi
tempore liae mumiae computruerunt, und Ha 11 er fügt hinzu: totaque res in fabidam evanuit. Der
vielgeschmähte Bilsius aber, ex putridorum cadaverum vapore phthisicus periit.

3) Ars magna anatome. Vitebergae, 1709. n. 45.

4) Methodus balsamandi. Altenburg, 1679.

5) Haller, Bibliotheca anat. Tom. I. pag. 521. Swammerdam machte ihm nämlich den
Ruhm seiner Entdeckungen in der Anatomie der Zeugungsorgane streitig, welchen zu bewahren
Graaf sich veranlasst fand, seine partium genitalium defensio, Leidae, 167-3, kurz vor seinem
frühen Tode herauszugeben.

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