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Hyrtl, Joseph
Die Corrosions-Anatomie und ihre Ergebnisse: mit 18 chromolithographirten Tafeln — Wien, 1873

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https://doi.org/10.11588/diglit.8656#0027

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§. 5. Nathanael Lieberkühn.

15

nimmt er eine Mischung von Wachs (bien exempte de tonte graisse)
y6 Colophonium, und yi0 venetianischen Terpenthin, mit beliebigen Farbestoffen.
Das injizirte Organ wird in Salpetersäure (esprit de nitre, assez fort) oder
in Vitriolöl (detrempee dans de Vectu) gelegt, und so lange darin gelassen,
jusqtfä ce que Vacide ait dissous ce qui n'est pas de la cire. Hierauf wurde
das Präparat ausgewaschen, und der corrodirte Guss der Gefässe war fertig.

Lieb erkühn ging jedoch noch weiter. Die grosse Gebrechlichkeit dieser
Corrosionen gefährdet ihre Dauer. Um diese zu sichern, bereitete er sich
einen Brei aus 2 Theilen fein gepulvertem Gyps und 1 Theil Ziegelmehl, beide
mit Wasser zur gleichförmigen Mischung zusammengerieben. In diesen Brei
wurde das fragile bonum der Corrosion getaucht, und blieb, nach Erstarren
des Breies, in demselben eingeschlossen. Hierauf wurde die harte Paste mit
ihrem Einschluss ausgeglüht, um Wachs und Harz zu verbrennen. Sie enthielt
nun das leere Modell des Gefässbaumes. Dieses wurde mit geschmolzenem
Silber ausgegossen, und zum Schluss die Paste in Essig aufgelöst, mit dem
metallenen Gefässguss als Rückstand. In der Tliat ein complizirtes und
kostspieliges Verfahren, welches zugleich dem gewichtigen Nachtheil unter-
liegt, dass das flüssige Metall nicht bis in die letzten Verzweigungen des
hohlen lufthaltigen Baumes im Model vordringen kann, und auch der Guss
der grösseren Zweige nicht frei von Luftblasen sein wird, welche die Conti-
nuität der Gefässverästlung unterbrechen, und sie in Stücke zerfallen machen.1)
Es wurde desshalb nur der erste Act der Procedur, die Corrosion in Mineral-
säure, von den Anatomen beibehalten, der Salpeter- und Schwefelsäure aber,
welche die Farbstoffe der Injeetionsmasse zerstören, Salzsäure substituirt,
welche die Zinnober- und Kobaltfarben unversehrt lässt, und nur das Chrom-
und Cadmiumgelb ein wenig entfärbt. — Alle Schriftsteller über Injections-
technik, welche nach Lieberkühn kamen, haben dem Verfahren desselben

!) Das Wiener Museum besitzt nur Ein Lieberkühn'sches Präparat über die Verästlung
der Arteria renalis. Dasselbe befand sich höchst wahrscheinlich bei jener Sammlung Lieber-
kühn'scher lnjectionen, welche Van Swieten bei seiner Ernennung' zum Praeses facultatis
medicae dem Collegium medicum schenkte. (Hyrtl, Vergangenheit und Gegenwart des Museums
für menschliche Anatomie. Wien, 1869, pag. XLII.) Bei der neuen Aufstellung des Museums
unter meinem Vorgänger, wurde das ehrwürdige Präparat mit einem minder edlen Gespan
(Wismuthinjection der Nierenarterie) in einer gemeinschaftlichen Kapsel beigesetzt, und befindet
sich gegenwärtig mit N. 196, in der Abtheilung: Männliche Uro-Genitalia.
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