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Hyrtl, Joseph
Die Corrosions-Anatomie und ihre Ergebnisse: mit 18 chromolithographirten Tafeln — Wien, 1873

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https://doi.org/10.11588/diglit.8656#0028

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§. 5. Nathanael Lieberkühn.

nichts Neues, wohl aber mancherlei sehr Schädliches und Unbrauchbares
hinzugefügt. Hieher gehört z. B. der Rath, die Corrosionsmasse mit Fett oder
Talg zu mischen, um sie minder spröde zu machen. Jede fetthaltige Corro-
sionsmasse zerbröckelt, während sie in der Säure liegt, in tausend Stücke.
Ich werde auf diesen Gegenstand später zurückkommen.

In der Gebrechlichkeit, der corrodirten Präparate liegt ihre einzige unan-
genehme Seite. Durch Verharzen des Terpenthins an der Luft, erhalten sie
eine solche Sprödigkeit, dass die leiseste Erschütterung ihren Zerfall herbei-
führt, Sie sind deshalb für den Unterricht nicht zu verwenden. Schaustücke
aber, von so prekärer Existenz, blos für anatomische Museen zu schaffen,
wo schon das hastige Auf- und Zuschliessen der Kästen ihren Ruin ver-
anlasst, dazu hat begreiflicher Weise kein Anatom die rechte Lust. So sind
denn auch die Corrosionspräparate aus jenen Museen, wo ich sie in meiner
Jugend gesehen und bewundert habe, allmälig verschwunden. Ihre Anferti-
gung kam in Verruf und unterblieb, und mit diesem Unterbleiben war auch
die Quelle reicher Belehrung über bisher ungeahnte Verhältnisse der Blut-
gefässe und der Drüsenausführungsgänge, vollends versiegt. Ich habe sie
wieder aufgeschlossen, und die Corrosions - Anatomie in solchem Umfang
und mit so reicher Ausbeute geübt, dass ich an die Veröffentlichung meiner
Erfahrungen gehen konnte. Das irreparabile damnmn der Gebrechlichkeit
hängt meinen Arbeiten nicht mehr an, und da ich die Methode, wie ich
diese unangenehmste aller Complicationen zu bemeistern so glücklich war,
in dem technischen Abschnitte dieses Buches treu und umständlich schildere,
werden die Corrosionspräparate bald wieder von den anatomischen Praktikern
in Gnaden aufgenommen sein, nicht blos in der menschlichen, sondern ganz
besonders in der vergleichenden Anatomie reiche Anwendung finden, und
nebenbei als schönste Zierde der anatomischen Museen prangen — zur
Augenweide gedankenloser Gaffer, sicher aber auch als unschätzbares
Material für Forschungen auf einem Gebiete, welches, weil man es bis zur
Erschöpfung ausgebeutet zu haben meinte, so lange brach liegen musste.
Ob meine Hoffnung trügt, werden die folgenden Paragraphe zeigen.
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