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Hyrtl, Joseph
Die Corrosions-Anatomie und ihre Ergebnisse: mit 18 chromolithographirten Tafeln — Wien, 1873

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https://doi.org/10.11588/diglit.8656#0040

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§. 13. Das Ausspülen.

dass der mit den Fingern oder mit der Pinzette zu fassende Gefässstiel
grösserer Eingeweide, an welchem noch viel Parenelrym hängt, abbricht, so legt
man, nachdem alle Säure abgegossen, auf die bereits ausgewaschene Fläche
des Organs einen doppelt zusammengelegten Leinwandfleck, darüber einen
mit Fliegengaze lose überzogenen Reif, hält diesen mit der rechten Hand,
während die linke die Schale fasst, stürzt dann das Ganze um, und hebt
die Schale ab, um die nun zur oberen gewordene untere Fläche des Organs
in Arbeit zu nehmen. Da das umgestürzte Organ auf den zahllosen Gefäss-
spitzen seiner bereits ausgewaschenen Fläche ruht, kommt auf jede dieser
Spitzen nur wenig zu tragen. Sie brechen denn auch nicht ab, und lässt
sich das Umkehren unter Anwendung zweier Reifen mehreremale nach
einander wiederholen, um die Säuberung des Gusses vollkommen durch-
zuführen. Auch diese Arbeit darf nicht in einem Zimmer, am wenigsten aber
im Laboratorium vorgenommen werden. In kurzer Zeit beschlagen alle
anatomischen Werkzeuge mit Rost — keine aerugo nobüis!

Die Säure, welche alle organischen Gewebe im Präparat zerfressen hat,
(nur Fett, Federn und Haare nicht1), wird pechschwarz. Was man zuerst
von ihr abgiesst, um circa die Hälfte des Organs trocken zu legen, kann
man aufheben, und mit etwas frischer Säure gemischt, zur Corrosion anderer
Organe von geringer Dichtigkeit (z. B. Lunge, Milz, Darmkanal, Theile
von Kindesleichen, u. s. w.) verwenden. Die Anwendung schon gebrauchter
Säure verlängert jedoch die Corrosionszeit auf das Doppelte und darüber.
Was aber mit dem Spülwasser bereits verdünnt ist, muss sofort weggeschüttet
werden. Eine bereits einmal gebrauchte Säure soll nur dann zu einer zweiten
Corrosion verwendet werden, wenn sie beim Anhauchen noch weissen Rauch
entwickelt. Thut sie dieses nicht, dann fort mit ihr. Merkwürdig ist es, dass
gewisse Organe, wie die Placenta und die Leber, wenn man aus Sparsamkeit
ihre Corrosion mit bereits gebrauchter Säure versucht, sich gar nicht
erweichen, sondern immer härter und härter werden. Eine Hundeleber zeigte
nach sechs Monaten nichts von beginnender Colliquation ihrer Masse. Diese
konnte erst durch Anwendung frischer Säure herbeigeführt werden, wobei
die rothe Farbe der Injection grau wurde. Man möge es als Regel ansehen,

') Deshalb sollen alle ganzen Thierleiber, oder Theile derselben, vor der Corrosion enthäutet
werden. Die kleinen Gefässe, welche zugleich mit der Haut abgenommen werden, sind ohne Werth.
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