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Hyrtl, Joseph
Die Corrosions-Anatomie und ihre Ergebnisse: mit 18 chromolithographirten Tafeln — Wien, 1873

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https://doi.org/10.11588/diglit.8656#0247

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§. III. Labyrinth der Edentaten und Balänen. 235

ungeheuere Grösse der Schnecke, gegen die kleinen Bogengänge auf. Letztere
sind nicht grösser, als bei der Hausratte.

Es kann als ein allgemein giltiges Gesetz angesehen werden, dass die
Ganales semiärculares um so kleiner werden, je dichter die Masse des
Felsenbeins wird, und je tiefer das Labyrinth in diese Masse eingesenkt
liegt. Aus diesem Grunde haben die Vögel, deren Schläfeknochen gar keine
compacte Substanz, sondern nur lufthaltiges, zelliges Knochengewebe besitzt,
so ausgezeichnet grosse Bogengänge. Je mehr compacte Substanz sich im
Vogel-Schläfebein entwickelt, desto mehr nimmt die Grösse der Bogengänge
ab, wofür es an Belegen in der Familie der Lamellirostres nicht fehlt. Dasselbe
gilt von den Säugethieren. Alle kleinen Thiere dieser Classe, deren Schläfe-
beine statt compacter Knochen Substanz, nur reticuläres Knochengewebe ent-
halten, welches das Labyrinth so wenig umhüllt, dass sich die Bestandteile
desselben ohne alle Präparation von der Trommelhöhle aus unterscheiden
lassen (wie bei den Insectivoren. Chiropteren. und den kleinen Nagern)
besitzen verhältnissmässig weit grössere Ganales semicirculares, als Gattungen
mit einem wahren Felsenbein. Da nun das Felsenbein der echten Cetaceen
so dicht und fest ist. dass es am Stahle Funken giebt. so wird auch die
Kleinheit der Bogengänge nicht überraschen können, welche über und über
von einer steinharten Knochenmasse umlagert und so verhüllt werden, dass
es zu den anatomischen Unmöglichkeiten gehört, dieselben mit Messer und
Meissel darzulegen. Gäbe es keine Corrosionsanatomie, wir wüssten wahrlich
von den Bogengängen der Walfische gar nichts, während sie durch die
Injection vom ovalen Fenster aus, und durch Corrosion. auf die leichteste
Weise dargestellt werden können. Auch die Stellung der Bogengänge ist bei
den Cetaceen in so fern eine charakteristische zu nennen, als die Ebenen
dieser Gänge sämmtlich vertical auf dem Vestibulum stehen, und der äussere
Bogengang sich mit seinem ampullenlosen Schenkel nicht direet in das Vesti-
bulum, sondern in die Ampulle des inneren Bogenganges öffnet.

Die Schnecke von Balaena mysticetns ist unter allen, welche ich besitze,
die grösste. Zur riesigen Grösse des Thieres muss sie jedoch klein genannt
werden. Sie macht nur zwei Windungen, welche einander nicht berühren,
sich auch nicht übereinander erheben, sondern in einer Ebene eingerollt
liegen. Die Spindel der Schnecke ist ungeheuer dick, und ihre Axe direet
nach abwärts gerichtet, welches bei keiner anderen Säugethierordnung vor-
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