Die Kunst-Halle — 10.1905
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https://doi.org/10.11588/diglit.66262#0027
DOI Heft:
Nummer 2 (15. Oktober 1904)
DOI Artikel:Gagliardi, Ernesto: Kunst und Politik
DOI Seite / Zitierlink:https://doi.org/10.11588/diglit.66262#0027
Nummer 2. Aerlin, 15. Oktober 1904.
X. Sahrgang
Herausgeber: prof. Dr. Georg Galland, Charlottenburg.
Telephon Amt Charlottenburg, ho. 1083.
Erscheint am J. und 15. des monats. Abonnement pro Quartal 2 Mk. = 2 Kr. 40 hr. (bei direkter
Zusendung 2,30 k. = 2 Kr. 80 Hr.) bei allen Buchhandlungen und postämtern. (Postzeſtungs⸗ preisliste
o. 4456.) Einzelnummer 40 pf. = 50 hr.
Insertionspreis für die dreſgespaltene Nonpareillezeile 20 Pf. = 25 hr.
Verlag von J. Harrwitz Dachfolger, 6. m. b. h., Berlin SW. 48, Friedrichſtraße 16.
Anhalt: Kunſt und politik. Von E. Gagliardi. — Aachener-Kunſt-
bericht. Von A. Kiſa. — Iriſche Malkunſt. Von M. Maraſſe“ — Frankfurter
Hunſtbrief. Von M. Bodmer. — Berliner Kunſtſchau. Don M. Rapſilber. —
Das Leipziger Rathsbild. Don M. Rapfilber. — Unſere Abbildungen: Prof.
M. Seliger: Dekoratives Moſaik, und Prof. H. Schaper: Gruppe vom Bl.
Abendmahl im Chor des Bremer Doms.
Notizentheil.
Kunst und Politik.
S Lie politiſche Annäherung Frankreichs an das Königreich Italien
1 1 treibt recht eigenartige Blüten. Selbſt wenn dieſe niemals Früchte
tragen ſollten, könnten ſie doch als äußerſt anmutvolle Sier an
dem ſonſt ſo dürren Stamm diplomatiſcher Verhandlungen dienen und
unvergeßlich bleiben. Die von günſtigem Erfolg gekrönten Ausgrabungen
der Ara Pacis Augustae ſind bekannt und werden überall mit Jubel
begrüßt. Man hegt keinen Sweifel mehr, daß ſowohl das Muſeo Nazionale
in Florenz als auch der Vatikan die bedeutenden Bruchſtücke des ſchönen
Altars aus ſeinem Beſitz im Intereſſe des Ganzen hergeben werden.
von der edlen Selbſtloſigkeit des Vatikans angeregt, ſoll ſich nun auch
Frankreich bereit erklärt haben, zur Ergänzung des unvergleichlichen
Denkmals die dort befindlichen Teile der Ara Pacis an den italieniſchen
Staat abzutreten.
Warum, ſo fragen ſich bei dieſer Gelegenheit die Apoſtel der
franko⸗italieniſchen Verbrüderung, ſollte ſich nicht, wie auf politiſchem
Gebiete, auch ein Entgegenkommen in aestheticis ermöglichen laſſen ? Kann
man den Umſtand, daß Rom, dieſe in ſich abgeſchloſſene Welt, in der
ſich ſtets die entgegengeſetzten Prinzipien begegneten, mit dem guten Bei-
ſpiel vorangegangen iſt, nicht als einen Fingerzeig des Schickſals anſehen d
Kunſtwerke die durch Gewalt oder Sufall nach Frankreich verſchleppt
wurden, würden dem Boden zurückerſtattet, auf dem ſie erwuchſen, eine
Bedeutung gewinnen, die den Wiſſenden aller Nationen das Herz
X. Sahrgang
Herausgeber: prof. Dr. Georg Galland, Charlottenburg.
Telephon Amt Charlottenburg, ho. 1083.
Erscheint am J. und 15. des monats. Abonnement pro Quartal 2 Mk. = 2 Kr. 40 hr. (bei direkter
Zusendung 2,30 k. = 2 Kr. 80 Hr.) bei allen Buchhandlungen und postämtern. (Postzeſtungs⸗ preisliste
o. 4456.) Einzelnummer 40 pf. = 50 hr.
Insertionspreis für die dreſgespaltene Nonpareillezeile 20 Pf. = 25 hr.
Verlag von J. Harrwitz Dachfolger, 6. m. b. h., Berlin SW. 48, Friedrichſtraße 16.
Anhalt: Kunſt und politik. Von E. Gagliardi. — Aachener-Kunſt-
bericht. Von A. Kiſa. — Iriſche Malkunſt. Von M. Maraſſe“ — Frankfurter
Hunſtbrief. Von M. Bodmer. — Berliner Kunſtſchau. Don M. Rapſilber. —
Das Leipziger Rathsbild. Don M. Rapfilber. — Unſere Abbildungen: Prof.
M. Seliger: Dekoratives Moſaik, und Prof. H. Schaper: Gruppe vom Bl.
Abendmahl im Chor des Bremer Doms.
Notizentheil.
Kunst und Politik.
S Lie politiſche Annäherung Frankreichs an das Königreich Italien
1 1 treibt recht eigenartige Blüten. Selbſt wenn dieſe niemals Früchte
tragen ſollten, könnten ſie doch als äußerſt anmutvolle Sier an
dem ſonſt ſo dürren Stamm diplomatiſcher Verhandlungen dienen und
unvergeßlich bleiben. Die von günſtigem Erfolg gekrönten Ausgrabungen
der Ara Pacis Augustae ſind bekannt und werden überall mit Jubel
begrüßt. Man hegt keinen Sweifel mehr, daß ſowohl das Muſeo Nazionale
in Florenz als auch der Vatikan die bedeutenden Bruchſtücke des ſchönen
Altars aus ſeinem Beſitz im Intereſſe des Ganzen hergeben werden.
von der edlen Selbſtloſigkeit des Vatikans angeregt, ſoll ſich nun auch
Frankreich bereit erklärt haben, zur Ergänzung des unvergleichlichen
Denkmals die dort befindlichen Teile der Ara Pacis an den italieniſchen
Staat abzutreten.
Warum, ſo fragen ſich bei dieſer Gelegenheit die Apoſtel der
franko⸗italieniſchen Verbrüderung, ſollte ſich nicht, wie auf politiſchem
Gebiete, auch ein Entgegenkommen in aestheticis ermöglichen laſſen ? Kann
man den Umſtand, daß Rom, dieſe in ſich abgeſchloſſene Welt, in der
ſich ſtets die entgegengeſetzten Prinzipien begegneten, mit dem guten Bei-
ſpiel vorangegangen iſt, nicht als einen Fingerzeig des Schickſals anſehen d
Kunſtwerke die durch Gewalt oder Sufall nach Frankreich verſchleppt
wurden, würden dem Boden zurückerſtattet, auf dem ſie erwuchſen, eine
Bedeutung gewinnen, die den Wiſſenden aller Nationen das Herz