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Die Kunst-Halle — 10.1905

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Nummer 17 (1. Juni 1905)
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Merkmale des Verfalls
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https://doi.org/10.11588/diglit.66262#0297

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e Aeͤeitschrift für Kunst und Kunstgewerbe.

Organ für die Antereſſen aller Bildenden Künſtler.

Herausgeber: prof. Dr. Georg Galland, Charlottenburg.
Telephon Amt Charlottenburg, No. 1083.

Erscheint am J. und 15. des Monats. Abonnement pro Quartal 2 Mk. — 2 kr. 40 hr. (bei direkter
Zusendung 2,30 Mk. — 2 Kr. 80 hr.) bei allen Buchhandlungen und bostämtern. (postzeitungss preisliste
No. 4450.) Einzelnummer 40 pf. = 50 hr.

Insertſonspreis für die dreigespaltene Nonpareillezeile 20 pf. = 25 hr.

Verlag von J. harrwitz Nachfolger, 6. m. b. h., Berlin SW. 48, Friedrichſtraße 16.

Inhalt: Merkmale des Derfalls. — Paris: Der Salon der „Société
nationale“. Don Arthur Neiſſer. — Wien: XXXII. Jahresausſtellung im
Künſtlerhaus (Schluß). Von Paul Wilhelm. — Große Berliner Uunſtausſtellung
1905. Die Berliner. Don M. Rapſilber. — II. Ausſtellung des Deutſchen
Künſtlerbundes (I). Von M. R. — Münchner Kunſtſchau. Von Georg Jacob
Wolf. — Berliner Kunſtſchau: Eröffnung der Ausſtellung des Deutſchen Künftler-

bundes. — Salon Casper. — Atelierausſtellung von HB. Magnuſſen. — Unſere
Abbildung: Rofe Silberer, Die Tragödie. Hunger, Liebe, Tod. Relief.
Notizentheil.

Merkmale des Oerfalls.“

iebt es überhaupt Verfallsperioden der Kunſt, und an was erkennt

man ſie? Wenn man das Leben eines Menſchen lediglich auf
den Fortſchritt des Stoffwechſels hin betrachtet, ſo wird man allerdings
ſagen können, daß niemals ein Niedergang, ſondern eben immer nur eine
Fortentwicklung bis zum Tode ſtattfinde. Denn das Lebensprinzip wirkt
eben fort, auch wenn es von einem gewiſſen Punkte an umgekehrt und
rückbildend wirkt. Allein es wäre doch eitel Spiegelfechterei, wenn man
deshalb leugnen wollte, daß das Greiſenalter ſpäter oder früher eine
Verfallsperiode darſtelle oder mit ſich führe. Was ſo im normalen Ver-
lauf des menſchlichen Lebens als Thatſache anerkannt werden muß, das
gilt ebenſo auch vom Leben ganzer Völker. Und wenn deſſen Ausdruck
und Spiegel die Kunſt iſt, dann muß es in der Kunſt Verfallsperioden
geben. Es giebt deren; es giebt deren von ſolcher Deutlichkeit der Er-
ſcheinung, daß kein Menſch darüber in Sweifel ſein kann. Solche Derfalls-
perioden verzeichnen wir zum Beiſpiel beim Ausgang der römiſchen Ge-
ſchichte in der Architektur, beim Ausgang der Gothik und beim Ausgang
der Renaiſſance in jenem Barockſtil, der die rohe Maſſe des Felsgeſteins
in das Syſtem der Architektur eindringen und dasſelbe zerſtören ließ, der

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*) Aus dem Buche: „Zeus, Gedanken über Kunft und Dafein von einem
Deutſchen.“ S. 78— 81. (Verlag von Ferd. Enke, Stuttgart 1904.) Wir kommen
mit obiger Probe auf dieſes Buch, das neben mancherlei Anfechtbarem auch Gutes
enthält, noch einmal zurück. D. Red.
 
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