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Die Kunst-Halle — 10.1905

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Nummer 14 (15. April 1905)
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Gagliardi, Ernesto: Das Museum Barracco in Rom
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Constantin Meunier †
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https://doi.org/10.11588/diglit.66262#0244

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In der That, wer in Rom, dem Sentrum antiker


gewöhnlichen Sterblichen verſchloſſenen Billa Albani


Gerade zur Erziehung des Auges, zur Einführung, zum


die nun eröffnete neue Sammlung die trefflichſte Ge-
legenheit. Als Introduktion hat Aſien Proben der


hat Barracco einige Gipsabgüſſe nach Werken des Louvre
den Originalen ſeiner Sammlung an die Seite geſtellt.
Er ſelbſt legt noch höheren Werth auf ſeine egyptiſchen


Kunſt am Nil, deren Einfluß auf die Anfänge helleniſchen


und Cigris kräftig, dramatiſch, ſo zeigten die Meiſter
Sgyptens mehr Vorrektheit, erhabene Ruhe, Neiterkeit,
beſonders in den fein lächelnden Köpfen, die wir auf
alten Sarkophagen ſo ſehr bewundern. Es ſind die-
ſelben Uebergänge, ſagt Barrocco, wie ſie von der
toskaniſchen Malerei zur venetianiſchen geführt haben.
Swei Holzſkulpturen, die das glückliche Klima Egyptens
und der Sand der Wüſte vor dem Untergang be-
wahrten, bilden die Perlen dieſer Abtheilung. Ein
ausſchreitender Egypter iſt das eine, ein Löwenkopf,
wahrſcheinlich an der Lehne eines Seſſels befeſtigt, da


dem Prinzen Napoleon, der ſie vom Khedive Ismael
Paſcha zum Geſchenk erhalten hatte. Auch eine Sphinx,
die im Jahre 1856 in der Nähe der Kirche S. Maria
della Minerva, dort wo einſt ein Tempel der Iſis ge-
ſtanden, gefunden wurde, verdient die höchſte Beachtung.
Ein Porphyrkopf, der im Nildelta zu Tage kam, gilt
für das Porträt des Julius Cäſar. So ſind wir bei
den römiſchen Funden angelangt, unter denen ein Kopf
des Homer beſonders durch charakteriſtiſche Schönheit
hervorleuchtet. Die Sammlung der Büſten, auch der
weiblichen, iſt ſehr reichhaltig und ergänzt die ſchon


und des Kapitols. Auch die bpyzantiniſche Kunſt iſt
vertreten und ſomit der Kreis geſchloſſen, in dem die
plaſtiſche Kunſt von Memphis bis Byzanz ihre Ent-
wicklung fand.

Johannes Barracco instituit — vetustae artis monu-
menta — aeternae urbi tradita — anno MDC CCC V —
A. V. C. MMbDpCLVIII, dies iſt die Inſchrift, die an den
edlen Geber und feinſinnigen Sammler erinnert. Rom
hat alle Urſache, ihm dankbar zu ſein. }

E. Gagliardi.


Constantin Meunier F.



Trunkenbold, nicht mehr als lächerlich plumpe, vier-
ſchrötige Staffage aufzufaſſen, ſondern mit Ernſt ſein
Leben und ſeine Arbeit zu ſchildern, dem Bauernthum


Meunier noch einen Schritt hinaus, er eroberte für die
Kunſt den Arbeiter. In, ſeinen wuchtigen, ſchweren
Skulpturen, unter denen die Bronzereliefs überwiegen,


„Eiſenwalzwerk“: Der Belgier, wie der Deutſche ſingt
das hohe Lied von der modernen Arbeit. In den zer-
arbeiteten und doch von ihrer Arbeit nicht gebrochenen
belgiſchen Bergleuten Meunier's iſt keine Spur von
Sentimentalität, von Allegorie, und doch; ſteigert ſich
die Erſcheinung dieſer realiſtiſchen Geſtalten ins Typiſche,


und doch wieder Menſchen, die uns zittern machen,
die wir bewundern müſſen, denn in ihrem Innerſten
und Tiefſten repräſentiren ſie das Ewige, den ſicheren
Pol alles Menſchlichen: Arbeit, Sorge. Dieſer große


man ſteht bewundernd vor dieſer Monumentalität des


in der Litteratur Sola zu ſeinem „Germinal“, Haupt-
mann zu ſeinen „Webern“ getrieben — hier ſteht ſie
mit größerem ſittlichen Ernſt als bei Sola, mit ſtärkerer


und Erz geſehrieben }

Conſtantin Meunier iſt in Brüſſel im Jahre 1851
geboren. Er begann ſeine Studien in ſeiner Vaterſtadt
bei dem Plaſtiker Fraikin, er ſetzte ſie bei dem be-
rühmten Maler Charles de Groux fort. In der Folge
freilich zeigte ſich, daß Meunier's maleriſche Leiſtungen
ſeinen plaſtiſchen auch nicht entfernt ebenbürtig waren,
obwohl er noch lange neben der Plaſtik auch die
Malerei bethätigte. Sein äußeres Leben verlief ſchlicht
und ohne Lärm, abgeſehen von einem längeren Auf-
enthalt in einem Crappiſtenkloſter giebt es wenig
Intereſſantes. Und doch iſt Meunier heute eine
europäiſche Berühmtheit. ; „

Die rauchgeſchwängerten Gegenden von Lüttich
und Charleroi, die Kohlenreviere Belgiens, waren die
bevorzugten Stätten von Meunier's künſtleriſcher Thätig-
keit; unbeeinflußt von hiſtoriſchen Vorbildern, wie von
 
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