N. 5
zwanglos angeordneten Drapirung ab, die, wie auf dem weib-
lichen Gegenſtück, den Nintergrund des Porträts bildet. Daß
dieſes edle Werk ein Schwanengeſang des Meiſters ſei — wie
nämlich er ſelbſt behauptet — mögen die Freunde Prof. Stang's
angeſichts der ſtupenden Sicherheit des Striches der Radirung
nicht annehmen und hoffen.
G. G.
Maltechnische Fragen.
den Hünſte giebt Regierungsrath Prof. Dr. E. Täuber
einen ſehr bemerkenswerthen Bericht über die Thätigkeit
im Chemiſchen Laboratorium der Hochſchule.
Außer dem Unterricht, an welchem in der Regel nur vor-
geſchrittene Künſtler theilnehmen, wurden in dem Laboratorium
eine Reihe maltechniſcher Fragen, die trotz ihrer Wichtigkeit
eine ſyſtematiſche Bearbeitung bisher nicht gefunden haben-
der experimentellen Prüfung unterworfen.
Eine Frage iſt die, ob es zuläſſig ſei, die ſchwefelhaltigen
Farben Ultramarin, Cadmiumgelb und Sinnober mit Bleiweiß
zu miſchen. Die genannten Farben enthalten den Schwefel in
einer Form, welche die Bildung von Schwefelblei bei längerer
Berührung mit Bleiweiß möglich erſcheinen läßt; da nun
Schwefelblei ein dunkelgrauer, nahezu ſchwarzer Körper iſt, ſo
muß ſeine Entſtehung dem Auge ſogleich bemerkbar werden.
Die experimentelle Prüfung ergab, daß die Miſchung von
Ultramarin mit Bleiweiß im Laufe längerer Seit eine Der-
änderung nach grau hin erfährt oder doch erfahren kann, daß
ferner auch Cadmiumgelb nicht ganz ohne Einfluß auf Blei-
weiß, daß dagegen Sinnober dem Bleiweiß nicht gefährlich iſt.
Eine weitere Frage, die eingehend geprüft wurde, iſt die:
„Kann künſtliches Alizarin den Krappfarbſtoff in der Malerei
erſetzen?“ Ueber die Verſuchsergebniſſe wurde bereits im
Dezember 1905 in der „Kunſt⸗Hhalle“, IX. Jahrgang, Heft 5,
Seite 68 f. berichtet. Die Antwort, die für den Chemiker von
vornherein kaum zweifelhaft ſein konnte, lautet dahin, daß
künſtliche Alizarinlacke den Lacken des natürlichen Krappfarb-
ſtoffs an Schönheit und an Echtheit keineswegs nachſtehen,
daß dagegen wohl noch einzelne Lacke des natürlichen Farb-
ſtoffs im Handel vorkommen, für welche, vermutlich aus
Mangel an Intereſſe, die Alizarinfarben-Induſtrie noch keinen
Erſatz geſchaffen hat.
Eine Reihe von Derfuchen bezog ſich auf das Trocknen
der Farben.
welche zum Trocknen der Oelfarben erforderlich iſt, faſt gar
nicht von der relativen Menge Oel, welche die malfertige
Farbe enthält, dagegen in hohem Grade von der chemiſchen
Natur des Pigmentes abhängt.
Einige weitere Verſuche bezweckten die Prüfung der Frage,
auf welche Urſachen die Entſtehung von Riſſen in Gelbildern
zurückzuführen und wie ſie zu vermeiden iſt. Es kommen hier
wohl ausſchließlich dunklere Laſurfarben in Betracht, die auf
weiße oder doch helle Grundfarbe geſchichtet ſind. Beſondere
Neigung zum Reißen zeigen die Krapp- und Alizarinlacke auf
weißem OGelgrunde, und auf dieſen Fall erſtreckte ſich daher
zunächſt die Unterſuchung. 5
9 m programm 1904 der Berliner Hochſchule für die Bilden-
Bezüglich dieſer und mehrerer anderer Unterſuchungen des
Laboratoriums der Hochſchule, z. B. auch der die Frage nach dem
beſten Firniß berührenden Forſchungen, müſſen wir, da uns
hier leider der Raum fehlt, auf den erwähnten ausführlichen
Bericht Prof. Täuber's verweiſen.
Kunstchronik.
Berlin. Die Vollendung des Waarenhauſes
Wertheim in der Leipzigerſtraße, das nun auch ſeine ge-
waltige Front über einen Theil des Leipziger Platzes erſtreckt,
darf als ein baukünſtleriſches Ereigniß bezeichnet werden. Iſt
es doch dem genialen Schöpfer der Anlage, Prof. A. Meſſel,
unterſtützt von Bauinſpektor Schilbach, gelungen, dem
modernen Kaufhauſe der deutſchen Metropole ein eigenthüm-
liches nordiſches und hochkünſtleriſches Gepräge zu geben. Der
Erweiterungsbau umfaßt namentlich einen ganz aus koſtbaren
Marmorarten aufgebauten ungeheuren Lichthof von 24 Meter
Höhe, und einen oberen, durch z Stockwerke gehenden Saal
an der Platzfront, mit eleganter Kaſſettendecke, welche, wie die
Wände, aus grauem italieniſchem Nußbaumholz ausgeführt iſt.
Darüber, wie über die mit reichem Bilderſchmuck belebte Vor-
halle des Baues werden wir in der nächſten Nummer noch
ausführlicher berichten.
* Berlin⸗Charlottenburg. Der zweihundert Jahre
alte Nachbarort, welcher ca. 200 000 Einwohner, eine Kunſt-
akademie, die reichſten Steuerzahler und das größte Rowdy-
thum in Preußen beherbergt, beſinnt ſich jetzt zum erſten Male
auf künſtleriſche Aufgaben. Wenigſtens wird beabſichtigt, die
ungeheure Summe von 20 000 M. in den Haushaltungsplan
für 1905 zur Verwendung für Kunſtzwecke einzuſtellen. Auch
ſoll eine ſtädtiſche Deputation für Hunſtzwecke gebildet werden.
Darob natürlich große Freude im Lager der Charlottenburger
Sezeſſion!
* Dresden. Königl. Gemäldegallerie. Die Neu-
erwerbungen, darunter Courbet's „Steinklopfer“, Th. Couture's
„Dogelfänger“, Werke von Karl Bantzer, Hugo Oehmichen,
haben ihre definitive Aufſtellung erhalten.
* München. Glyptothek. Der Staat erwarb von
einem ausländiſchen privaten Beſitzer ein antikes Kunſtwerk,
die Statue einer Frau mit einem Schwan zur Seite, den ſie
zu ſchützen ſucht. Die Statue iſt aus beſtem griechiſchen
Marmor gefertigt, etwas unter Lebensgröße und gut erhalten.
Sie iſt die Replik einer im Alterthum berühmten Statue, die
auf Timotheus, einen in der erſten Hälfte des IV. vorchriſt-
lichen Jahrhunderts lebenden Meiſter, zurückgeführt wurde. —
In der St. Ludwigskirche iſt die Wiederherſtellung des ge-
waltigen „Jüngſten Gericht“ von Cornelius jetzt vollendet. —
In der Schwabinger Erlöſerkirche hat, in Folge einer
Honkurrenz, die Malerin Linda Kögel den Auftrag eines
Wandgemäldes zur Ausführung gebracht; es handelt ſich um
eine Darſtellung der chriſtlichen Hirche, die mit ihren
Segnungen den Menſchen durchs Leben geleitet.
* Wiesbaden. Der Landesausſchuß hat nach dem An-
trag der Denkmals-Pflegekommiſſion des Regierungsbezirks zu
den Wiederherſtellungskoſten der alten Malereien in der evan-
geliſchen Kirche zu Haiger 1000 M. und für den Umbau der
alten evangeliſchen Kirche zu Braubach 1500 M. bewilligt.
-
Ausstellungen.
* Berlin. Große Kunſtausſtellung 1905. In die
Hommiſſion wählte die Akademie der Künſte die Maler Kall-
morgen, Kieſel und O. Frenzel, die Bildhauer Schaper, Manzel
und Aupferſtecher Albert Krüger; als Erſatzmänner die Maler
Hugo Vogel und Skarbina, Bildhauer Janenſch und Architekt
v. Großheim. Die auch aus Mitgliedern des Künſtlervereins
zwanglos angeordneten Drapirung ab, die, wie auf dem weib-
lichen Gegenſtück, den Nintergrund des Porträts bildet. Daß
dieſes edle Werk ein Schwanengeſang des Meiſters ſei — wie
nämlich er ſelbſt behauptet — mögen die Freunde Prof. Stang's
angeſichts der ſtupenden Sicherheit des Striches der Radirung
nicht annehmen und hoffen.
G. G.
Maltechnische Fragen.
den Hünſte giebt Regierungsrath Prof. Dr. E. Täuber
einen ſehr bemerkenswerthen Bericht über die Thätigkeit
im Chemiſchen Laboratorium der Hochſchule.
Außer dem Unterricht, an welchem in der Regel nur vor-
geſchrittene Künſtler theilnehmen, wurden in dem Laboratorium
eine Reihe maltechniſcher Fragen, die trotz ihrer Wichtigkeit
eine ſyſtematiſche Bearbeitung bisher nicht gefunden haben-
der experimentellen Prüfung unterworfen.
Eine Frage iſt die, ob es zuläſſig ſei, die ſchwefelhaltigen
Farben Ultramarin, Cadmiumgelb und Sinnober mit Bleiweiß
zu miſchen. Die genannten Farben enthalten den Schwefel in
einer Form, welche die Bildung von Schwefelblei bei längerer
Berührung mit Bleiweiß möglich erſcheinen läßt; da nun
Schwefelblei ein dunkelgrauer, nahezu ſchwarzer Körper iſt, ſo
muß ſeine Entſtehung dem Auge ſogleich bemerkbar werden.
Die experimentelle Prüfung ergab, daß die Miſchung von
Ultramarin mit Bleiweiß im Laufe längerer Seit eine Der-
änderung nach grau hin erfährt oder doch erfahren kann, daß
ferner auch Cadmiumgelb nicht ganz ohne Einfluß auf Blei-
weiß, daß dagegen Sinnober dem Bleiweiß nicht gefährlich iſt.
Eine weitere Frage, die eingehend geprüft wurde, iſt die:
„Kann künſtliches Alizarin den Krappfarbſtoff in der Malerei
erſetzen?“ Ueber die Verſuchsergebniſſe wurde bereits im
Dezember 1905 in der „Kunſt⸗Hhalle“, IX. Jahrgang, Heft 5,
Seite 68 f. berichtet. Die Antwort, die für den Chemiker von
vornherein kaum zweifelhaft ſein konnte, lautet dahin, daß
künſtliche Alizarinlacke den Lacken des natürlichen Krappfarb-
ſtoffs an Schönheit und an Echtheit keineswegs nachſtehen,
daß dagegen wohl noch einzelne Lacke des natürlichen Farb-
ſtoffs im Handel vorkommen, für welche, vermutlich aus
Mangel an Intereſſe, die Alizarinfarben-Induſtrie noch keinen
Erſatz geſchaffen hat.
Eine Reihe von Derfuchen bezog ſich auf das Trocknen
der Farben.
welche zum Trocknen der Oelfarben erforderlich iſt, faſt gar
nicht von der relativen Menge Oel, welche die malfertige
Farbe enthält, dagegen in hohem Grade von der chemiſchen
Natur des Pigmentes abhängt.
Einige weitere Verſuche bezweckten die Prüfung der Frage,
auf welche Urſachen die Entſtehung von Riſſen in Gelbildern
zurückzuführen und wie ſie zu vermeiden iſt. Es kommen hier
wohl ausſchließlich dunklere Laſurfarben in Betracht, die auf
weiße oder doch helle Grundfarbe geſchichtet ſind. Beſondere
Neigung zum Reißen zeigen die Krapp- und Alizarinlacke auf
weißem OGelgrunde, und auf dieſen Fall erſtreckte ſich daher
zunächſt die Unterſuchung. 5
9 m programm 1904 der Berliner Hochſchule für die Bilden-
Bezüglich dieſer und mehrerer anderer Unterſuchungen des
Laboratoriums der Hochſchule, z. B. auch der die Frage nach dem
beſten Firniß berührenden Forſchungen, müſſen wir, da uns
hier leider der Raum fehlt, auf den erwähnten ausführlichen
Bericht Prof. Täuber's verweiſen.
Kunstchronik.
Berlin. Die Vollendung des Waarenhauſes
Wertheim in der Leipzigerſtraße, das nun auch ſeine ge-
waltige Front über einen Theil des Leipziger Platzes erſtreckt,
darf als ein baukünſtleriſches Ereigniß bezeichnet werden. Iſt
es doch dem genialen Schöpfer der Anlage, Prof. A. Meſſel,
unterſtützt von Bauinſpektor Schilbach, gelungen, dem
modernen Kaufhauſe der deutſchen Metropole ein eigenthüm-
liches nordiſches und hochkünſtleriſches Gepräge zu geben. Der
Erweiterungsbau umfaßt namentlich einen ganz aus koſtbaren
Marmorarten aufgebauten ungeheuren Lichthof von 24 Meter
Höhe, und einen oberen, durch z Stockwerke gehenden Saal
an der Platzfront, mit eleganter Kaſſettendecke, welche, wie die
Wände, aus grauem italieniſchem Nußbaumholz ausgeführt iſt.
Darüber, wie über die mit reichem Bilderſchmuck belebte Vor-
halle des Baues werden wir in der nächſten Nummer noch
ausführlicher berichten.
* Berlin⸗Charlottenburg. Der zweihundert Jahre
alte Nachbarort, welcher ca. 200 000 Einwohner, eine Kunſt-
akademie, die reichſten Steuerzahler und das größte Rowdy-
thum in Preußen beherbergt, beſinnt ſich jetzt zum erſten Male
auf künſtleriſche Aufgaben. Wenigſtens wird beabſichtigt, die
ungeheure Summe von 20 000 M. in den Haushaltungsplan
für 1905 zur Verwendung für Kunſtzwecke einzuſtellen. Auch
ſoll eine ſtädtiſche Deputation für Hunſtzwecke gebildet werden.
Darob natürlich große Freude im Lager der Charlottenburger
Sezeſſion!
* Dresden. Königl. Gemäldegallerie. Die Neu-
erwerbungen, darunter Courbet's „Steinklopfer“, Th. Couture's
„Dogelfänger“, Werke von Karl Bantzer, Hugo Oehmichen,
haben ihre definitive Aufſtellung erhalten.
* München. Glyptothek. Der Staat erwarb von
einem ausländiſchen privaten Beſitzer ein antikes Kunſtwerk,
die Statue einer Frau mit einem Schwan zur Seite, den ſie
zu ſchützen ſucht. Die Statue iſt aus beſtem griechiſchen
Marmor gefertigt, etwas unter Lebensgröße und gut erhalten.
Sie iſt die Replik einer im Alterthum berühmten Statue, die
auf Timotheus, einen in der erſten Hälfte des IV. vorchriſt-
lichen Jahrhunderts lebenden Meiſter, zurückgeführt wurde. —
In der St. Ludwigskirche iſt die Wiederherſtellung des ge-
waltigen „Jüngſten Gericht“ von Cornelius jetzt vollendet. —
In der Schwabinger Erlöſerkirche hat, in Folge einer
Honkurrenz, die Malerin Linda Kögel den Auftrag eines
Wandgemäldes zur Ausführung gebracht; es handelt ſich um
eine Darſtellung der chriſtlichen Hirche, die mit ihren
Segnungen den Menſchen durchs Leben geleitet.
* Wiesbaden. Der Landesausſchuß hat nach dem An-
trag der Denkmals-Pflegekommiſſion des Regierungsbezirks zu
den Wiederherſtellungskoſten der alten Malereien in der evan-
geliſchen Kirche zu Haiger 1000 M. und für den Umbau der
alten evangeliſchen Kirche zu Braubach 1500 M. bewilligt.
-
Ausstellungen.
* Berlin. Große Kunſtausſtellung 1905. In die
Hommiſſion wählte die Akademie der Künſte die Maler Kall-
morgen, Kieſel und O. Frenzel, die Bildhauer Schaper, Manzel
und Aupferſtecher Albert Krüger; als Erſatzmänner die Maler
Hugo Vogel und Skarbina, Bildhauer Janenſch und Architekt
v. Großheim. Die auch aus Mitgliedern des Künſtlervereins