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Die Kunst-Halle — 10.1905

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Nummer 2 (15. Oktober 1904)
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Unsere Abbildungen
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Kunstchronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.66262#0035

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Nr. 2


25

Unsere Abbildungen.

Die Beilage dieſes Heftes enthält zwei Proben muſiviſchen
Bildſchmuckes der Deutſchen Glas moſaikgeſellſchaft
Puhl & Wagner in Rixdorf-Berlin. Es iſt vielleicht nicht
allen Leſern bekannt, daß dieſes erfolgreiche Hunſtinſtitut,
welches heute ſeine umfaſſenden Arbeits- und Ausſtellungs-
räume in einem eignen, von F. Schwechten in romaniſchen
Formen errichteten monumentalen Gebäude beſitzt, aus ganz
beſcheidenen Anfängen allmählich erwuchs und ehemals der
Seiten Ungunſt reichlich erfahren hat, bis dank der Energie
und Leiſtungsfähigkeit der Begründer glänzende Aufträge
kamen. Heute ſind es nicht nur zahlreiche Kirchen, die ſich
dieſen edelſten künſtleriſchen Schmuck geſtatten, ſondern, ent-
ſprechend dem geſteigerten Luxus unſerer Seit, auch Beſteller
von Grabmonumenten, ferner Profanbauten öffentlichen und
privaten Charakters. Eine Reihe ſehr namhafter Meiſter wie
F. Geſelſchap, A. von Werner, Bermann Schaper, Max Seliger,
Linnemann, O. Eckmann, Mohn, Ut. Lechter, Max Hoch u. v. a.
ſchufen und ſchaffen die Kartons für die muſiviſchen Dekorationen
jener Rixdorfer Geſellſchaft, deren künſtleriſchen Erzeugniſſe
bereits Verbreitung durch ganz Deutſchland, ſogar im Ausland
bis nach Japan gefunden haben, was ſicherlich dem heimiſchen
Hönnen auf einem ſo ſchwierigen Kunſtgebiete zum Lob und
zu hoher Ehre gereicht. Gegenwärtig ſtehen im Nittelpunkte
des Schaffens der Geſellſchaft noch immer die ſchon 1894 be-
gonnenen Moſaiken für die Kaiſer Wilhelm-Gedächtnißkirche
in Berlin, ferner die Moſaiken für den neuen Berliner Dom
und des Aachener Münſters. Prof. H. Schaper, der zur
Ausſchmückung des Aachener Gktogons die Kartons gezeichnet
hat, iſt auch der Schöpfer eines Abendmahlsbildes im Chor-
raum des Bremer Doms, das ſich auf drei Bogenflächen ver-
theilt und von welchem wir das herrliche Fragment zur Linken
als Abbildung geben. Die techniſche Handhabung iſt hier eine
ſo eminente, daß alle Merkmale der gemalten Vorlage be-
züglich Zeichnung, Ausdruck, Licht und Schatten auf das Dol-
kommenſte durch das Moſaik wiedergegeben ſind, welches
außerdem ſeine eigenen Vorzüge nach der koloriſtiſchen und
monumentalen Seite hin bedeutſam hinzufügt. Gleiches gilt
auch für die wundervolle muſiviſche Dekoration, die nach Prof.
M. Seliger's Karton im Ehrenhofe der deutſchen kunſt-
gewerblichen Abtheilung auf der Weltausſtellung zu St. Louis
als Supraporta unter einem gleichfalls muſiviſch geſchmückten
Tonnengewölbe Anordnung gefunden hat. Dieſes vorliegende
Dekorationsſtück iſt übrigens auf einer getriebenen Metallkaſſette
montirt, deren Formen einer natürlichen Muſchel nachgebildet
ſind. Durch das Reflektiren des Goldmoſaiks auf den ge-
bogenen Flächen werden ganz beſonders reizvolle Effekte
hervorgerufen. G.

Kunstchronik.

* Berlin. Haiſer Friedrich⸗Muſeum. Die feier-
liche Eröffnung ſteht für den 18. Oktober, den Geburtstag
Haiſer Friedrich's, bevor. Von einer Bereicherung der Ge-
mälde⸗Gallerie durch 24 geſchenkte Werke alter Meiſter aus
der Sammlung A. Thiem melden die Blätter. Bevor dieſe
durch ihre altvlämiſchen und altholländiſchen Bilder werthvolle
Sammlung vor einigen Jahren nach San Remo ging, ſah
man eine Auswahl derſelben in den Räumen von Ed. Schulte.
Eine Erwerbung der übrigen Sammlung ſoll beabſichtigt ſein.
Das Königliche Snftitut


einer Reorganiſation entgegengehen. Daß ſi i 1016
auf die geſchäftliche Ver waßkug Pesch e e 55
um ſo mehr annehmen, als die künſtleriſchen Leitungen des
Inſtituts ſich bisher allgemeiner Schätzung erfreuten. Es wäre
ſehr zu wünſchen, wenn das Inſtitut im höheren Grade als
bisher 81 l. e aller Faktoren fände.

e in neues ſtädtiſches Muſe
18. September im alten e e ee
1 16. Jahrhundert ſtammenden Renaiſſancegebäude, er-
(cflorenz. Muſeo Nazionale (Bargello). in kürz-
lich geſtohlenes Bronzerelief e des e eon
Bertoldo, dem Schüler Donatello's, wurde von einem Antiquar
angehalten und dem Muſeum zurückgegeben.

„Jüterbog. Die in der Jakobikirche entdeckten alten
religiöſen und dekorativen Wandmalereien wurden von dem
Frankfurter Maler Guſtav Ballin reſtaurirt.

Leipzig. Anläßlich des von der Neuen Vachgeſellſchaft
veranſtalteten Bachfeſtes werden jetzt im Künſtlerhauſe drei
Oelbildniſſe ausgeſtellt, die ſämmtlich den Anſpruch erheben,
als Originalbild niſſe Joh. Seb. Vach's zu gelten. Zwei
der Bildniſſe, aus dem Beſitze der Thomasſchule und der
Muſik⸗Bibliothek Peters, ſind ſchon länger bekannt; ein drittes
Bildniß iſt erſt neulich von Profeſſor Dr. Fritz Volbach in
Mainz entdeckt und erworben worden.

Loſchwitz. Im Künſtlerhauſe brach am 6. Gktober,
Nachts, Feuer aus. Die Ateliers der Maler Schwenk, Walther
und Otto Fiſcher wurden vom Feuer ergriffen. Das Atelier
von Walther iſt vollſtändig ausgebrannt; ſämmtliche Bilder
ſind vernichtet. Otto Fiſcher gelang es, die Platten ſeiner
Kadirungen zu retten. Schwenk hat ſeine Kartons durch
Hinauswerfen aus dem Feuer gerettet. Das Atelier des Malers
Müller⸗Breslau iſt unverſehrt geblieben.

Münden. Das erweiterte ESberlein-Muſe um wurde
am 29. September durch einen muſikaliſch-oratoriſchen Feſtakt
eingeweiht.

*»Nürnberg. Die St. Lorenzkirche wird einer um-
faſſenden Neuerung unterzogen. Wie früher ſchon der nörd-
liche Thurm, ſoll auch der ſüdliche umgebaut und zum Cheil
mit vergoldeten Siegeln gedeckt werden. Das Innere der
St. Sebalduskirche wird ebenfalls wiederhergeſtellt. Auch
der große Rathhausſaal mit dem von Albrecht Dürer ge-
malten Triumphzug des Kaiſers Maximilian I. wird erneuert.
Alle dieſe Arbeiten ſollen bis zur Nürnberger Jubiläums-Aus-
ſtellung 1906 vollendet ſein.

»Poſen. Das Kaiſer Friedrich-Muſeum wurde
am 5. Oktober eröffnet.

* Straßburg. In der Aula der höheren Cöchterſchule
vollendete küczlich Maler Leo Schnug ein 9 m langes und 3 m
hohes Wandgemälde „Einzug Kaifer Sigismund's in Straß-
burg 1414“, als Gegenſtück zu dem Gemälde von Jordan
„Straßburger Schwörtag“ (16. Jahrh.).

* Stuttgart. Rathhaus. Mit der Vollendung der
Wandgemälde von Prof. R. Haug ſteht der Feſtſaal fertig da.

* Wiesbaden. Sitzungsſaal des Rathhauſes. Maler
v. Rößler hat drei farbige Ausführungen vorgelegt, von denen
ſich der Magiſtrat für die Wiedergabe des Badelebens zur Seit
der Römer in Wiesbaden, ſowie des Blumenkorſos vor dem
nunmehr dem Abbruch verfallenen Hurhauſe in Gegenwart
Haiſer Wilhelm's I. entſchied.

F

Ausstellungen.

* Apenrade. Die Wanderausftellung der ſchles.
wig⸗holſteiniſchen Hunſtgenoſſenſchaft wird voraus-
ſichtlich zwiſchen Weihnacht und Neujahr nach hier kommen

* Berlin. Große KHunſt⸗Ausſtellung 1904. Die
Zeichnerin Xenia E. Krüger fand mit einer Anzahl von ſorg-
fältig gezeichneten Entwürfen für moderne Spitzen. die
Beachtung der Henner des Faches. — Der Märkiſche
Bezirksverein des verbandes deutſcher Muſter-
zeichner hat in ſeinem Vereinslokal am Küftriner Platz eine
Ausſtellung von Naturſtudien veranſtaltet, die der, Samm-
lung des Herrn Oskar Häbler⸗Dresden entnommen ſind und
ausſchließlich von den beſten Muſterzeichnern des In- und
Auslandes ſeit 1796 bis auf die Neuzeit angefertigt wurden,
 
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