Nr. 16
249
Aus Königsberg i. Pr.
ſchreibt man uns:
Die von dem hieſigen Kunſtverein veranſtaltete
diesjährige Kunſtausſtellung, die vom 19. März bis
50. April dauerte, war ſehr gut beſchickt. Als Aus-
ſtellungsraum diente die Sommerbörſe. Der beſchräukte
Raum geſtattete es leider nicht, alle eingeſandten Kunſt-
werke (nach dem Ausſtellungs⸗Verzeichniß 752 Nummern)
gleichzeitig zu hängen, es konnte deshalb ein kleiner
Theil der Kunſtwerke nur zeitweiſe zur Anſchauung
gebracht werden. Das Ergebniß der Ausſtellung iſt
ein außerordentlich günſtiges. Es wurden angekauft:
eum eine Nl. M.
Seichnung von Richard Müller-
Dresden „ 700) 500
2. zur Verloſung 50 Gemälde und
Badirungen 2 D; ꝑ 8
5. von Privatperſonen 45 Gemälde,
Seichnungen, Radirungen und
Steinzeichnungen. @93 182) 22510
; Suſammen (40 861) 36 701
Der letztgenannte Betrag (56 701 M.) iſt, da der
Kunſtverein nichts kürzt, den Künſtlern baar gezahlt;
die Summen in Klammern waren die im Katalog an-
geführten Zahlen. Su Ankäufen für das Stadtmuſeum
ſtanden reichliche Geldmittel zur Verfügung. Da ſich
im Muſeum, trotzdem der Raum aufs äußerſte aus-
genutzt iſt, kaum noch Bilder unterbringen laſſen und
ſich unter den Mitgliedern des Vorſtandes und Aus-
ſchuſſes des Vereins eine Mehrheit für den Ankauf
eines Kunſtwerkes nicht ergab, wurde in dieſem Jahre
kein Gemälde für das Muſeum angekauft. Der ſchon
lange geplante Bau eines Muſeums iſt ein dringendes
Bedürfniß.
N. Woball.
Kunstchronik.
Berlin. Im Seichen Schiller's ſtanden die jüngſt
verfloſſenen Tage. Hur Huldigung des Dichters, der ſich alle
Volkskreiſe mit gleicher Begeiſterung anſchloſſen, haben auch
die Künſtler ihr Scherflein beigetragen. So hat, neben den
wiſſenſchaftlichen Lehranſtalten, auch die akademiſche Hochſchule
für die bildenden Hünſte, durch eine Feſtrede ihres Direktors
A. v. Werner, die Erinnerung an den Vationaldichter gefeiert.
Noch vor nicht gar langer Seit ſchien, durch den Kultus, den
die Moderne mit einigen Auslandsgrößen begann, dieſe
Erinnerung vielfach verblaßt. Die Rückkehr zu Schiller beweiſt
jetzt evideut, daß man ſich auf deſſen Idealismus als auf eine
dem deutſchen Weſen adäquate Auffaſſung der künſtleriſchen
Form wieder allgemein beſonnen hat. Und dieſe jüngſte
Wandlung der Geſinnung unſeres Volkes erfüllt auch uns mit,
froher Genugthuung und Hoffnung für die Zukunft!
7 ealn — Ralſer Friedrich Rufeum. Nen-
erwerbungen. Die Sammlung der Alt- Niederländer wurde
kürzlich vermehrt durch Altarflügel mit Szenen aus der Legende
des hl. Bertin von Simon Marmion, aus dem Beſitze der
Fürſtin zu Wied, und eine Madonna von Hans Memling, die
der A. Chiem-Sammlung einverleibt wurde. — Sur künſt-
leriſchen Adreſſe für das Hronprinzenpaar hat der Künftler-
verein den Konkurrenzentwurf des Malers Grotemeper „Sieg-
frieds Brautfahrt gen Santen“ beſtimmt. — Am Schlüter'ſchen
Hurfürſtendenkmal hat man abermals eine kleine Be-
ſchädigung entdeckt; einer kleinen allegoriſchen Frauenfigur hat
man das Schwert entwendet.“ } |
Biberach. In dem Gartenhauſe Wie land's be-
abſichtigt man ein Muſeum des Dichters einzurichten.
Breslau. Porträtmaler Max Kruſemark erhielt
vom Prinzen Heinrich den Auftrag zu einem Bildniß. Der
Künſtler hat ſchon früher für den Prinzen einige gelungene
Porträts ausgeführt.
Budapeſt. Graf Emerich Szechénpyi verſtändigte die
Geſellſchaft für bildende Künſte, daß er die Abſicht habe,
ſeinen Edelhof in Pamuk, neben Somogyvär, jenen ungariſchen
Malern zum Wohnort zu überlaſſen, die ihre Studien den
Sommer über an den pittoresken Geſtaden des Balaton, an
welchem der Edelhof liegt, fortſetzen möchten. In dem alten
Edelſitz ſind zur Aufnahme der Hünſtler mehrere geräumige
Simmer vorhanden, auch ſteht ihnen ein ausgedehnter Garten
zur Verfügung. Als Entgelt für die Wohnung hätten die
Künſtler blos den Kindern des Grafen Seichenunterricht zu
ertheilen, oder einige ihrer dort geſchaffenen Werke zu über-
laſſen. Diejenigen Maler, die die Sommerfriſche in Pamuk zu
beziehen wünſchen, wollen ſich direkt an den Grafen Széchénpi
(Budapeſt, Sötvös-utcza 21) wenden.
Chicago. Das Inſtitut für Künſte hat von einem
von 4 Millionen Mark erhalten, deren Sinſen angeblich zur
Errichtung von Statuen und anderen Denkmälern in der Stadt
verwandt werden ſollen.
Dresden. Der Rathhausneubau wird nach den Plänen
des Stadtbauraths Bräter und des Architekten Roth ausgeführt.
Geſammtkoſten 13473 282 M. Für Werke der Bildhauerkunſt
ſind 220 000 M. und für Bronzegußarbeiten 50 000 M. aus-
geworfen.
London. Das Jahresbankett der Royal Academy
of Arts wurde am 29. April wie gewöhnlich in der großen
Halle von Burlington Houſe abgehalten Es waren ungefähr
250 Gäſte anweſend, unter ihnen der Prinz von Wales, der
Herzog von Connaught u. A. Den Dorſitz führte der Präſident
der Akademie, Sir E. J. Poynter. Der Prinz von Wales
hielt eine Rede, in welcher er ſeiner Genugthuung darüber Aus-
druck gab, daß die Abtheilung der engliſchen Maler auf der
Weltausſtelluug in St. Louis ſo gut abgeſchnitten habe. Ferner
bezeichnete er es als einen lobenswerthen Schritt, daß die
Akademie beſchloſſen habe, zu ihren Schulen auch Künftler
aus den Kolonien zuzulaſſen, wenn dieſe in ihrer engeren
Heimat zur Anerkennung gelangt ſeien.
Prag. Uunſtakademie. Die Frequenz an dieſer
Anſtalt iſt im laufenden Sommerſemeſter folgende: Allgemeine
Malerſchule: 1. Jahrgang 28, 2. Jahrgang 22, 5. Jahrgang
15, Spezialſchulen für figurale Malerei 53, Spezialſchule für
figurale Malerei und Landſchaftsmalerei 5, ſchließlich Spezial-
ſchule für Bildhauerei 15, zuſammen 118 Maler und 1s Bild-
hauer.
* Denedig. Sur Erleichterung des Beſuches der Inter-
nationalen Kunſtausſtellung werden den Inhabern von
Rückfahrkarten nach Verona dort 20 Tage gültige Sonder-
rückfahrkarten nach Venedig zum ermäßigten Preiſe von
24,45 Lire in I, 18,10 Lire in II. und 12,85 Lire in III. Alaſſe
mit einem Abonnementſchein verabfolgt, welcher zum freien
Eintritt in die Ausſtellung berechtigt.
Swickau. Das uralte Schloß Lichten walde iſt
kürzlich ein Raub der Flammen geworden; es iſt Eigenthum
der gräflich Vitzthum von Eckſtädtſchen Familie. Das zweifach
bethürmte Schloß beſteht aus ſieben Flügeln, von denen jeder
5½ Stock hoch iſt und 1s Fenſter zählt. Das Innere enthält
eine Menge Simmer, unter denen die in mancherlei fremdem
Geſchmack gezierten Paradezimmer (darunter auch ein chineſiſches)
ſowie über 100 koſtbare Griginalgemälde von den berühmteſten
Meiſtern aus allen Schulen, vorzüglich der niederländiſchen,
ſehenswerth waren. Die koſtbaren Nunſtſchätze ſind ſämmtlich
verbrannt. :
-
Ausstellungen.
Agram. Die diesjährige kroatiſche Hunſtausſtellung
wurde am 25 Apil eröffnet.
Arad. Vachlaß-Ausſtellung des in München verſtorbenen
Malers Paul Böhm (54 Nummern). } E
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Aus Königsberg i. Pr.
ſchreibt man uns:
Die von dem hieſigen Kunſtverein veranſtaltete
diesjährige Kunſtausſtellung, die vom 19. März bis
50. April dauerte, war ſehr gut beſchickt. Als Aus-
ſtellungsraum diente die Sommerbörſe. Der beſchräukte
Raum geſtattete es leider nicht, alle eingeſandten Kunſt-
werke (nach dem Ausſtellungs⸗Verzeichniß 752 Nummern)
gleichzeitig zu hängen, es konnte deshalb ein kleiner
Theil der Kunſtwerke nur zeitweiſe zur Anſchauung
gebracht werden. Das Ergebniß der Ausſtellung iſt
ein außerordentlich günſtiges. Es wurden angekauft:
eum eine Nl. M.
Seichnung von Richard Müller-
Dresden „ 700) 500
2. zur Verloſung 50 Gemälde und
Badirungen 2 D; ꝑ 8
5. von Privatperſonen 45 Gemälde,
Seichnungen, Radirungen und
Steinzeichnungen. @93 182) 22510
; Suſammen (40 861) 36 701
Der letztgenannte Betrag (56 701 M.) iſt, da der
Kunſtverein nichts kürzt, den Künſtlern baar gezahlt;
die Summen in Klammern waren die im Katalog an-
geführten Zahlen. Su Ankäufen für das Stadtmuſeum
ſtanden reichliche Geldmittel zur Verfügung. Da ſich
im Muſeum, trotzdem der Raum aufs äußerſte aus-
genutzt iſt, kaum noch Bilder unterbringen laſſen und
ſich unter den Mitgliedern des Vorſtandes und Aus-
ſchuſſes des Vereins eine Mehrheit für den Ankauf
eines Kunſtwerkes nicht ergab, wurde in dieſem Jahre
kein Gemälde für das Muſeum angekauft. Der ſchon
lange geplante Bau eines Muſeums iſt ein dringendes
Bedürfniß.
N. Woball.
Kunstchronik.
Berlin. Im Seichen Schiller's ſtanden die jüngſt
verfloſſenen Tage. Hur Huldigung des Dichters, der ſich alle
Volkskreiſe mit gleicher Begeiſterung anſchloſſen, haben auch
die Künſtler ihr Scherflein beigetragen. So hat, neben den
wiſſenſchaftlichen Lehranſtalten, auch die akademiſche Hochſchule
für die bildenden Hünſte, durch eine Feſtrede ihres Direktors
A. v. Werner, die Erinnerung an den Vationaldichter gefeiert.
Noch vor nicht gar langer Seit ſchien, durch den Kultus, den
die Moderne mit einigen Auslandsgrößen begann, dieſe
Erinnerung vielfach verblaßt. Die Rückkehr zu Schiller beweiſt
jetzt evideut, daß man ſich auf deſſen Idealismus als auf eine
dem deutſchen Weſen adäquate Auffaſſung der künſtleriſchen
Form wieder allgemein beſonnen hat. Und dieſe jüngſte
Wandlung der Geſinnung unſeres Volkes erfüllt auch uns mit,
froher Genugthuung und Hoffnung für die Zukunft!
7 ealn — Ralſer Friedrich Rufeum. Nen-
erwerbungen. Die Sammlung der Alt- Niederländer wurde
kürzlich vermehrt durch Altarflügel mit Szenen aus der Legende
des hl. Bertin von Simon Marmion, aus dem Beſitze der
Fürſtin zu Wied, und eine Madonna von Hans Memling, die
der A. Chiem-Sammlung einverleibt wurde. — Sur künſt-
leriſchen Adreſſe für das Hronprinzenpaar hat der Künftler-
verein den Konkurrenzentwurf des Malers Grotemeper „Sieg-
frieds Brautfahrt gen Santen“ beſtimmt. — Am Schlüter'ſchen
Hurfürſtendenkmal hat man abermals eine kleine Be-
ſchädigung entdeckt; einer kleinen allegoriſchen Frauenfigur hat
man das Schwert entwendet.“ } |
Biberach. In dem Gartenhauſe Wie land's be-
abſichtigt man ein Muſeum des Dichters einzurichten.
Breslau. Porträtmaler Max Kruſemark erhielt
vom Prinzen Heinrich den Auftrag zu einem Bildniß. Der
Künſtler hat ſchon früher für den Prinzen einige gelungene
Porträts ausgeführt.
Budapeſt. Graf Emerich Szechénpyi verſtändigte die
Geſellſchaft für bildende Künſte, daß er die Abſicht habe,
ſeinen Edelhof in Pamuk, neben Somogyvär, jenen ungariſchen
Malern zum Wohnort zu überlaſſen, die ihre Studien den
Sommer über an den pittoresken Geſtaden des Balaton, an
welchem der Edelhof liegt, fortſetzen möchten. In dem alten
Edelſitz ſind zur Aufnahme der Hünſtler mehrere geräumige
Simmer vorhanden, auch ſteht ihnen ein ausgedehnter Garten
zur Verfügung. Als Entgelt für die Wohnung hätten die
Künſtler blos den Kindern des Grafen Seichenunterricht zu
ertheilen, oder einige ihrer dort geſchaffenen Werke zu über-
laſſen. Diejenigen Maler, die die Sommerfriſche in Pamuk zu
beziehen wünſchen, wollen ſich direkt an den Grafen Széchénpi
(Budapeſt, Sötvös-utcza 21) wenden.
Chicago. Das Inſtitut für Künſte hat von einem
von 4 Millionen Mark erhalten, deren Sinſen angeblich zur
Errichtung von Statuen und anderen Denkmälern in der Stadt
verwandt werden ſollen.
Dresden. Der Rathhausneubau wird nach den Plänen
des Stadtbauraths Bräter und des Architekten Roth ausgeführt.
Geſammtkoſten 13473 282 M. Für Werke der Bildhauerkunſt
ſind 220 000 M. und für Bronzegußarbeiten 50 000 M. aus-
geworfen.
London. Das Jahresbankett der Royal Academy
of Arts wurde am 29. April wie gewöhnlich in der großen
Halle von Burlington Houſe abgehalten Es waren ungefähr
250 Gäſte anweſend, unter ihnen der Prinz von Wales, der
Herzog von Connaught u. A. Den Dorſitz führte der Präſident
der Akademie, Sir E. J. Poynter. Der Prinz von Wales
hielt eine Rede, in welcher er ſeiner Genugthuung darüber Aus-
druck gab, daß die Abtheilung der engliſchen Maler auf der
Weltausſtelluug in St. Louis ſo gut abgeſchnitten habe. Ferner
bezeichnete er es als einen lobenswerthen Schritt, daß die
Akademie beſchloſſen habe, zu ihren Schulen auch Künftler
aus den Kolonien zuzulaſſen, wenn dieſe in ihrer engeren
Heimat zur Anerkennung gelangt ſeien.
Prag. Uunſtakademie. Die Frequenz an dieſer
Anſtalt iſt im laufenden Sommerſemeſter folgende: Allgemeine
Malerſchule: 1. Jahrgang 28, 2. Jahrgang 22, 5. Jahrgang
15, Spezialſchulen für figurale Malerei 53, Spezialſchule für
figurale Malerei und Landſchaftsmalerei 5, ſchließlich Spezial-
ſchule für Bildhauerei 15, zuſammen 118 Maler und 1s Bild-
hauer.
* Denedig. Sur Erleichterung des Beſuches der Inter-
nationalen Kunſtausſtellung werden den Inhabern von
Rückfahrkarten nach Verona dort 20 Tage gültige Sonder-
rückfahrkarten nach Venedig zum ermäßigten Preiſe von
24,45 Lire in I, 18,10 Lire in II. und 12,85 Lire in III. Alaſſe
mit einem Abonnementſchein verabfolgt, welcher zum freien
Eintritt in die Ausſtellung berechtigt.
Swickau. Das uralte Schloß Lichten walde iſt
kürzlich ein Raub der Flammen geworden; es iſt Eigenthum
der gräflich Vitzthum von Eckſtädtſchen Familie. Das zweifach
bethürmte Schloß beſteht aus ſieben Flügeln, von denen jeder
5½ Stock hoch iſt und 1s Fenſter zählt. Das Innere enthält
eine Menge Simmer, unter denen die in mancherlei fremdem
Geſchmack gezierten Paradezimmer (darunter auch ein chineſiſches)
ſowie über 100 koſtbare Griginalgemälde von den berühmteſten
Meiſtern aus allen Schulen, vorzüglich der niederländiſchen,
ſehenswerth waren. Die koſtbaren Nunſtſchätze ſind ſämmtlich
verbrannt. :
-
Ausstellungen.
Agram. Die diesjährige kroatiſche Hunſtausſtellung
wurde am 25 Apil eröffnet.
Arad. Vachlaß-Ausſtellung des in München verſtorbenen
Malers Paul Böhm (54 Nummern). } E
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