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Die Kunst-Halle — 10.1905

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Nummer 21 (1. August 1905)
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Geschäftliches für die Kunstausstellungen
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Liebermann - Thode - Thoma: in Sachen Impressionismus
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https://doi.org/10.11588/diglit.66262#0372

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524


„Nach Beendigung der Nunſtausſtellung ſind
an Ihre Adreſſe oder an . . . abgeſandt:
Kiſte K. L. 10. Neumann.
Abend an der Iſar.“

Eine ſolche Karte wird für den Ausſteller und
den Empfänger der Kiſte ausgefertigt. Die Karten
werden nach den Nummern geordnet und bis zur Ab-
ſendung aufbewahrt. Hat der Ausſteller in der An-
meldung keine Adreſſe für die Weiterſendung angegeben,
ſo muß er um dieſe Angabe erſucht werden.

Sofort nach Beendigung der Ausſtellung iſt mit
der Weiterſendung der nicht verkauften Kunſtwerke zu
beginnen. Im Packraum oder in den Ausſtellungs-
räumen werden die leeren Kiften ausgebreitet und auf
dieſe der Eingangsliſte entſprechend die einzupackenden
Kunſtwerke gelegt. Auf die Kiſtennummer (Spalte 1
der ESingangsliſte) wird der Settel mit der neuen Be-
zeichnung geklebt und dieſe in die Spalte I1 der Liſte
ſowie in die Benachrichtigungen über die Abſendung
eingetragen. MKiften mit RKunſtwerken, für die eine
Adreſſe für die Weiterſendung fehlt, ſind mit der Be-
zeichnung: ;

e .
zu verſehen. Dieſe Nummer iſt in die Spalte 11 der
Liſte einzutragen.

Die Verpackung iſt durch die Sachverſtändigen zu
beaufſichtigen. Es iſt darauf zu achten, daß die Kunſt-
werke vorſichtig, vorſchriftsmäßig und ſauber verpackt
werden. Das Glas muß mit Schirting, Veſſel oder
einem andern Stoff beklebt werden, jedoch ſo, daß der
Rahmen nicht mit dem Klebeſtoff beſchmutzt wird.

Die Frachtbriefe werden täglich auf Grund der
Eingangsliſte ausgefertigt. Es empfiehlt ſich, dieſe
Arbeit und die Ablieferung an die Bahnverwaltung
durch einen Spediteur ausführen zu laſſen, da dadurch
eine Beſchleunigung der Abſendung herbeigeführt wird.

Neinrich Toball.

Liebermann — Jhode — Thoma.

In Sachen Impreſſionismus.

©

ichts beweiſt beſſer, daß ſich der Führer der Berliner
6 Sezeſſion mit ſeinem literariſchen Schildknappen
Meier⸗Graefe in Sachen der Verhimmelung
des Impreſſionismus ſolidariſch fühlt, als ſein ſo zorn-
müthiger Angriff gegen Prof. Thode in der „Frankf. Stg.“
Durch die Indiskretion eines Reporters gelangte nämlich
eine Kritik des abſterbenden Liebermann-Kultus, der
unter der Flagge „Los von Böcklin!“ neubelebt werden
ſollte, eine Kritik, die urſprünglich nur für die Heidel-
berger Studenten beſtimmt war, in die Berliner Preſſe.
Und obwohl die Thode'ſche Wahrheit etwas ſpät kam,
eigentlich nur als eine Wiederholung der bereits vor
Monaten in der „Nunſt⸗Halle“ gegebenen Andeutungen,
ſo kam ſie doch von einer Seite, die der Berliner „Eis-
block“ (wie Herr Meier -Graefe den großen Liebermann
nennt) nicht einfach „todtzulächeln“ beliebte. Im Gegen-
theil, der „Eisblock“ fühlte ſich trotz ſeines Engadin-
Aufenthalts durch die Thode'ſche Kritik ſo ſchwer gereizt,
daß es ihn ſtatt des üblichen Lächelns zur ſchleunigen

Abwehr in dem erwähnten Blatte drängte.
Er that aber die Abwehr in der denkbar unglück-
lichſten Weiſe, indem er ſeinen Kritiker, der bekanntlich

Ordinarius für Kunſtgeſchichte iſt, in ſeiner Fachwiſſen-
ſchaft verdächtigte, nicht etwa auf Grund eigener Ueber-
zeugung, ſondern wegen eines abfälligen Urtheils des
Wiener Profeſſors Wickhoff. Alſo weil F. Wickhoff in
Sachen alter Kunſt einmal anderer Meinung wie
Geh. Rath Thode war, deshalb ſoll der Leſer glauben:
Thode's Kritik gegen Meier-Graefe und den Berliner
Impreſſionismus ſei hinfällig. Auf der beneidenswerthen
Höhe dieſer Liebermann'ſchen Logik bewegen ſich auch
die köſtlichen Schlußſätze der Polemik, die wir unſeren
Leſern nicht vorenthalten dürfen. Sie lauten:

„Wenn aber ein Profeſſor an einer der erſten Uni-
verſitäten Deutſchlands in einer reinkünſtleriſchen An-
gelegenheit mit perſönlichen Inſinuationen, wie „Man-
gel an nationalem Empfinden“, „Nachahmen der Fran-
zoſen“, „Poeſieloſigkeit“ u. a. aus der Rüſtkammer der
Antiſemiten entnommenen, bereits ziemlich verroſteten
Waffen den Feind zur Strecke zu bringen verſucht, ſo
beweiſt das nur, daß er ſeinen Gegner mit ſachlichen
Gründen nicht zu widerlegen vermag. Mit andern
Worten: daß der Herr Geh. Rath Thode von neuer
Kunſt gerade ſo viel verſteht wie von der alten.“

Prof. Thode konnte auf die hier ſehr deplacirte
Anzapfung mit der Wickhoff-Nontroverſe wohl nichts
Beſſeres thun, als lächelnd zu ſchweigen, und die Ver-
theidigung einem berufenen Künſtler zu überlaſſen, Hans
Thoma, dem angeſichts des Streites nur der eine Vor-
wurf zu machen iſt, daß er ſich die Ehrenmitgliedſchaft
jener von ihm jetzt bekämpften Berliner Klique einſt ohne
Widerſpruch gefallen ließ. Im Vebrigen hatte er es
leicht genug, die Pflicht ſolcher Ritterlichkeit zu erfüllen.
Er erwiderte in demſelben Frankfurter Blatte u. a.:

„Liebermann meint in blinder Wuth Thode ver-
nichten zu können, wenn er anführt, was von einem
ſeiner Berufsgenoſſen über ihn Mißgünſtiges, ja Haß-
volles ausgeſagt worden iſt. Was iſt F. Wickhoff d
Profeſſor der Kunſtgeſchichte! alſo das, was Thode auch
iſt. Wenn Erſterer nun in Bezug auf die Echtheit
oder Namensbezeichnung verſchiedener Werke anderer
Meinung iſt als Chode, ſo ſagt dies doch noch gar
nichts, als daß derſelbe maßlos unſachlich ſchimpfen
kann und daß nun Herr Liebermann ihm ebenſo nach-
ſchimpft.“ Und weiter heißt es:

„Der Angriff auf Böcklin iſt freilich ſchlau gewählt,
gerade in ihm ſollte das deutſche Weſen aufs empfind-
lichſte getroffen werden. Das Stück deutſcher Romantik,
das gerade durch Böcklin wieder aus den Schlacken
von Philiſterthum und Internationalität ſo ſchön hin-
durchgebrochen iſt, und zwar ſiegreich. ... Die Ange-
legenheit wird von den Deutſchen recht ernſt genommen
werden, obgleich die Meier-Graefe'ſche Meinung vor
dem Anblick einiger guter Böcklin'ſcher Bilder von ſelbſt
zuſammenfällt. ...“

„Für höchſt bedenklich halte ich es, daß Liebermann
bei dieſer Gelegenheit von der Rüſtkammer des Anti-
ſemitismus ſpricht. Es würde mir herzlich leid tun, wenn
dieſe Frage ſich in das Künſtleriſche hineinmiſchen ſollte,
in einer Sache, in der Thode nur die Abwehr gegen
die Verunglimpfungen der deutſchen Kunſt, des deutſchen
Weſens im Auge hat und dafür muthig eintritt. Wenn
Liebermann alle die, welche ihm und Meier-Gräfe nicht
folgen, als Antiſemiten erklärt, könnte dies doch zu recht
eigenartigen Schlüſſen verleiten, und ich bin überzeugt,
daß ihm hierin ſeine eigenen Volksgenoſſen nicht in zu
großer Sahl folgen würden. Denn der Kunſtſinn vieler
Juden iſt doch zu fein und ihr Verſtändniß für deutſche-
Weſen in der Kunſt iſt doch zu groß, als daß er ſich
beſtechen ließe und eine Frage, die Unheil in ſich ſchließen
könnte, an eine Kunſtfrage anſchließen wollte.“
 
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