Nr. 6
* Nürnberg. Der Magiſtrat beſchloß, ein Hünſtlerheim
nach dem abgeänderten Plane Profeſſor Walter's von der
Nürnberger Kunſtgewerbeſchule zu errichten, nachdem die ur-
ſprünglichen Pläne von dem Baukunſt-⸗Ausſchuß des Miniſteriums
beanſtandet wurden.
* Paris. Das an ſich ſehr einfache Luxembourg-
Muſeum ſoll durch Anbau vergrößert werden, ſo daß ein
viereckiger Komplex mit einer großen Mittelhalle entſtände.
Die nach der Rue Daugirard gelegene Stirnſeite würde über
dem Erdgeſchoß — das jetzige Gebäude iſt ebenerdig — noch
ein Stockwerk für kunſtgewerbliche Gegenſtände, Seichnungen,
Drucke erhalten. Selbſtverſtändlich würden auch andere Mängel
beſeitigt werden. Die Geſammtausgabe ſchätzt man auf etwa
150 000 Franken. — Die Amerikaner wollen hier eine Kunft-
ſchule begründen, die jährlich einige „Prix de Paris“ ver-
theilt. Die ſtarke Abhängigkeit der amerikaniſchen Hunſt von
der franzöſiſchen würde dadurch noch beſonders betont werden.
Das Gebäude ſoll ſich am Marsfelde erheben. Die Gründung
bezweckt, jungen Künſtlern und Künſtlerinnen der Vereinigten
Staaten die Mittel zu gewähren, in Paris unter der Leitung
der beſten franzöſiſchen Meiſter ihre Studien zu vollenden. Die
Regierung der Vereinigten Staaten hat zur Verwirklichung des
Planes 1ı 000 000 M. bewilligt. — Bei Gelegenheit der gegen-
wärtigen Lenbach-Ausſtellungen in allen Kunſtorten
intereſſiren gewiß auch die Pariſer Urtheile über den Münchner
Meiſter. Fantin-Latour ſchreibt: „Alles, was ich bezeugen kann,
iſt meine Bewunderung für Lenbach und Menzel.“ G. Geffroy
urtheilt: „Lenbach's Malerei iſt verarbeitet, verbraucht, alter-
thümlich, gekocht und wieder aufgekocht; man hat vor Augen
eine Art von durchfurchter, von Gießbächen zerriſſener, im
Backofen gebräunter Krufte, die an alte, zu ſehr lackirte Bilder
denken läßt und nicht an direkt nach dem Leben gemalte. Eine
ſolche Ausſtellung würde zu der Annahme führen, daß die
deutſche Kunſt aus den Muſeen hervorgeht, daß ſie ſich auf
eine Miſchung von Holbein und Rembrandt verſteift, trockener
als der erſte und ärmer als der zweite.“ A. Mortier endlich:
„Lenbach iſt ganz erſichtlich ein Meiſter. Freilich wünſchte man
ihn ſich etwas weiter weg von den Muſeen und weniger mit
Tradition belaſtet, allein er bleibt trotz alledem ein Künſtler,
der, wenn er auch keine neuen Bahnen eröffnete, doch den
künſtleriſchen Ruhm ſeines Landes aufrecht erhält.“
* Ulm. Bei der Erneuerung der Wandgemälde des
Kathhauſes hat Prof. Widmann auf der Stadtbibliothek ein
Buch gefunden, aus dem der Meiſter der Rathhausbilder ſeine
Entwürfe entnommen hat. Es iſt ein Buch des Humaniſten
Johann v. Schwarzenberg, beſtehend aus einer Ueberſetzung
von Cicero's De officiis und einem Memorial der Tugend;
die Illuſtrationen rühren von Hans Schäuffelin und Hans
Burgkmair her.
C
Ausstellungen.
* Berlin. Das Kunftgewerbe-Mufeum hat anläß-
lich des Jubiläums der hieſigen Typographiſchen Geſellſchaft
eine Ausſtellung: „Die Kunſt im neueren Buchdruck“ veran-
ſtaltet. — Bei Ed. Schulte erfreuen, außer den Follektionen
der Ausländer Th. Holmboe und Karl Larſſon, die Arbeiten
von Max Fritz und G. Günther-Naumburg; auch neue Bilder
von W. Trübner und das jüngſte Kaiſerporträt des Floren-
tiners Vittorio Corcos, eine helltönig kalte virtuoſe Malerei,
kommen in Betracht. — Im Kunſtſalon Casper iſt eine
intereſſante Ergänzung des Bilderbeſtandes zu verzeichnen. —
Bei Caſſirer wird der verſtorbene bizarre Holländer van
Gogh durch eine Sammlung ſeiner exceſſiven Pinſelarbeiten,
„zu Ehren gebracht“ wie der Terminus heißt; er ſei vor allem
unſeren Pſychiatern angelegentlichſt empfohlen. — Bei Keller
& Reiner: Arbeiten von Leo Prochownik. — In dem neuen
Hunſtſalon Friedmann & Weber ſind eigenartige Ent-
würfe für Bühnen⸗Szenen und Hoſtüme von Edward Gordon
Craig zu ſehen.
* Bonn. Salon Cohen: Ausſtellung der modernen
belgiſchen Meiſter Gilſoul, Khnopff, Claus, Kaſſenfoſſe, Delau-
nois und Thomas.
E Braunſchweig. Salon Dörbandt: Ausſtellung der
„Elbier“ (Dresden), beſtehend aus 7s Werken der Malerei
und Plaſtik. 5
Breslau. Im Kunftverein - Sichtenberg ſah man als
letzte Neuheiten nur Werke ſchleſiſcher Maler, wovon fünf
Brünn. Gewerbe⸗Muſeum. Neun eröffnet wurde
eine Dorhang-, Teppich- und Tapeten-⸗Ausſtellung.
VBüdapeſt. Im Wen zern Szalen wurde kürzlich
die Winterausſtellung mit Werken heimiſcher Münſtler eröffnet.
Das Kunſtgewerbe-Muſeum arrangirte eine Weihnachts-
Ausſtellung.
* Caſſel. Kunſtverein: Der Ausſteller Verband
Münchener Künſtler hat eine Sammlung von ca. 100 Bildern
geſchickt, die einen Monat hindurch ausgeſtellt bleiben ſollen.
Darmſtadt. Im Gebäude der Nünſtlerkolonie wurde
am 4. Dezember die I. Wanderausſtellung des Verbandes der
Hunſtfreunde in den Ländern am Rhein eröffnet.
* Düfſelderf, Kunſthalle: Eine Sammlung der
Landſchaften Eugen Kampf's gab einen feſſelnden Ueberblick
über dieſes eigenartigen Künſtlers Schaffen der letzten Seit.
Ferner ſah man zuletzt Werke der hieſigen „Bildhauergruppe
1000“ und Gemälde von L. Neuhoff.
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Burger-Yusftellung. — Im Kunftgewerbe-Mufeum iſt
durch die Dresdner Vereinigung bildender Künftler für monu-
mentalen Grabmalsbau eine Ausſtellung von Entwürfen für
Grabdenkmäler veranſtaltet. Betheiligt ſind die Architekten
J. Baader und O. Hempel, die Maler G. Klemm und Paul
Rößler, ferner Bildhauer Fr. Metzner. — Der Sonder-Aus-
ſtellung H. Vogeler-Worpswede folgte eine Ausſtellung von
graphiſchen Arbeiten der Wiener Hof- und Staatsdruckerei. —
Im KHunſtverein ſoll auf die Weihnachtsausſtellung eine
Deranſtaltung des Frankfurt⸗-Cronberger Rünſtlerbundes
folgen. — In den hieſigen Kunſtſalons von Rer mes, Gold-
ſchmidt und Schneider ſind zahlreiche Bilderneuheiten ein-
getroffen.
* Gera. Im Gewerbehauſe hat Prof. Ernſt Kretzſchmar
eine umfaſſende Sammlung von Gemälden zur Schau geſtellt.
* Mi.⸗Gladbach. Im ſtädtiſchen Muſeum wurde
am 27. November ein permanenter Kunſtſalon ein-
gerichtet. Für Dezember und Januar werden Düſſeldorfer
Maler die Stätte behaupten.
„Göttingen. Mürzlich wurde im Hotel National die
I. Ausſtellung Göttinger Malerinnen eröffnet.
Hamburg. Nunſtverein: Die Genoſſenſchaft bilden-
der Hünſtler Wiens war hier mit einer umfangreichen ſehens-
werthen Kollektion eingezogen. Sie wurde von der üblichen
Weihnachtsausſtellung abgelöſt.
* Innsbruck. Dem Andenken des kürzlich bei einer
Revolte ums Leben gekommenen jungen Malers Auguſt
Pezzey iſt eine Ausſtellung ſeiner Werke im Gewerbemuſeum
gewidmet.
%* Miel-
Reuſing.
* Köln a. Rh. Im KHunſtverein haben die Kölner
Bildhauer kollektiv ausgeſtellt. — Bei Ed. Schulte ſieht man
Bildniſſe des Düſſeldorfers Wilhelm Schmurr.
* Marburg. Der neueröffnete Kunſtſalon Schramm
hat ſich mit einer Ausſtellung von Werken heſſiſcher Künſtler
vortheilhaft eingeführt.
* München. IX. Internationale Aunſtausſtellung 1905.
Fentralkomité: I. Präſident: K. A. Baur, Maler; II. Präſident:
Prof. H. von Habermann, Maler; I. Schriftführer: Prof.
Bierl⸗Deronco, Maler; II. Schriftführer: R. Groß, Maler;
Kaſſirer: F. Schmid⸗Breitenbach, Maler. Delegirte der Agl.
Akademie: Direktor F. von Miller, Bildhauer; Prof. W. von
Rümann, Bildhauer; Akademieprofeſſor Rudolf von Seitz,
Maler; Prof. E. von Stieler, Maler. Delegirte der Künſtler-
Genoſſenſchaft: Prof. A. Holmberg, Maler; J. M. Holzapfl,
Kupferſtecher; JB. Unopf, Maler; Prof, von Kramer, Bild-
hauer; A. Schröder, Maler; Prof. K. Seiler, Maler; Prof.
H. Wadere, Bildhauer. Delegirte der Sezeſſion: Prof. A. von
Keller, Maler; Prof. F. Stuck, Maler; Prof. F. von Uhde,
Maler. Vertreter der Luitpoldgruppe: Prof. Fritz Baer,
Maler; Prof. Harl Marr. — Das Kunſtgewerbehaus
wurde nach einem durchgreifenden Umbau am 6. Dezember
wiedereröffnet. — Im Runſtverein ſteht gegenwärtig die
Sammlung des ruſſiſchen Malers Honſtantin Somoff im Dorder-
grunde.
Kunſthalle: Kollektion des Düſſeldorfers Fr.