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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 12.1877

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Die akademische Ausstellung in Berlin, [2]
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JahrMllg.

Nr. 2.

LciUngc

^ien,Theresianunigasse

o)od.andieVerlaash.

^^pzig, Kvnigsstr. 3).
üu richten.

^O. Gktober

Insceate

Mal gespaltene Petitzeile
werden von jeder Buch-
und Kunsthandlung an-
genommen.

1876.

Bciblatt znr Zeitschrist sür üildcnde Knust.

Dies Blatt, jede Woche am Freitag erscheinend, erhalten die Adonnenten der „Zeitschrift für bildende Kunst" grLtig; für sich allein bezogen
kostet der Iahrgang 9 Mark sowohl im Bnchhandel wie auch bei den deutschcn und öslerrcichischen Postanstalten.

dait D7e akademische Kunstausstellnng in BerUn. Il j;^Düsseldmf!^'-' Neuig'keiten dcs Buch- llild Kuuslhandels. Ze>t-

A. v. Humboldt; Erinnerungsbuch der Schlacht ber .>lv,chw.liel, ^urnv^g, ^ ,,
schriften. — Jnscrate.

akadeiiiilche Kuiistanssttlluiig in Serlin.

n.

l'ch

Heilige Geschichte und Historic siud so spär-

^ dertrcten, dciß man vollanf Gelegcnheit hnbcn würde,
alten Jereminden übcr den Mnngel cin idcalei» Siun
br den modcinen Künstlcrn anstiminen zu konnen,
mir nicht das Necht hätten, anch hier d!e Cchnld
I die wirthschaflliche Calaniität zn wcrfen. Heiligen-
kr und hjstorische Geinälde werden heutzutage nur
5.. l von öffentlichen Galerien und von der Vcrbinduug
^ historische Kunst gekauft. Man weiß, wie gering
dj^ ^Oeren dotirt sind und daß die letztere auch nicht
Dlittel besitzt, uin viele Historienmalcr glücklich zu
^ le». Der Berliner Hciligenmaler ex prol688o,
^ 'elowskh, der seit länger als zwanzig Jahren
^^ll^^dilder in Kaulbach'scher rosenfarbcner Manicr
und hier mit einem figurenreichcn Gruppenbilde,
D ^istus segnet die Kinder", vertreteu ist, hat in dem
eifer^"^ Heinrich Hoffmann eincn stiach-

^ild^ ^l""den. Sein glcichfalls sehr figurcnreiches
Ein ' "^rlsli Predigt am See", ist reich an hübschen
len dr ^'li'n, die abcr meiner Meinung nach den erfolg-
Cin s"'' dic Nationalgalcrie noch nicht rechtfertigcn.
spiclende Kinder im Wasser, die sich in reizen-
^lchuld vor den Füßen dcs predigcnden Heilands

t„n,

Svlke

8nd allerliebst. Auch untcr dem zuhörenden

^'„en ist manchc Grnppe, die von eincm sehr

de„ K-ch^^°"^>lsgefühl nnd von einer nicht nnbedeutcn-

Kg

Kraft

„r

'st

'n der Charakleristik zcugt. Aber die Haupt-

'heaw^E"er salonmäßig ivcalisirte Christus mit
^ 'schem Anflug, wie ihn neucrdings Plockhorst

zicmlich häufig kultivirt hat. Er ist allenfalls ein Schön-
redner, dcr Fraucn zu Thranen rührcn kann, aber nicht
der starkc Glaubcnsheld, dcr uncntwegt seine Straße
durch alle irdischen Fährnisse nach Golgatha zog. End-
lich gehort die naive, fröhlich-bunte Malweise eiuer
Epoche an, der wir etwa seit zwanzig Jahren entwachsen
sind. Ein anderer Malcr, Namens Sleinhansen, hat
denselben Gegenstand bchandelt, aber blos zur Hälftc.
Er hat sich nämlich Larauf beschränkt, nur cincn ChristuS
zu malen, Ler in der Aktitnde cines Sonntagsnachmittags-
predigcrs — im Hintergrunde geht auch wirklich die
Sonne untcr — in cincm Nachen sitzt. Nicht minder
wunderlich ist cine in der Wüste gen Himmel schreiendc
Hagar von Blanca von Hagcu in Bcrlin, ciner von
jenen zahlrcichen Damen, die iu Berlin jahrans jahrein
zaklreiche Porträls und Gcnrebilder malen, ohne bei
dicser Masscnfabrikation die Anfangsgründe der Malerei
zu erlerncn. Die Galanlerie, die ohnehin nicht Sache
des Kritikers ist, hört angesichts dieser weiblichcn Kunst-
ftücke volleudö auf.' Jch bin dcr Ansicht, daß jcdc Be-
schäftignng mit der Kunst, dic übcr Bliimen- nnd Früchte-
malerci hinausgeht, zuglcich auch über die Grenze der
Weiblichkcit hinansgeht, daß Damen, welchc die Schranken
selbst nicderreißen, welche Naiur und Sitte ihncn gesteckt
habcn, ebcnsowenig Nachsicht beanspruchen dürfen wic die
Künstler männlichcn'Geschlechts, dic ihren Beruf ver-
fehlt haben. Wenn sich zu solchen Wunderlichkeilen noch
Geschmacklosigkeit gcsellt, wie auf cinem Bilde von
Sturtzkopf (Weimar), der eincn altcn Einsiedler fast
unbekleidet mit abscheulichem Naturalismus gcmalt hat,
so muß man wahrlich das Geschick der Jurh bewundern,
welche Bilder zugelalsen hat, dcren Snjeks wegen ihrer
 
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