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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 12.1877

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Die akademische Kunstausstellung in Berlin, [1]
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5785#0007

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Nckrologe.

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5

geschaffen worden, und diese Einrichtung der Akademie
wohl die einzige, welche sich des allseiligen Beifalls
erfreut.

Wie anders, wie viel bedeutender würdc sich die
Ausstellung präscntircn, wenn die Zahl der ausgestellten
^unstwerke auf die Hälfte reducirt wordcn wäre! Wie
^rhcbend, wie trvstlich wäre dcr Eindruck, und wie sehr
wird jetzt der rcine Genuß verbittert! Doch das sind
Mecklose Elcgien, dic ungehort an dcn Ohren der Macht-
^rber vorübersäuscln. Vicl bedaucrlicher ist dic That-
^che, daß untcr den ersten Nauicn, denen inan sonst
s^uf den Berlincr Ausstcllungen zu begegnen gewohut
'st, gar manche fehlen. Piloty, Feuerbach, Makart,
^autier, v. Angeli, Lenbach >— keiner von ihnen ist auf-
brtretcu, uin den Berliner und Düsseldorfer Malern den
^vrrang strcitig zu inacheu. München ist in Qualität
"trd Ouantität zicmlich schwach, Wien eigentlich nur
^urch pje »ft besprochencn Polarlandschaften Oberniüll-
uer's vertreten, deren cthno- und geographischer Werth
hvher zu sein scheint als ihr künstlerischer. Auch das
Ausland iin weiteren Sinne hat nichts besonders Hervor-
^gerides geschickt. Von Alma Tadema sind zwei antike
^e'nrebildchen vorhanden, die seinen großen von der
^rigen Ausstelluug durchaus nicht ebenbürtig sind.

, - de Biefvc, der sich mittlerweile zienilich ausgegebcn
ist init einem seiner Repertoirstücke aus dem nieder-
^lidischen Aufstand „Lpisoäs cku lmn^ust ckos noblos
^onkckcksros" — so ist das Bild (unglaublich, aber
auch iu dem dcutschcn Katalog ohne Ueber-
wtzung bezeichuet, E. Wauters mit cinem in Farbe
Und Charakteristik ziemlich schwachen Knabcuporträt ver-
^eten. Das ist die ganze Herrlichkeit.

Wenn nichts desto weniger genug Bilder vorhanden
ud, die eincn erfreulichen, ja cincn bcdeutendcu Ein-
^uck hinterlassen, so dürfen die Berliner und die Düssel-
orfee Maler das Vcrdienst in Anspruch nehmen, die
We der 50. akademischen Ausstellung gerettet zu haben.

„ Was die Plastik anbelangt, so dominirt hier
^egas so ausschließlich, daß neben ihm höchstens
e i,och Siemering in Betracht kommt. Der Kupfer-
2 ? ^stt, was viclleicht auf Rechnung der schlechten
und der aus dicsem Grunde mangelnden Aufträge
in ^'^u ist, auf der diesjährigen Ausstellung ganz

^u Hintergrund.

(Fortsetzung folgt.)

L.

Nekrologe.

der Tidcmand, einer der trcfflichsten Genremaler

2^ .^^uwart, ist nach längereni Leiden in der Nacht vom
T>eiitsu? August t870 in Christiania gestorben.
Wcjsi! !,?ud unv Skandinavicu bctrauern in gleicher
^iden s'»" ^^lust dieses ausgezeichneten Künstlers, der
^ebnn zugezählt werden kann. Norweger durch

und Erziehung, war er durch seine künstlerische

Ausbildung und langjährigen Aufcnthalt am Rhcin ein
Deutscher gewordcn, und so warm und trcu sein Herz
auch stcts für seine uordische Heimath schlug, so verkannte
er doch nie die Borzüge scines zweiten Vaterlandcs, dem
er den größten Antheil seincr Erfolgc zu danken hatte.
Jeden Frühliug tricb es ihn mit unwiderstehlicher Macht,
die Stätten seincr Zugeud, seine Freunde und Lands-
leute wiederzusehen; aber vor dcm Winter kehrte er
stets gcrn uach Düsscldorf zurück, um im anregenden
Verkehr mit zahlreichen Kunstgenosscn die gesainmelten
Studien uud empfangencn Eindrücke zu neuen Schöpfungen
zu verwerthen, die seinen Ruhm weit über dic Grenzen
beider Länder hinaus verbreiteten und ihm Anerkeuiiuug
und Aufträge in reichstem Maße verschafften. Nun ist
er auf heimathlicheni Boden gestorben und ruht bei seinem
einzigen Sohn, der ihm in jugendlichem Manncsalter
im vorigcn Jahre voranging, beweiut vou zwei edlen
Natiouen, deneu sein Andcnken unvcrgeßlich sein wird.

Adolf Tidcmand wurde den 14. August 1814 in
Mandal an der Westküste Norwegens geboren, wo sein
Vater Kammcrrath und Zolldirektor war. Seinc künst-
lerische Ausbildung begann er auf der Akademie in
Kopeuhagen, die er von 1832—37 besuchte. Jm Herbst
des letztgcnannten Jahres ging er nach Düsseldorf und
entwickclte als Schüler der dortigen Akadcmie unter
Hildebrandt's und Schadow's Leitung rasch scine außer-
gewöhnlichen Fähigkeiten, so daß schon 1841 scin erstes
Bild: „Gustav Wasa redet in der Morakirche zu dcn
Dalekarliern", uugetheilten Beifall erntete. 1842 begab
er sich nach München und später nach Jtalicn. Dann
beschäftigtcn ihn längere Zeit mehrere Aufträgc, die ihm
der König von Schweden ertheilte, sowie einige Bildnisse
für die lluiversität in Christiania. Tidemand war noch
immer ausschließlich Historienmaler. Jetzt aber sollte
durch äußerc Umstäude eine Wendung in seincr Entwick-
lung eintreten, vie ihn auf das eigentliche Feld sciner
künstlerischen Bcfähigung führte. Die Kirche dcs Er-
lösers in Christiania sollte durch ein Altarbild geschmückt
werden, wozu eine bcträchtliche Summe gcsammelt wordeu
war. Tidemand erbot sich, dassclbe zu malen, wurde
aber abschlägig beschieden, und nach einem unerquicklichen
Federkrieg der verschiedenen Kritiker erhielt Steinle in
Frankfurt den ehrenvollcn Auftrag, was den Künstlcr
tief verletzte. Verkannt und inißgestimmt trat er cine
Reise in die Gebirgsthäler Norwegens an, unv hier cr-
schloß sich ihm das ganze eigenartige Volksleben cines
noch von der Kultur unbelecktcn Stammes, dessen Sittcn
und Gebräuche uoch so wenig bekannt und vielleicht
niemals malerisch dargestellt waren. Tidcmand sammclte
einen Schatz der interessantesten Studien, die er von
nun an in seinen Bildern bestens verwerthete. Von
1846—48 hielt er sich dann wieder in Düsseldorf auf;
doch bewog ihn die Revolution zur Heimkchr nach dkor-
wegen, wo er Volk und Sitten auf's Neue eiugehend
studirte. Seit dem Herbste 1849 lebte cr dann mit
Ausnahme der Sommermonate, die er fast iininer in
der Heimath zubrachte, dauernd iu Düsseldorf und trng
durch seine vorzüglichen Leistungen wesentlich zum Ruhm
dcr dortigen Kunstschule bei, was auch dadurch officiell
anerkannt wurde, daß ihm der Köuig von Preußen bei
der fünfzigjährigen Iubelfeier der Düsseldorfer Akademie
den Professortitel verlieh. Seiner Wirksamkeit ist cs
auch hauptsächlich zuzuschrciben, daß sich in Düsseldorf
ein Kreis höchst talentvoller skandinavischer Küustler
 
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