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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 12.1877

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Schneider, Friedrich: Die Resauration der Stiftskirche in Gelnhausen, [1]
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Verschiedenes / Inserate
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Korrespondenz.

322

32,

aE"' bedeutendsten Werke, welches die dortige Kirche
sener Zeit besitzt, ganz besondere Beachtung und
/dvnung znznwendcn. 2luch möchte ich der mit Holz-
^ "gen versehencn hübschen Kanzel (17. Jahrh.) und
di" ^^uen gemaltcn Gedächtnißtafeln das Wvrt redcn,
^ Vvn Geschlechtern der Stadt und Gegend uns noch
möchten sie nach der Absicht der Stifter
^ äeichen ihres religiösen Sinnes und als redcnde
Eugen fnr die Kunstnbung des dortigen Kreises wieder
^ igkhängt und bewahrt werden. Sie trugen nicht

.^'8 dazn bei, dem Ranm der Kirche den Stempel
reichen Vergangenheit aufzuprLgen.

Noch märe gar mancher Punkt hier in Betracht
. )iehen, die Orgel, Fcnster, Wandgemälde, die beab-
^^igte Auffnllung nnd Erhöhung des Bodcns der

»lle

.^^istei, die Behandlung der Deckcn nnd Gewölbe;

ich muß cinstweilen mich auf das Gesagte bc-
'Mvs»« ». . a-.

kt,

^ukcn. Jch kann uur wünschcn, daß die Bemer-

Ugen, dic ich als Fcrnstchcndcr lediglich mit Rücksicht
die Sachc und in rein sachlicher Begrnndnng hicr
s ilvlegt habc, zum dlutzcn und Frommen des
i uurationswerles ausschlagen möchteu.

Friedrich Schncidcr.

Korrrspondtn;.

Frankfurt a/M., im Februar 1876.

ist ist jetzt Mode zu reulcauxen. Wer groß genug
q^^ie Feder allein halten zu könncn, der fühlt sich
schon berufen, deutsche Kunst und deutsches Ge-

^rbe

»Nt

w s Tintenfaß zu tunken und niit faulen Gall-
Zu bcwerfen. Offene und versteckte Neidcr legen

^vrgnüglicher Grausamkeit die Sonde an jedes
»»d Pünktchen und suchen, der dentschen Langmuth
er, ^ichtglLubigkeit, wenn es die überschätzende An-
g^Uung des Fremden auf Kostcn des Heimischcn gilt,
d- I^nd, den Wohlmcinenden den Spaß zu verderbcn,
letzt f^bst in ihren giftgeschwollcnen, persönlich ver-
libr^^ ^rzen für das Vaterland keiu Plätzchen mehr
il»üen. Es ist traurig, daß sich an die so über-
l)»b ^^'»de Kritik Reuleaux's diese Giftpilze angeheftet
vhiiE ' i>cnn sie schwächen das freudige Selbstvertrauen,
ivelchxs eine tüchtige Leistung nicht gedeihen kann.
»Ut> ^^llungen mit Worten sind solchen ungerechtfertigten
l°s- "^erufenen Preßköpflosigkeiten gegenüber macht-
fvlch vermögen allein Thatsachen zu helfen. Eiue
D/m^'derlegende und ermuthigcnde Thatsache war die
>HiiI?. ^'»cr 2lusstellung, solche widerlegende und er-
^iich?^^ Thatsachen sind zwei Christwcrke des deutschen
dix ?^Nls, auf die wir stolz ftin können. Wir meinen
Nadi^ °wsgabe k- Gemäldegalcrie in Wien in

^vgen von William Unger mit crläuterndem Text
^vfessor Karl von Lützow" durch die Verlags-

handlung H. O. Miethke in Wien, und die Heraus-
gabe von „Goethe's Faust mit 50 Jllustrationen von
M. Liezen-Mayer und Ornamenten von Rudolf
Scitz durch die Verlagshandlnng Stroefer L Kirchuer,
Druck von Gebrüder Krocner in Stuttgart."

Wir sind ausführlich in der Angabe der Titel gc-
wesen, denn hier haben wir die langersehntc Thatsache
zu vcrzeichnen, daß Text, Kunst, Schrift, Papicr sich
die Hand reichen zum einheitlichen Kunstwcrk, ohne daß,
wie bisher, das Eine hinter dem Anveren einen Takt
herlciert. Gott läßt seinc Dentschen anch in der Kunst
nicht vcrderben, so lange es Männer giebt, dcncn so
etwas einfällt und die svlche Einfälle zu Papier bringen.
Und auf ein solch' gutes Papicr, — denn auch das
müssen wir mit bcsonderer Freude hcrvorheben im Hin-
blick auf die aalglatten, waschblauen, lumpemnageren
Papierschcmen, so Gott will, vergangencr Tage.

Den Glanzpunkt in der Faustausgabe bilden die
Oinamente von Rndolf Seitz. Diese werdcn hofsent-
lich auf die Heißsporne des blinden AltenlhusiasmnS mit
dcr obligaten Berachtung der Gegcnwart etwas abkühlcnd
wirken. Die Reliquienverehruug hat, wie es scheint,
dcn Höhepunkt erreicht, und das besonnene Schätzen des
Kunstwerthes koinmt wieder zu Worte. Wird der Respekt
vor den wirklich werthvollen Leistungen vergangener
Zeiten pietätvoll bcwahrt, so dürfte das Abstoßen der
„Altenthnsiastcn aus Geschäft" für die mvderue Kunst
sehr hcilsam sein. Mit sklavischer Nachahmung, welche
bis zum täuschenden Betrug geht, kann der Kunst und
dcm Kunstgewcrbe nicht aufgehvlfen werdcn, so wenig
wie mit schulmeisterlichen Rathschlägen. Erst wenn sich
dcr Geschmack des kaufendcn Publikums gebildet und
dieser Gcschmack den ängstlichen Blick auf den Geld-
beutel etwas weitherziger gemacht hat, wird der Hand-
werker sich rühren. Die Anfwendungen des Staates
und wohlmeinender Privaten sind Reizmittel, die noth-
wendig, aber ohne Beihilfe dcs Volkes nutzlos siud.
Man thut den MLnncrn, welche sich diescn Anrcgungen
gcwidmet haben, Unrccht, wenn man ihncn Resultat-
losigkeit vorwirft. Die Resultate könneu uud sollcn keine
direkten seiu, denn sonst müßten die Museen nnd Schulen
Handelsinstitute werden, Konkürrcnten und viclleicht
SchLdiger anstatt Förderer des Gewerbes, namentlich
des Kleingewerbes.

Der Weg, welchen das Kunstgewerbc in Oesterreich
und Deutschland eingeschlagen hat, ist der einer gesunden
deutschen Renaissauee. Sie darf stolz sein, wenn
Männer wie Seitz Pathe stehen bei dieser Wiedergeburt.
Stolz darf aber auch die deutsche Radirkunst, und in
dieser behaupteten Lie Deutschen von jeher die erste
Stelle, auf die Arbeiten Unger's sein. Es kann ihm
kein moderner Meister in der leichten Wiedergabe der
Knnstwerke mit der Radirnadel an die Seite, von den
 
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