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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 12.1877

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Die akademische Kunstausstellung in Berlin, [3]
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5785#0026

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13

Konkurrenzen. — Sammlungen und Ausstellungen.

44

der Maffen auf einander zur Darstellung zu bringen.
Es stießt viel Blut auf seinen Bildcrn, aker man sieht
auch warmn. Die Kunstausstellung zeigt zwei solcher
Reitcrangrisfe aus den blutigen Schlachten nm Metz,
denen die Kriegsgeschichte den Beinamen: „der Todes-
ritt" gegcben hat.

Wenn wir noch das Bild dcs Grafen Harrach,
„Feldmarschall Graf Mvltke vor Paris", erwähnen, ist
die Liste derjcnigen Bilder gcschlosscn, die sich nnt dem
deutsch-französischen Kriege beschäftigen. Es sind im
Ganzen sieben an der Zahl; man kann unseren Malern
wahrlich nicht mehr den Vorwurf „unerhörtcn Blut-
dnrstes" machen. Graf Moltke sitzt, von seinen beidcn
Adjutanten, Oberstlicutenant dc Claer nnd Hauptmann
von Burt umgeben, auf cinem Rohrstuhle in seincm
Obscrvatorinm vor Paris. Ob dicses Observatorium
der Bodenraum eincs HanseS oder ein Thurmzimmer
ist, läßt sich nicht ersehen. Eine runde Dachlnke ge-
währl uns einen weiten Fernblick über Paris und die
Umgegend. Der Graf, den Krimstecher in der Rechten,
ist in lebhafter Untcrhaltung mii dem rechtsstehenden
Offizier begriffen, der sich zn ihm herabneigt und etwas
zu. erwidern scheint. Das bekannte adlerartige Profil
des Marschalls ist in vollster Beleuchtung dem Be-
schauer zugewendet. Dcr Offizier zur Linken, welcher
eine Terrainkarte in der Hand hält, hört aufmerksam
der Discussion zu. Die Figuren sind beinahe lebens-
groß, erscheinen aber nur etwa bis zur Hälfte. Die
Färbung ist eine mcrkwürdig klare nnd dnrchsichtige;
sie kontrastirt auffällig mit dem cnergischen Kolorit, an
das uns Graf Harrach gewöhnt hat. Der rechte Arm
des Grafen Moltke ist deni Künstler in der Zeichnung
verunglückt. Jch bin überzeugt, daß cr es ebenso gut
weiß wie ich, und daß es ihni schon viele Leute vor
mir gcsagt haben. Abcr solche Fehler lassen sich schwer
wieder gut machen. Graf Harrach hat noch ein zweites
Bild ausgestellt, das, obgleich nicht hierher gehörig, ich
dennoch an dieser Stellc erwähnen will, weil es in der
klaren, aquarell- und miniaturartigen Behandlung mit
Lem beschricbenen Bilde verwandt ist. Es ist ein Genre-
bild und stellt einen Eislanf im Thiergarten knrz nach
Sonnenuntergang dar. Des Grafen Harrach Bilder
verläugnen in ihrem Charakter niemals den Aristokraten.
Sie sind stets elegant und nobel; doch sollen diese
Epitheta, die sonst auf die Malerei angewandt einen
Doppelsinn zulassen, einen etwaigen Mangel an
Charakter nicht bemänteln. Das kleinc Bildchen ist
ein Kabinetsstück, was dic Stimmung anlangt. Damit
ist zugleich angedeutet, daß der Hauptvorzug des liebens-
würdigen Bildes in seinem landschaftlichen Theile be-
ruht, der, wie immer vom Grafen Harrach, mit der
größten Liebe und Sorgsamkeit behandelt ist.

Es ist ungleich schwieriger, das Anrecht eines Ge-

mäldes auf den Namen cines „Historienbildes" zu mo-
tiviren, als Gründe hervorzusuchen, um seine Placirung
untcr das breite Dach des „historischen Genre's" zu
rechtfertigen. Jch nehme mir darum die Freiheit, die
große Masse der noch übrigen Historienbilder, d- h-
derjenigen Bilder, die sich an eine historische Persönlich-
keit anklammern oder deren Stoffe einer bestimmt charak-
terisirten Periode der Geschichte entlehnt sind, untcr
der Rubrik „historisches Gcnre" abzuthun. Freilich
werde ich mir durch diese Klassificirung unter den Be-
theiligten nicht viele Freunde crwerben. Es ist eine
gar zu schöne Sache um den stolzen Namen eines
„Historienmalers". R-

Ao»k»rren;e».

Konkurreiiz zur Verbesserung -er Abgußmasse. Unter
dem >6. Januar v. I. sind von der k. vreußischen Regierung
zwei Preise ausgeschrieben worden, der eine für die Auu
sindung eines neuen Verfahrens, uin Gipsabgüsse für perim
disch wiedcrkehrcnde Reinigungen vorzubereiten, der andere fiU
die Auffindung eineS neuen Materials zur Herstellung von Ab-
güssen vou Kunstwerken, welches eine besondere Vorbereitung
derselben für die Reinigung unnöthig macht. Es sind >ü
Folge dieses Ausschreibens 146 Bewerbungen uni die Prem
eingegangen. DieBsrverbungcn sind zunächst einerKominhsion
von Sachverständigen zur Durcharbeitung überwiesen wc>r-
dcn. Diese Jurii hat,' wie das vreuß. Handels-Ministeriuiü
im Reichs-Anzeiger bekannt macht, unter dem >8. Juli d. O-
einstimmig sich dahin erklärt, daß unter den für die erste
Preisaufgabe eingegangenen Bewerbungeu drei den gestellten
Forderunge» entsvrächen, und zwar die mit folgenden Motü
versehenen: 1) Oonstuntia. omnia vineit, 2) Klarstellung
der Ursachen, welche unzulünglichem Verfahren zu Grunde
liegen, ist der erste Schritt zu ihrer Vervollkoinmnung. >>'
wie eine dritte ohne Motto. Nach dem Urtheil der Jur»
beruhen die drei Lösungen wesentlich auf demselben Grund-
verfahren, das von jedcm der Bewerber in besonderer Weist'
abgeändert worden ist. Obgleich der Kern der vorgeschlagencn
Methoden kein neuer ist, so erschienen doch in den Augen der
Jury die gefundenen Verbesserungen derart, daß sie die Er-
theilung des Preises rechtfertigen. Dem Urheber der erst-
genannten Bewerbung sei es durch eine nachträgliche Ve-
handlung gelungen, den Abgüssen einen vorzüglichen Grav
vonAbwaschbarkeit zu gebcn; derEinsender der zweitgenannteN
Lösung habe, um die Anwendbarkeit des Verfahrens nach
mehr zu sichern, auch eine geeignete Herstellung der Gips-
formen in Vorschlag gebracht. Dagegen stehe die an drittek
Stelle genannte Lösung, wenigstens in ihrer jetzigen Gestam
etwas hinter den beidcn vorgenannten zurück. Der HandelS'
Minister hat hierauf beschlossen, jedem der beiden Urhebek
der zwei zuerst genannten LLsungen den vollen Preis
Betrage von 3000 M. zu bewilligen, und zwar den Lerreü-
Itr. W. Reissig, Chemiker in München, Georg Leuchs, CheinikH
in Nürnberg, dem Urheber der dritten Lösung aber eiü
Accessit in Höhe der Hälfte des ausgesetzten Preises zst^'
erkennen; der Name desselben ist: Dr. F. Filsinger, Chennker
in Dresden. Für die Veröffentlichung der gefundenei
Lösungen wird der Minister demnächst Sorge tragen. V"!
den Bewerbungen um den zweiten Preis, welcher die AM'
findung einer neuen Gußmasse betrifft, hat die Juri) kcin
als des Preises würdig anerkannt, insofern keine der eii'-
gesandten Massen die bei der Ausschreibiing deS Preifev
geforderte Abwaschbarkeit besitze. (Köln. Ztg->

Zanimlnugt» u»d Äusstellunge».

4V. Kasseler Kunstvereiii. Ein unlängst zur Ausstellui'S
gelangtes größeres Gemälde von H. Faust: „Titania", «eei
aus Skstlkespeare's Sommernachtstraum, hat nicht die ung>-'
 
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