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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 12.1877

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Beavington-Atkinson, J.: Die Growvenor-Gallery in London
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https://doi.org/10.11588/diglit.5785#0329

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^ien.Theresiamungasse
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^N»!>g. Königsstr. 3)

19. Änli

Nr. 41.
Inscratc

L 25 Pf. für die drei
Mal gespaltene Petitzeile
werden von jeder Buch-
und Kunsthandlung an-
genommen.

1877.

Beiblatt zur Zeitschrist sür bildende Kunst.

Dies Blatt, jede Woche am Donnerstag erscheinend, erhalten die Abonnenten der „Zeitschrift für bildende Kunst" gralis; für sich allein bezogen
kostet der Zahrgang 9 Mark sowohl im Buchhandel wie auch bei den deutschen und österreichischen Postanstalten.

^"halt: Die Grosvenor-Gallery in London. — Korrespondenz: Hamburg. — Presuhn, die pompejanischen Wanddekorationen; Pressel, Ulm und
sein Münster. — W. E. Frost f. — Eine vorhistorische Stadt in Toscana. — Kasseler Rubensfeier; Gemälde-Ausstellung der Ulmer Malerschule.
— Düsseldorf; Hildebrand's Adam; Rubensfeier in Siegen; Bildhaner Siemering; Ed. Prosch; der sog. Fürstenhof in Wismar. — Zeitschriften.
— Jnserate.

<7

Die Grosvenor-Gallery in London.

Das neueste Ereigniß der Londoner Saison ist die
rvsvsnor-dnllsr^, in welcher vier hübsche Zimmer
äUr Ausstellung von Oelgemälden, Aquarellen und
^kulpturwerken .eröffnet sind. Das Unternehmen geht
^der von der Spekulation eines Händlers aus, wie es
^ur zu. oft in London der Fall ist, noch von einem Berein
Künstlern. Es ist vielmehr von einem englischen
^iäcen hervorgerufen, der sowohl Maler als Kunst-
^^bhaber ist und auf seine eigenen Kosten einen Kunst-
dalast errichtet hat, zu deffen wechselnder Ansschmückung
^ seine Freunde einladet. Und zwar hat sich Sir Coutts
"'udsay Bart. als Eigenthümer und Direktor das aus-
^chließliche Privilegium vorbehalten, an Künstler Ein-
^^dungen zu Beiträgen ergehen zu lassen. Aber außer
beitragcnden Künstlern giebt es auch Mitglieder,
^ren Zahl auf 500 beschränkt ist und die sich einer Ballo-
durch ein Komitä unterwerfen müffen. Die auf
^se Weise gcwählten Mitglieder zahlen einen jährlichcn
^eitrag von zwei Guineen und haben dafür das Recht,
^ jeder Zeit, wenn die Galerie geöffnet ist, Zulaß zu
^srlangen, außerdem das Vorrecht auf den Eintritt an
, enntagen. Ein wesentlicher Punkt des Programms ist
'e reichliche Vorsorge für leibliche Bedürfnisse. Sir
^Utts Lindsay hat dem Prinzen von Wales und
^»deren vornehmen Gästen bereits ein glänzendes Fest
^geben; dieses cigenarlige Etabliffement vereinigt also
Ausstellung mit einem Klub.

Der Reichthum dcr dekorativen Ausschmückung hat
^ englische Publikum geradezu in Erstaunen versetzt.
^ Faxade ist im Stil der Spätrenaissance gehalten

und hat ein reizendes Portal in der Art des Palladio,
welches Sir Coutts Linvsay von Venedig mitgebracht
hat. Die Eintrittshalle und das Treppenhaus sind mit
schönen Marmorsäulen ausgestattet. Jn den Galerien
selbst herrscht der reichste Dekorationsstil in gemusterten
Seidenvorhängen, zierlichen Arabesken, gemalten Friesen,
in Mattgelb und Gold abgesetzt, in Plafonds, reich in
Gsld und Hellblau dekorirt, und in thürartigen Oeff-
nungen, deren Draperien reiche Blumenmuster auf
dunkelblauem Grunde zeigen. Der Fußboden ist mit
eingelegter Arbeit und mit Fournituren versehen, die
zu den Wänden in trefflicher Harmonie stehen. Die
innere Ausstattung bilden verzierte Ruhebänke, persische
Teppiche, blühende Pflanzen, Marmortische, mit Bronzcn,
Gläsern, Porzellan und anderem Geräth besetzt. Äm
Allgemeinen wird der Vorwurf erhoben, daß diese
Dekorations- und Ausstattungsweise zu mannigfaltig
und lebhaft sei, um die Wirkung der Gemälde nicht zu
beeinträchtigen; andererseits freilich muß man erkennen,
daß die tHlrosvsnor-O-uUsr^ dadurch eine gewisse Be-
haglichkeit erhalten hat, sö daß sie mehr den Eindruck
einer Privatgemäldesammlung macht, die der Besitzer
aus Gefälligkeit dem Publikum öffnet, als den einer
öffentlichen odcr zu Verkaufszwecken dienenden Aus-
stellung.

Das verdienstliche Unternchmen ist mit so großem
Beifall begrüßt wordcn, daß cs sich wohl verlohnt, auch
noch einige untergeordnete Punkte des Programms her-
vorzuheben- Bemerkcnswcrth ist zunächst, daß kaum
die Hälfte der eingesandteu Kunstwerke von Künstlern
zum Verkauf eingesandt wurden, und der übrige Theil
eine Leihansstellung bildet, zu der die einzelnen Gegen-
 
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