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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 12.1877

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Wedmore, Frederick: Studien über englische Kunst
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207

Studien über englische Kunst. — Korrespondcnz.

208

Eure Eindrücke wiedergeben!" pflegte er seinen Schülern
zuzurufen. Die Platten waren mit der größten Zart-
heit ausgeführt, so daß sie oft schon nach 30 Abzügen
schadhaft wurden; deshalb Pflegte Turner selbst die
Platten nachzubessern und so geschah es oft, daß er
später andere Effekte hineintrug als die ursprünglichen.
Daher kommt es, daß nicht immer die ersten Etats die
besten sind; in mehrcren Fällen kamen bei der Nach-
besserung der Platten Luft und Licht schöner heraus,
als zuvor. Einzelne Blätter, wie „Der Gottesdienst
des Hindus", scheinen im zweiten Etat ein ganz anderes
Bild zu sein, als im ersten, so sehr sind Himmel und
Belcuchtung verschieden. Jn der Regel sind jedoch auch
hier die ersten Etats die besten; sie sind sehr selten
gewordcn und werden meist sehr theuer bezahlt.

Jn de Vint (1784—1849) führt uns der Autor
eincn dcr besten cnglischen Aquarellisten vor, welcher
dic besondere Gabe besaß, den größtmöglichen Effekt,
den die Aquarellmalerei erzielen kann, mit den einfachsten
Mitteln zu erreichcn. Sein Bestreben war hauptsächlich
dahin gerichtet, Farbe und Stinkmung der Landschaft
zu fixiren, was ihm immer trefflich gelang; in der
Zeichnung dagegen blicb er mangelhaft, obschon er auch
in dieser Beziehung meisterhafte Leistnngen aufzu-
weisen hat.

George Mason (1818—1872) und Frederick
Walker (1840—1875) sind die jüngsten, vcrstorbenen
englischen Maler, mit denen der Autor sich beschaftigl/
beide Genremaler, welche Scenen aus dem englischen Leben
mit Empfindung, Humor und tcchnischer Meisterschaft dar-
stellten, und deren Werke eingehend geschildert werdem

Jm vorliegenden Buche zcigt sich Wedmore als
ein durchaus unabhängiger, vorurtheilsfreier Kritiker,
welchcr seinen Gegenstand vollkommen beherrscht und
ihn in geistreicher, stilistisch gerundeter Form zu behandeln
vcrsteht. Hoffen wir daher, daß er die oben angedeuteten
Lücken bald durch neue Arbeiten ausfüllen werde, oder
vielmehr, daß er sich zu einer Erweiterung des besprochenen
Buches in eine systematische Darstellung der englischen
Kunstgeschichte entschließe. Die englische Kunst, so jung
sie verhältnißmäßig ist und so wenig sie auch in der
ursprünglichen Begabung der englischen Nation wurzeln
mag, hat dennoch bereits jetzt Leistungen aufzuweisen,
wclche ihr einen ehrenvollen Platz in der gesammten
Kunstgeschichte sichern; diesen zu vindiciren ist zunächst
eine bis jetzt noch nicht gelöste Aufgabe der englischen
Kunsthistoriker, da dic Kunstwerke selbst, bei dem Ncich-
thum und dem Nationalgefühl der Liebhaber des Znsel-
reiches, nur in so seltenen Fällcn den Kanal überschreiten,
daß selbst das Louvre erst in neuester Zeit zwei Land-
schaften von Constable erworben hat, während die anderen
kontincntalen Museen von euglischen Bildern so gut
wie nichts enthalten. Oskar Bcrggruen.

Lorrtspondriy.

Frankfurt a/M. im December 1876.
Meiner letzten Korrespondenz ist die Ehre eiinü'
Vorlesung in der Vorstandssitzung des hiesigen Kunst-
vereins zu Theil geworden. Ein erquickliches Zeiche"
gesunden Freimuths in dieser gereizten Zeit, in welchctU
wir gern eine Ermunterung zur Fortsetzung unseree
ebenso freimüthigen Kritiken erblicken.

Neben einigen vortrefflichen Arbeiten Oswa^
Achenbach's aus Jtalien fielen eine ältere und ei»e
jüngere Arbeit von Andreas Achenbach nicht gcrabe
erfreulich in's Auge. Sie gehören in die Klasse dee
Autographen berühmter Meister, deren ein Händler nistst
wohl entrathen kann. Bei einem Kunstverein aber, d«u
wie der hiesige, in guten Verhältnisscn lebt, auch u^
Recht beansprucht, das Zünglein der kritischen Waag^
das eine oder andere Mal nach eigenem Ermessen Z"
handhaben, sollten derartige Bilder vermieden wcrdeU'
Man erweckt dadurch die Vorstellung, daß sich hiu^
den Bergen die Kunst nur in solchen „Einfällen keiu>u
Laune" bewegt. Auch kann man sich nicht wohl denkcU'
daß dic höchst verdienstliche Jnspektion unseres Kuust"
vereins von einer genügenden Borführung der moderucU
Kunsterzeugnisse im Grunde des Herzens überzeugt
Aber es scheint, daß die Handelsgesellschaft gar oft uU
Rathe den Vorsitz führt bei der Kunstgesellschafl. 8^
was und für wen, erlauben wir uns zu fragen, da d>^
Berloosungcn denn doch keinen Anspruch darauf niachdU
werden, den Gewinn würdig verwendet zu haben.
Eine Landschaft von Eduard Schleich, wie wir hb>'^
aus der Galerie Strousberg, ist in der Luft vn'tu^
behandelt. Der warme Ton ist durch das lasircU^
Stehenlassen des Bretts in den Lichtpartien unvc>
gleichlich schön. Der hingehauene Vordergrund ist"
gegen und links die steife Aufpflanzung der Bäume »u
der Bauernhütte sind schon Bravourstücke der Mnäst/
die in den späteren Arbeijen Schleich's den Gc»»b
wesentlich beeinträchtigen. Hübsch ist eine kleinc,
sorgfältige Arbeit Gauermann's, die leider gcu>ch,
und nicht besonders geschickt restaurirt ist. Vortreffl'
ist eine Winterlandschaft von Munthe, die wohl ^
diente, ein bevorzugtes Plätzchen in einer der hicstü^
bekommen. Ein besondc'>

Privatsammlungen zu

eitc'U

pcS

Jnteresse nehmen zwei größere und zwci kleinere Arbc
Anton Burger's in Anspruch. Als im Laufc
Sommers die Rückwand des großen Saales mit zu^
Riesenlandschaften bedeck't war von Burger's Hand, '
venen wir in Aquarellform eine ungetheilte FucU
empfunden zu haben bekennen, erschraken wir. Seitdc
löste sich das Räthsel. Die Bilder waren ursprüng^
für die Dekoration eines Vorplatzes bestimmt, »nd ^
Jnspektion war wieder einmal „nachsichtig" genug, ^
 
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