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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 12.1877

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Die akademische Kunstausstellung in Berlin, [9]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5785#0137

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^ ^.V.L»l,VW

z-, ""'^l>rref>ai,umgasse

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Köiiigsstr. 3),
äü richten.

-kebrnar

Nr. 17.
Inscratc

g. 25 Pf. für die drei
Mal gespaltene Petitzeile
werden von jeder Buch-
und Kunsthandlung an-
genommen.

Il!77.

Bcivlatt znr Zeitschrist sttr vildendc Knnst.

Blatt, jede Woche am Donnerstag erscheinend, erhalten die Abonnenten der „Zeitschrift für bildende Kunst" gra1i8; für sich allein bezogen
kostet der Jahrgang 0 Mark sowohl im Buchhandel wie auch bei den deutschen und österreichischen Postanstalten.

akademische Kunstausstellnng in Berlin. IX. — Klostermann, Das Urheberrecht an Schrift- und Kunstwerken; Woltmann, Deutsche Kunst
ür Prag; Br. Meyer, Stndien; „Berlin und seine Banten"; voor blociorjauärjells Xungt^osLbioäonis.— M. Neher-s.— Münchener

Kunsrverein; Oesterreichischer Kunstverein. — Siegesdenkmal zu Halle; Nauchjubilänm in Berlin; Ans Köln; Iiestauration der Tuilerien. —
Anktions-Kataloge. — Zeitschriften. — Jnserate.

ü akademische Kunstausstellung in Gertin.

IX.

den Kupferstichcn fand sich strcng genommen
h , Werk von höhcrcr Bedcutung: Raab's meister-
""i dtecht viel gepricsener Stich nach
I's Madonna Tempi. Trossin's Bision des
»m' ^Utonius nach dem Berliner Bilde reicht lange
djx? ^ die keusche Schönheit des Originals heran. Jn
beiden Stichen erschöpft sich die künstlcrische
st^'äkeit pxx dcutschen Kupfcrstecher innerhalb der
^vei Jahre, so weit sie sich auf die Reproduktion
^j^,^""ulve erstreckt. Ein recht trauriges Zeichen der
Habelmann und C. Becker in Berlin haben
^^'giöse Bilder von Plockhorst, den Gang nach
und Christi Abschied von sciner Mutter, ge-
Habelmann entwickelt eine tiefe, poetische Em-
tiich sc»^ bine Zartheit und Eleganz in der Grab-
.^i^ung, wclche den salonmäßigen Eindruck des
ich ^»st'schen Christus sehr gut wiedergiebt. Wenn
<8^.. i einen leidlichen Stich nach eiuem Vautier'schen
Barthelmcß in Düsseldorf nenne, so ist
U»ch ^ ^knzahl von bemerkenswerthen Reproouktionen
8sqdj?"°^^uen Gemälden erschöpft- Auch in der
>st nichts geleistet bis auf acht geistvolle und
^eich ^ünchener Künstlerporträts von Raab. Eine
welche G. Eilers in Berlin nach dem
siir Kaufmanns Gyze von Holbein zum Stich

^Sefe^ -^^Eschaft für vervielfältigende Kunst in Wien
^cht größter Sorgfalt und Treue und

^kzsu ^ Erwartungen iür den Stich rege. Der
^^lt jst dmrch einige Berliner Xylographen

vertreten, und diese marschiren, wie männiglich bekannt,
gerade nicht an der Spitze der deutschen Holzschneider.

Die plastische Abtheilung der Ausstellung gab
ein ziemlich getrcues Bild von dem gegenwärtigen
Stande der plastischen Kunst in Deutschland: erstlich
durch ihre Reichhaltigkeit im Allgemeinen und danu da-
durch, daß so zismlich jeder namhafte Bildhauer Deutsch-
lands vertreten war. Von deu berühmteren vermißte
ich nur Johannes Schilling. Soll man danach die
allgcmeine Physiognomie der gegenwärtigen deutschen
Bildhauerkunst charakterisiren, so möchte man sie mit
einem in Stagnation gerathenen Flusse vergleichen, dem
nur hie und da einige Blasen entsteigen. Mit andercn
Worten: wir finden fast überall eine gewisse formale
Schönheit erreicht, eine technische Handfertigkeit, die
häufig mit akademischer Langweiligkeit identisch ist, aber
selten einen originellen Trieb, einen Versuch, neue Stoff-
gebiete zu crobern oder gar eine neue Ausdruckswcise
zu suchen., Merkwürdigerweise tritt der Realismus, der
doch in der Malerei rapide um sich greift, in der Plastik
sehr schüchtern auf. Reinhold Begas ist scin kühnster
und genialster Vertreter. Sein Brudcr Karl ist im
Vergleich zu ihm ein zahmer Kopist, und die jüngeren
Nachahmer, wie M. P. Otto, sind wilde Schößlinge,
deren Kraft nur Schein und deren Genialität nnr
Maske ist. Reinhold Begas hat dieses Mal die Freunde
wie die Gegner überrascht. Vor seiner meisterlichen
Büste Adolf Menzel's muß der Vorwurf „barock", den
man sonst seinen Arbeiten mit Recht machen konnte,
völlig schweigen. Barock ist nur die eigenthümliche Form
der Büste, welche frcilich die Jtalicner dcs Cinqueccnto
seltener in Marmor, häufiger in Thon beliebt haben
 
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