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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 12.1877

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Rundgang durch die Berliner Museen, [2]
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5785#0212

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415

Kunstliteratur,

416

lung sich höchst unbehaglich in solcher Uingebung fühlcn
und daher auf eine Aenderung hinvrängen müssen, kann
kaum einem Zweifel unterliegen. Vermulhlich ist es,
wie in allen solchen Fragen, die bekannte Zahl der
Jnstanzen und die muthmaßlich fast ebenso große Zahl
differirender und unter sich im Kampfe liegender Ansich-
ten, welche die Entscheidung der dringenden Frage des
Umbaues bisher verhinderte, Doch scheint uns fast, wie
wcnn auch das Publikum, zu dessen Begutachtnng jene
verschiedenen Proben dvch mit gemacht worden, an der
Berzögerung der Entscheivung ein wenig mit die Schuld
trüge.

Wie uns mitgetheilt wird, hatte die Galeriever-
waltung vor etwa drei Jahren die Hoffuung, mit dem
Umbau beginnen zu können, und hatte danach den Plan
ihrer Arbeiken, zu dem in crster Linie Ler neue Katalog
zählt, entworfen, Daß dieselbe jetzt trotz der erschweren-
Len Umstände, d. h, Ler Ungewißheit, wie cs mit dem
Umbau werden soll, wovon auch die Anordnung und die
nothwendige Ausscheidung geringerer Bilder und Kopien
abhängen wird, die Ausgabe eines Kataloges nicht länger
hinausschieben will, entspricht nur dem dringenden Be-
dürfniß, wenn dann auch balv wieder eine neue Num-
merirung und Umarbeitung folgen müßte. Einstweilen
sind wenigstens bei den neuen Tafeln, die jetzt im noth-
wendigen Anschluß an die früheren im Druck, Papier
u. s, w, recht geschmackvoll ausgcführt sind, für die wir
aber im Falle eines Galerie-Umbaues, wenn man sie
überhaupt beibehalten will, eine praktischere Form in
Vorschlag bringen könnten, die Ergebnisse der neuesten
Forschungen an die Stelle zum Theil überlebter und
unrichtigcr Bezeichnungen getreten. Bei dieser Gelegen-
heit die bescheidene Frage: weshalb hat man mit der
Anheftung von Schildern an den Gemäldeu nicht fort-
gesahren, uachdem vor zwei Jahren ein erheblicher, all-
seitig gebilligter Anfaug gemacht worden? Ob und in
welcher Form uns übrigens ein Umbau der Gemäldc-
galerie möglich und wünschenswerth erschcint, behaltcn
wir einer späteren ausführlichen Besprechung vor.

Jn der Skulpturengalerie wüßten wir von
wesentlichen Neuerungen nichts zu nenneu, Möglich,
daß neue Erwerbungen gemacht sind: es steht u. A, seil
cinigen Wochen ein Werk italienischer Hochrenaissance, die
stattliche Marmorbüste eines Malteserritters von sehr
individueller Bildung in der durch das Gerüst für den
Umbau in der Galerie leider noch mehr verfinsterten
Abtheilung der christlichen Skulpturen. Aber ob dieselbe
gekauft ist oder ob sie nur eine Probezeit in der Galerie
durchmacht, um dann um so sicherer wieder entfernt zu
werden, wie -s. Z, der herrliche griechische Torso des
Dornausziehers (jetzt vermuthlich in einer Sammlung
der Vercinigten Staaten vergrab?n) unv vor 51urzem
noch die Marmorbüste eines jungcn Jtalieners aus dem !

fünfzehutcn Jahrhundert, darüber kann ich nichts vel"
ralhen. Vergeblich habe ich auch nach einer bemalte"
Terrakottabüste gesucht, einem Werke der florenlinisch^
Frührenaissauce, welche vor Iahresfrist gekauft wM^,
und von der Or. Bode, der Vorsteher dieser RenaissaM^
Abtheilung, nicht genug Rühmens zu machen wusR'
Sollte der genannte Herr vielleicht anderer Meim>us
geworden seiu und deshalb uns'die Büste vorenthalteu-
— Doch wir wollen jene Art von Kritik nicht nbcv'
die statt ihrer bescheidenen Äufgabe, das sachlichc
ständniß zu fördern, es vorzieht, übelwollende Unt^'
stellungen und Hypothesen zu machen. Daher wir oeilU
auch nicht annehmeu wollen, daß die Schlittcnhölz^'
welche man uuter die Kisten gesetzt hat, die als So^
der Olympiasiguren diencn, von der Verwaltung ^
betreffenden Abtheilung dazu beslimmt waren, um
diesen „Puppen" bei dem gerade jetzt so dichk sallcnd^
Schnee cinen Fastnachtsumzug halten zu können; ich
vielmehr konstatiren, daß es ein zwar sehr primitives uud
geschmackloses Mittel ist, die Sockel §u erhöhen unv iv^
mit dem Wunsche schließen, daß die in einigen Monat^
zu erwartenden neu ausgegrabenen Statuen und Rclios^
oder um uns richtiger auszudrücken, leider nur iisi
dtachbildungen in Gips, einen besseren Raum und bessi^
Uuterkunft finden als ihn die Rotnnde bietet, deren ^
scheinurrg Lurch die jetzige Ausstellung ebensowerrig V^
schönert wird, wie die Beschaunng der antiken Göit^
bilder dadurch erleichtert ist.

Lunstliteratur.

Archaologrschcs Wortcrbuch zur Erklärung der in


rchrrften über christliche Kunstalterthümer vvl

- sq,
eitb

kommenden Kunstausdrücke, Deutsch, Lateinis^'

Französisch und Englisch von Heinrich Otte. Zv^'.
erweiterte Auflage mit 285 Holzschnitten. Leip)^'
T. O. Weigel, 1877, 8", VIII und 488 Seit^
Wie unsre Leser aus einer vorläufigen Notiz bci'^
ersahen, hat H. Otle unter Mithilfe von Otto Fisä^
einem Schüler Prof. Piper's in Berlin, und Pfss^.
Wernicke zu Brandenburg von dem 1857 in csi^,
Auflage erschienenen Wörterbuche nunmehr die Z>vsi^
hergestellt, die nicht nur quantitativ, sondcrn auch qualitv ^
eine bereicherte zu nennen ist, da sowohl eirie
Zahl neuer Worte und erklärender Illustrationen ^
auch Verbesserungen in der Erklärung und Ablcitung
Worte, zumal im Gebiete der Kostüm- und Waffenkuv
diese neue Ausgabe auszeichnen, War schon die fr'ü,
Auflage cin unschätzbares Hilfsmittel beim StudiuM ^
mittelalterlichen Kunstarchäologie, so erscheint die gcg^
wärtige Edition sast wie ein Lehrbuch dieses
das dem Leser unter den verschiedenen «Lchlagwvr ^
Aufschluß über Bcgriff rmd Gegenstand in der Arch»^,
tur, deren Bezeichnungen in allen Sprachcn von lb
 
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