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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 12.1877

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Schneider, Friedrich: Die Resauration der Stiftskirche in Gelnhausen, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5785#0161

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«Ai N.v.Lül,vw

2 ^^heresia,iumgasse

^Ng, Kö»igSstr. 3),
»u Nchtcu.

^2. Febrlmr

Nr. 20.

Änscrntc

ü. 25 Pf- für die drei
Mal gespallene Petitzeile
werden vou jeder Vuch-
uud Kunfthauoluuü an-

1877.

Beilillitt zur Zcitschrist sür bildende Knilst.

Blatt, jede Woche am Donuerstag erscheinend, erhalten die ALonneuten d^r „Zeitschrift für bildeude K^inst" g.'atis; für sich alleiu bezogen

Die Nestauration der Stiftskirche in Geluhauseu. — Korrespoudeuz: Fraukfurt a./M. — Koukurreuz zur Errichtuug eiues Kriegerdeukmals in
Neuß. — Verbindung für historische Kuust. — Juserate.

^ NestauratitNl der Stiftskirche in Geln-
hausen.

!chv dicse wichtige Angelegenheit, wclche cine der

>^!^n. Kirchen der Maingcgcndcn, cine dcr interessan-
z> ? in Deutschland und cine Stadt betrisst, die als
der großen Hohenstaufcnkaiser, dereu Pala-
der"r H noch heute bewahrt, allen Deutschen nahe liegt,
H luNtlicht die „Darmstädter Zeitnng" das nachstehcnde
welchcs wegen der Principien für Restau-
^ bs erörtert, allgemeine Bcachtung verdient.
j„ Briefforni nach Geluhausen erstatlet, lautet:

Marnz, 10. Januar 1877.

Hochverehrter Hcrr!

^elx Jhre freundliche Einladung wurde uür

kj^^nheit dcm an der dortigcn Stifts-

.^Lvnnenen Restaurationswerke, sowie von dcn
^iiiw, ^üglichcn Plänen Kenntniß zu nehmen und
!th "ch „bcr t>ie einzelnen Punkte Jhnen meine An-
!chej ^"3en darzulegen. Bei der Wichtigkeit der Sachc
^esj^ ^ 'nir jcdoch angemessen, die von mir vertreteucn
^ ^punkte schriftlich zu wiederholcn, um so mehr als
^xjs^^ch Gelegenheit stnde, zur näheren Begründung
bv,, 'Ele „„d Autoritäten hcranzuziehen, dercn Gewicht
er,„i;^chl zu unterschätzender Bedeutung ist. Endlich
thxjs^chl eine schriftlichc Ausführung nuch deren Mil-
andere Jnteressenten oder auch an maß-
!kch,j/ ^^sönlichkeiten, und da ich mich bemühe, nur
chcht ^i ^^iinde hier einzuführen, so darf ich viclleicht
°)Ue Hcff„„„^ fxj„, die von mir vertretenen

Ansichten zum Nutzen dcr Sache weitere Anerkennung
finden.

2n erster Linie möchte ich der Thurmfrage einige
Worte widmen.

Als Freund des Historisch-Gewordenen ließ ich mir
viele Jahre nüt Unzähligen den gckrümmten Thurm
unter der Voraussetzung gefallcn, daß demselben absicht-
lich eine so abenteuerliche Gestalt gegeben wordcn, und
daß er somit dcr Ausdruck cines tollcn Handwcrkcr-
schwankes sei. Wic sehr die widersinnige und der
moiiumcntalen Wirkung des herrlichen Bauwerks schnur-
stracks zuwiderlaufcnde Form des südlichen Thurmhelines
das natürliche Gefühl und den Schönhcitssinn beleidigen
mochte, so konnte man dcnnoch den Zustand dnlden um
der überschlagenden Kraft und Waghalsigkeit willen,
wclche man darin zu erblicken gewohnt war. Daß man
dcn Thurm mit seiuen verzwickten Drehungen anstaunte
und darin das Wahrzeichen der Stadt crkannte, darf
uicht befremden; die Neigung für das Seltene, für die
Ausnahme und das Ungehencrliche macht ja jedes und
selbst das häßlichste Naturspicl anstauncn, darum ge-
wann auch diese architektonische Mißgeburt von Ge-
schlecht zu Geschlccht Frcuude und sogar Bewunderer.

Jndessen sollte auch hier dic Wissenschaft über den
Volksglauben obsiegen. Die gewissenhafte Prüfung des-
Thurmes zeigte die Erfcheinung in cinem ganz anderen
Lichte, als maii bislang ziemlich allgemein annahm.
Unwiderleglich ist nnnmehr dargcthan nud ausder Anschau-
ung wie aus den Aufnahmen ersichrlich, daß der Thurm
keineswegs ursprünglich in scincr jetzigen Gestalt geplant
und gekrümmt ausgeführt worden, sondern daß er in
Folge ungenügender Verbindung und mangelhafter Kon-
 
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