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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 12.1877

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Berggruen, Oskar: Aus dem Wiener Künstlerhause
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https://doi.org/10.11588/diglit.5785#0193

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Beiblatt zur Zeitschrist siir bildende Knnst.

Jahrffang.

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^^'^-C.v.üüNow
' ^^'^heresianumgasse
""dieVcrlüsisl,.

^ag, Königsstr. S),
Au richten.

22. Mjjr)

Nr. 24.

Änserate

L 25 Pf. fnr die drei
Mal gefpaltene Petitzeile
werden von jeder Buch-
und Kunsthandlung an-
genommen.

1877.

Blatt, jede Woche am Donnerstag erscheinend, erhalten die Abonnenten der „Zeitschrift für bildende Kunst" gra1i8; für sich allein bezogen
kostet der Jahrgang 9 Mark sowohl im Buchhandel wie auch bei den deutschen und österreichischen Postanstalten.

. Wiener Künstlerhause. — Römische Kunstausstellung. — 1,68 taxigssriss äs ü. lVIriäriä. — Die historische Ausstellung der Wiener

Akademie. — Münchener Kuuslverein; die Schinkel-Fresken am Verliner Museum. — Neuigkeiten des Buch- und Kunsthandels. — Zeitschriften. —
Auktions-Kutaloge. — Jnserate.

Äus dem Mener Künstterhause.

^ Dem löblichen Brauche, dahingeschiedene Künstler
> eine Gesammtausstellung ihrer Werke zu ehren,
^ Künstlerhaus kürzlich abermals gehuldigt, indem
„Hansch-Ausstellung" veranstaltete. Anton
I^^tch, jm Jahre 1813 zu Wien geboren und Ende
b zu Salzburg verstorben, nimmt unstreitig unter
^ ^erreichischen Landschaftern eine angesehene Stellung
^ ' ^ungleich das lixitirston ornuns des österreichischen
' leii "'E, welches ihm Gönncr und Frcunde gern zu ver-
^ pflegten, einer kritischcn Richtigstellung bedarf,

d>ix

l>ev übrigens bei allen solchen vergleichenden Ehren-
tb^^uiigen der Fall ist. Auch Hansch hat die Alpen-
^hii ^ ausschließlichen Domäne seiner künstlerischen
gos?^keit erkoren und sie sogar weit umfassender dar-
«Uf als Calame, da dieser Künstler sich hauptsächlich
fost heimatliche Schweiz beschränkte, während jener
ijtz ^ ganze große Alpcngebiet durchzog und seine
^ der Ausstellung nach den geographischen
bvx ^ Niederösterreich, Kärnthen, Steiermark, Salz-
Bayern und Schweiz angeordnet erscheinen.
djx ^ ^an aber die Werke des Meisters aus Bevey und
dxnt Wiener Walde auf den
dkr ^ehalt und das technische Vermögen, so nimmt
>ibxx ^gknch ein jähes Ende. Hansch hat es niemals
Ky^i^Eche, gefällige, zum Theil auch wirkungsvolle
lichx^ Nakurbildern hinausgebracht; zu einer eigent-
^uffassung dcr Natur, zu einer selbstLndigen
derselben hat er sich nie emporzuschwingen
^cheg^ Niemals ist er zur Natur in ein pcrsön-
^»rhältniß gctrcten, und wenn wir dic ausge-

stcllten 550 Nummern alle gesehen haben, wissen wir
noch immer nicht, wie sich die Natur in der Jndivi-
dualität des Künstlers spiegelte. Obschon er nur um ein
Jahr jünger als Theodore Rousseau und obwohl er
während seines ganzen Lebens Zeitgenosse der Meister
vom intims war, scheinen die Kämpfe der land-

schaftlichen Romantiker des „jungen Frankreich" ihn
noch weniger berührt zu haben, als die Schlachten „weit
hinten in der Türkei" Goethe's deutsche Philister, die
wenigstens sich davon unterhielten; wir unseres Theils
vermochten bei dem besten Willen keine Spur davon zu
finden, daß der Künstler mit dem Kunstprinzip der No-
mantiker sich irgendwie beschäftigt und die Natur sich
jemals anders vorgestellt habe, denn als ein Vorlegeheft,
für möglichst getreu zu kopirende Landschaften. So wan-
derte Hansch von 1834 bis an sein Lebensende, mehr als
vierzig Jahre lang, jahraus jahrein in den Alpen herum
und kopirte fleißig, sorgfältig und getreulich, was er
an schönen Bäumen, Bergen und Veduten gewahrte;
heimgekehrt, verarbeitete er dann seine „Studien" zu
Oelbildern, die sich durch ihre Gefälligkeit und sorg-
fältige Ausführung bald einen guten Markt erwarben.
Ein anderes Verdienst haben sie in der Regel nicht,
und die Studien des Künstlers sind fast durchwcg
werthvoller und bedeutender als seine ausgeführtcn
Bilder. Dies rührt daher, daß Hansch eigentlich keine
„Studien" im künstlerischen Sinne des Wortes malte,
sondern die Naturbilder an Ort und Stelle genau auf-
nahm und sorgfältig in Oel ausiührte, so daß man fast
alle scine „Studicn" blos auf Leinwand aufzuziehen und
einzurahmcn braucht, um fertige Bilder zu erlangen. Da
nun der Künstler in subjektiver und individueller Rich-
 
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