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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 12.1877

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Vom Christmarkt
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5785#0086

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163

Kunstliteratur. — Nekrologe. — Sammlungen und Ausstellungen.

16^

Schließlich haben wir auch noch etwas für die
Kinderwelt in xstto, die am ehesten bedacht werden
sollte, wv es sich nm Christfestgaben handelt, zwar
nichts ganz Neues mehr, aber doch auch noch lange nicht
alt und überlebt. Wir meinen die nach der Verlags-
handlung genannten Loewe'schen Märchenbücher
(Leipzig, F. Loewe) init Farbendruckbildern, bei denen
dic englischen Quartbilderbüchcr, auf welche oor einiger
Zeit an dieser Stelle aufiuerksam gemacht wurde,
als Modell gedient habcn. Wenn die deutschen
Märchenbilder, dencn aquarellirte Federzeichnungen von
C. Offterdinger, H. Leutemann, C. Reinhardt,
C. Sprosse zu Grunde licgen, in der Anordnung und
im Kolorit nicht so archaistisch-naiv sind wie jene und
die Vortheile der Perspektive und der malerischen
Gruppirung nicht ganz prcisgeben, so wahren sie doch
den Grundsatz der Anschaulichkeit, der größtinöglichen
Deutlichkeit der Figuren und dcs Vorgangs. Großer
Maßstab, inaßvolleS Kolorit, feste Zeichnung und Ein-
fachheit der Motive bilden die Vorzüge dieser in Worl
und Bilv von cchl dculschem und treuherzig-kindlicheiii
Sinne ersüllten Märchenbücher. 8n.

Knilstlitelatur.

CYriitmaun, Fr., Kunstgeschichilichcs Musterbuch.
Eine Saininlung von Darstellungen aus der Archi-
tektur, Skulptur, Malerci und den verschiedenen
technischeu Künsten und Kunstgewerken. gr. Quart.
I. Band in zwölf Heftcn mit je vier Blättern in
lithographirtem Farben- und Golddruck. Mit er-
läutcrndein Text. Frankfurt am Main, B. Don-
dorf. 1877.

Während andere populäre Sammelwerke sich mit
den Umrissen beguügen und nur aushilfsweise Farben-
druck geben, legt diese Sammlung, von deren erstem
Bande vier Hefte erschienen sind, während die übrigen
rasch nachfolgcn sollcn, das Hauptgcwicht auf die kolo-
ristische Darstellung und betont bei der Auswahl in
erster Linie das Kunstgewerbe. Dabei stellt sie immer
die Architektur voran, als die für die übrigen Künste
maßgebende Stimmführerin, welche somit auch den
Schlüssel für das Verständniß bcsonders der Klcinkünste
geben muß. Der erste Band bringt 4 Tafeln Egyptisch,
12 Griechisch, 4 Römisch, 4 Maurisch, 4 romanisches
Mittelalter, 8 gothisches Mittelalter und 12 Tafeln
Renaissance. Der so gegebene Rahmen soll allmählich
eine immer reichere Ausfüllung erhalten.

Das Werk ist bei seiner Billigkeit (24 Mark der
Band von 48 Tafeln) für eine große Verbreitung be-
stimmt und wird sie sicher auch erhalten, da cs gerade
unter den populären Aposteln des Knnstverständnisses
an Werken fehlt, welche deu Sinn für vie Farbcu bilden

und zugleich erst eine richtige Anschauung von deM
Gegenstande geben. Gerade bei dem allerorten erwachcw
ben Jnteresse für das Kunstgewerbe und den damit stch
mehrenden Ausstellungen wird ein solches, das größerc
Publikum orientirendes, ein genaueres Studium cin-
leitendes Werk am Platze sein, und hier wird das Buch
in seiner Eigenschaft als Ergänzung anderer Bilderwerkc
vielleicht noch eine weitere Verbreitung sinden, als iu
den Kreisen, auf die es, dem Titel nach zu urtheileu,
in erster Linie berechnet zu sein scheint. Die „Muster
sind durchweg guten Wcrken entnommen, die Ausführuug
im Farbendruck ist eine vortreffliche, einige wenig^
Blätter ausgenommen, bei welchen der Ton verfehlt ist',
die Auswahl ist eine möglichst vielseitige, da niäst
Darstelluugen aus einzelnen Fächern beabsichtigt siub-
soudern der kunstgeschichtliche Zusammcnhang den Haupi'
gesichtspunkt bildel, dcn im Einzelnen dem Verständnis'
näher zu bringen, die Aufgabe des mit dem lctzlcn HcsU'
crschcinenven Textes bilden wird. V. V-

Uekroloyr.

1t. L. Hugo Garthe ch. Am 14. Oktober d. I. starb >u
Köln, 55 Jahre alt, der Kaufmann Hugo Garthe, einer tnU
eifrigsten Alterthümersannnler der Stadt, ein Mann, bcs
fnr ÄlleS Jnteresse hatte und welcher nach den verschiedenstcu
Richtnngen hin sammelte. Wohl mancher Besucher der w'
Kurzem geschlossenen kunsthistorischenAusstellung wird erstauu,
gewesen sein nber die große Menge nnd den Werth — gchpsts
Aufsehen erregte die Sammlung mittelalterlicher Siegcst'
stempel — der von ihm dort zur Schau gestellten Geg/U'
stände, und doch war das nur ein kleiner Bruchtheil dcsscU'
was er besaß und in seinem kleinen Hause aufgestellt hasts.
Besonders reich (etwa 80,000 Nummern umfassend) ist scm
Münzsammlung, mit vielen Seltenheiten ersten Rangc^
Sein Nachlaß wird jetzt wahrscheinlich öffentlich versteig^
werden.

Samnüungkli »lld Äusstkllullgen.

V. Kasselcr Kunstverein. Wie sich Märchendarstellung^
im Gesammtgebiet der modernen Kunst rasch eingebürgcp
haben, so botsn sie besonders sür die Plastik manchen daU.
baren Stoff, und es konnte nicht fehlen, daß dies auch " ,
uns, wo jene Richtung gewissermaßen einen nationalen BofQ
vorfindet, der Fall sein werde. Es ist eine eigenthüinü^
Erscheinung, daß sich neben der Nüchternheit des Charaktcr
wie man sie unssrem Volksstamm nicht mit Unrecht
Vorwurf macht, wenigstens insofern ein ideales Element k"''z
giebt, als sich hier und da in der Tiefe des Volksgemüt^,
in Liedern und Sagen Reste poetischer Ueberlieferung
halten haben. „Hessen hat," so heißt es in der klasE^
Vorrede zu den Kinder- und Hausmärchen der Gebr"^,
Grimm, „als ein bergichtes und zumeist mit Ackerba"
schäftigtes Land den Vortheil, daß es alte Sitten und UfUsst,
lieferungen besser aufbewahren kann. Ein gewisser
eine gesunde, tüchtige und tapfere Gesinnung, die "UU ,,r
Geschichte nicht wird unbeachtet bleiben, selbst die großc Z-
schöne Gestalt der Männer in den Gegenden, wo der
liche Sitz der Chatten war, haben sich auf diese Arterya
und lassen den Mangel an dem Bequemen und ZwrUss,,ss
den man im Gegensätz zu den anderen Ländern, etwa .„>>
Sachsen kommend, leicht bemerkt, eher als einen Ge> „,
betrachten. Dann empfindet man auch, daß die zwar ra"d ^sssc
aber oft ausgezeichnet herrlichen Gegenden, wie eine ÄQssU
Strenge und Dürftigkeit der Lebeiisweise zu deni IsAfeiU
gehören. Ueberhaupt müssen die Hessen zu den rie
nnseres Vaterlandes gezählt werden, die am meisten, >"
 
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