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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 12.1877

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Die Kunstindustrie-Ausstellung zu Amsterdam, [1]
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Die Ruine der ehemaligen Cisterzienser-Abtei Woerschweiler
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Von der königlichen Gemäldegalerie im Haag
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https://doi.org/10.11588/diglit.5785#0387

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765 Die Ruine der ehemaligen Cisterzienser-Abtei Woerschweiler. — Von der königlichen Gemäldegalerie im Haag. 7tzg

steller veranlaßt werden. Es scheint übcrhaupt keinc
Hilfsmittel zu geben, um solchen Uebelständen prinzipiell
dorzubengen; die Anzahl der 1046 Gegenstände im
ersten Ausstellungskatalog mag seit dem Eröffnungstage
sich erheblich vergrößert haben. Hoffentlich kann ich ini
weiteren Bericht die ncuen Druckschriften inklusive des
Urtheils der Jurh benutzen und schlicße heuie mit der
Bemerküng, daß dic genannten Herrn Sekretäre im
Verein mit Anderen dic Aufstellung der Gegenstände
mit großem Geschick und Geschmack besorgt haben und
alle Anerkennung verdienen. II. 0.

Ne Nuine der ehemaligen Listerzienser-Hitei
Woerschweiler.

Ungefähr in der Milte zwischcn Zweibrücken und
Homburg in der baherischen Psalz, auf bewaldetem
Bergvorsprung hoch über der das Thal in südlicher
Richtung durchfurchenden Blies. finden sich die Restc der
Abtei Woerschweiler. Bon der gegenüber der Nuine
im Thal liegcnden Eiscnbahnstation Schwarzenacker ist
sie in einer halbcu Stunde auf schönem Wege durch
schatligen Wald zu erreichen. Der bis vor einem Jahr
verschüttete Chor nebst dem Querschiff der ehemaligen
Kirche ist jetzt durch die dankenswerthen BemUhungen
einiger Frcunde der Kunst und des Alterthums aus
Zweibrücken größteutheils freigelegt worden, und noch
weitere Ausgrabungcn zur Freilegung der Umfassungen
rc. sind in Aussicht gcnommen.

Bei eincm Ordcnsbau der Cistcrzienser wird so-
sort die Lage auf hohem Bergrücken ausfallen, dic als
scltene Ausnahmc von der Ordensrcgel bemerkenswerth
ist. Die Kirche war zur Zeit und in der Form des
Uebcrgangsstils als gewölbte Basilika erbaut. Der
Grundriß zeigt die Krcuzform; au das Vierungsquadrat
lehnt sich nach Osten ein glciches als Chor; drei Qua-
drate, deneu nach Nord uud Süd die Seiteuschiffe mit
je eincm Doppeljoch auf ein Joch des Mittelschiffs an-
liegen, bildcn nach Westen hiu das Langhaus, und zwei
Quadrate, eins nördlich und cins südlich der Vierung,
mit dieser das Querschiff. Oestlich lehnen sich den
Querschiffflügeln nach dem einfachen Gruudrißschema des
Cisterzienser-Ordens je zwei Kapellen an. Ucber die
Trümmer ragt die westliche Giebelmauer hoch empor,
in der das schöne Portal den Blick des Beschauers
fesselt, während darüber noch cin Theil vom Kranz
einer großen Rose zu erkennen ist. Dem hier im Ver-
gleich mit den übrigen Kirchen desselben Ordens aus-
nahmsweise kleinen Langhaus war später nach Westen
hin, wahrschcinlich zur Raunierweiterung, einc große
zweischiffige Vorhalle in gothischen Formen angefügt
wvrdeu. An das südliche Seilenschiff lehnle sich der
Kreuzgang; auch vieser war im gothischen Stil erbaut,

was gleichsalls aus Restcn von Konsolen rc. noch zu
erkennen ist. Ein kleines Portal, heute mit zwei wohl-
erhaltenen Grabsteinen vermauert, zeigt dicselben Formen
wie das Hauptportal und gcstattete den Eingang aus
dem Kreuzgang in die Kirche durch das zunächst dem
Querschifs gelegene Joch des südlichen Seitenschifss.
Außerdem sind nur spärliche Reste des Klosterthors und
der übrigen Klostergebäude erhalten.

Bei der Freilegung dcs Cbors und Querschiffs,
auf dcnen eine mit dichtem Gebüsch bewachsene kegel-
förmige Terrasse als Aussichtspunkt ausgeschütket war,
kamen wvhlerhaltene Grabsleine, ornamenlirle Backstein-
fliesen, die kräftig geformten Pfeiler- und wcich profi-
lirten Säulenbasamente, sowie viele Trünimcr von
Säulen, Gurlcn, Schlußsteinen rc. zum Vvrschein.

Dank den Nachgrabungen ist somit die Anlage und
Bestimmung dieses Architekturwerkes mit Sicherheit zu
erkennen, und sind auch nur noch Trümmer dcsselben
erhalten, so sind es deren doch genug, um seine einstigc
Schönheit, zu der das ganz aus rothen Sandsteinquadern
wohlgefügte Mauerwerk nichl wenig beigetragen hat,
ahnen zu lassen.

Mögen Ausübende und Freunde der Kunst, deren
Weg in der Nähc dieses Denkmals vorbeiführt, desscn
Besuch nicht versäumeu; er wird gewiß lohnend sein!

Von der königlichen Gemäldegalerie im Haag.

Herr Victor de Stuers, Rcfercnt über die Kunsl-
angelegenhciten im Ministerium des Znncren, hal zu
seinem früheren ausführlichen einen abgekürzten Kata-
log*) der königl. Gemäldegalerie im Haag heraus-
gegcben, wclcher 25 neue Nummern enthält, Gemätde,
die theils „aus dem Magazin des Museums" au's
Tageslicht gezogen, theils neu angekauft wurden. Das
„Magazin", um welches allc europäischen Gemälde-
galerien das Museum im Haag beneiden könnten, ist
wohl die Rumpelkammer, welche scit 1817 einen kost-
baren Schatz von Gemälden barg, die dort aufgestapelt
waren zu Nutz und Frommen der Mäuse und Spinnen.

Dcr frische Luftzug, der in Holland weht, hat auch
dicse dumpfe Kammer gesprengt, und was von den
Bildern bis jetzt ausstellungsfähig geworden ist,. besiudet
sich im Museuin vertheilt zwischen dcn seither bekannten
Gemälden. Der untere, früher der Kunstkaminer zur Ver-
fügung gestellte Stock ist ganz der Bilrersaiumlung einge-
räumt Es wird vielleicht manchen Kunstfreund interessiren,

*) Loüiiopto LssolirijvioZ' van 4s Xuuslvoorvvrpon
tsntoon^sstslä in üvt Loninlilffk Ladinst van Lsliiläorijen
ts s' 6trg.vsnIinAS. Dsräs nit^nvs. s' tlravsnIiL^s, Aar-
tinns dlijliotk. 1876.
 
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