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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 12.1877

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Konkurrenzentwürfe für ein Denkmal der Brüder v. Humboldt in Berlin
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5785#0147

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285

Korrespondenz.

286

urrenz. Alte bresthafte und kontrakte Herren, die
iheils den Eindruck von „alten Kleiderhändlern" machen,
cheils einen Handel mit Grabsteinen, Globen und alten
dergamenten zu eröffnen beabsichtigen! Jch wünschte,
^ Zeit wäre gekommen, wo die tüchtigen Künstler
^utschlands aufhörten, ihre Zeit in unfruchtbarcn
^onknrrenzen zu verbringen und das Feld dieser Sorte
^°u Konkurrenten überließen. Nur eine derartig krasse
^won8k-g,tio gck ooulos wäre im Stande, dem Kon-

^'renzunwesen den Todesstoß zu gcben.

Es mag ncch erwähnt sein, daß neben andern
^ünstlern Schradcr und Drake in die Zury gewählt

sind

weil der cine ein bekanntes Humboldtporträt, der

undere noch jüngst eine Humboldtstatue für Philadelphia
^fertigt hat. , L.

üontspondriij.

Danzig, im November 1876.

Nach fast zehnjähriger Abwesenheit nach Danzig
^rückgekehrt, fand Referent in dieser alten, schönen
^rdt mancherlei Vcränderungen, welche den malcrischcn
^rsanimteindruck der Stadt zwar nicht zu erhöhen ge-
^8net sind, welche trotzdem jedoch im Allgemeincn als
^rtheilhaft bezeichnet werden müssen.

Was am meisten aussällt ist, daß einige Straßen,
w die Langgasse und die Hundegasse, auch der letzten
^rr Beischläge, welche zu dem eigenthümlichen und
^>zvvllen Eindruck dcr Danziger Straßen so wescntlich
^iragen, beraubt worden sind. Wenn der Kunftfreund
^ Fallen der Beischlage, auck, jcdes einzelnen der-
^rn, lebhaft bedauert, so ist der jctzige Zustand der
^raßen gcgenüber demjcnigen vor zchn Jahrcn doch
Zweifel ein Fortschritt. Früher, als aus der gc-
^chlvssxnen Reihe der Beischläge so viele fehlten, machte
^ Straße den Eindruck eines ruinenhaften Uebergangs-
/rdiums. Das hat jetzt aufgehört. Zst die Langgassc
freilich lange nicht mehr so schön als vor fünfzig.
^ren, so jst ste doch noch immer höchst eigenthümlich
. ^d Malerisch. Zudcm ist sie jetzt — und das spricht
auch wesentlich mit — sehr viel bequemer für
.^gen und Fußgänger. Zn einigen Straßen, wie
^rr Frauengasse und der Heiliggeistgasse, wo die
„.^Ueriz viel geringer ist, sind die Beischläge fast
^»ntljch solbst mit den sie beschattenden BLumen,
erhalten.

2» oielen Straßen, deren alterthümlicher Charakter
^ ^r Hanptsache nur schwer modificirt werden kann,
dix zwischen den einzelnen Grundstücken

d^ und die HLuser massiv sind, sind im Laufe
füt, Jahre mancherlei neue Hausfa^aden aufge-
^ wvrden, welche Diesem und Jcncm nicht gefallen, an
^n Mancherlei auch mit Recht zn tadeln sein mag.

Doch passen sie im Allgemeinen in dcn Charakter der
Stadt mit ihrer malerischen Mannigfaltigkeit. Großes
Aufsehen machte in der letzten Zeit das Haus des Bau-
meisters Otto, welcher cinen alten Speicher in der
Hundegasse zu cinem Wohnhause für sich umgebaut hat.
Otto ist bei der Conception desselbcn nicht nach streng
architektonischen Grundsätzen verfahren, sondern mehr
auf malerischc Wirkung bedacht gewesen. Er wollte
von dem Alten möglichst viel erhaltcn, dasselbe aber
doch für seine modernen Zwecke nutzbar machen.
Und diese seinc Aufgabe hat Otto mit großem Geschick
gelöst. Dazu hat er denn noch mancherlei altes Ge-
räth, kunstvolle Eisengitter, Skulpturen aus Stcin und
Holz, Wandbekleidungen aus Holz und Faycnce, große
Schränke und Möbel verschiedener Art aufgckauft, wo
er sie nur haben konnte, und hat damit dic Räumc
seines Hauses sehr geschickt und geschmackvoll dekorirt.
Das Otto'sche Haus, Wohnhaus und Museum zugleich,
ist jetzt eine Sehenswürdigkeit von Danzig. Jn dem-
selben hat auch der Maler Striowsky, bekannt als
geistvoller Darsteller der Flissen, der polnischen Juden
und der Danziger Architektur, sein mit alterthümlichem
Geräth verschiedenster Art höchst malerisch eingerichtetes
Atelier aufgeschlagen.

Einen großen Fortschritt hat Danzig mit seinem
Museum gemacht. Wcnn das ehcmalige alte Francis-
kaner-Kloster in seinem verfallenen Zustande durch seine
architektonischcn Formen, die darin aufgestellten Skulptur-
Fragmcnte und alten Geräth'e und den „Asnius looi"
dieser Ruine, den alten Freitag, welcher das Gebäude
gegen alles geschriebene Recht annektirt und wiederholt
vom Umergangc gerettet hat, auch Viele interessirte, so
mußte jeder Unbefangene dock, cinsehcn, daß dasselbe
in dcm Zustande nicht bestehen konnte, und eine solche
„Rumpelkanuner" als „Museum" der Stadt Danzig
nicht zur Ehre gereiche. Jetzt ist aus der dem Unter-
gange geweihten Ruine cin stattliches' Gebäude ge-
worden, welches, wcnn auch nicht in allen Theilcn
mit vollem Verständniß, so doch mit vielem Ge-
schmack und Geschick für die modernen Bedürf-
nisse hergestellt worden ist. Es enthält jetzt zwei
Schulen und ein wirkliches „Museum". Jn den untern
gewölbten SLlen und Kreuzgängen sind Gypsabgüsse,
Möbel, Skulpturen von Holz, Münzen, Medaillen und
allerlei kunstvolles Geräth, im Hofe und in dem daneben
gelegenen Garten aber interessante Architektur- und
Skulptur-Fragmente, wie sie beim Umbau alter Gebäude
in Danzig öfter abfallen, in schöner, malerischer An-
ordnung, von frischem Grün umschlungen, aufgestellt.
Unter dem Dach sind einige größere und kleinere Säle
mit Oberlicht hergestellt, in welchen die Kabrun'sche
Sammlung von Gemälden, Handzeichnungen und Kupfer-
stichen und die späier dazu gekauflcn mit Verständniß
 
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