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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 12.1877

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Beavington Atkinson, J.: Londoner Kunstausstellungen
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5785#0347

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685

Kunstliteratur.

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Die bisher aufgezählten Ausstellungen repräsentiren,
zwei oder mchr von geringerem Werthe inbegriffen, eine
Gesammtziffer von ungefähr 4500 Werken. Daß unter
^eser großcn Zahl kaum ein einziges Bild oder Skulp-
turwerk sich befindet, welches einen europäischen Ruf
^crdiente, läßt die gegenwärtige Londoner Saison als
einen Mißerfolg erscheinen. Die Kunst leidet eben
unter dem Uebel, welches die Nationalökonomen mit
Keberproduktion bezeichnen. Die Zahl der Ausstellungen
U>ird im nächsten Jahre noch weit mchr über das Be-
diirfuiß hinausgehen. Neben den ausgestellten Werken
sind Tausende von Bildern als unverkäuflich bei Seite
geschafft und liegen aufgestaut in Kellern und Boden-
kanimern. Der Londoner Bildermarkt ist eine Lotterie
u>it wenig Treffern, aber unendlich viel Nielen.

Z. Beavington Atkinson.

Lunstliteratur.

Publikationcn vcs Vercins„Wieiicr Bauhlittc". X.Band.

Wien, im Selbstverlag der „Wiener Bauhütte".

1877. Fol.

Als wir das lctzte Mal der Publikationen der
"Wiener Bauhütte" in dieser Chronik gedachten (X.
2ahrg., Nr. 7), war mancher Wunsch sür deren Ber-
besserung auszusprechen. Kurz vorher waren im Schooße
^es Vereins die reformatorischen Schritte erwogen und
dorbereitet worden, und was damals gewünscht und
hrojektirt wurde, um die stark in's Stocken gerathenen
Peröffentlichungen nicht nur wieder zu neuem Leben ge-
^eihen zu lassen, sondern sie auch mit den nothwendigen
Perbesserungen auszustattcn — das liegt jetzt als voll-
kudete Thatsache in dem abgeschlossenen X. Jahrgange
^er „Bauhülte" vor uns. Ein großer Folioband von
ca. 40 Blättern — einige darunter in doppeltem For-
d>at — führt uns die Aufnahmen der Architekturschüler
un der technischen Hochschule und der Akademie von den
^kcursionen der lctzten Jahre vor. Jndem wir diese
kurz der Reihc und dem Zusammenhange nach durch-
Achen — es liegt in dcr Natur solcher von zahlreichen
^itwirkenden ausgeführter Publikationen, daß zusammen-
Tchörende Blätter nicht inimer unmittelbar einander
wlgen, sie sinv aber wenigstens jetzt in einem Jahrgang
^creinigt und abgeschlossen — übersehen wir vor Allem
*Ucht die Verbesserungen in der äußern Form und
^c vereinfachten Methoden der Vervielfältigung. Es
3>ug nämlich das erste Bestreben der Vereinsleitung,
^elche jn ihrem Präses, dem Assistenten an der tech-
Hjschen Hochschule, Herrn C. Heskh, einen außerordent-
^ch eifrigen und thätigen Förderer des Vereins besitzt,
^urauf hinaus, für die Publikationcn ein gleichmäßiges
^ud bequemeres Format in Heftform (45Cm.x60Cm.)
°'nzuführen, welches noch greß genug ist, um der Deut-

lichkeit der Darstellungen keinen Eintrag zu thun.
Sämmtliche Aufnahmen mußten daher auf dieses For-
mat reduzirt werden, und dies geschah, wenn sie nicht
von vornherein Ler gegebenen Größe entsprachen, durch
Uebertragung oer Zeichnungen mittelst Photolithographie
auf die Steinplatte, woburch gleichzeitig die Linien an
Schärfe gewannen. Dasselbe Berfahren konnte aber
nicht angewendet werden, wenn die Aufnahmen in Tönen
schattirt waren. Um solche Blätter dem Verein nicht
entgehen zu lassen, ist der thenre Lichtdruck — Photo-
graphie auf Glasplatten, von denen unmittelbar dic
Abdrücke gemacht werden — zu Hilfe genommen wordeu.
So verdanken dieser vcreinfachten und verminderten
Arbeit der ausübenden Mitglieder die theilnehmenden
manches schöne Blatt, das ihnen sonst entgangen wäre.

Zu diesen zählt vor Allem die gelungene perspek-
tivische Ansicht einer Restauration des Augustustempels
in Pola nach einer schattirten Bleistiftzeichnung von
Prof. C. König, welche durch Detailblätter, den reichen
Frics in ^/,g natürlicher Größe enthaltend, „ein Bei-
spiel römischer Ornamentik der vollendetsten Art",
Säulenkapitäl und Basis, sowie durch den cotirten Grund-
riß ergänzt ist. Diese Aufnahme, sowie ein Blatt mit
ver perspektivischen Ansicht der Uortu uurou waren die
Nesultate einer Exkursion von Hörern der technischen
Hochschule unter Leitung des Prof. König, während zu
gleicher Zeit die vorgeschritteneren Schüler unter Ober-
baurath v. Ferstel's Anleitung Venedig und Vicenza be-
suchten, von wo sie eine vollständige Rcstauration der
abgebrannten Rosenkranzkapelle — den Grundriß mit
dem Fußboden in sieben Farben ausgeführt, — dann
die originelle Billa Trissini von Palladio mit der breiten
eingebauten Loggia und die Fayade von dessen Pal.
Porlo mitbrachten- Von den Akademikern der Schule
des Oberbauraths v. Hansen sind diesmal nur die Chor-
stühle aus S- M. della Salute in ganz vorzüglicher, getreu
im Charakter gehaltener Ausführung zur Veröffentlichung
gelangt, während die Schule des Oberbauraths Schmirt
das reizende Prunkgemach im Fürstenschlößchen zu Meran
aufgenommcn hat, das uns die volle poetische Slimmung
solcker durch und durch wohnlicher und behaglicher
Räume mit ihren getäfelten Wänden, ihren Erker-
sitzen und den Fenstern voll „Batzenscheiben" vergegen-
wärtigt. Hiervon sind ein Grundriß, einige Schnitte und
mehrere Details Ver Thüren mit ihren feinen schmiede-
eisernen Beschlägen und der große, aus reich mit sigür-
lichen Darstellungen verzierten Kacheln aufgebaute, runde
Ofen aufgenommen. —- Aus einer entfernteren Exkursion
stammt die höchst interessante Wiedergabe des „hohen
Wachtthurms" zu Andernach, einem „künstlerisch voll-
kommen gelösten, fortifikatorisch abgeschlossenen Werk,
das seines Gleichen sucht", mit den Grundrissen der
verschiedenen Stockwcrke und dem nöthigen Schnitt.
 
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