Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 12.1877

DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5785#0415

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
821

822

Kunsthandel, — Sammlungm und Ilusstellungen. — Vermischte Nachrichten,

Lmifthaiidrl.

Jllustrationen zu Gustav Freytag's sannntlichen Werken

bereitet dis Verlagshandlung von Edwin Schloemp in Leip-
zig vor, Bedeutends Künstler der Düsssldorfer, Berliner
und Münchener Schule werden sich an dsm Nnternehmen
betheiligen, Als Mitarbeiter an dem Werke werden genannt:
Becker, Beyschlag, Camphausen, Diez, Doepler 8on,, Flüggen,
Grützner, von Heyden, Hoff, H, Kaulbach, Knille, Liezen-
Mayer, Lindenschmit, G. Max, Lossow, A, Menzel, Meyer-
heim, Piloty, W, Sohn, G, Spangenberg, Thumann, A,
Wagner, A. von Werner, Wisnieski u, A. Diese Jllustra-
tionen, von Fr. Bruckmann's bewährtem Jnstitut in gr,
Kaiserformat photographisch reproducirt, versprechen eine
wirklich künstlerische Ergänzung zu den Werken Freytag's
zu werden,

I! Defregger's „Ball auf der Alm", gestochen von
Christof Preiyel. Von den zahlreichen Werken Defregger's
erfreut sich kaum eines einer größeren Popularität als sein
von gesundestciii Humor durchwehter „Ball auf der Alm".
Jm Herbste des Jahres 1872 hat der Münchener Kupferstecher
Christof Preissel, der sich durch eine Anzahl schöner Blätter
bereits vor Jahren einsn wohlbegründeten Ruf erwarb, im
Auftrage der Montmorillon'schen Kunsthandlung (Maillinger)
in München mit dsm Stich einer großen Platte nach diesem
Bilde begonnen und selben nunmehr nach dreieinhalbjähriger
Arbeit vollendet, Das in großen Maßverhältnissen gehaltene
Blatt ist ivie das in der Natur des Originals lag, ein sog.
Farbenstich und giebt alle Farbennuancen des Originals in
gelungenster Weise durch geistvolle Führung des Stichels
wieder, Das gilt namentlich auch von dem'kostlichen Halb-
dunkel. Die äußere Ausstattung des Blattes ist eine dem
innerenWerthe vollkommen entsprechende, wahrhaft splendide:
sauberster, sorgfältigster Druck von A, Wettsroth auf kost-
barem fraiizösischemKupferdruckpapier mit breitem„Liebhaber-
rand", Das Blatt ist vom Herausgeber der Frau Prinzsssin-
Erzherzogin Gisela gewidmet worden, welche die Widmung
huldvoll annahm.

Zammluiigeil und Aiisftcllililgkn.

L. Stuttgart. Jn den hiesigen Ausstellungen war es
während der 'Sommermonate still, Mit den herbstlichen
Tagen finden sich aber auch wieder mehr neue Bildsr ein,
Jm Salon von Herdtle L Peters sahen wir drei treffliche
Landschaften vonSchuster, „BeimEinsiedler" und„Morgen"
und „Abend", von denen sich namentlich die beiden letzteren
durch naturwahre Stimmung und poetische Auffassung aus-
zeichneten, Bemerkenswerth waren ferner ein Motiv vom
Starnberger See von C, Ludwig, eine „Baumreiche Land-
schaft" von Kotsch in München und ein „Sonnenuntergang"
von Sommer in Altona, Bei dem „Strand von Rügen"
von Hugo Knorr in Karlsruhe schien uns der Horizont
etwas zu hoch gewählt, wodurch das sonst wohl gelungene
Bild einigermaßen beeinträchtigt wurde, Erivähnung ver-
dienen noch ein „Motiv von Neapel" von Albert Arnz in
Düsseldorf, ein „Abend am See" von Mali in München
mit gutsr Thierstaffage, Größere Ansprüche macht eine um-
fangreiche Abendlandschaft von von Gleichen-Rußwurm
in Weimar, welche ein an sich unbedeutendes Motiv durch
die Wahrheit und naturalistische Wirkung der Darstellung
zu hervorstechender Geltung brachte, Etwas dekorativ, aber
ebenfalls prächtig in der Wirkung waren auch zwei Bilder
von Bäuerle in London, „Feldblumen" und „Auf hohen
Bergen" betitelt, von denen uns namentlich das letztere
gefiel, Unter den Genrebildern haben wir neben zwei kleineren
Werken von Hensler in Weimar des Gemäldes von H, v.
Rustige zu gedenken, welches uns in eine ländliche Wirths-
stube Tirols versetzt, Ein Mönch spielt vor den versammelten
Dorfbewohnern jeden Alters und Geschlechts auf der Zither
und versenkt sich selbst dabei in süße Eriiinerungen, wie der
beseligte Ausdruck des Antlitzes zeigt, Ein sorgiältig aus-
geführtes „Lesendes Mädchen" von Humbert in Frankfurt
a/M,, drei wirkungsvoll behandelte Bildniffe von Gaupp
und ein gelungenes Porträt der schönen Gattin des Dichters
Theobald Kerner von G, Fischer mögsn sodann den Reigen
der Oelbilder beschließen, Eine Anzähl trefflicher Aquarelle
von Choulant in Dresden, van Ruith m Mailand und

Remi van Haanen und eine Sammlung vorzüglicher
Radirungen von August Bauer in Basel fanden verdienten
Beifall, — Jm Lokal des württembergischen Kunstversins
dürfen unzweifelhaft zwei virtuos behandelte große Land-
schaften von Josef Wenglein in München den ersten Rang
beanspriichen. Die eine zeigt eine beschneite Gegend im
eisigen Winter, die andere ein Motiv von der Jsar bei ge-
witterschwerer Luft, Etwas roh und wild dagegen erschien
eine Herbstlandschaft von Haffner, A, v, Waldenburg be-
wührte sein schönes Talent in einem Motiv aus dem Engadin,
Röth brachte eine ansprechendo ernste Landschaft deutschen
Charakters, und Voltz, wie immer, eine Landschaft mit
Kühen, die in Komposition und Ausführung die bekannteii
Qualitäten dieses Meisters zeigt, Pausinger lieferte ein
größeres Thierstück und Behringer eine Scens aus dem
letzten Feldzug, eine Abtheilung Ulanen, welche Lebensmittel
und Futter requiriren, Eberle's „Nach dem Bade", „Des
Schäfers Einkehr" von G. Meier, „Ankunft" und ,,Ab-
schied" von Henseler, zwei frisch und lebendig dargestellte
Scenen aus dem Hochgebirge, mögen noch als bemerkens-
werth hervorgehoben werden, Von tief poetischer Empfin-
dung zeugt „Der erste Schmerz" von H, Max in Prag:
eine junge Mutter steht woinend am leeren Bette ihres
Kindes, von dessen Begräbniß sie gerade zurückgekommen zu
sein scheint, Der Ausdruck des Kopfes könnte freilich feiner
und tiefer gefaßt sein.

Vermischte Nachrichten.

Das Kaiserftst im Düsseldorftr Malkasten. Die An-
wesenheit des Kaisers Wilhelm in den Rheinlanden bot den
Düsseldorfer Künstlern die erwünschte Gelegenheit, dcm ge-
liebten Monarchen in ihrem Lokal ein Fest zu geben, über
welches die Köln, Zeitg. u, A, berichtet: Der großs Saal
war mit goldenen Palmzweigen und bunten Guirlanden von
phantastischen Blumen geschmückt, vor derMusiktribüne hingen
prachtvolle Teppiche mit den Wappen des Kaisers, deni der
Hohenzollern und dem sächsischen Wappen und überreicher
Goldstickerei herab, Jm kleinen Saale, wo die Tafel für
die höchsten Herrschaften gedeckt war, erhob sich hinter der-
selben ein Kredenztisch mit Prachtgeräthen aller Art pyra-
midalisch bis zur Decke, ganz im Stile des 17. Jahrhunderts,
dem auch die malerische Dekoration der Wände entsprach.
Den Gipfel dieses Aufbaues Lildete, ebenfalls im Charakter
dieser Stilperiode, ein Schaugericht, eine Pfauenpastete mit
dem ausgebreiteten Schweife des Vogels, und unten flan-
kirten zwei Hummer von noch nie dagewesener Größe die
Kredenz, Glänzende Schüsseln, Schalen und Bowlen in ge-
triebenem Metall, venetianische Gläser, ein gewaltiger mit
eingelegten Münzen ornirter Pokal, ein als Pokal montirtes
Straußenei und andere kuriose Ziergefäße, wie deren das
grüne Gewölbe in Dresden so viele enthält, waren zusammen-
gruppirt, Jn der Ecke des Saales stand auf einem ge-
schmtzten Schreine eine etwas übergroße Nachbildung eines
Pokals aus der genannten Schatzkammer, ein Löwe ganz
von glänzendem Golde, der absr anstatt' des sächsischen
Wappens das Künstlerwappen in den Pranken hielt. Pracht-
volle alte Teppiche bildeten die Portieren der Nebenthüren
und stimmten genau zu dem Tone der ziemlich verschwärzten
Wandgemälde des Saalss, der in seiner Gesammtheit einen
überaus malerischen Anblick darbot, Und alle diese Pracht
war doch nur Schein, und mit Aiisiiahms etwa der getrie-
benen Gefäße, die aus verschisdenen Sammlungen her-
stammten, nur Jmitation, zum Theil aus den wunderlichsten
Materialien, Der Eindruck war jedoch so sachlich wahr und
reich, daß mehrere der fürstlichen Gäste sich erkundigt haben,
wie doch alle diese Herrlichkeiten herbeigeschafft wären und
namentlich eine sehr kunstfreundliche hohe Persönlichkeit einem
Vorstandsmitgliede über die fürstliche Einrichtung des Kiinst-
lervereins ein aufrichtig gemeintes Kompliment machte, Wie
gesagt, war das Alles aber nur Schein und Täuschung, aber
die Täuschung war so groß, daß sie selbst bei Tagesbeleuch-
tung Stand hielt, Mehrere Künstler, namentlich 'der Maler
Krüger, haben übrigens auch wochen-, ja monatelang an
diesen künstlichen Spielereien gearbeitek, So waren auch
die strahlenden Wunderblumen im Garten, die Felsengrotte
im Weiher und die Prachtgondel mit den steuchtenden
Schwänen das Werk von Kttnstlerhänden einzelner Mit-
 
Annotationen