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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 12.1877

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Die Hozer-Ausstellung im Wiener Künsterhause
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Die akademische kunstausstellung in Berlin, [6]
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171

Die akademische Kunstausstsllung in Berlin.

172

können in dieser Richtung als ein Schatz gelten und
namentlich der heute häufig ob dcr verlockenden Mal-
technik, was strenge Form betrifft, allzufrüh abirrenden
Jugend als Muster vorgehalten werden.

Aus dem ersten Ringen heraus steht man Holzer
nach einem schönen, warmen Kolorit streben, das, mit
einer gewissermaßen minutiösen Darstellung und Aus-
arbeitung der Details vereint, ihn Bilver schaffen läßt,
welche theils an Karl Marko's feinen, idealisirenden
Pinsel oder auch in Anbetracht ihrer doch vor-
wiegend naturalistischen Richtung an eine Kategorie
moderner holländischer Maler, wie Koekkoek u. a., mahnen,
ohne freilich auch nur annäherungsweise imitirend zu
crscheinen. Eine gewaltige Reihe von Waldstudien aus
Lundenburg wie aus denKarpathen schälte den Künstler bald
wieder von der etwas süßlichen, wenn auch reizend feinen
Technik los. Er versucht sich nun an Bildern größerer
Dimensionen, zeichnet dieselben bis in's letzte Detail
durch und wird dadurch, wenn auch nicht monoton, so
doch etwas trocken im Kolorit, woran insbesondere seine
Karpathenbilder leiden. Es folgt eine Reihe der saftigst
gemalten Studien; daraus wird ersichtlich, daß der
Künstler, selbst die schwächere Seite seines Talentes er-
kennend, dieselbe zu beherrschen suchte. Die in jene
Epoche fallende Serie von Studien gehört wohl zu
dem Besten, was der Künstler schuf, und der bald
hierauf auch in den Bildern sichtbare Einfluß dieser
Bestrebuugen gipfelt in dem schönen, von wahrer
Waldespoesie angehauchten, vor Kurzem vom .Kaiser
FranzIoseph für dieBelvedere-Galerie angekauften großen
Bilde „Der stille Waldwinkel". Ein zweites, sehr be-
deutend concipirtes und eine wahre Waldesromantik aus-
strahlendes größeres Gemälde ist „Die Hirschjagd",
welches Bild trotz seiner Schönhcit bis heute noch keinen
Käufer gcfunden hat.

Von da an bringt Holzer übcrhaupt eine Folge
äußerst frisch und effektvoll gemalter Bilder, welche
sämmtlich, namentlich wenn sie den Wald behandeln,
alle bereits erwähnten Vorzüge des Meisters iu vollstem
Maße an sich tragen. In den Studieu der letzten zwei
oder drei Jahre jedoch ringt sich Holzer sichtlich aus der
durch die Alles detaillirende Zeichuung stets noch etwas
spitzig erscheinenden Pinselführung heraus. Mit breiteu,
vollbewußten Strichen, ja man kann sagen in genialeni
Wurfe schildert er insbesondere in den Studien aus dem
Wiener Walde wie in jenen von St. Gallen (Ober-
steiermark) mit einer für den Kenner der Natur ent-
zückenden Schärfe der Auffassung das sich ihm jeweilig
darbietende Motiv. Die Slimmung ist in diesen Studien
immer eine direkt aufgegriffene und wohl getroffene.
Mag sie hier trübe oder dort leuchtend im hellsten
Sonnenschein sein, hier das rcizcnde Grün des Früh-
sommers, dort die dumpfe Schwüle des heißen Tages

oder den klaren Farbenschein der herbstlichen Natur
schildern, überall herrschen Bestimmtheit der Ausfassung
und die vollste Sicherheit des künstlerischen Vermögens'
Ja es geht aus diesen lctzten Arbeiten des Künstlers gaNZ
unzweifelhaft hervor, daß er auf dem besten Wege war,
in der nächstfolgenden Periode seines Schaffens bei der
Beibehaltung der ihm so sehr eigenen Formpräcision
auch noch jenen koloristischen Zauber zu erringen, dessen
Mangel ihm so häufig zum schmerzlichen Vorwurfe
gemacht wurde.

Um so wehmüthiger ergreift daher den vom VoÜ'
genuß des Betrachtens eines so reich begabten Künstler-
walteus Erquickten die traurige Thalsache, daß inmitten
eines neuen, bedeutsamen Aufschwunges, wie sich diesir
in den eben erwähnten letzten Studien des Meisters
schlagend kundgiebt, durch den unerbittlichen Tod die si
freudig und unverdrossen schaffende Hand gelähmt wurde,
ohne noch dasjenige zum Ausdruck, zur Vollendung
bracht zu haben, was in der letzten Phase des Meister^
geschlummert habeu mochte.

Des Künstlers mit Blumeu und LorberkränzeU
geschmücktes, wohl getroffeues Bilvniß, das imnitte»
seiner Werke aufgestellt ist, hat Professor Karl Blaas
theils aus der Erinnerung, theils nach einer Photograph^
in der diesem Künstler eigenen, tüchtigen Weise geinalt-

V. 8.

Die lcka-emische Ännstausstellung in Lerlin.

VI.

- ^

Aufkeinem Gebietemacht sich dasFehlender„SpcheN
so entschieden bemerkbar, wie auf dem des Porträtö'
während die vorige Kunstausstellung gerade im Porträt'
fach excellirte. Man weiß die Bedeutung eines Lenbasi'
eines Angeli am besten zu würdigen, wenn man sic orN'
mißt. Richter vermag allein nicht zu entschädigen; ^
anderen, die man noch in der Nähe dieser Meister nenn^
darf, Kaulbach, Graef, Biermann u. a., sind theils ansi
fallend zurückgegangen, theils sind sie nicht so vertreteN-
um den Glanz frühcrer Jahre aufzufrischen. Rich^
und Biermann sind unter den ca. 60 Porträtmalel'd
die ausgestellt haben, vielleicht die einzigen, die si
längerem Verweilen auffordern. Von Richter sind
Porträts vorhanden, an denen neben der bei Risi^
selbstverständlichen virtuosen Malerei die geistvolle, rsi^
aus feine Charakteristik am meisten interessirt.

Fürst von Pleß, in der goldgestickten Uniform riu^
Oberjägermeisters, ist das Urbild eines Aristokraten ^
reinstem Wasser und zugleich das Urbild edler MaN^
lichkeit mit einem leichten, sentimentalen Anflug, wel ^
der brillanten Persönlichkeit einen ganz eigenart'ö^
Reiz verleiht. Kraft und Grazic sind zu gleichen
mit einander gemischt und vereinigen sich zu eineM
 
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